Zum Inhalt springen

Martinstrompete

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Juni 2007 um 12:17 Uhr durch Berndt Meyer (Diskussion | Beiträge) (Bitte keine Werbung!!! Änderung 33098964 von 84.180.4.135 (Diskussion) wurde rückgängig gemacht.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Schalmeienkapelle auf dem UZ-Pressefest 2003 in Dortmund

Die nach ihrem Erfinder Max B. Martin benannte Martinstrompete entstand Anfang des 20. Jahrhunderts als Signalinstrument und wird als eigenständiges Musikinstrument auch Schalmei genannt. Von der Schalmei als historisches Holzblasinstrument stammt sie instrumentenbaulich nur bedingt ab, der durchdringende Klang hat gewisse Ähnlichkeiten.

Tonerzeugung

Der Ton wird mit einer aufschlagenden Zunge durch Atemluftdruck des Bläsers erzeugt, eineResonanzröhre mit angedeutetem Schallbecher dient unterstützend zur Erzeugung eines höhenmäßig definierten Tones, der auch dynamisch nicht verändert werden kann. Mitunter wird als Mundstück das einer Trompete verwendet, was physikalisch nicht notwendig ist, da die Lippen des Bläsers nicht wie bei Blechblasinstrumenten schwingen dürfen. Ebenso kann die Luft durch ein flaches, ovales, in den Mund genommenes Rohr geblasen werden.

Instrumentenausführungen

Signalinstrumente

Im einfachsten Fall hat das Rufhorn („Hupe“) nur einen Ton und benötigt damit auch kein Umschaltventil, jedoch das mundangeblasene zweitönige Folgetonhorn. Da beide vordergründig als Signalhorn verwendet werden, gibt es auch Rufhörner mit zwei Tönen, die jedoch nur wenige Cent nebeneinanderliegend auf „Schwebung“ (auch Tremolo genannt) gestimmt sind und dadurch einen noch lauteren Höreindruck vermitteln.

In der frühen Zeit der „Automobilisten“ nach 1900 wurde die Ballhupe mit aufschlagender Tonzunge eingesetzt. Die Martin-Trompete als Vorgänger des automatischen Folgetonhorns wurde als sogenannte „Kaiserfanfare“ berühmt, deren Signal „bald hier, bald dort“ ein Fahrzeug der kaiserlichen Familie ankündigte.

Musikinstrument

Martinstrompeten als Musikinstrumente entstanden ab 1905 und bestehen aus acht bis sechzehn gebündelten Einzelhupen, die durch ein Ventilsystem jeweils nur eine Schallröhre mit der festgelegten Tonhöhe auswählen. Da das Instrument robust konstruiert ist, keine besondere Anblastechnik benötigt und nur geringe Notenkenntnisse voraussetzt, ist es ideal geeignet, auch von relativ unmusikalischen Bläsern gespielt zu werden. Es gibt Instrumente, die nur Einzeltöne für Melodie und Nebenstimmen spielen können und es gibt Begleitinstrumente, die zwischen zwei mehrtönigen Begleitakkorden wechseln können.

Anwendung als Musikinstrument

Ab 1920 begannen viele Turn- und Radfahrvereine sowie freiwillige Feuerwehren sogenannte Martin-Kapellen zu gründeten. Auch in der Arbeiterbewegung spielte die Martinstrompete als „Schalmei“ eine besondere Rolle. In den Bergmannsrevieren und Industrieballungsgebieten Deutschlands entwickelten sich nach dem Ersten Weltkrieg „Schalmeienorchester“, die die Arbeiterlieder spielten. Begleitet werden sie dabei üblicherweise von Schlaginstrumenten verschiedener Größe und Querpfeifen. Viele dieser Orchester wurden im Zweiten Weltkrieg aufgelöst, bildeten sich aber nach 1945 wieder neu. Heute bestehen deutschlandweit noch viele Schalmeienkapellen, die sich in örtlichen Vereinen organisieren und öffentlich auf Festen und zu Umzügen musizieren.

Erwähnenswertes

Bekannt wurde die Schalmei neuzeitlich wieder unter anderem als Geschenk von Erich Honecker an Udo Lindenberg. (kurzer Bericht dazu)