Brausepulver

Brausepulver ist ein Pulver zur Herstellung von sprudelnder Brause. In Deutschland wird ein solches Pulver unter dem Markennamen Ahoj im Handel vertrieben. In der Schweiz ist Brausepulver am bekanntesten als Brausetablette mit Markennamen Tiki. Das gleiche Prinzip wie bei Brausepulver wird auch für sprudelnd lösliche Vitamintabletten und ähnliche Produkte verwendet.
Wird eine Mischung aus Natron (Natriumhydrogencarbonat, NaHCO3) und Weinsäure oder Zitronensäure in Wasser gegeben, reagieren Natron und Weinsäure miteinander, es entstehen Natriumtartrat und Kohlensäure, die weiter in Wasser und Kohlenstoffdioxid zerfällt, welches das Getränk zum Sprudeln bringt.
Zitronensäure (C6H8O7) löst folgende Reaktion aus:
- NaHCO3 + C6H8O7 → NaC6H7O7+ H2O + CO2
Geschichte
Schon im 19. Jahrhundert wurde Brausepulver hergestellt.[1] Getrunken wurde Brause Ende des 19. Jahrhunderts wie folgt: „Zur Benutzung schüttet man einen gehäuften Theelöffel voll Brausepulver in ein reichlich zur Hälfte mit Wasser gefülltes Glas, rührt einmal um und trinkt möglichst schnell während des Brausens. (...) Da hierbei stets sehr viel Kohlensäure verloren geht und man das B. hauptsächlich der Wirkung der Kohlensäure halber genießt, so ist es bei weitem zweckmäßiger, das Pulver trocken in den Mund zu nehmen und mit Wasser hinunterzuspülen.“[1] In England hieß das Brausepulver damals Soda powder, 2 g doppeltkohlensaures Natron und 1,5 g Weinsäure wurden getrennt in farbigen Tütchen verkauft und erst unmittelbar vor dem Trinken zusammen in Wasser gegeben. Es gab Ende des 19. Jahrhunderts auch bereits aromatisierte Varianten, die nach Ingwer oder nach Pfefferminze schmeckten. Sogar als Pulver für Medikamente wurde es genutzt, um den Geschmack angenehmer zu machen, zum Beispiel bei einem Schwefel-Brausepulver.[1]
Industriell gefertigte Brausepulver können auch Lebensmittelfarbe und andere Zusätze enthalten.
Die industrielle Herstellung von Brausepulver in Deutschland geht zurück auf den Kaufmann Theodor Beltle aus Stuttgart. Mit seinem Schwager Robert Friedel gründete Beltle 1925 die Robert Friedel GmbH (Frigeo), die Friedel-Brause als „Brauselimonaden-Pulver für alle Bevölkerungsschichten“ herstellte. Die Markenrechte gingen 2002 an die Firma Katjes.
Anfangs kam die Brause in dreieckigen Tütchen, in denen sich zwei getrennte Tabletten mit Natron und Weinsäure befanden, die zusammen in Wasser gegeben werden mussten, in den Handel. Als Geschmacksrichtungen wurden nur Orange und Zitrone angeboten. Bedruckt waren die Tüten zuerst mit Bergmotiven, doch bald wurde die Brause nach einer Idee Beltles in: „Ahoj Friedel-Brause“ umbenannt und das von ihm entworfene Markenzeichen, ein winkender Matrosenjunge, verwendet. Seit 1932 hieß sie dann – wie heute noch – „Frigeo Ahoj-Brause“.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden fertige Limonaden immer populärer und das Brausepulver, das es mittlerweile auch mit Waldmeister- und Himbeergeschmack gab, spielte für Getränke kaum noch eine Rolle, ist aber bei Kindern bis heute beliebt, um es trocken aus der Hand zu lecken, was zu einem „explosiven“ sauer-sprudelndem Geschmackserlebnis führt. Bekannt wurde auch die Szene in Günter Grass' Roman „Die Blechtrommel“, in der Oskar Matzerath das Brausepulver aus dem Nabel seiner Freundin leckt.
Bei Erwachsenen und Jugendlichen erlebte das Brausepulver die letzten Jahre auch einen neuen Aufschwung und wird immer häufiger auf Partys zusammen mit Alkohol in Form verschiedener Cocktails konsumiert. Am weitesten verbreitet ist hierbei Wodka Ahoj. Dabei wird der Inhalt eines Päckchens Brausepulver in den Mund genommen und im Mund mit Wodka gemischt. Alternativ wird das Brausepulver in den Mund genommen, der Wodka hinterher gegossen und beides so schnell hinuntergeschluckt, dass das Aufschäumen des Brausepulvers nicht im Mund, sondern im Magen geschieht.
Quellen
Weblinks
- Wikisource: MKL1888:Brausepulver – Quellen und Volltexte
- Homepage Frigeo Ahoj-Brause