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Gian Lorenzo Bernini

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Selbstportrait von Bernini

Gian Lorenzo Bernini, auch: Giovanni Lorenzo Bernini (* 7. Dezember 1598 in Neapel; † 28. November 1680 in Rom) war einer der bedeutendsten italienischen Bildhauer und Architekten des Barock.

Leben und Werk

Bernini hatte maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der barocken Skulptur und Architektur in Rom. Ausgebildet wurde er in der Bildhauerwerkstatt seines Vaters Pietro Bernini (1562–1629). Begraben ist er in einem schlichten Grab in der Kirche Santa Maria Maggiore in Rom.

Bernini zeichnet sich im Gegensatz zu seinem Konkurrenten Borromini - ebenfalls ein einflussreicher Architekt der Zeit - durch übersichtliche Fassadengestaltung, stärkere Orientierung an den Formen der Renaissance und die Verbindung von Architektur und Skulptur aus. In seiner Tätigkeit als Bildhauer folgt auf eine kurze realistische Phase (lebensnahe Portraitbüsten, Beispielsweise Kardinal Scipione Borghese) eine idealistische Phase, in der neben der Bildnistreue auch die Erhabenheit in der Darstellung eine große Rolle spielt (Beispiel: Franz von Este (1650)). Ab da ist für ihn ein idealistischer, aber sehr dynamischer Stil typisch. Andere Skulpturen sind der David, die Gruppen Pluto und Proserpina und Apoll und Daphne. Sie sind in der Villa Borghese in Rom zu sehen und fallen durch ihre außergewöhnliche Dynamik, Bewegungsrichtung, dramatische Licht-Schatten-Effekte und erregte Gebärden auf. Sein wichtigster Förderer, Papst Urban VIII., betraute den jungen Bernini mit dem Bau des Baldachins über dem Petrusgrab im Petersdom, den Bernini aus der Bronze-Decke des Pantheon anfertigte (1624–1633).

Verzückung der Hl. Teresia

Erwähnenswert an seinen architektonischen Arbeiten, die hier ihren Anfang nahmen, ist die Mischung aus Skulptur und Architektur, die auch in der Verzückung der Heiligen Theresa (1646-1652), in der Cathedra Petri (1656–1666) oder in der von ihm errichteten Kirche Sant' Andrea al Quirinale (1658–1670) zu beobachten ist. Bernini vollendete 1629 den Palazzo Barberini, schuf unter anderem die Kolonnaden am Petersplatz (1656–1667 unter Alexander VII.) und errichtete den Vierströmebrunnen auf der Piazza Navona (1647–1651 unter Innozenz X.).

Bernini arbeitete im Laufe seines Lebens für acht Päpste und verließ Rom nicht – bis auf eine Ausnahme: Der „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. rief ihn, um Pläne für den Neubau des Louvre (1665) in Paris auszuarbeiten. Wenngleich sie nie ausgeführt wurden, hatten sie dennoch nachhaltigen Einfluss auf die europäische Profanbaukunst. Sein großzügiger und dem barocken Klassizismus zuzurechnender Stil blieb allerdings nicht ohne Kritik. So warf ihm Borromini vor, in unorigineller Weise die stilistischen Errungenschaften Michelangelos zu kopieren.

Neben Bernini gilt Alessandro Algardi (1595–1654) als Bildhauer und Baumeister als Hauptmeister der römischen Barockskulptur. Zu den bekannten Schülern Berninis gehörten Ercole Ferrata, Antonio Raggi, Domenico Guidi und Cosimo Fancelli.

== Werke

  • Petersplatz (Kolonnaden)
  • Kathedra St. Peter
  • Sant'Andrea al Quirinale
  • Tritonenbrunnen (1632–37)
  • Habakuk und der Engel - Skulptur (1655-61)
  • Verzückung der Heiligen Theresa - Skulptur (1645-1652)
  • Grabmal Papst Urbans VIII.
  • Reiterstandbild Constantin, an der Scala regia
  • Augustinus
  • Engel mit der Inschrift von I.N.R.I.
  • Apollo und Daphne (1622-1625)
  • David, Skulptur 1623
  • Torso von Neptun
  • Beata Lodovica Albertoni (San Francesco a Ripa, Rom)
  • Scala regia (Aufgang zum Vatikan), erbaut 1663-1666
  • Tabernakel in der Peterskirche, 1633 geweiht
  • Raub der Proserpina (1620/21), Skulptur


Galerie


Literatur

  • Charles Avery: Bernini. München: Hirmer 1998, ISBN 3777476307
  • Sabine Burbaum: Die Rivalität zwischen Francesco Borromini und Gianlorenzo Bernini. Oberhausen: Athena 1999, ISBN 3932740351
  • Bruno Contardi: Barock in Italien. Von Bernini zu Guarini. Köln: Taschen Verlag 1999, ISBN 3822872970
  • Carolin Behrmann: Die Rückkehr des lebenden Toten. Berninis Grabmal für Urban VIII. Barberini, in: Totenkult und Wille zur Macht. Die unruhigen Ruhestätten der Päpste in St. Peter. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2004, S. 179-196
  • Arne Karsten: Bernini. Der Schöpfer des barocken Rom. München: C.H. Beck 2006, ISBN 3406540856Rezensionen dieses Buches bei perlentaucher.de
  • Schneider, Pablo/ Zitzlsperger, Philipp (Hrsg.): Bernini in Paris. Das Tagebuch des Paul Freart de Chantelou über die Reise des Gianlorenzo Bernini nach Frankreich. Berlin: Akademie Verlag 2006.
  • Philipp Zitzlsperger: Gianlorenzo Bernini. Die Papst- und Herrscherporträts. Zum Verhältnis von Bildnis und Macht. München: Hirmer Verlag 2002.
Commons: Gian Lorenzo Bernini – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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