Reichskleinodien



Die Reichskleinodien (auch: Reichsinsignien) sind die Herrschaftsinsignien der Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Dazu gehören als wichtigstes Teil die Reichskrone, die Heilige Lanze und das Reichsschwert. Sie werden heute in der Schatzkammer der Wiener Hofburg aufbewahrt.
Die Reichskleinodien sind der einzige vollständig erhaltene Kronschatz aus dem Mittelalter.
Bestandteile der Reichskleinodien
Die Reichskleinodien bestehen aus zwei verschiedenen Teilen. Die größere Gruppe sind die sogenannten „Nürnberger Kleinodien“. Der Name stammt daher, weil sie von 1424 bis 1796 in Nürnberg aufbewahrt wurden. Zu dieser Gruppe gehören die Reichskrone, die Krönungsgewänder, der Reichsapfel, das Zepter, das Reichs- und das Zeremonienschwert, das Reichskreuz, die Heilige Lanze und alle übrigen Reliquien mit Ausnahme der Stephansbursa.
Die bereits erwähnte Stephansbursa, das Reichsevangeliar und der sogenannte Säbel Karls des Großen wurden bis zum Jahre 1794 in Aachen aufbewahrt und werden deshalb als die „Aachener Kleinodien“ bezeichnet. Seit wann diese Stücke den Reichskleinodien zugerechnet und in Aachen aufbewahrt wurden, ist nicht bekannt.
Heutiger Bestand in Wien: | |
Name | Wahrscheinlicher Entstehungort und -zeitraum |
---|---|
Reichskrone | westdeutsch, 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts |
Reichskreuz | westdeutsch, um 1024/1025 |
Heilige Lanze | langobardisch, 8./9. Jahrhundert |
Kreuzpartikel | |
Reichsschwert | Scheide deutsch, 2. Drittel des 11. Jahrhundert |
Reichsapfel | westdeutsch, etwa Ende 12. Jahrhunderts |
Reichsevangeliar (Krönungsevangeliar) | Aachen, Ende des 8. Jahrhunderts |
Stephansbursa | karolingisch, 1. Drittel des 9. Jahrhunderts |
Säbel Karl des Großen | osteuropäisch, 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts |
Krönungsmantel (Pluviale) | Palermo, 1133/24 |
Alba | Palermo, 1181 |
Dalmatica (Tunicella) | Palermo, um 1140 |
Strümpfe | Palermo, um 1170 |
Schuhe | Palermo, um 1130 oder um 1220 |
Handschuhe | Palermo, 1220 |
Zeremonienschwert | Palermo, 1220 |
Stola | mittelitalienisch, vor 1338 |
Adlerdalmatica | oberdeutsch, vor 1350 |
Zepter | deutsch, 1. Hälfte des 14. Jahrhundert |
Aspergile | deutsch, 1. Hälfte des 14. Jahrhundert |
Reliquiar mit den Kettengliedern | Rom oder Prag, um 1368 |
Reliquiar mit einem Gewandstück des Evangelisten Johannes | Rom oder Prag, um 1368 |
Reliquiar mit einem Span der Krippe Christi | Rom oder Prag, um 1368 |
Reliquiar mit dem Armbein der heiligen Anna | wahrscheinlich Prag nach 1350 |
Reliquiar mit einem Zahn Johannes des Täufers | böhmisch, nach 1350 |
Futteral der Reichskrone | Prag, nach 1350 |
Reliquiar mit einem Stück vom Tischtuch des Letzten Abendmahls |
Geschichte

Eine ausführlichere Darstellung der Geschichte zumindest der „Nürnberger Kleinodien“ ist im Artikel Reichskrone zu finden.
1002 starb Kaiser Otto III. auf der Burg Paterno. Die Reichsinsignien wurden nach Aachen gebracht (Kopien sind heute im Rathaus zu sehen) und wurden dort vom Herzog Heinrich von Bayern geraubt, der daraufhin tatsächlich Kaiser wurde.
1073 floh Kaiser Heinrich IV. von der Harzburg und nahm die "Reichsinsignien und von seinen Schätzen so viele er konnte" mit sich.
1105 wurde Heinrich IV. in der Pfalz Ingelheim von seinem eigenen Sohn beraubt.
Von 1240 bis 1242 waren die Reichskleinodien vermutlich in der Burg Krautheim in Verwahrung.
1314 wurden die Stücke erstmals öffentlich dem Volk vom Basler Münster aus vorgezeigt ("Heiltumsweisung").
1424 wurden die Reichskleinodien auf Befehl von Kaiser Sigismund für alle Zeiten in die freie Reichsstadt Nürnberg verbracht. Vor den anrückenden Franzosen evakuierte man 1796 den Schatz nach Wien.
1938 überführten die Nationalsozialisten ihn wieder nach Nürnberg.
1945 wurden die Reichskleinodien von US-Soldaten in einem Salzbergwerk bei Helmstedt gefunden und 1946 zurück nach Wien in die Hofburg gebracht.
Literatur
- Heinrich Pleticha: Des Reiches Glanz, Die Reichskleinodien und ihre Geschichte, Freiburg 1989, ISBN 3-88189-479-9
- Ernst Kubin: Die Reichskleinodien, Ihr tausendjähriger Weg, Wien und München, 1991, ISBN 3-85002-304-4
- Gesellschaft für staufische Geschichte (Hg.): Die Reichskleinodien, Herrschaftszeichen des Heiligen Römischen Reiches, Göppingen, 1997, ISBN 3-929776-08-1