Zum Inhalt springen

Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Juni 2007 um 21:30 Uhr durch Aka (Diskussion | Beiträge) (Tippfehler entfernt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Prinz Heinrich zu Sayn-Wittgenstein ( * 14.08.1916 - † 21.01.1944 ) entstammt dem Adelshaus Sayn-Wittgenstein und war einer der erfolgreichsten deutschen Nachtjäger-Piloten des Zweiten Weltkriegs.

Familie

Heinrich zu Sayn-Wittgenstein wurde am 14. August 1916 in Kopenhagen (Dänemark) geboren. Seine Eltern waren Gustav Alexander Prinz zu Sayn-Wittgenstein (1880 - 1953), Diplomat an der dortigen Deutschen Botschaft, und dessen Gattin Walburga, geborene Freiin von Friesen (1885 - 1970). Sein vollständiger Name lautete Heinrich Alexander Ludwig Peter zu Sayn-Wittgenstein, wobei Heinrich als Rufname in Erinnerung an den großen Urahnen, Graf Heinrich III. von Sayn bevorzugt wurde. Heinrich hatte noch zwei Brüder.

Jugend- und Schulzeit

Seine Eltern zogen berufsbedingt 1919 in die Schweiz. Ab 1926 besuchte Heinrich ein Internat in Neubeuren ( Oberbayern ). Aufgrund seines schwachen Allgemeinzustands folgte 1927 ein Kuraufenthalt im schweizerischen Davos. Ab 1932 besuchte er eine Höhere Schule in Freiburg im Breisgau, wo er das Abitur ablegte.

Militärzeit vor dem Zweiten Weltkrieg

Nach Ableistung des Reichsarbeitsdienstes im Lager in Emmendingen schlug Wittgenstein den Beruf des Offiziers ein. Im April 1936 begann seine militärische Laufbahn im Reiterregiment 17 in Bamberg. Hier brachte er es bis zum Fahnenjunker der "Cannstätter Reiter".

Im Sommer 1937 meldete er sich zur Reichs-Luftwaffe und wurde im Oktober desselben Jahres in die Fliegerschule Braunschweig aufgenommen. Nach entsprechenden Lehrgängen wurde er im Juni 1938 zum Leutnant befördert und erhielt das Offizierspatent.

Bei den von ihm in der Vorkriegszeit geflogenen Flugzeugtypen handelte es sich um Junkers 88 und Heinkel 111.

Militärische Laufbahn im Zweiten Weltkrieg

Seine ersten Kriegseinsätze erlebte Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein im Westfeldzug, wo er an Bombenangriffen auf die Forts von Lüttich teilnahm. Weitere Einsätze in Frankreich und eine anschließende Teilnahme an der sog. "Luftschlacht um England" folgten. Unter anderem zeichnete er sich durch Angriffe auf die beiden durch heftiges Flakfeuer verteidigten Flugbasen Biggin Hill und Rochester aus.

Von Juni bis November 1941 nahm Wittgenstein am Ostfeldzug im Bereich der Heeresgruppe Nord teil. Er war den Kampfgeschwadern 1 und 51 zugeteilt und flog in diesem Zeitraum über einhundertundfünfzig Bomber-Einsätze. Da ihm die Bombenangriffe aufgrund der unausweichlichen Verluste an der russischen Zivilbevölkerung zunehmend mißfielen ( durch Briefe an seine Mutter belegt ) und er sich ferner lieber im Kampf mit einem einzelnen Gegner stellen wollte, ließ er sich im Januar 1942 zu den Nachtjagdfliegern versetzen.

Nach der Sonderausbildung für die Nachtjagd erzielte er bereits wenige Monate später in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1942 seinen ersten Abschuß. Aufgrund seiner weiteren Erfolge stieg Wittgenstein zum Staffelkapitän der 9. Staffel des Nachtjagdgeschwaders 2 auf, das damals in Holland stationiert war und mit umgebauten Ju 88 ausgerüstet war.

Bis zum Herbst 1942 hatte er eine Gesamtabschußzahl von 22 erreicht, und erhielt hierfür von Generalleutnant Kammhuber am 7. Oktober 1942 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.

Zum Jahresende 1942 war Hauptmann Wittgenstein, der sich innerhalb seiner Einheit der Prinz nennen ließ, zum Kommandeur der IV. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 7 aufgestiegen. Diese Einheit wurde später zur Gruppe 1 des NJG 100 umorganisiert.

Aufgrund eines Magenleidens folgte im Frühjahr 1942 ein zweimonatiger Lazarettaufenthalt mit anschließendem Genesungsurlaub. Nach Rückkehr zum aktiven Dienst gelang ihm in Ostpreußen gegen einfliegende russische Bomber am 25. Juli 1942 sieben Abschüsse. Anschließend tat er als Kommandeur der 2. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 3 in Schleswig Dienst und erhielt nach 59 Luftsiegen am 31.08.1943 das "Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes" verliehen. Die nächsten Monate stand er weiter im Einsatz und konnte bis zum Jahresende 1943 seine Abschußzahl auf 64 erhöhen.

Als Geschwader-Kommandeur im Range eines Majors führte der damals erst 27jährige nun das Nachtjagdgeschwader 2, das in Deelen in den Niederlanden seinen Fliegerhorst hatte. Von hier startete er zu seinen Abfangeinsätzen und schoß in der Zeit vom 1. - 20. Januar weitere 15 alliierte Großbomber ab.


Tod

In der Nacht des 21. Januar 1944 gelang es Wittgenstein nochmals zwei Nachtbomber abzuschiessen. Unmittelbar nach diesem letzten Luftsieg wurde sein Flugzeug, eine Ju 88, um ca. 23 Uhr ebenfalls getroffen, wobei die linke Tragfläche Feuer fing und die Maschine an Höhe verlor. Wittgenstein gab seinem Bordfunker Ostheimer und den Rest der Besatzung den Befehl abzuspringen, was diese auch taten und dadurch überlebten.

Wittgenstein wurde in einem Waldgebiet der Gemeinde Lübars bei Stendal tot aufgefunden. Sein Fallschirm hatte sich, aufgrund seiner geringen Absprunghöhe, nicht mehr geöffnet.

Posthum wurde ihm, als 44. Soldaten, das "Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes" verliehen. Die Beisetzung fand am 29. Januar 1944 auf dem Geschwaderfriedhof in Deelen statt. Im Rahmen einer allgemeinen Umbettungsaktion nach Kriegsende wurden seine sterblichen Überreste 1948 nach Ysselstein (Niederlande) überführt.


siehe auch