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Hip-Hop (Subkultur)

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HipHop ist eine Subkultur, die sich aus Tänzen (wie z.B. B-Boying, Locking, Boogaloo), Rap, Writing, DJing und Philosophie zusammensetzt.

Rap-Musik wird immer wieder fälschlicherweise mit HipHop gleichgesetzt. Rap ist jedoch lediglich ein Teil der HipHop-Kultur. Diese setzt sich vor Allem ein für Toleranz, Frieden, Kreativität sowie Persönlichkeitsentfaltung und kämpft insbesondere gegen Drogen und Gewalt. HipHop hilft Menschen immer wieder dabei, einem kriminellen Alltag zu entfliehen. Durch den globalen Einfluss der (konservativen) Massenmedien auf die so genannte öffentliche Meinung ist das Bild, das die meisten Wohlstandsbürger von HipHop haben, extrem verzerrt. Schuld daran sind jedoch nicht zuletzt auch die zahlreichen „Kommerz-Rapper“, die in ihren Texten und Musikvideos all das präsentieren, was HipHop gerade nicht repräsentiert.

Geschichte

HipHop beeinflusst seit einiger Zeit wieder die Musikkultur und auch das Musikgeschäft maßgeblich. Die Ursprünge seiner Musik sind aber älter als das Interesse der Medien daran. Keinesfalls waren Writing (Graffiti), B-Boying (Breakdance), MCing (Rap) und Scratchmixing eine Erfindung der Medien oder Musikkonzerne, sondern Ausdruck jener, denen nur am unteren Ende der Gesellschaft ein Platz zugewiesen wurde. Als in den 60er Jahren Straßenbanden begannen, untereinander Kriege zu führen, grenzten sie ihre Ganggebiete durch schriftliche Markierungen ab.

"The Savage Skulls", "Savage Nomads" oder "Blackspades" - einige bekannte Gangs aus dieser Zeit - reagierten auf Revierverletzungen mit Waffengewalt. In Los Angeles, also an der Westküste der USA, sind heute noch Bandenaktivitäten an der Tagesordnung.

Writing

Ende der 60er-Jahre brachten einzelne Jugendliche ihren Namen in verschiedenen Gang-Gebieten an. Sie erhielten dafür von allen Respekt, ohne dabei Bandenkriege zu provozieren. Viele Namen wie "JULIO 204", "TAKI 183, "CAT 161", "JUNIOR 161", "RALPH 611", "STITCH 1", "BARBARA 62", "EVA 62" und "FRANK 207" waren die meist gesehensten Tags (Namenszeichen) dieser Zeit. Auch die Wände in den Straßen und U-Bahnwaggons, zeugten von der Existenz der Graffiti-Writer. Ebenfalls wurden die Wände in den Straßen und U-Bahnstationen mit Tags verziert. Das Ziel war: "GETTING UP - FAME", das heißt aus der Anonymität ausbrechen.

Als im Juni 1971 die New York Times "Taki 183" aufspürte, interviewte und seinen Bericht über ihn veröffentlichte, war die Sensation perfekt. Ein anonymer Writer – nur seinen Writerkollegen und den U-Bahnbenützern bekannt - erhielt die notwendige Öffentlichkeit und wurde in ganz New York bekannt. Dies veranlasste wiederum andere Writer, in die Yards zu gehen, und sich dort ungestört an den stillgelegten Waggons zu verewigen. Die Styles wurden in der Folge ständig weiterentwickelt.

Eines der ersten Masterpieces (= Meisterstücke), gesprüht von "Supercool" in Pink und Gelb, entstand im 22th Street Yrd in New York im Jahr 1972. Als 1972 das erste "Top to Bottom" von "SIR" alias "DICE 198" entstand, erließ der New Yorker Bürgermeister das erste Anti-Graffiti-Gesetz.

Doch die Writer ließen sich nicht beirren, und die Untergrundkultur wuchs unaufhaltsam weiter. Es entstanden die verschiedensten Styles. Wie die "Cloud" von "Supercool" und "Phase 2". Diese veränderten ebenso ihre Formen und so wurde 1973, der 3D-Style eingeführt. Der Soziologiestudent Hugo Martinez erkannte die Bedeutung dieser Subkultur, und gründete die United Graffiti Artists (UGA). Diese Gründung wurde zu einem bedeutenden Wendepunkt in der Geschichte des Graffiti-Writing. Werke der Writer wurden von nun an in Galerien ausgestellt und so als Kunst akzeptiert. Die weiteren Neuerungen in Technik, Style und den Werkzeugen, wie Sprühaufsätze, die verschieden starke Sprühstrahlen ermöglichten, führten dazu, dass alle U-Bahnwaggons einer Linie besprüht waren....

B-Boying (Breakdance)

Zur Zeit der Streetparties, als DJs Plattensequenzen, so genannte Breaks zu neuen Klangkollagen abmixten, entstand B-Boying (auch Breakdance genannt). B-Boying ist ein Element HipHop-Kultur. In den frühern 80er Jahren entdeckte die Ostküste den Boogaloo sowie das Poppin' und Locking. Entwickelt wurde dieser Tanzstil an der Westküste und gelangte über den Süden der USA nach New York. Dort taufte man ihn in Electric Boogie um. Breakdance und Electric Boogie erreichten 1983 auch Europa. Der Kleidungsstil dieser Zeit (Adidas, Puma) wurde vor später von Ravern kopiert, auch wenn sie sich dessen nicht unbedingt bewusst waren.

Rap

Der Rap war anfangs u. a. Wortspielerei der MCs (Master of Ceremony). In kurzen Reimen machten sie sich über sich selbst lustig, stellten den DJ vor, oder erzählten einfach nur kurze Geschichten über ihr Viertel.

Rap steht im Einklang mit der Tradition der afrikanischen mündlichen Überlieferung. Die Sugarhill Gang (deren Texte Grandmaster Caz schrieb), Kurtis Blow und Grandmaster Flash And The Furious Five wurden zu den ersten Hitparadenstürmern zu einer Zeit, als HipHop nur dem Underground gehörte. MCs wie Chief Rocker Busy Bee und die Cold Crush Brothers mit Grandmaster Caz beherrschten die Szene.

Nachfolgende Rap-Formationen wandten sich mehr und mehr vom Party-Rap ab und schrieben sozialkritische Texte. Die eigentliche Philosophie "Peace, unity, love, and have some fun" wurde geprägt von der Zulu Nation und ihrem Gründer Africa Bambaataa.

Ende der 80er Jahre entwickelte sich an der Westküste der Gangster-Rap al eine Form des Rap, von der gesagt wird, dass sie im Widerspruch zur eigentlichen HipHop-Kultur stehe. Aus Berichten über das Ghettoleben in der diskriminierenden Sprache des Ghettos wurden später die von Industrie gepushten "Schimpfmeisterschaften". Wer am häufigsten die Wörter "Nigger", "bitch", "fuck", "dick", "gat" usw. in seinen Texten unterbrachte, gemischt mit Erzählungen von Raubüberfällen, Drive by shootings und gegenseitigem Abschlachten, verkaufte die meisten Platten.

Die Szene in Europa entwickelte sich nach Filmen wie Wild Style, Style Wars (U-Bahnbilder und verrückte Beine), oder Beat Street und dem Einsetzen der Breakdancewelle die HipHop-Szene. Auch hier entstand in den 1980ern ein harter Kern von B-Boys, Writern, DJs und MCs.

Bedeutende Veranstaltungen

  • ITF Championships (DJ / Turntablism, international)
  • Battle Of The Year (B-Boying / Breakdance, international) - Beim „Battle Of The Year International“ treten viele verschiedene Rapper aus aller Welt auf und tanzen in einer Art Wettstreit gegeneinander. Im Backstage dieses friedlichen Wettbewerbs werden Kontakte geknüpft und man trainiert auch gemeinsam. Überall im Publikumsbereich gibt es markierte Kreise, in denen nahezu ununterbrochen getanzt wird. Auch zahlreiche MCs und DJs sind dort jedes Jahr anzutreffen. 2004 war das erste Mal eine Gruppe aus Israel mit dabei. Sie hatten eine klare politische Aussage, und zwar für den Frieden zwischen Israelis und Palästinensern.

Filme

  • Wild Style, dessen deutsche Erstaufführung (1983) heute als "Tag 0" für Hip Hop in Deutschland gehandelt wird
  • Style Wars, ein einzigartiger Dokumentarfilm über die HipHop-Kultur
  • 8 Mile, ein besonders für Jugendlicher interessanter Film von der HipHop-Szene in Detroit. Mit Eminem und Kim Basinger. Oscar für beste Filmmusik.

Literatur

  • Martha Cooper: Hip Hop Files - die neue "HipHop Bibel"
  • B-Boy Storm: Vom Swipe to Storm - Autobiographie eines der bedeutendsten Breaker weltweit. Er beschreibt seine Erlebnisse und die deutsche/europäische Hiphop Szene.
  • 20 Jahre HipHop in Deutschland, Hannibal Verlag, ISBN 3854451849
  • Fear Of A Kanak Planet – HipHop zwischen Weltkultur und Nazi-Rap, Hannibal Verlag, ISBN 3854452101
  • Das neue HipHop Lexikon, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, ISBN 3896024671
  • Hiphop, Transcript, ISBN 3899421140, Beiträge aus Cultural Studies, Ethnologie, Soziolinguistik, Pädagogik und anderen Disziplinen werden mit Essays von Szene-Autoren zusammengeführt.
  • Bei uns geht einiges, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, ISBN 3896023292, Sammlung von Interviews und Texten von und mit Hiphoppern aus allen Teilen Deutschlands.