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Selbstverteidigungsstreitkräfte (Japan)

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Flagge der Selbstverteidigungsstreitkräfte
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Die japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte (jap.: 自衛隊 Jieitai, auf englisch: Self Defense Forces (SDF)) sind die Streitkräfte Japans, welche nach Ende des 2. Weltkrieges aufgebaut wurden. Die Streitkräfte waren bisher noch nie in Kampfhandlungen verwickelt, nehmen aber an friedenserhaltenden Einsätzen teil.

Organisation und Auftrag

Japan ist es nach Artikel 9 der japanischen Verfassung verboten, ein Militär aufzustellen oder internationale Konflikte durch Gewalt zu lösen, wobei es allerdings derzeit eine breite öffentliche Diskussion gibt, den Artikel aus der Verfassung zu streichen. Die Interpretation des Artikels ist in Japan umstritten, wird aber dahingehend ausgelegt, dass bewaffnete Streitkräfte zur Selbstverteidigung legitim sind. Allerdings haben die Selbstverteidigungsstreitkräfte (SVK) eine eingeschränkte, hauptsächlich auf defensive Ausrichtung ausgelegte Ausrüstung. Es gibt keine Langstreckenangriffsmöglichkeiten, wie Mittel- oder Langstreckenraketen, Langstreckenbomber, Tankflugzeuge, Spezialkräfte, Kampfschwimmer, große Munitionslager oder Einsatzrichtlinien (Rules of engagement). Japan hat derzeit (2007) mit rund 50 Milliarden US-Dollar den drittgrößten Militäretat (nach den USA und Großbritannien). Die Hälfte des Geldes wird für Personalkosten ausgegeben, der Rest teilt sich in Versorgung, Neuanschaffung und Aufrüstung von Waffen etc. auf.

Entsprechend der Aufgabe der Streitkräfte wird der japanische Ausdruck 軍 (gun, dt. Armee, Heer), welcher auf eine militärische Kraft hinweist, oder die Ausdrücke Militär, Armee, Marine und Luftwaffe offiziell nie im Zusammenhang mit den SVK benutzt.

Im Jahre 2006 wurde die Generaldirektion für die Selbstverteidigungsstreitkräfte (SVK) von der japanischen Regierung in den Rang eines Verteidigungsministeriums erhoben. Begründet wurde dies mit der gewachsenen internationalen Bedeutung Japans, den internationalen Einsätzen der Selbstverteidigungsstreitkräfte (SVK) und den besonderen politischen Bedingungen in der Region.

Gliederung und Personal

Die Selbstverteidigungsstreitkräfte bestehen aus 239.430 Soldaten (Stand 2005), die sich wie folgt aufteilen:[1]

  • Land-SVK: 147.737
  • Meeres-SVK: 44.327
  • Luft-SVK: 45.517
  • Reserve: 57.899
  • Stab: 1.849

Marine

Der Zerstörer JDS Kirishima (DDG-174) der Kongo-Klasse
Datei:Harusame (DD 102).jpg
Der Zerstörer JDS Harusame (DD 102) der Murasame-Klasse im März 2006, während eines Manövers mit US-Kriegsschiffen im Westpazifik
Der Hubschrauberdeck-Zerstörer JDS Kurama (DDH 144) der Shirane-Klasse
Datei:JDS Oyashio (SS 590).jpg
Das U-Boot JDS Oyashio (SS 590) der gleichnamigen Klasse im US-Marinestützpunkt Pearl Harbor

Die Marine (engl. Japan Maritime Self Defense Force (JMSDF)) ist die wichtigste Teilstreitkraft. Dies erklärt sich aus dem strategischen Schwerpunkt der Landesverteidigung, die bei einer Inselnation naturgemäß in erster Linie zur See stattfindet. Besonders großer Wert wird auf die Verteidigung gegen U-Boote und feindliche Luftwaffe gelegt.

Flotte

Lenkwaffenzerstörer (DDG)

Zerstörer (DD)

Zerstörer mit Hubschrauberdeck (DDH)

Begleitzerstörer (DE)

U-Boote (SS)

Amphibische Schiffe

Minenräumer

Luftwaffe

Ähnlich ist auch die Luftwaffe ausgerichtet: Die 280 Kampfflugzeuge sind in erster Linie Abfangjäger. Sie werden von einer dichten Radarüberwachung des Luftraums unterstützt.

Heer

Das Heer fügt sich in dieses Konzept ein und ist in erster Linie zur Bekämpfung feindlicher Landeoperationen gedacht. Diese Aufgabe wird, vor allem was die Verlegung der Truppen angeht, durch den gebirgigen Charakter Japans, die langen Küstenlinien und die Vielzahl der Inseln erschwert. Deshalb sieht die japanische Heeresdoktrin einerseits den Schutz wichtiger Zentren und Verbindungswege sowie die hinhaltende Abwehr bis zum Eintreffen von US-Verstärkung vor. Eine große Rolle spielt die Truppenbewegung per Hubschrauber.

Strategie

Die enge Verzahnung mit den Streitkräften der USA in der Region ist ein zentrales Element der japanischen Militärstrategie. Ein US-Flugzeugträger, 180 Kampfflugzeuge und 21.000 US-Marines sind ständig in Japan stationiert. Zunehmend wird die Volksrepublik China und Nordkorea als potenzielle militärische Bedrohung angesehen. In diesem Zusammenhang steht die Neufassung der Verteidigungsrichtlinien im Dezember 2004. Sie erlaubt es Japan nun, unter anderem am Raketenabwehrprogramm der USA teilzunehmen und die eigene Luftwaffe mit Tankflugzeugen auszustatten. Außerdem will sich Japan stärker an internationalen Militäroperationen beteiligen. Seit 1999 sollen PATRIOT PAC-3-Systeme auch Japan vor möglichen chinesischen und nordkoreanischen Raketen schützen. Hierzu wurden durch die USA auf Okinawa und ab 2007 in Saitama das Raketenabwehrssystem stationiert.

Auslandseinsätze

Der erste Auslandseinsatz der SVK fand unter dem Mandat der UN 1992 statt. Die Truppen wurden nach Kambodscha entsandt, um dort die ersten freien Wahlen zu überwachen. Der erste Auslandseinsatz ohne Mandat der Vereinten Nationen erfolgte 2004 im Irak, wo sie unter Führung der USA an der Besetzung des Iraks teilnahmen.

Siehe auch

  1. Personnel of JSDF. Japan Defense Agency, abgerufen am 23. April 2006.