Zum Inhalt springen

Ottokar Kernstock

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Juni 2007 um 14:08 Uhr durch Braveheart (Diskussion | Beiträge) (Änderung 33103954 von Objekt (Diskussion) wurde rückgängig gemacht. Zynischen Beitrag entfernt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Ottokar Kernstock, eigentlich Otto Kernstock (* 25. Juli 1848 in Marburg an der Drau (Maribor), Untersteiermark (heute Slowenien); † 5. November 1928 auf dem Schloss Festenburg, Steiermark) war österreichischer Dichter, Priester und Augustiner-Chorherr.

Leben

Otto Kernstock wurde in Marburg, der Heimatstadt seiner Mutter, geboren, wo er mit seinen zwei jüngeren Geschwistern auch seine ersten Lebensjahre verbrachte. Sein Vater stammte aus Prachatitz (Prachatice im Böhmerwald). 1855 übersiedelte die Familie nach Graz. Nach seiner Reifeprüfung studierte er zunächst Rechtswissenschaften und wurde Mitglied der Akademischen Sängerschaft „Gothia“.

1867 trat er in das Chorherrenstift Vorau ein, wo er den Ordensnamen Ottokar erhielt. 1871 wurde er zum römisch-katholischen Priester geweiht. Kernstock war zunächst Archivar und Bibliothekar des Stiftes und wirkte ab 1873 als Kaplan in Waldbach, Sankt Lorenzen am Wechsel und Dechantskirchen. Von 1889 bis zu seinem Lebensende war er Pfarrer von Festenburg in der Oststeiermark.

1916 wurde ihm angeboten, Leiter des Germanistischen Seminars der Universität Wien zu werden. Karl Kraus kritisierte dies in seiner Zeitschrift Die Fackel heftig, und Kernstock verzichtete schließlich auf das Angebot.

Künstlerisches Schaffen

Von 1875 an veröffentlichte Kernstock historische und belletristische Werke. Seine Gedichte erschienen ab 1878 in der Münchner Zeitschrift Fliegende Blätter. Nachdem er 1889 sein Amt als Pfarrer in Festenburg angetreten hatte, begann er Lyrik in der Tradition der Spätromantik zu verfassen; oft mit radikal deutschnationalen Inhalten. So schrieb er über die Herkunft seiner Eltern:

[...]
Im Böhmerwald, bewehrt mit Wall und Toren,
In dem mein lieber Vater ward geboren.
Deutsch war der Mann, kerndeutsch sein Heimatland,
Eh' Slawenlist es Stück für Stück entwandt!

Seine deutschnationale Gesinnung zeigen auch Gedichte wie „Civis Germanus sum!“ oder „Ein Fund“. In „Die deutsche Eiche“ formulierte er:

[...]
Slawenlinden steh'n in dichten
Reih'n mit Pinien welscher Art
Und mit Böhmerwalder Fichten
Dort freundnachbarlich gepaart.
Aber mitten im Bereiche
Dieser grünen Herrlichkeit
Ragt die deutsche Donnereiche
Wie ein Held der Hünenzeit.
[...]

An anderer Stelle dichtete er:

[...]
Bleib, edles Wien, der Himmel walt's,
Des Deutschtums Zitadelle!
[...]

Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er 1901 mit dem Gedichtband „Aus dem Zwingergärtlein“ bekannt und erreicht so bald ähnliche Popularität wie sein Freund, der Schriftsteller Peter Rosegger. Seine Religiosität brachte er beispielsweise in dem Gedicht „Zwei Kreuze“ zum Ausdruck.

Während des Ersten Weltkriegs trat er im zusammen mit Peter Rosegger verfassten Gedichtband „Steirischer Waffensegen“ (1916) mit chauvinistisch-blutrünstiger Kriegslyrik hervor.

1920 schuf Kernstock den Text der offiziellen österreichischen Bundeshymne von 1930 und 1938. Ursprünglich als Deutschösterreichische Volkshymne“ betitelt und Teil des Gedichtbands Der redende Born (1922), wurde Sei gesegnet ohne Ende per Ministerratsbeschluss am 13. Dezember 1929 zur Bundeshymne erklärt.

Im Jahr 1923 verfasste er das „Hakenkreuzlied“ für die Fürstenfelder Ortsgruppe der Deutschen Nationalsozialistischen Arbeiterpartei (DNSAP). Das Lied wurde im Wahlkampf in den sudetendeutschen Gebieten der Tschechoslowakei eingesetzt und löste Proteste der Christlich-Sozialen Partei und der katholischen Kirche aus. Kernstock verwahrte sich dagegen, ein „Hakenkreuzler“ zu sein und verteidigte sich damit, dass er ein Gedicht geschrieben habe „das den idealen Zielen galt, die ursprünglich den Hakenkreuzlern vorschwebten und mit denen sich jeder brave Deutsche einverstanden erklären musste.“

Nachwirken

In Österreich wurden nach seinem Tod zahlreiche Straßen und Plätze nach Kernstock benannt. Nach dem Anschluss 1938 wurden vor allem das Hakenkreuzlied von den Nationalsozialisten zur Propaganda verwendet. Nach 1945 geriet er zunehmend in Vergessenheit. Teilweise wurden die Benennung von Straßen und Plätzen - oft erst nach längeren Debatten - rückgängig gemacht.

Auszeichnungen und Ehrungen

Werke

  • Verloren und Wiedergefunden, Märchen, 1894
  • Die wehrhafte Nachtigall, 1900
  • Aus dem Zwingergärtlein, 1901
  • Unter der Linde, 1905
  • Turmschwalben, 1908
  • Aus der Festenburg, 1911
  • Tageweisen, 1912
  • Schwertlilien aus dem Zwingergärtlein, 1915
  • Steirischer Waffensegen, 1916
  • Der redende Born, 1922

Literatur

  • Oswald Floeck: Der Sänger auf der Festenburg (Ottokar Kernstock). Sein Leben und sein Werk. Graz u.a.: Styria 1915.
  • Pius Fank: Ehrenrettung des verleumdeten Priesterdichters Ottokar Kernstock † 1928. In: Österreichisches Klerusblatt. 1967, 9.
  • Charlotte Grollegg-Edler: Ottokar Kernstock - ein "politischer Dichter"? In: Österreich in Geschichte und Literatur, Graz, 30 (1986), S. 139-149.
  • Charlotte Grollegg-Edler: Die wehrhaft Nachtigall. Ottokar Kernstock (1848-1928). Eine Studie über Leben, Werk und Wirkung. Graz: Univ. Diss. 2002. (Zusammenfassung des Inhalts)