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Schildpatt

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Dieser Artikel basiert auf einem Text aus Merck's Warenlexikon. Daraus erklärt sich die Art der Beschreibung und Ausdrucksweise, die auf der Vorstellung des Menschen als Herrscher über die Natur mit freiem Verfügungsrecht darüber beruht. Heute dürfte die Schutzbedürftigkeit der von erschwerten Lebensbedingungen und teils vom Aussterben bedrohten Tiere ins allgemeine Bewusstsein eingedrungen sein. Das heute ohnehin aus der Mode gekommene Schildpatt wird immer weniger zu Dekorationszwecken benutzt. Ähnliches ließe sich über die Gewinnung und den Gebrauch von Elfenbein sagen.


Schildpatt (Schildkrot, französisch Ecaille, englisch: Tortoise shell, Shell of sea turtles) nennt man die hornartigen, aus verdickten Epidermiszellen bestehenden oberen Platten des Rückenschildes mehrerer Arten von Schildkröten.

Die Schale der ihres wohlschmeckenden Fleisches wegen geschätzten Riesenschildkröte oder Suppenschildkröte (Chelonia Mydas) kann wegen ihrer geringen Dicke nur zu Laternen gebraucht werden, hingegen werden andere Arten, deren Hornpatten klar durchscheinend und buntfarbig, gelb, rot, braun, schwarz geflammt oder gewölkt sind, besonders die Karettschildkröte (Chelonia Caretta) und die schuppige Schildkröte (Chelonia imbricata) lediglich ihres Schildpatt wegen gefangen.

Das beste Schildpatt stammt aus dem ostindischen Inselmeer und wird je nach den Bezugswegen chinesisches oder ostindisches genannt, doch kommen auch aus dem Roten Meer schöne schwere Stücke, die auf dunkelgelbem Grunde braunschwarze Flecken zeigen, über Kairo in den Handel.

Vom Schildkrötenpanzer verwendet man nur das Rückenschild, das aus zwölf um eine sechseckige Mittelpatte angeordneten Tafeln besteht. Die Patten werden in der Weise abgenommen, daß man die Panzer über Kohlenfeuer hält, wodurch sie sich von dem darunterliegenden Teile des Rückenschildes trennen.

Der Wert des Schildpatt hängt, außer von der guten Färbung, besonders auch von der Größe und Dicke ab, das beste muß dick, durchsichtig, lebhaft gefärbt und großgefleckt sein. Die bekanntesten Sorten sind das indische, schwarz mit gelber und roter Zeichnung, das sehr dicke, veilchenblaue von den Seychellen, das außen muschelgrüne, innen schwärzliche, mit bräunlichem Schein und gelben Flecken versehene amerikanische und das in sehr großen, weichen und biegsamen, blaßgelben, rotgelb und schwarz gefleckten Stücken auftretende Schildpatt von der Insel Bourbon.

Das Schildpatt ist seiner Natur und seinen Eigenschaften nach dem Horn sehr ähnlich, aber von feinerer und derberer Masse, nicht so faserig und blätterig und daher politurfähiger. Es läßt sich auch in gleicher Weise wie Horn bearbeiten, durch siedendes Wasser erweichen und pressen und in trockener Hitze schweißen und findet daher zur Herstellung von Dosen, Kämmen, Messerheften und Schmuckwaren Verwendung.

Nachahmungen von Schildpatt werden hergestellt, indem man auf weißem Horn, Knochenleim u. dgl. durch Beizen ähnliche Farben und Zeichnungen hervorbringt oder auch die Abfälle von der Verarbeitung des echten Schildpatt in geeignete Form bringt.