Zum Inhalt springen

Rolls-Royce Motor Cars

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Juni 2007 um 13:49 Uhr durch 193.254.155.48 (Diskussion) (Weblinks). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Rolls-Royce Phantom, Mondial de l'automobile, Paris 2006

Die Firma Rolls-Royce Motor Cars Ltd. ist ein früherer Teil des Traditionsunternehmens Rolls-Royce, dessen Wurzeln im Bau der berühmten luxuriösen Rolls-Royce Automobile liegen. Der Automobilbau und dessen Brauchtumspflege sind seit 2000 ein Teil des BMW-Konzerns.

Geschichte

Bereits im Frühjahr 1904 schlossen sich der Ingenieur Henry Royce und der Kaufmann Charles Rolls zusammen. Sie wollten gemeinsam Autos bauen. Am 15. März 1906 gründeten sie in Manchester die Firma Rolls-Royce Limited. Als erstes Modell wurde der Silver Ghost (1906-1925) auf einer öffentlichen Automobilmesse in London vorgestellt. Er kostete damals 305 Pfund. Das Fahrzeug verschaffte dem Unternehmen den Ruf, das beste Automobil der Welt zu bauen. Der Silver Ghost bewährte sich auch im Militäreinsatz. Seit 1911 trug er als Kühlerfigur den legendären „Spirit of Ecstasy“, eine geflügelte Frauengestalt. Während der Weltwirtschaftskrise übernahm Rolls-Royce 1931 den Konkurrenten Bentley, der sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befand. Fortan waren Rolls-Royce- und Bentley-Fahrzeuge in vielen Details identisch. 1946 wurde die Automobilproduktion nach Crewe verlegt.

Seit 1914 baute Rolls-Royce auch Flugmotoren. Dieser Geschäftszweig stürzte das gesamte Unternehmen durch die Entwicklung eines Turbofans für die Lockheed L-1011 TriStar in eine schwere finanzielle Krise, die 1971 zum Konkurs führte.

Die britische Regierung verhinderte den Zusammenbruch mit einem großen Aufwand an Steuergeldern, das heißt Rolls-Royce wurde verstaatlicht, und 1973 wurde der Triebwerks-Hersteller vom Automobil-Hersteller getrennt. Der Automobil-Hersteller firmierte nun unter dem Namen Rolls-Royce Motor Cars und der Triebwerks-Hersteller nach der Reprivatisierung 1987 als Rolls-Royce plc. 1980 wurde Rolls-Royce Motor Cars von dem Rüstungskonzern Vickers übernommen. 1998 wollte Vickers Rolls-Royce Motor Cars verkaufen und alles sprach für einen Zuschlag für BMW, da BMW bereits Motoren für Rolls-Royce- und Bentley-Wagen lieferte. Jedoch wurde BMW von Volkswagen überboten; Volkswagen übernahm Rolls-Royce. Nun wollte aber Rolls-Royce plc, die nach wie vor die Rechte an dem Markennamen Rolls-Royce besaßen, diese nicht an Volkswagen, sondern an BMW weitergeben, da sie mit BMW zusammen Flugzeug-Triebwerke herstellten (BMW-Rolls-Royce). Volkswagen besaß nun zwar das Werk und die Rechte an der „Spirit of Ecstasy“, nicht aber die an dem Namen Rolls-Royce. Daher wurde vereinbart, dass ab 2003 Rolls-Royce und Bentley getrennt werden, Volkswagen behielt Bentley, BMW übernahm Rolls-Royce nun komplett.

Modelle

Rolls-Royce Silver Cloud I
Rolls-Royce Silver Spur in einem Londoner Edelviertel bei Regents Park
Rolls-Royce Corniche
Rolls-Royce Corniche
Rolls-Royce Phantom (IAA 2005)


Zum Einsatz kamen V8-Maschinen mit 6,2 und 6,75 Liter Hubraum. RR-Motoren vor dem zweiten Weltkrieg weisen zum Teil eine Gaswechselsteuerung per Knight-Schieber auf, um einen äußerst ruhigen Lauf zu erreichen.

Bis 1998 weigerte sich Rolls-Royce, PS-Angaben zu machen und begnügte sich mit dem Hinweis, es sei "genügend" Leistung vorhanden, so zumindest in England. In Deutschland war die PS-Angabe seit je Bestandteil des Fahrzeugsbriefs.

Rolls-Royce mit einem Spezialaufbau als Lieferwagen

Oft wurden Autos mit ausgefallenen Sonderausstattungen oder -aufbauten bestellt, beispielsweise mit einer Badewanne, einem Klavier oder als Lieferwagen.

Emily - Spririt of Ecstasy
Emily

Aktuelles Modell

Rolls-Royce Phantom (2003)

Im Jahre 2003 stellte BMW den ersten selbstentwickelten Rolls-Royce nach der Übernahme vor. Das Modell Phantom besitzt einen ebenfalls neuentwickelten 6,75 Liter-V12-Motor. Die Karosserie aus Aluminium wird in modernster Space-Frame-Bauweise von Hand zusammengeschweißt.

Der bis dahin gebaute Achtzylinder gleicher Hubraumgröße findet heute noch mit zwei Turboladern bestückt in den großen Modellen von Bentley Verwendung (nun im Besitz des VW-Konzerns) und stammt im Ursprung aus den 50er Jahren.

Verschiedene Baugruppen des Phantom entstehen in deutschen Standorten der BMW Group, so beispielsweise die gesamte Karosserie im Aluminium-Kompetenzzentrum des BMW-Werks Dingolfing, oder der V12-Motor im Werk München. Die gesamte Montage und Individualisierung erfolgt hingegen im neuen Werk im britischen Goodwood.

Während 2003 ca. 300 Autos für mindestens 320.000 Euro den Weg zu ihren Kunden fanden, waren es 2005 796 Exemplare. Ursprünglich hatte man mit 1.000 Verkäufen pro Jahr kalkuliert.

Die Innenausstattung wurde 2005 überarbeitet und u.a. durch das "Division Wall-Package" ergänzt. Neben den schon üppigen Besonderheiten wie einem Regenschirm in der Tür ist nun auch ein aus dem Dachhimmel ausklappbares DVD- und TV-Entertainmentsystem serienmäßig lieferbar. Zudem kann sich der Gefahrene, sofern er die optionale Trennscheibe bestellt, mittels eines Klappmoduls mit dem Fahrer unterhalten. Nach wie vor verlassen die meisten Fahrzeuge das Werk mit sehr individuellen Extras jenseits der Serienausstattung.

Rolls-Royce Phantom Cabrio(2007)

Im Sommer 2007 startet die Produktion des Phantom Drophead Coupé. Als erste Konzeptstudie nach der Übernahme von Rolls-Royce durch BMW entstand die Cabrio-Version des aktuellen Rolls-Royce Phantom, der 100EX. Der offene Zweitürer basiert auf einem Alu-Space-Frame und ist mit 4 Sitzplätzen versehen. Der Motor wird vom geschlossenen Phantom übernommen. Der Preis beginnt bei ca. 440.000 Euro.

Kühlerfigur "The Spirit of Ecstasy"

Seit 1911 ziert den Grill jedes Rolls-Royce die geflügelte Kühlerfigur - Spirit of Ecstasy.

Lord John Walter Edward-Scott-Montagu, damals Herausgeber von "The Car", ließ sich von seinem Freund, dem Bildhauer Charles Sykes, für seinen privaten Rolls-Royce eine Kühlerfigur gestalten. Vorbild mag eine Statue der Göttin Nike von Samothrake gewesen sein. Im wirklichen Leben aber stand seine Sekretärin (und wohl auch Geliebte) Eleanor "Emily" Velasco Thornton für die Skulptur Modell, die der Künstler "The Whisper" (Das Flüstern) nannte. Die Idee des Lords schlug ein; jeder Autofahrer wollte nun eine Kühlerfigur haben.

Lord Montagu vermittelte Sykes den Auftrag von Rolls-Royce, eine Kühlerfigur zu gestalten. Das Ergebnis ähnelte "The Whisper" sehr, was nicht besonders erstaunt, da wiederum Emily Thornton Modell stand. Ursprünglich sollte die Figur Spirit of Speed heißen, aber dieser Name erschien Rolls-Royce als unenglische Prahlerei. Daher nannte man die Kühlerfigur Spirit of Ecstasy.

Henry Royce selbst mochte Kühlerfiguren nicht. Sie waren in seinen Augen modischer Schnickschnack, die die Linien seiner Autos störten. Der Auftrag zur Gestaltung war vergeben worden, als er krankheitshalber nicht in der Firma war. An seinem persönlichen Rolls-Royce war normalerweise keine Kühlerfigur montiert.

Eleanor "Emily" Thornton sollte den Erfolg der Figur nicht mehr erleben. Lord Montagu hatte ein Kommando in Indien übernommen, und sie begleitete ihn. Ihr Schiff wurde am 30. Dezember 1915 in der Nähe von Kreta torpediert und sank. Eleanor Thornton überlebte den Schiffbruch nicht. Lord Montagu wurde ebenfalls für tot gehalten, aber einige Tage später gerettet.

Jede Kühlerfigur wird individuell im Wachsausschmelzverfahren hergestellt, deswegen weisen die Exemplare minimale Unterschiede auf. Gegen Aufpreis kann die Kühlerfigur in echtem Silber oder vergoldet bestellt werden.

Die knieende Version der "Emily" ist allein den Fahrzeugen im Fuhrpark der Königshäuser vorbehalten.


Trivia

Nach dem Tod von Henry Royce im Jahr 1933 änderte das Unternehmen zum Zeichen der Trauer die Farbe der Buchstaben "RR" im Rolls-Royce-Zeichen dauerhaft von rot in schwarz um. Nach einer anderen Überlieferung wurde die Farbe nur deshalb in schwarz gewechselt, weil Schwarz zu allen Lackierungen passt, während Rot mit einigen Farben nicht harmoniert.

Literatur

  • Eves, Edward: Rolls-Royce: 80 years of motoring excellent. - London : Orbis Books, 1985 - ISBN 0-85613-647-6
  • Pugh, Peter: The magic of a name. - Duxford: Icon Books, 2001 (vol. 1-2)
  • Roßfeldt, Klaus-Josef: Die Geschichte der Marke Rolls-Royce und Bentley. - Sonsbeck: Brinckmann, 1981
  • Wood, Jonathan: Spirit of excellence. - Königswinter: Heel, 2003 - ISBN 3-89880-106-3
  • Roßfeldt, Klaus-Josef: Vom Anfang des Jahrhunderts ins neue Jahrtausend. Eigenverlag 1998 [1]
  • Roßfeldt, Klaus-Josef: Rolls-Royce und Bentley, Geschichte-Daten-Fakten. BLV-Verlag 1988 [2]


Commons: Rolls-Royce – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien