Ordinalzahl
Beim Zählen benutzt man Ordinalzahlen (auch Ordnungszahlen genannt), um die Position eines Elements in einer Folge anzugeben: "Erstes, zweites, drittes, ... Element". Sprachlich benutzt man dazu bestimmte Zahlwörter. Auf dieser Weise ordnet man jedem Element der Folge eine natürliche Zahl zu, die zum Index dieses Elementes wird. Mit Hilfe der Indizes kann man Schlussfolgerungen darüber machen, ob ein Element vor einem anderen Element steht, wie "weit" es vom Anfang der Folge entfernt ist und falls es einen Vorgänger hat, diesen Vorgänger zu bestimmen. Solche Schlussfolgerungen kann man nicht nur für die Folge als ganzes machen, sondern auch für jede ihrer Teilfolgen, die genau so wie die gesamte Folge ein Anfangselement und Nachfolgeelemente besitzen. Eine natürliche Zahl kann für zwei Zwecke benutzt werden: Zum einen, um die Anzahl der Elemente einer (endlichen) Menge zu beschreiben, und zum anderen, um die Position eines Elements in einer geordneten Menge anzugeben. Georg Cantor verdanken wir die Idee, wie man dieses Konzept innerhalb der Mengenlehre auf beliebige unendliche Mengen verallgemeinern kann. Während die beiden Konzepte - Zahl als Messinstrument für Größe und Zahl als Index - für endliche Mengen übereinstimmen, muss man sie für unendliche Mengen unterscheiden. Die Beschreibung der Größe einer Menge führt zu dem Begriff Kardinalzahl, während die Beschreibung der Position in einer geordneten Menge zu dem Begriff Ordinalzahl führt, was Thema dieses Artikels ist. Die Gesamtheit der Ordinalzahlen, die man meistens mit oder bezeichnet, bildet in der modernen Mengenlehre - wie die Kardinalzahlen - eine echte Klasse.
Geschichte der Entdeckung
Den Bedarf an einer Erweiterung des Sytems der natürlichen Zahlen ist von Cantor festgestellt worden, als er die Frage untersucht hat, welche von den reelle Funktionen eine eindeutige Darstellung durch trigonometrische Reihen haben. Ihm ist aus Vorarbeiten von E. Heine bekannt gewesen, dass die im Intervall stetigen Funktionen ein solche Darstellung haben. Cantor zeigt 1870, dass dies für jede Funktion richtig ist, deren trigonometrische Reihe überall konvergiert. Die Frage nach der Existenz von weiteren Funktionenklassen, die diese Eigenschaft besitzen, ist damit aber noch nicht beantwortet. Schon der Satz von Heine ist für Funktionen richtig, die fast überall stetig sind, also solche mit nur endlich vielen Unstetigkeitsstellen. Die Frage nach der Eindeutigkeit ist äquivalent zu der Frage, ob das Verschwinden der trigonometrischen Reihe
auf der Menge \ auch das Verschwinden der Koffizienten und nach sich zieht. Mengen mit dieser Eigenschaft werden Mengen vom Typ U genannt (aus dem französischen unicite - Eindeutigkeit) und alle andere Mengen - Mengen vom Typ M (multiplicite - Mehrdeutigkeit).[1] Endliche Mengen sind also Mengen vom Typ U. Indem man zwei Mal integriert, erhält man die Riemann-Funktion:[2]
Wenn linear ist, dann sind alle und gleich . Wenn man also für eine Menge beweisen würde, dass aus \ die Linearität von folgt, dann wäre damit auch die Zugehörigkeit von zum Typ U bewiesen worden. Cantor verwendet diese Idee in sienem Artikel "Über die Ausdehnung eines Satzes aus der Theorie der trigonometrischen Reihen" vom Jahre 1871 und zeigt:
- "...Ist (p,q) irgendein Intervall, in der nur eine endliche Anzahl von Punkten der Menge P liegt, so ist F(x) in deisem Intervalle linear..." (Seite 131.)
Falls unendlich ist, dann hat sie mindestens einen Häufungspunkt. Cantor nennt die Menge der Häufungspunkte einer Menge abgeleitete Menge und bezeichnet sie mit , die abgeleitete von beziechnet er mit usw.. (s. Hauptartikel: Ableitung einer Menge). Falls nach eindlich vielen Schritten eine endliche Menge erreicht wird, dann nennt Cantor die Menge eine Menge -er Art. Cantor stellt fest, dass sich die Linearität von in dem Intervall auch dann beweisen läßt, wenn endlich viele Punkte der Menge enthält, wobei die Korrektheit dieser Aussage von der Wahl der natürlichen Zahl nicht abhängig ist. Mengen mit einer leeren mehrfachen Ableitung sind also immer vom Typ U. In deisem Artikel gehen die Cantorschen Überlegungen noch nicht über endliche Iterrationspozessen hinaus allerdings enthält er schon Denkmuster, die später die gesamte Mengenlehre prägen werden. Er ordnet der Veranschaunlichung der reellen Zahlen durch geometrischen Punkten eine zweitrangige Rolle zu, indem er die reellen Zahlen als Cauchy-Folgen aus Elementen der Menge A der rationalen Zahlen definiert. Die Menge dieser Folgen bezeichnet er mit B und definiert dort die für A üblichen Rechenarten. Chauchy-Folgen aus Elementen der Menge B bilden eine weitere Menge C. Dieser Prozess lässt sich theoretisch ins Unendliche fortsezen. Cantor versteht von nun an unter Punkt ein Element irgendwelcher Menge A, B, C,... . Der Aufbau solcher geordneter Hierarchien, bei denen der Übergang von einer Stufe zur Nächsten durch Grenzübergänge erfolgt, ist später zu einem häufig eingesetzten Mittel zur Einführung neuer mengentheoretischen Begriffe geworden. Wir werden sehen, dass eine solche Hierchie auch bei den Ordnungszahlen zu erkennen ist. Nach dieser Arbeit über trigonometrischen Reihen hat sich das Interesse Cantors für das Problem eine gleichzeitig notwendige und ausreichende Bedingung für die Eindeutigkeit der Entwicklung von Funktionen in trigonometrischen Reihen abgeschwächt. Die Frage ist später sehr intensiv von du Bois-Reymond, de la Vallee Poussin, Young, Denjoy, Bari, Raichmann und Menschow untersucht worden allerdings ohne dabei zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zu kommen.[1] Cantor selbst hat sich der Aufgabe gewidmet, die Punktmengen danach zu klassifizieren, wann der Prozess des Ableitens terminiert. Mengen, bei dennen das nach endlich vielen Schritten passiert, nennt Cantor Mengen der ersten Gattung. Eine Menge ist genau, dann eine Menge der ersten Gattung, wenn die Menge
nicht leer ist. Ein natürliches Gedanke dabei ist genau diese Menge zu der ersten Ableitung transfiniter Ordnung zu machen für Mengen zweiter Gattung. Cantor bezeichnet sie mit . Darauf folgen die Ableitungen
Cantor schreibt:
- ...Durch consequentes Fortschreiten gewinnt man successive die weiteren Begriffe:
- u.s.w.; wir sehen hier eine dialektische Begriffserzeugung, welche immer weiter führt und dabei frei von jeglicher Willkür in sich nothwendig und consequent bleibt...", ("Über unendliche, lineare Punktmannichfaltigkeiten, 2.", Math. Ann., 1880, Seiten 357-358).
In diesem nicht mal fünf Seiten langen Artikel zeichnet Cantor den so gut wie ganzen Weg, wie man aus den natürlichen Zahlen ein vollständiges transfinites System von Ordungszahlen entwickenln kann.
Die natürlichen Zahlen als geordnete Mengen
Um die natürlichen Zahlen in eine mengentheoretische Hierarchie einzubetten, verfährt man in der Mengenlehre folgendermaßen. Man nennt die leere Menge die Null der natürlichen Zahlenfolge. Jede weitere Zahl definiert man als die Menge der Zahlen, die schon definiert sind:
- ...
- ...
So definiert, sind die natürlichen Zahlen wohlgeordnet durch die Elementrelation (). Zum Beispiel hat die Zahl 4 die Elemente 0, 1, 2, 3, die als 0 < 1 < 2 < 3 geordnet werden. Man schreibt deshalb auch . Eine natürliche Zahl ist also kleiner als eine Zahl wenn ein Element von ist.
Für die gesamte Menge der natürlichen Zahlen setzt man:
Die Existenz der Menge wird in dem Zermelo-Fraenkelschen Axiomensystem durch das Unendlichkeitsaxiom gesichert.
Motivation und Definition
Die Theorie der Ordinalzahlen ist eine Abstraktionstheorie, bei der von der "wahren Natur" der Mengenelemente abgesehen wird und nur solche Eigenschaften untersucht werden, die aus ihrer Anordnung abgeleitet werden können. Man definiert dazu:
- Zwei total geordnete Mengen und heißen ordnungsisomorph oder ähnlich, wenn es eine Bijektion gibt, so dass für alle gilt:
- Aus folgt .
- Die Abbildung heißt dann Ordnungsisomorphismus (siehe auch Isomorphismus). Die Gesamtheit aller zueinander ordnungsisomorphen Mengen stellt eine Äquivalenzklasse dar, die Ordnungstypus genannt wird.
Man kann zeigen, dass jede endliche wohlgeordnete Menge ordnungsisomorph zu (genau) einer natürlichen Zahl ist. Außerdem sind für eine wohlgeordnete Menge die folgenden drei Aussagen äquivalent: 1.) Sie ist endlich. 2.) Die umgekehrte Ordnung ist eine Wohlordnung. 3.) Jede nichtleere Teilmenge hat ein größtes Element.
Dies liefert die Grundlage für die Verallgemeinerung der natürlichen Zahlen zu Ordinalzahlen, die als spezielle wohlgeordnete Mengen so gewählt werden, dass jede wohlgeordnete Menge ordnungsisomorph zu genau einer Ordinalzahl ist. Somit ist jede Ordinalzahl also spezieller Vertreter eines bestimmten Ordnungstypus. Die folgende Definition verbessert Cantors Ansatz und wurde zuerst von John von Neumann angegeben:[3]
- Eine Menge heißt Ordinalzahl, wenn jedes Element von auch Teilmenge von ist und bezüglich der Mengeninklusion „“ total geordnet ist.[4],[5]
Eine solche Menge ist automatisch wohlgeordnet aufgrund des Fundierungssaxioms, welches besagt: Jede nichtleere Menge hat ein Element , das disjunkt zu ist.[6] Die natürlichen Zahlen sind nach dieser Definition Ordinalzahlen. Zum Beispiel ist ein Element von und gleichzeitig eine Teilmenge. ist ebenfalls eine Ordinalzahl, die kleinste transfinite Ordinalzahl (größer als jede natürliche Zahl). Die Neumannsche Definition hat gegenüber der ersten Definition den Vorteil, dass sie aus der Sicht der Gundlagenforschung ein inerhalb der axiomatischen Mengenlehre eindwandfrei definiertes mengentheoretisches Objekt bestimmt.[7],[8] Jede wohlgeordnete Menge ist ordnungsisomorph zu genau einer Ordinalzahl, die man meistens mit oder bezeihnet.[9]
Eigenschaften
Nach der von Neumanschen Definition sind die Elemente einer Ordinalzahl selbst Ordinalzahlen. Hat man zwei Ordinalzahlen und , dann ist ein Element von genau dann, wenn eine Teilmenge von ist, und es gilt, dass entweder ein Element von , oder ein Element von , oder = ist. Damit sind Ordinalzahlen total geordnet bezüglich der Elementbeziehung. Es gilt sogar noch mehr:
- Jede Menge von Ordinalzahlen ist wohlgeordnet.[10]
Dies verallgemeinert das Wohlordnungsprinzip, dass jede Menge von natürlichen Zahlen wohlgeordnet ist, und erlaubt die freie Anwendung der transfiniten Induktion und der Beweismethode des "unendlichen Abstiegs" auf Ordinalzahlen. Jede Ordinalzahl hat genau die Ordinalzahlen als Elemente, die kleiner sind als . Die mengentheoretische Struktur einer Ordinalzahl ist also vollständig durch kleinere Ordinalzahlen beschrieben. Man benutzt diese Tatsache, um andere Aussagen zu beweisen, wie z. B., dass jede nichtleere Menge von Ordinalzahlen ein Supremum: hat, nämlich die Vereinigung aller Elemente von , welche selbst eine Ordinalzahl ist. Eine andere Folgerung ist der Satz, dass die Klasse aller Ordinalzahlen keine Menge, sondern eine echte Klasse ist. Der Beweis basiert auf dem Regularitätsaxiom, dass keine Menge sich selbst als Element enthält. Wäre eine Menge, dann wäre sie selbst eine Ordinalzahl, müsste sich also selbst enthalten. (Siehe auch das Burali-Forti-Paradoxon.) Aus dem Satz, dass eine echte Klasse ist, folgt, dass es Ordinalzahlen gibt, die größer sind als jedes Element von . [11] Unter den Ordinalzahlen größer als jedes Element von gibt es eine kleinste, die Limes von genannt und mit bezeichnet wird.[12] Man nennt die Ordinalzahl Nachfolger der Ordinalzahl . Falls ein größtes Element hat, dann wird dieses Vorgänger von genannt. Nicht jede Ordinalzahl hat einen Vorgänger (wie z.B. ). Man nennt eine Ordinalzahl, die einen Vorgänger hat (wie z.B. die ), isoliert (oder Nachfolgerzahl). Eine Ordinalzahl ist genau dann isoliert, wenn . Eine nichleere Ordinalzahl ohne Vorgänger wird Limeszahl (oder Grenzzahl oder Zahl zweiter Art) genannt. Eine nichtleere Ordinalzahl ist genau dann Limeszahl, wenn . Der Vorgänger von ist für jede Ordinalzahl die Ordinalzahl selbst.
Rechenoperationen
Addition
Falls eine von zwei Ordinalzahlen die leere Menge ist, dann ist ihre Summe gleich die andere Ordinalzahl. Um die Summe zweier nichtleeren Ordinalzahlen und zu definieren, geht man so vor: Man benennt die Elemente von so um, dass und die umbenannte Menge disjunkt sind, und "schreibt links neben ", d. h. man vereinigt mit und definiert die Ordnung so, dass innerhalb von und jeweils die vorige Ordnung gilt und jedes Element von kleiner ist als jedes Element von .[13],[14] Auf diese Weise wird die neue Menge wohlgeordnet und ist ordnungsisomorph zu einer eindeutig bestimmten Ordinalzahl, die man mit bezeichnet. Diese Addition ist assoziativ und verallgemeinert die Addition natürlicher Zahlen.
Die erste transfinite Ordinalzahl ist die geordnete Menge aller natürlichen Zahlen, man bezeichnet sie mit ω. Veranschaulichen wir uns die Summe : Wir schreiben die zweite Kopie als , dann haben wir
Diese Menge ist nicht , denn in ist die die einzige Zahl ohne Vorgänger, und hat zwei Elemente ohne Vorgänger ( und ). Die Menge sieht so aus:
Wir haben also . Dagegen ist
ungleich ω, denn ist das größte Element von , aber hat kein größtes. Also ist die Addition nicht kommutativ.[15] Man kann die Summe von zwei Ordinalzahlen und auch folgendermaßen definieren, wobei beide Definitionen in ZF äqivalent sind:
- falls , dann sei ,
- falls isoliert ist und der Vorgänger von ist, dann sei ,
- falls eine Limeszahl ist, dann sei .
Die Addition ist monoton. Das heißt: und . Falls , dann existiert eine eindeutig bestimmte Ordinalzahl , so dass . Man nennt sie Differenz von und und bezeichnet sie mit . Jede transfinite Ordinalzahl läßt sich auf genau einer Weise als Summe von einer Limeszahl und einer endlichen Ordinalzahl darstellen.
Multiplikation
Um zwei Ordinalzahlen und zu multiplizieren, schreibt man hin und ersetzt jedes Element von durch eine andere Kopie von .[16]. Das Ergebnis ist eine wohlgeordnete Menge, die isomorph zu genau einer Ordinalzahl ist, die man mit bezeichnet.[17] Auch diese Verknüpfung ist assoziativ und verallgemeinert die Multiplikation der natürlichen Zahlen.
Die Ordinalzahl ω·2 sieht so aus:
Man erkennt, dass ω·2 = ω + ω ist. Dagegen sieht 2·ω so aus:
und nach Umbenennen sehen wir, dass 2·ω = ω ist. Also ist auch die Multiplikation von Ordinalzahlen nicht kommutativ.
Eines der Distributivgesetze gilt für Ordinalzahlen: R(S+T) = RS + RT. Das kann man direkt aus den Definitionen ablesen. Jedoch gilt das andere Distributivgesetz nicht allgemein, denn z. B. ist (1+1)ω = 2·ω = ω, aber 1·ω + 1·ω = ω + ω.
Das neutrale Element der Addition ist die 0, das neutrale Element der Multiplikation ist die 1. Keine Ordinalzahl außer 0 hat ein Negatives (ein additiv inverses Element), also bilden die Ordinalzahlen mit der Addition keine Gruppe, und erst recht keinen Ring. Die induktive Definition der Multiplikation lautet:
- falls , dann sei ,
- für jede Ordinalzahl sei ,
- falls eine Limeszahl ist, dann sei .
Es gelten die Monotoniegesetze: und . Falls , dann heißt linker Teiler von und rechter Teiler. Man sagt auch, dass linkes Vielfache von und rechtes Vielfache von ist. Die Limeszahlen sind die linken Vielfachen von . Jede Ordinalzahl hat endlich viele rechte Teiler und nur dann endlich viele linke Teiler, wenn sie keine Limeszahl ist. Mengen aus positiven Ordinalzahlen haben kleinstes rechtes gemeinsames Vielfaches und größten rechten gemeinsamen Teiler. Für zwei Ordinalzahlen und existieren eindeutig bestimmte Ordinalzahlen und , so dass .
Allgemeine Summe
Sei ein Netz aus Ordinalzahlen mit Indexmenge die Ordinalzahl . seien die Ordnungsrelationen der Kopien für . Die allgemeine Summe aller wird wie folgt definiert:
Die Multiplikation ist also ein Spezialfall der allgemeinen Summe:
Für jedes Ordinalzahlnetz existiert genau eine Funktion: mit den folgenden drei Eigenschaften:
- für jede Ordinalzahl
- für jede Limeszahl
Der Wert entspricht genau die allgemeine Summe von .
Allgemeines Produkt
Für ein Ordinalzahlnetz sei
wobei
die Bezeichnung für kanonische Projektion ist. Man definiere in die Relation:
Das allgemeine Produkt aller Elemente von wird durch
definiert. Für jedes Ordinalzahlnetz existiert genau eine Funktion: mit den folgenden vier Eigenschaften:
- für jede Ordinalzahl
- für Limeszahl falls
- für Limeszahl falls
Der Wert entspricht genau das allgemeine Produkt von
Beispiel
Die Ordinalzahl ! ist ordnungsisomorph zu:
Potenzierung
Die Potenzen sind Spezialfälle von allgemeinen Produkten:
Beispiel
Man kann eine zu ω ordnungisomorphe Menge konstruiren, indem man (folgend die Produktdefinition) Folgen aus natürlichen Zahlen mit endlicher Anzahl von positiven Elementen betrachtet:
und diese antilexikografisch ordnet:
Es gibt Ordinalzahlen, die nicht mit einer endlichen Anzahl von Rechenoperationen (Addition, Multiplikation, Potenzierung) von ω aus erreichbar sind. Die kleinste von ihnen nennt man ε0. Sie ist immer noch abzählbar, aber es gibt auch überabzählbare Ordinalzahlen. Die kleinste überabzählbare Ordinalzahl ist die Menge aller abzählbaren Ordinalzahlen, und wird mit ω1 bezeichnet.
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Topologische Eigenschaften
Jede Ordinalzahl lässt sich aufgrund ihrer totalen Ordnung durch die Ordnungstopologie zu einem topologischen Raum machen. In dieser Topologie konvergiert die Folge (0, 1, 2, ...) gegen ω, und die Folge (ω, ωω, ωωω, ...) konvergiert gegen ε0. Ordinalzahlen ohne Vorgänger können stets als Grenzwert eines Netzes von kleineren Ordinalzahlen dargestellt werden. Im allgemeinen sind sie jedoch nicht Grenzwert einer Folge kleinerer Ordinalzahlen, wie z. B. die kleinste überabzählbare Ordinalzahl ω1.
Die topologischen Räume ω1 und ω1+1 werden in Büchern oft als Beispiel einer nicht abzählbaren Topologie genannt. Zum Beispiel gilt im Raum ω1+1, dass das Element ω1 im Abschluss der Teilmenge ω1 liegt, aber keine Folge in ω1 gegen das Element ω1 konvergiert. Der Raum ω1 erfüllt das erste, aber nicht das zweite Abzählbarkeitsaxiom und ω1+1 keines von beiden.
Literatur
Bei Verwendung der von Neumannschen Defintion:
- Cohen, P., Set Theory and the Continuum Hypothesis, W. A. Benjamin Inc., New York, 1966, ISBN 978-0805323276
- Komjath P., Totik V., Problems and Theorems in Classical Set Theory, Springer, 2006, ISBN 978-0387302935
- Hrbacek, K., Jech T., Introduction to Set Theory, Marcel Dekker Inc., New York, 1999, ISBN 0-8247-7915-0
- Enderton H., Elements of Set Theory, Academic Press Inc., New York, 1977, ISBN 978-0122384400
Bei Verwendung von Ordnungsthypen:
- Klaua D., Kardinal- und Ordinalzahlen, Teil 2, Vieweg, Braunschweig, 1974, ISBN 3-528-06141-3 [18]
- Sierpinski W., Cardinal and ordinal numbers, 1965, ISBN 978-0900318023
- Kuratowski K., Mostowski A., Set theory , North-Holland, 1968, ISBN 978-0720404708
- Natanson I.P., Theorie der Funktionen einer reellen Veränderlichen, Verlag Harri Deutsch, Frankfurt am Main, 1977, ISBN 3-87144-217-8 (auch in digitaler Form auf russisch bei INSTITUTE OF COMPUTATIONAL MODELLING SB RAS, Krasnojarsk), Kapitel XIV., § 1-3.
Bemerkungen
- ↑ a b S. Natanson, 1977, Kapitel X., § 6.
- ↑ S. Riemann Function (bei MathWorld).
- ↑ 15.8.1923 - Brief von Hans von Neumann an Ernst Zermelo (s. Meschkowski H., Problemgeschichte der neueren Mathematik, B.I.-Wissenschaftsverlag, 1978, ISBN 3-411-01542-X, XIV.1. sowie Tafel 10.)
- ↑ Man kann die Forderung nach Totalordnung durch die Forderung ersetzen, dass auch die Elemente jedes beliebigen Elementes von Untermengen von sein sollen (s. Barwise J. (ed.), Handbook of Mathematical Logic, II., North Holland, 1977, ISBN 978-0-444-86388-1).
- ↑ In der Originalversion dieser Definition (s. v. Neumann, J., Die Axiomatisierung der Mengenlehre, Mathematische Zeitschrift, 1928, 27, 1., S. 669-752, V.1.) ist eine Ordinalzahl eine solche Menge , deren Elemente Abschnitte von sind (also Mengen, die aus allen Vorgängern eines Elementen bestehen).
- ↑ In der Literatur wird meistens eine etwas modifiziertere Variante der von Neumannschen Definition verwendet: Eine Menge wird Ordinalzahl genannt, wenn sie transitiv und wohlgeordnet ist. Beide Defintionen sind in ZF äquivalent. In ZF ohne das Fundierungsaxiom ist die Forderung nach Totalordnung schwächer als die Forderung nach Wohlordnung. Die Definition von Ordinalzahl braucht in diesem Fall ein zusätzliches Axiom: "Für jede Ordinalzahl und nichtleere Untermenge von existiert eine Menge , die zu gehört und mit disjunkt ist." (s. Kuratowski, 1968, VII., § 9.)
- ↑ Eine sehr ausführliche Darlegung der verschiedenen Aspekte und Probleme bei der Einführung des Begriffes Ordinalzahl inerhalb der naiven Mengenlehre und der verschieden axiomatischen Systeme findet man bei Fraenkel A., Bar-Hillel Y., Foundations of set theory, North-Holland Publishing Co., 1958, ISBN B0000EGMQQ
- ↑ Ordnungstypen kommen nicht nur in der naiven Mengenlehre vor. Es gibt auch axiomatische Mengentheorien, wo der Begriff Ordinalzahl durch Bildung von Äquivalenzklassen eingefürhrt wird, was aber um Antinomien zu vermeiden unter Berücksichtigung gewisser Restriktionen geschieht. So sind z.B. bei Klaua die Mengen Elemente von Allmengen. Die Ordinalzahl der wohlegeordnenten Menge ist dann die Äquivalenzklasse aller zu ordnungsisomorphen Elemente der kleinsten Allmenge, die zu ordnungisomorphe Mengen enthält (s. Klaua, 1974 sowie Klaua D., Eine axiomatische Mengenlehre mit größtem Universum und Hyperklassen, Monatshefte für Mathematik, 1981, 92, 3, S. 179-195).
- ↑ Diesen Satz kann man im Zermelo-Fraenkelschen Axiomensystem ZFC nur mit Hilfe des Ersetzungsaxioms beweisen. Für endliche Mengen ist das allerdings auch ohne das Ersetzungsaxiom möglich.
- ↑ Eine Wohlordungsrelation lässt sich auch zwischen Ordnungstypen definieren (zwischen Ordungzahlen im Sinne von Cantor also). Eine wohlgeodrnete Menge S heißt kleiner als eine wohlgeordnete Menge T, wenn S ordnungsisomorph zu einer echten Untermenge von T ist. Es sei die Vereinbarung getroffen, dass wir im weiteren, wenn nicht ausdrücklich etwas anderes gesagt ist, unter Ordinalzahl eine Ordinalzahl im von Neumannschen Sinne verstehen werden.
- ↑ Gäbe es nämlich solche Zahlen nicht, dann wäre Untermenge von (eine echte Menge also).
- ↑ Wenn eine Ordinalzahl ist, die größer ist als alle Elemente von , dann ist \ keine echte Klasse sondern eine wohlgeordnete Menge und hat daher ein kleinstes Element.
- ↑ An dieser Stelle ist es angebracht zu erklären, was man unter Umbennen der Elementen einer Ordinalzahl versteht und womit dieses Umbennen überhaupt rechtfertigt ist. Sei eine nichtleere Ordinalzahl. Für beliebiges Element von und beliebige Ordinalzahl werden wir mit die Menge bezeichnen. Hier ist es wichtig, dass die Definition für geordnetes Paar nach Kuratowski verwendet wird. Damit ist es garantiert, dass keine der Mengen eine Ordinalzahl ist. Die Menge werden wir eine umbenannte Ordinalzahl oder Kopie nennen. Die Wohlordnung in sei durch ≤≤ festgelegt. Ordinalzahlen sind ordnungsisomorph zu ihren Kopien. Keine Kopie ist Ordinalzahl und keine Ordinalzahl ist Element oder Untermenge einer Kopie. Alle Kopien einer Ordinalzahl und die Ordinalzahl selbst sind zueinander paarweise disjunkt.
- ↑ Es gilt also ×), wobei die Ordnungsrelation der wohlgeordneten Menge bezeichnet.
- ↑ Es ist sogar so, dass (s. Komjath, 2006, 8.17).
- ↑ Dabei wird also jedes Element von durch ersetzt.
- ↑ In unseren Bezeichnungen ist also × mit Fehler beim Parsen (SVG (MathML kann über ein Browser-Plugin aktiviert werden): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „http://localhost:6011/de.wikipedia.org/v1/“:): {\displaystyle |\beta<T\}} und ×. Man nennt eine solche Wohlordnung in einem kartesischen Produkt × antilexikographisch.
- ↑ Diesem Buch liegt ein spezielles Axiomensystem zugrunde.