Färingersaga
Die Färingersaga (altnordisch Faereyinga saga, neufäröisch Føroyinga søga) ist die älteste Quelle zur Geschichte der Färöer und wichtigste schriftliche Quelle zur Wikingerzeit auf den Färöern.
Sie entstand im 13. Jahrhundert in Island, und wurde wahrscheinlich von einem Schüler Snorri Sturlusons verfasst. Sie handelt von der Zeit der Landnahme (9. Jahrhundert) bis zur Christianisierung der Färöer im 11. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert wurde die Saga dann in ihrer heute üblichen Form aus den isländischen Quellen zusammengestellt. Die erste Ausgabe besorgte der dänische Altertumsforscher Carl Christian Rafn 1832, dem die Saga auch ihren Namen Færeyínga saga (mit í!) zu verdanken hat. In Rafns Werk enthalten ist eine färöische Übersetzung von Pastor Johan Henrik Schrøter in dessen eigentümlicher Orthographie (siehe dort).
Die Färingersaga beginnt mit den Worten (neufäröisch):
- Grímur Kamban var fyrsti maður ið búsettist í Føroyum.
- Hetta var á døgum Haralds Hárfagra,
- tá stór mannfjøld flýddi undan harðræði hansara.
Auf deutsch:
- Grímur Kamban war der erste Mann, der sich auf den Färöern niederließ.
- Das war in den Tagen Harald Schönhaars,
- als viele Leute vor seiner Herrschsucht flohen.
Es wird davon ausgegangen, dass jener Grímur tatsächlich gelebt hat und im 9. Jahrhundert von Norwegen auf die Färöer ging, sich in Funningur niederließ und so die nordische Landnahme auf dem Archipel einleitete. Allerdings war das schon vor der Zeit Harald Schönhaars, wahrscheinlich bereits um 825. Offensichtlich verwechselt die Färingersaga diese erste Welle der Landnahme mit der zweiten Welle um ca. 885-890, die tatsächlich eine Flucht vor Harald Schönhaars Herrschaft war.
Auf den Färöern etablierte sich eine freie Republik von Auswanderern, und in ihrer Hauptstadt Tórshavn hatten sie ihr eigenes Ting. Diese Stätte namens Tinganes ist heute noch Regierungssitz. Die Färingersaga enthält diese und weitere historische Fakten, vor allem die Geschichte des Sigmundur Brestisson (Sigmund), der die Färöer gegen den Widerstand des Trónd aus Gøta (Trond) um 1000 christianisierte. Tronds Rolle ist derart zentral, dass die Färingersaga auch "Die Sage von Trond" genannt wird.
Da die Sage von Mönchen aufgeschrieben wurde, ist sie freilich nicht unparteiisch, sondern stellt Sigmund (den Christen) als den Guten dar und Trond (den Heiden) als den Bösen. Es gibt darüber hinaus auch Teile der Färingersaga, die ganz offensichtlich mehr Dichtung als Wahrheit sind, aber im Wesentlichen ist es die Geschichte der ersten Färinger und daher die wichtigste historische Quelle zur Wikingerzeit auf den Färöern (siehe dort).
Gedruckte Ausgaben
(Bestand der Landesbibliothek der Färöer, Auswahl)
- Carl Christian Rafn: Færeyínga Saga eller Færøboernes Historie i den islandske Grundtext med færøisk og dansk Oversættelse. Kopenhagen 1832 (Neuauflage Tórshavn: Offset-prent, Emil Thomsen, 1972 - 284 S.) (Isländisch, Färöisch von Johan Henrik Schrøter, Dänisch)
- Føroyingasøga / útløgd úr íslandskum av V. U. Hammershaimb. Tórshavn, 1884. 137 S. (Erstausgabe in Neufäröisch, weitere Ausgaben 1919 und 1951)
- Føringasøga / útløgd og umarbeid av nýggjum av C. Holm Isaksen. Tórshavn: 1904. 116 S.
- Færeyingasaga. Den islandske saga om færingerne / på ny udgiven af Det kongelige nordiske oldskriftselskab. Kopenhagen: Det kongelige nordiske oldskriftselskab, 1927. - xix, 84 S. (Dänisch)
- Føroyingasøga / umsett hava Heðin Brú og Rikard Long. Tórshavn: Skúlabókagrunnurin, 1962 - 105 S. (Färöisch)
- The Faroe Islanders' saga / translated and annotated by George Johnston; edited by Michael Macklem; drawings by William Heinesen. Ottawa: Oberon Press, 1975. - 144 S. (Englisch)
- Færeyinga saga / Ólafur Halldórsson bjó til prentunar; Jón Böðvarsson samdi verkefni fyrir skóla. Reykjavík: Iðunn, 1978 - 180 S. (Isländisch)
- Færinge saga / med tegninger af Sven Havsteen-Mikkelsen; i oversættelse ved Ole Jacobsen og med en efterskrift af Jørgen Haugan. Kopenhagen: Forum, 1981 - 143 S. (Dänisch)
- La saga des Féroïens / traduit de l'Islandais par Jean Renaud; préface de Régis Boyer. Paris: Aubier Montaigne, 1983 - 133 S. (Französisch)
- Die Färinger Saga / aus dem Isländischen von Klaus Kiesewetter übersetzt. Ålborg: 1987 - 103 S. (Deutsch)
- Färinga sagan / inledd och översatt av Bo Almqvist; förord av Olov Isaksson; fotografier av Sören Hallgren. Hedemora: Gidlunds Bokförlag, 1992 - 205 S. (Schwedisch)
- Føroyinga søga / Sven Havsteen-Mikkelsen teknaði; Bjarni Niclasen týddi; Jørgen Haugan skrivaði eftirmæli. Tórshavn: Føroya skúlabókagrunnur, 1995 - 148 S. (Färöisch. 2. Auflage, aktuell) (Neu: PDF-Download 2005)
- Føroyinga søga [ljóðbók (kassettuband)] / Høgni Joensen lesur. Tórshavn: Ljóðbókanevndin, 2003 - 5 kassettubond í 1 húsa (Hörbuch auf Färöisch, ca. 5 Stunden)
Literatur im Internet
- Færeyinga saga isländisch
- F. York Powell: The Tale of Thrond of Gate, commonly called the Faereyinga Saga. London 1896 (Komplette Internetausgabe, englisch)
- Anker Eli Petersen: Føroyinga Søga. Leysliga umsett út fornnorrønum. Färöer 2003 (Internetausgabe, bisher nur erster Teil, färöische Übersetzung aus dem Altnordischen)
- Michael Becker: Die Färinger Saga. (Internetausgabe, Zusammenfassung, deutsch)
- Snerpa.is - Færeyinga saga (isländisch, komplett)