Geschichte der Homosexualität in der Schweiz

Dieser Artikel befasst sich mit der Geschichte der Homosexualität bis zur Gegenwart und der Situation von Schwulen und Lesben in der Schweiz heute.
Geschichte
In der Zeit des antiken Römischen Reiches (Schweiz 1. Jh. v. Chr - 5. Jh. n. Chr) herrschte ein anderes Konzept von Homosexualität. Frauen wurden keinerlei sexuelle Freiheiten zugestanden, folglich auch keine lesbische Sexualität. Sexuelle Aktivität wurde bei Männern positiv bewertet, egal ob mit einer Frau oder als aktiver Teil mit einem Mann. Männlichkeit wurde hoch bewertet. Passive Sexualität und Effeminiertheit wurde bei freien Männern jedoch abgelehnt und galt als abnorm, kam aber vor. Diese wurde Sklaven und Männern bis 18 Jahren vorbehalten. Das private Institut der Ehe und die rein private Zeremonie der Heirat stand auch Männerpaaren offen. Homosexualität im Heer kam vor.
Mit der Christianisierung der Schweiz galt Sodomie, worunter damals vor allem die Homosexualität begriffen wurde, als eine von vielen Sünden. Die Sodomiterverfolgung und die Strafen für Sodomie nahmen allerdings in ganz Europa im 13. Jahrhundert erheblich zu. Für den Kanton Zürich ist bekannt, dass es zwischen 1400 bis 1798 zu insgesamt 179 Todesurteilen wegen Sodomie kam. Nach Eigentumsdelikten und Tötungsdelikten waren Sodomiedelikte der dritthäufigste Grund für eine Todesstrafe[1].
Helvetik
In der durch die Aufklärung und die Werte der Französischen Revolution geprägten Helvetik (1798 - 1803) wird Homosexualität nicht mehr verfolgt. Mit dem Ende der Helvetischen Republik wird in die meisten Kantone Homosexualität wieder Offizialdelikt und wird mit bis zu mehreren Jahren Zuchthaus geahndet.
19. Jahrhundert - Liberale Vorkämpfer
Als erster Mensch der Neuzeit trat Heinrich Hössli[2], ein Tuchhändler aus Glarus, mit einem Werk an die Öffentlichkeit, um die Homosexualität zu verteidigen. In seinem zweibändigen Werk Eros. Die Männerliebe der Griechen - Glarus 1836 und St. Gallen 1838 stellte er, vom Liberalismus geprägt, die Forderung auf, dass die Anerkennung der Homosexualität ein Prüfstein für Demokratie und liberale Bürgerrechte sei.[3][4]
Ausserhalb der Schweiz traten Mitte des 19. Jahrhunderts zwei liberale Vorkämpfer für die Rechte der Schwulen an die Öffentlichkeit und gaben der Homosexualität erstmals einen eigenen Namen. 1864 prägte Karl Heinrich Ulrichs aus dem Königreich Hannover den Begriff Uranismus, 1868 folgte Karl Maria Kertbeny aus Österreich-Ungarn mit seinem Begriff Homosexualität.
In den 1880er und 1890er Jahren sah sich Jakob Rudolf Forster aus Brunnadern SG (* 1853 - † 1926) von den sankt-gallischen Behörden wegen seiner offen gelebten Homosexualität verfolgt[5]. 1893 gelangte er sogar mit einer Eingabe an die Eidgenössischen Räte zur Beseitigung der Diskriminierung der Homosexuellen. Karl Heinrich Ulrichs wendete sich mit einem Begnadigungsgesuch für Forster an die Behörden St. Gallens.
20. Jahrhundert
Immer mehr Kantone behandeln Sodomie (Analsex) nicht mehr als Offizialdelikt und verfolgen sie nur noch auf Antrag. Für eine Verurteilung muss der Straftatbestand durch Zeugenaussagen bewiesen werden. Dies führt zu einem drastischen Rückgang der Verurteilungen. Der Sprachgebrauch für den Begriff Sodomie verändert sich.
1930er Jahre: "Szene" entsteht"
In den 1930er Jahre entstehen über die Landesgrenzen hinaus bekannte Tanzklubs in Basel und Zürich. Europaweit ist aber immer noch Berlin die attraktivste Stadt für Schwule und Lesben. Das ändert sich schlagartig, als der Nationalsozialismus im Deutschen Reich losbricht, wovon Berlin sich erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder erholt.
Mehrere schweizerische Stadtpolizeien beginnen Homosexuellen-Register anzulegen, die sie durch Razzien an Treffpunkten füllten. 1931 gründeten einige Frauen in Zürich den Damen-Club Amicitia. Schon bald wurden auch Männer aufgenommen und seit 1932 brachte der Club das Freundschafts-Banner (ab 1933: Schweizerisches Freundschafts-Banner, 1937 - 1942 Menschenrecht heraus. Dieses ruft seine Leser immer wieder auf, gegen die Verleumdungen in der Presse vorzugehen und sich für eine Entkriminalisierung der Homosexualität einzusetzen.
1940er Jahre: Straffreiheit und Rückzug
1942, mitten im Krieg trat nach 24 Jahren Vorbereitung das Schweizerische Strafgesetzbuch in Kraft[6], das die Legalisierung einvernehmlicher homosexueller Handlungen zwischen Erwachsenen über 20 Jahren brachte. Somit war in der Schweiz ein erster Schritt zur Verwirklichung der Bürgerrechte gemacht.
Durch die Barbarei in Europa und die neue Freiheit in der Schweiz nahm die Bedeutung Zürichs als Europäische Schwulenmetropole zu.
Mit der Entkriminalisierung der Homosexualität wurde der kämpferische Ton der Zeitschrift Menschenrecht hinfällig. Der neue Herausgeber Karl Meier[7] benannte die Zeitschrift in Der Kreis / Le Cercle / The Circle um, und machte aus ihr eine Kulturzeitschrift für Homophile. Die Zeitschrift richtete sich nun nur noch an Männer. Sein Club Der Kreis organisierte mehrmals jährlich Partys. Diese und die Zweimonatsschrift waren in ganz Europa bekannt.
1950er Jahre: "angepasst und versteckt"
Karl Meier war der Auffassung, dass nach der rechtlichen Anerkennung die gesellschaftliche noch Jahre dauern würde und dass Homosexuelle diese nur erreichen könnten, indem sie angepasst und unauffällig lebten. In Der Kreis erschienen denn auch in erster Linie erbauliche Texte auf Deutsch, Französisch und Englisch und künstlerische Männerfotos[8]. Mitglieder und Abonnenten verkehrten untereinander auch nicht mit ihrem Namen, sondern mit Pseudonymen.
Dennoch hat Der Kreis die Entwicklung der Schwulenbewegung nach dem 2. Weltkrieg in ganz Europa beeinflusst, wenn nicht sogar inspiriert. In Deutschland: Kameradschaft «die runde» in Reutlingen, in Frankreich: Zeitschrift Arcadie, in den Niederlanden: "Cultuur- en Ontspannings Centrum" COC (existiert noch heute), in Dänemark: "Kredsen af 1948" und in den USA: "Mattachine Society"
1960er Jahre: Ende der Eiszeit
Ab 1960 wurde dem Club der Kreis sein Lokal gekündigt. Grossanlässe waren nicht mehr möglich. Auch wurde das Klima in einigen Ländern Europas liberaler. Abonnenten brachen weg. 1968 erschien die letzte Ausgabe des Kreis. 1967 gründeten jüngere Männer aus dem Umfeld des Kreis die neue Zeitschrift Club 68, ab 1970: hey. 1970 wurde in diesem Umfeld die schweizerische Organisation der Homophilien SOH gegründet. Die SOH war der erste schwule Dachverband und galt als eher konservativ und angepasst. Vor allem linke und studentische Schwule konnte er nicht erreichen. Die Geschichte vom Freundschafts-Banner bis zur SOH wird auch als erste Schwulenbewegung bezeichnet.
1970er Jahre: Zweite, radikale Schwulenbewegung
Anfang der 1970er Jahre dringen erste Nachrichten über die schon 1969 stattgefundenen gewalttätigen Ausschreitungen von Schwulen gegen Polizeiwillkür nach Europa (Stonewall). Dies mobilisiert insbesondere junge, linke Schwule. 1970 dreht Rosa von Praunheim seinen Film "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt", der in der Folge auch an den Universitäten von Zürich, Basel und Bern gezeigt wird. Im Anschluss an die Filmvorführungen werden die homosexuellen Arbeitsgruppen in Zürich (HAZ), Basel (erst HAB, dann HABS) und Bern (HAB) gegründet. Politisch stehen die HA-Gruppen den marxistisch-leninistischen PO-Gruppen nahe.
In Zürich schlossen sich 1973 Ledermänner zur Loge70 zusammen. 1974 gründeten die HA-Gruppen ihren ersten nationalen Dachverband, die Homosexuellen Arbeitsgruppen Schweiz (HACH). Neben dieser langsam entstehenden Vielfalt bei den Gruppen nahm auch die Vielfalt im Szene-Angebot zu. Das gesellschaftliche Klima änderte sich merklich zugunsten der Homosexuellen. Grosse Arbeitgeber erliessen Anordnungen, dass Mitarbeiter nicht mehr aufgrund ihrer Homosexualität entlassen werden dürfen. Die Polizei führte aber immer noch ihre Homo-Register.
Zum ersten Mal in der Geschichte des Schweizer Fernsehens war Homosexualität ein Thema. In der Sendung Telearena wurden verschiedene Spielszene gezeigt und dazwischen diskutierten Interessierte zum Teil hitzig über die gezeigten Fernsehberichte. Schwule und lesbische AktivistInnen aus der ganzen Deutschschweiz waren im Publikum und die wenigen Gegner der Homosexualität hatten kaum eine Bühne für ihre Thesen.
24. Juni 1978: Der erste Gay Pride der Schweiz
Die Homosexuellen Arbeitsgruppen Schweiz (HACH), die Schweizer Organisation der Homophilen (SOH) und die Homosexuelle Frauengruppe (HFG) organisierten auf dem Zürcher Platzspitz den ersten Christopher Street Day der Schweiz. Dabei wurden 5.500 Unterschriften für die Abschaffung des Homoregisters gesammelt. Begleitet von der Presse wurde die Vernichtung der Karteien erzwungen. Bern und Basel folgten.
1980er Jahre: Die Aids-Krise
Von 1979 bis 1982 organisierten Schwule und Lesben jährlich nationale Homosexuellen-Kundgebungen, die von massiver Polizeipräsenz geprägt waren. 1982 erreichten dann die ersten Nachrichten über Aids die Schweiz. "Schwulen-Krebs", "Schwulenseuche", GRID (Gay related Immunodefenca) waren die ersten Namen, die Aids erhielt. Weder wussten die Menschen zu dieser Zeit, wie Aids verursacht wurde, noch wie die Ansteckung erfolgte. Um dieser Herausforderung zu begegnen, gründeten sich 1984 die Schwulen Medizinmänner (ab 1997 Medi Gay), die zusammen mit HAZ, SOH und dem Universitätsspital Zürich noch im selben Jahr die ersten Informationsveranstaltungen zu HIV und Aids durchführten.
1985 gründeten Loge 70, alle HA-Gruppen, SOH zusammen mit dem Bundesamt für Gesundheitswesen (BAG) die Aids-Hilfe Schweiz (AHS). 1986 wurde die von der AHS herausgegebene Aids-Broschüre an alle Haushalte der Schweiz verteilt. In der Folge konnte Aids weder besiegt noch eingedämmt werden, aber die Präventionskampagne der AHS ist die erfolgreichste Präventionskampagne der Schweiz. Benötigte die Paradontose-Kampagne ein halbes Jahrhundert um die Bevölkerung aufzuklären und das Verhalten massgeblich zu beeinflussen, erreichten die AHS und die kantonalen Aids-Hilfen dieses Ziel in einem Jahrzehnt.
Trotz des Leides, das durch HIV und Aids über viele Schweizer gebracht wurde, entstand daraus aber auch ein breites Verständnis für alternative Lebensformen in der Schweiz. Behörden und die Schwulenbewegung arbeiteten erfolgreich Hand in Hand.
1988: Ausstellung Männergeschichten
1988 fand in der Kulturwerkstatt Kaserne in Basel die Ausstellung Männergeschichten über Schwules Leben 1930 - 1980 in Basel statt. Dies war das erste Auftreten der Schwulenbewegung nach Beginn der Aids-Krise in der Öffentlichkeit. Die Bevölkerung begann Schwule auch ausserhalb des Themas Aids wahrzunehmen. Die Ausstellung war ein so grosser Erfolg, dass ein Überschuss erwirtschaftet wurde, mit dem die Stiftung Stonewall gegründet wurde, die heute alljährlich zum CSD in Zürich den CSD-Stonewall-Award für herausragende Leistungen für Schwule und Lesben vergibt.
1990er Jahre: "Schwuler Stolz"
Anfang der 1990er Jahre entstand in Zürich, Bern, Basel und Lausanne neben der kommerziellen Schwulenszene eine reiche Partyszene mit und neben der sich neu bildenden Technoszene. Der Anfang machte das GNC (Gay Night Company) im Zürcher Industriequartier. Kultstatus erreichte das Deposit, das nach dem Tod der Gründer schloss. Das Aera veranstaltete über ein Jahrzehnt monatliche Partys, das Labyrinth war anfänglich auch ein Untergrundclub mit monatlichen Partys, konnte sich aber dank seines Erfolges schnell etablieren und einen dauernden Wochenendbetrieb aufnehmen. Bis zu seiner Schliessung 2007 wegen Drogenfunden war es weit über die Schweizer Landesgrenzen hinaus bekannt.
1994 wird erstmals seit 1982 wieder ein CSD durchgeführt. Seit diesem Jahr findet er alljährlich in Zürich statt. Bundesräte richten regelmässig Grussadressen an die Teilnehmer. Unvergessen die Rede von Bundesrat Moritz Leuenberger mit: "Meine Damen und Damen. Meine Herren und Herren". Leuenberger sprach persönlich als Gastredner auf dem Helvetiaplatz.
Politisch ist das Jahrzehnt durch mehrere Gesetzesänderungen und dem Abstimmungskampf gegen die Referenden von evangelikaler Seite geprägt, die alle zugunsten homosexueller Menschen gewonnen wurden.
1995 gründeten die Schwulengruppen, die Betriebe der Schwulenszene und Private den Nationalen Dachverband Pink Cross. Die neu sehr geschlossen auftretende Schwulenbewegung konnte mit der durch die LOS - Lesbenorganisation der Schweiz vertretene Lesbenbewegung die Forderung nach Rechtsgleichheit von Hetero- und Homosexuellen effektiv umsetzen. Nationale Kundgebungen auf dem Bundesplatz in Bern für die Homoehe oder den Diskriminierungsschutz legten den Grundstein für den Erfolg dieser Anliegen.
21. Jahrhundert
2000er Jahre: Die Gegenwart
Die Ereignisse dieses Jahrzehntes werden wir erst mit zeitlichem Abstand würdigen können. Für Schwule und Lesben in der Schweiz ist die Einführung des Partnerschaftsgesetzes (siehe unten) und die beginnende rechtliche Gleichberechtigung und gesellschaftliche Akzeptanz in diesem Jahrzehnt zentral.
Politik
Die Schweiz ist eine liberale und direkte Demokratie, im Gegensatz zu den in Europa vorherrschenden parlamentarischen Republiken und Monarchien. Alle für Schwule und Lesben wichtigen Gesetzesänderungen wurden vom Schweizer Volk in Volksentscheiden gutgeheissen. Zum Teil geschah dies im Fahrwasser von grösseren Gesetzesänderungen, so dass die Rechte der Schwulen und Lesben unterschiedliches Gewicht im öffentlichen Diskurs hatten.
Die Entkriminalisierung der männlichen Homosexualität brachte die Einführung des Schweizerischen Strafgesetzbuches (nach Referendum angenommen am 3. Juli 1938 mit 53.5%[9]). Gleiches Schutzalter für alle kam mit dem neuen Sexualstrafrecht, welches neu auch Vergewaltigung in der Ehe unter Strafe stellte.
Über das Partnerschaftsgesetz (PartG) wurde nach einem Referendum am 5. Juni 2005 gesondert abgestimmt und mit 58 Prozent [10] angenommen. Das PartG ist der einzige Fall, bei dem der Souverain über eine Vorlage ausschliesslich zu Gunsten von Schwulen und Lesben zu entscheiden hatte.
Die Schweizer Kantone sind angehalten, ihr Recht bei Ehepartnern und Partnern nach dem PartG anzugleichen. Die Republik Genf hat die Steuerfreiheit für Erben auf registrierte Partner ausgeweitet. Die Schweizerische Volkspartei (SVP UDC) hat dagegen mit dem Argument "Steuergeschenke an unfruchtbare und wohlhabende Paare" das Referendum ergriffen, ist aber mit 83 Prozent an der Urne gescheitert[11].
Politiker
In der Schweiz engagierten sich immer wieder Politiker und Politikerinnen bis hin zu Bundesräten und Bundesrätinnen unabhängig von ihrer Lebensform für die rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen.
Claude Janjak (SP Baselland[12], Nationalrat, ehem. Nationalratspräsident) engagierte sich in der Aidsarbeit[13], Network[14] und bei Pink Cross.
Martin Abele (Grüne Zürich, Gemeinderat Zürich Kreis 3) bringt homosexuelle Forderungen in die Politik ein[15].
Recht
Diskriminierungsschutz
Artikel 8 der Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft verbietet Diskriminierung auf Grund der Lebensform[16]
PartG: Registrierte Partnerschaft
Mit dem Inkrafttreten des Partnerschaftsgesetzes (PartG) am 1. Januar 2007 können Schwule und Lesben in der Schweiz ihre Partnerschaft registrieren lassen[17]. Der Kanton Zürich kennt eine solche Möglichkeit schon länger.
MStG 12. Absch.: Homosexualität in der Armee
Homosexualität ist im Militärstrafgesetz nicht mehr erwähnt.[18].
StGB Art. 187: Schutzalter
Das allgemeine Schutzalter liegt in der Schweiz bei 16 Jahren[19]
- siehe auch: Sexueller Missbrauch von Kindern in der Schweiz
StGB Art. 195: Prostitution
Keine Unterscheidung zwischen männlicher und weiblicher Prostitution. Prostitution ist erlaubt, Zuhälterei verboten[19].
StGB Art. 197: Pornographie
Keine Unterscheidung zwischen homosexueller und heterosexueller Pornographie. Konsum, Handel, Einfuhr und Produktion von Pornographie ist Erwachsenen erlaubt. Harte Pornographie und Verbreitung von Pornographie über Radio oder Fernsehen sind verboten. Zu harter Pornographie gehören Darstellungen von Gewalt, Exkrementen, mit Kindern oder Tieren in Zusammenhang mit Sexualität. Die Darstellung von hartem S/M, Scat, Golden Shower, Pädosexualität und Zoophilie sind also verboten[19].
StGB Art. 231: Barebacking
Vorsätzliches Verbreiten von menschlichen Krankheiten steht unter Strafe[19]:siehe auch Barebacking.
Lesben- und Schwulenbewegung
In den meisten Kantonen gibt es homosexuelle Arbeitsgruppen, die sich als Vertreter der Schwulen gegenüber Kanton, Medien und Öffentlichkeit verstehen. In vielen Kantonen gibt es schwule Jugendgruppen, die jährlich am 11. Oktober den Nationalen Coming Out Tag veranstalten. In Zürich und der Westschweiz gibt es je einen Verein, der die beiden jährlichen CSDs organisieren.
Daneben gibt es ein reiches Vereinsleben für Homosexuelle mit unterschiedlichen Interessen. Studenten finden an den Unis schwul-lesbische Unigruppen, für Ledermänner gibt es die Loge 70, für Motoradfahrer die Gaybiker Zürich, für Seelsorger Adamim, in vielen Städten gibt es diverse Sportvereine, für Manager und Führungskräfte Network, für Soldaten eine Gruppe für Schwule in der Armee, für Bahnangestellte PinkRail und selbst die Betriebe der Szene sind in einem eigenen Verband VEGAS organisiert.
Alle zusammen sind sie unter dem Dach von PINK CROSS dem nationalen Dachverband der homosexuellen Männer in der Schweiz oder in der LOS (Lesbenorganisationen der Schweiz) organisiert.
Pink Cross unterhält auch ein Sekretariat in der Bundeshauptstadt Bern und sich als Lobby-Gruppe für Homosexuelle. Dies ist offiziell anerkannt und Pink Cross nimmt am Vernehmlassungsverfahren der Schweizerischen Gesetzgebung teil.
Ziele
Die Bürgerrechtsbewegung hat wichtige Etappenziele erreicht: Entkriminalisierung der Homosexualität (1942), Abschaffung der Homosexuellenregister bei der Polizei (ab 1978), Gleiches Schutzalter für homo-, hetero- und bisexuelle Kontakte , Diskriminierungsverbot in der Bundesverfassung, Gleichbehandlung von Homo-, Hetero- und Bisexuellen in der Armee (alles 1990er) und Einführung des Partnerschaftsgesetztes (2007). Das gesellschaftliche Klima ist von links bis weit ins rechtskonservative Lager indifferent bis positiv.
Das Recht auf Adoption von Kindern wird Homosexuellen in der Schweiz noch vorenthalten.
Gesellschaftliche Situation
Alle vier Kulturen in der Schweiz gelten allgemein als tolerant. Allerdings konzentriert sich homosexuelles Leben auf die grösseren Städte Zürich, Bern, Basel, Genf, Lausanne und Luzern, wovon Zürich mit Abstand die grösste Gay-Community beheimatet, gefolgt von der Westschweizer Metropole Genf. In diesen Zentren wird Homosexualität auch öffentlich wahrgenommen und akzeptiert.
Evangelikale
Opposition gibt es vereinzelt aus evangelikalen Kreisen, die gesellschaftlich kaum Bedeutung haben. Politisch haben diese Gruppen immer wieder versucht, mit Referenden die Gleichstellung von Schwulen und Lesben zu verhindern. Sie sind bisher immer am Schweizer Volk gescheitert. Die Gruppe der Evangelikalen ist nicht homogen und vereinzelt gibt es dort auch indifferente oder positive Haltungen gegenüber Homosexualität.
Übergriffe
Von Übergriffen gegen Homosexuelle wurde in den 90er Jahren vereinzelt berichtet. Die Polizei bemüht sich vor allem in den grossen Städten um einen verständnisvollen Umgang mit Homosexuellen. In der Polizei-Ausbildung wird auf Homosexualität eingegangen.
Polizei
2007 wurde von der Polizei der in den 1990er Jahren europaweit bekannte Schulen-Club Labyrinth wegen Drogenfunden geschlossen, was eine Kontroverse um die Motive auslöste. Der Polizei wurde ein unsensibles Vorgehen vorgeworfen. Allerdings konnte diese die Drogenfunde belegen und im Vorfeld der Schliessung gab es Verwarnungen.
Die Haltung der Polizei hat sich gegenüber den 1970er Jahren erheblich verbessert. Schwulen und Lesben steht eine Laufbahn bei der Polizei offen und diese wird auch ergriffen.
Zuwanderer
Opposition gegenüber homosexuellen Lebensstilen wird vereinzelt bei Zuwanderern aus anderen Kulturkreisen beobachtet. Übergriffe sind selten und Repressionen dieser Gruppe richten sich am stärksten gegen Mitglieder der eigenen Gruppe. Der Anteil der Nicht-Schweizer an der Schweizer Wohnbevölkerung liegt bei über 20%. Der Anteil der Bewohner aus aussereuropäsichen Kulturkreisen nimmt jedoch seit Mitte der 2000er Jahre zu Gunsten von EU-Bürgern ab.
Persönlichkeiten
Viele Prominente setzten sich immer wieder für Homosexuelle ein. Wichtig für die Community sind u.a.[20]:

- Kurt Aeschbacher, Moderator
- Charles Clerc, ehem. Moderator der Tagesschau SF 1
- Haymo Empl, Schriftsteller und Moderator
- Ernst & Röbi, Schwulenaktivisten und erstes schwules Paar, das sich nach fast einem halben Jahrhundert Beziehung 2004 im Kanton Zürich[21] trauen ließ.
- Dani Fohrler, Moderator
- Sven Epiney, Fernseh- und Radiomoderator
- Marco Fritsche, Moderator, VJ
- Joël Gilgen, Moderator "SwissDate"
- Michael von der Heide, Sänger
- Leonard, Schlagersänger
- Walter Andreas Müller, Schauspieler
- Patrick Rohr, «Quer»-Moderator, sorgte mit seiner Ankündigung seinen Freund heiraten zu wollen für Aufsehen[22].
- Philipp Tingler, Schriftsteller
- Tara La Trash, Damenimitator und Nachtklubbetreiber (T&M)
- Erich Vock, Schauspieler
Für Politiker siehe Politik
Szene und Kultur
Kultur
Es gibt drei Filmfestivals mit schwul-lesbischer Ausrichtung: Queersicht[23] in Bern seit 1995, Pink Apple Filmfestival[23] in Zürich seit 1998 und LesBiSchwule Festival PinkPanorama[23] in Luzern seit 2002.
- siehe auch Filmfestivals in der Schweiz
Chöre gibt es in Bern (Schwubs)[24], Zürich (Schmaz)[24] und Basel (Fliedertafel)[24]. Schmaz organisiert 1993 das 7. Europäisches SchwuLesbisches Chorfestival in Zürich. Am Eidgenössischer Chorwettbewerb in Crans-Montana 1993 erreicht Schmaz den 3. Platz.
Szene
Eine reichhaltiges kulturelles, kommerzielles und politisches Angebot gibt es in Zürich und mit erheblichem Abstand in der westschweizer Metropole Genf.
Die Schwulenszene von Zürich hat eine Ausstrahlungskraft bis weit nach Süddeutschland, Vorarlberg, Norditalien und ins Elsass.
Ein reichhaltiges Vereinsangebot und beschränktes Szeneangebot gibt es in den Städten Basel, Bern, Lausanne, St. Gallen und Luzern.
Das Angebot an Bars, Partys, Restaurants, Saunas und anderen Kennenlernorten ist ständigen Änderungen unterworfen. Aktuelle Informationen bieten Zeitschriften und Online-Portale[25][26].
Medien
Deutschschweiz
Zeitungen, Zeitschriften
Das Akut Magazin[25] sieht sich in der Tradition von der Kreis[27]. Diese Sicht ist etwas gewagt, aber zumindest als Mitgliederzeitschrift der SOH ist es Nachfolger des Club 68. Die SOH-Mitgliederzeitschrift hiess von 1968 - 1971 Club 68, von 1972 - 1983 hey, von 1984 - 1995 SOH-Info.
Vor dem letzten Gesichtslifting hiess Akut seit 1985 anderschume/Kontiki, später a/K. anderschume war davor das Organ der HA-Gruppen. Das selbstständige Gratisblatt Kontiki existierte seit 1979.
Akut ist die Mitgliederzeitschrift für die HA-Gruppen. Daneben ist es aber auch im Zeitschriftenhandel erhältlich und kann im Abonnement weltweit bezogen werden. Akut Magazin hat eine Auflage von 4.500 Exemplaren und erscheint alle zwei Monate.
Daneben bestand seit Anfang der 1990er Jahre der cruiser[26] in wechselnden Formaten mit monatlichen Erscheinungsrythmus. Er liegt gratis in den Lokalen auf, kann aber auch im Zeitschriftenhandel gekauft werden.
Einzelne Gruppen geben Mitgliederzeitschriften heraus, die teilweise eher an Fanzines erinnern aber für die Gruppenkommunikation oder von lokaler Bedeutung sind. Es existieren auch Kontaktanzeigen-Magazine.
Ebenfalls erhältlich sind Schwulen- und Lesbenzeitschriften aus dem europäischen Ausland.
Internet
Die niederländische Online-Plattform Gayromeo erreicht auch in der Schweiz eine gewisse Bedeutung als Kennenlernort für schwule Männer. www.Gay.ch ist ein Portal mit Nachrichten und Konsumentenberichten und bringt einen wöchentlichen Newsletter heraus. www.Gaynet.ch ist ein Chatforum für schwule Männer
Radio und Fernsehen
Es gibt in der Schweiz keine schwulen oder lesbischen Radio- oder Fernsehstationen mit Dauerbetrieb. Allerdings berichten die privaten und öffentlichen Radios und die Fernsehstationen der SRG immer wieder homosexuelle Inhalte, so wird über den CSD ausführlich berichtet.
Gay Radio ist ein Webradio ohne Dauerbetrieb. Sendungen können als Podcast heruntergeladen werden[28] und werden auch auf den Lokalradios RaBe (Bern) und LoRa (Zürich) ausgestrahlt.
Christopher Street Day
- Hauptartikel Geschichte des CSD in der Schweiz
Mit dem Christopher Street Day gedenken Schwule und Lesben in Deutschland und der Schweiz seit den 70er Jahren dem gewalttätigen Ausschreitungen von Schwulen nach einer Polizeirazzia am 28.07.1969 im Stonewall-Inn an der Christopher Street in New York. Diese Veranstaltungen und Paraden (ursprünglich: Demonstrationen) finden weltweit statt. Obwohl der englische Name es vermuten liesse, ist in der angelsächsischen Welt der Name Gay Pride oder einfach Pride gebräuchlich. Dies setzt sich seit Ende der 1990er Jahre in ganz allmählich Europa durch.
1975 marschierten Schwule mit einem Transparent an der 1. Mai Kundgebung in Basel mit und traten somit an eine breitere Öffentlichkeit um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. 1978 folgte in Zürich der erste Christopher Street Day. 1979 fand die Nationale Schwulendemo in Bern statt. Basel (1980 - Gay 80 [29]), Lausanne (1981) und Zürich (1982) folgten. [30] Durch das Aufkommen von Aids und der damit verbunden Stigmatisierung von Schwulen fanden nur noch vereinzelte Demonstrationen statt, so in Zürich 1986, in Bern 1987. 1989 fand anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Stonewallausschreitungen ein Christopher Street Day in Zürich statt. Seit dem 25-jährigen Jubiläum 1994 finden CSDs in Zürich wieder jährlich statt.
In den 1990er Jahren wurden die CSDs vermehrt von einer breiten Öffentlichkeit wahr genommen und auch von den Schweizer Medien positiv begleitet. Dadurch wurde die Einstellung der Bevölkerung gegenüber den Anliegen von Schwulen und Lesben positiv verändert, was letztlich in einer allmählichen Gleichstellung mündete. Dies ist in der Schweiz mit ihrer Direkten Demokratie ungleich wichtiger, wie in der Bundesrepublik Deutschland mit ihrere Parlamentarischen Demokratie.
Anlässlich des CSDs wird seit 1997 der CSD-Stonewall-Award verliehen.
Durch die wachsenden Besucher- und Teilnehmerzahlen des CSDs in Zürich wird dieser für die Stadt zu einem immer wichtiger werdenden Volksfest und zu einer bedeutenden Touristenatraktion. Diese Entwicklung wird ihren vorläufigen Höhepunkt 2009 erreichen, wenn Zürich Gastgeber für die Europride sein wird.
Neben dem CSD in Zürich gibt es einen CSD in der Westschweiz mit jährlich wechselndem Austragungsort. Vereinzelt finden noch weitere CSDs statt, wie in Luzern und Basel. Zürich ist die einzige Schweizer Stadt mit einem jährlich stattfindendem CSD.
Seit Mitte der 1990er Jahre findet jährlich der Coming Out Day mit diversen öffentlichkeitswirksamen Aktionen statt, der vor allem junge Schwule und Lesben ermutigen soll, ein positives Verhältnis zu ihrer Identität zu entwickeln. Vorlage:Clear
Siehe auch
Quellen
- Der Kreis, Online-Museum
- Historisches Lexikon der Schweiz
- Schweizerisches Strafgesetzbuch
- Schweizerische Bundeskanzlei
Weblinks
- www.los.ch, LOS - Lesbenorganisation der Schweiz
- www.pinkcross.ch, Pink Cross - Dachverband der Schwulen in der Schweiz
- www.network.ch, Network, Schwule Führungskräfte und Unternehmer
- www.comingoutday.ch, Coming Out Day, Aktionstag der Jugendgruppen jährlich am 11. Oktober
- www.csdzurich.ch, CSD Zürich, Schwulen- und Lesbenparade jährlich Anfang Juni
- www.schwulenarchiv.ch Schweizerisches Schwulenarchiv
Verweise
- ↑ vergl. Sodomiterverfolgung im Heiligen Römischen Reich
- ↑ Heinrich Hössli auf der Italienischen Wikipedia
- ↑ Veronika Feller-Vest, "No 4 Hösli (Hössli), Heinrich", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.02.2005
- ↑ Ernst Ostertag: "170 Jahre bewegte Schweizer Schwule", auf: www.network.ch 3. April 2005
- ↑ Dossier Jakob Rudolf Forster von Brunnadern (1853-1926) im Staatsarchiv St. Gallen
- ↑ Schweizerische Bundeskanzlei: Schweizerisches Strafgesetzbuch - Chronologie
- ↑ André Salathé, "Karl Meier", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.01.2006
- ↑ Beispiele für Bilder aus "Der Kreis" als Deeplinks: Mann mit Fass, Matrose, Mann im Schilf
- ↑ Schweizerische Bundeskanzlei: Volksabstimmung vom 3. Juli 1938
- ↑ Schweizerische Bundeskanzlei: Volksabstimmung vom 5. Juni 2005
- ↑ queer:Genf stimmt für Homo-Gesetz
- ↑ Claude Janiak auf Parlament.ch
- ↑ Präsident der Aids-Hilfe beider Basel 1993 - 2002
- ↑ Der NETWORKer Claude Janiak zum Nationalratspräsident gewählt
- ↑ Zürcher wollen schwule Polizei, Blick 04.05.2007
- ↑ Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft: Artikel 8
- ↑ Schweizerische Eidgenossenschaft: 211.231 Bundesgesetz über die eingetragene Partnerschaft gleichgeschlechtlicher Paare (Partnerschaftsgesetz, PartG)
- ↑ Militärstrafgesetz (MStG): zwölfter Abschnitt
- ↑ a b c d Schweizerisches Strafgesetzbuch: Artikel 187 (Schutzalter), Artikel 195 (Prostitution), Artikel 197 (Pornographie), Artikel 231 (Barebacking)
- ↑ Umfrage Best Gay Promi 2006 auf gay.ch
- ↑ noch vor Einführung des Partnerschaftsgesetzes auf Bundesebene
- ↑ Patrick Rohr will heiraten, news.ch 7. Juni 2005
- ↑ a b c Bern: Queersicht, Luzern: LesBiSchwule Festival PinkPanorama Zürich: Pink Aple
- ↑ a b c Schwule Berner Sänger Schwubs Bern, Schwuler Männerchor Zürich Schmaz Zürich, Fliedertafel Basel
- ↑ a b Online-Ausgabe des Akut Magazins
- ↑ a b Online-Ausgabe des Cruiser
- ↑ Nachfolger von der Kreis
- ↑ Gay Radio - Radio vom Anderen Ufer, Internetseite
- ↑ Der Name war angelegt an die im Selben Jahr stattfindende Gartenausstellung Grün 80
- ↑ "Der weite Weg zur Toleranz", in: Neue Zürcher Zeitung, 26. Juni 1978 Artikel zur Nationalen Schwulendemo 1978 in Zürich