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Birken

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Birken

Birken im Herbst
Systematik
Klasse: Zweikeimblättrige (Magnoliopsida)
Unterklasse: Kätzchenblüher (Hamamelididae)
Ordnung: Buchenartige (Fagales)
Familie : Birkengewächse (Betulaceae)
Gattung: Birken (Betula)

Die Birken (Betula) bilden eine Gattung von Pflanzen in der Familie der Birkengewächse (Betulaceae).

Birken überwuchern als Pionierpflanzen als erster Baum freie Flächen. Da ihre Lebenserwartung nur etwa 40 bis 60 Jahre beträgt, werden sie bald von anderen Baumarten verdrängt.

Birken sind sommergrüne Bäume oder Sträucher.

Vorkommen

Birken kommen in Europa, den USAund Canada (besonders an deren Ostküsten) und in Asien bis Japan vor. Dabei ist das Verbreitungsgebiet der Birken im Norden bei 60 bis 65 Grad nördlicher Breite begrenzt und die Südgrenze bilden das nördliche Portugal, die Ostpyrenäen, der Alpensüdrand, Altserbien und die Steppengebiete Russlands.


Eine Birke im Winter demonstriert die typische Wuchsform.

Wuchsbedingungen

Birken stellen nur geringe Ansprüche an Boden und Klima. Birken gedeihen sowohl auf trockenen wie nassen Böden, in Heidegebieten, auf Dünen wie auf Moor. Stagnierende Nässe hemmt zwar Wachstum und Verbreitung der Birke, ähnlich der Kiefer besitzt sie aber eine weite Standortamplitude: in ihren Optimalgebieten werden sie durch andere Arten verdrängt, durch ihre geringen Mindestansprüche setzen sie sich aber unter für andere Baumarten nicht mehr tolerablen Bedingungen durch.

Oft findet man in den Kronen von Birken, buschartige Verwachsungen. Diese so genannten Hexenbesen werden von einer Art der Schlauchpilze, Taphrina betulina, verursacht.

Birken im Brauchtum und Volksglauben

Birke mit Herbstlaub

Der Name Birke ist auf einen indogermanischen Wortstamm zurückzuführen und bedeutet soviel wie glänzend, schimmernd. Dem Volksglauben nach sollen Birken den Blitz anziehen. Das liegt an dem zuckerhaltigen Saft des Baumes (siehe "Birken als Nutzbaum"), da Zucker gegenüber Fetten leitfähig ist. Man kann Bäume in Stärke- und Fettbäume unterteilen. Die Ersteren zeigen einen höheren Anteil an Blitzschäden als Letztere. Aus diesem Grund duldete man früher Birken nur ganz selten in der Nähe von bäuerlichen Anwesen. Unter einer einzeln stehenden Birke soll einer alten Sage nach auch die letzte Weltenschlacht stattfinden. Diese beiden unerfreulichen Blickpunkte sind jedoch eine Ausnahme. Meist wird die Birke mit Erfreulicherem in Verbindung gebracht.

Im germanischen, aber auch im slawischen Volksglauben spielte die Birke eine große Rolle. Schon lange vor der Eiche und der Linde wurde die Birke von unseren Vorfahren als heiliger Baum verehrt. Sie war der Frigga (Freya) geweiht. Aus dieser Zeit stammt auch der Brauch, einen „Maien“ aus dem Wald zu holen um ihn auf dem Dorfplatz aufzustellen. Es wurde damit der erwachende Frühling und somit die Natur in das Dorf geholt. Noch heute lebt der gleiche Brauch in Gestalt des Maibaumes fort. Zu Fronleichnam wird regional die Birke verwendet, wenn unzählige junge Exemplare die Straßen in katholischen Ortschaften säumen, durch die Prozessionen führen. Die Birke ist das Wahrzeichen Estlands, aber auch in Finnland, Litauen und Polen gilt der Baum als nationales Pflanzensymbol vergleichbar der "deutschen Eiche".

Birken als Nutzbaum

Birkenrinde

Hochwertiges Birkenholz eignet sich zur Furnierherstellung.

Das aussterbende ländliche Handwerk verwendet die Birke auf vielseitige Weise. Der Besenbinder stellt aus ihren Ästen und Zweigen, den sogenannten Besenreisern, für grobe Pflasterung kaum zu übertreffende Besen her. Buschbinder bündeln bevorzugt Birken-Reisig zu befestigenden Elementen für den Deich- und Wasserbau. Der Holzbitzler verwendet die Wurzelstöcke. Da diese viele verknorpelte Wurzelansätze haben, werden daraus besonders Bierkrüge mit Deckel hergestellt. Auch der Spannmacher ist auf die Birke angewiesen. Späne und Schleißen aus diesem Holz sind die besten, da sie kaum Rauch entwickelten. Diese wurden im Winter beim Kirchgang zum Leuchten verwendet.

Birkenholz kann wegen seiner geringen Tragkraft als Bauholz kaum verwendet werden. In der Wagnerei und Tischlerei war es jedoch einst sehr geschätzt. Man stellte daraus unter anderem Holzschuhe, Deichseln, Leitern, Fassreifen, Tische, Stühle und Wäscheklammern her. Auch als Brennholz ist es als dekoratives Kaminholz beliebt. Dank der ätherischen Öle brennt Birkenholz sogar in frischem Zustand.

Birke mit Raureif

Auch die Rinde fand früher einen vielfältigen Gebrauch. Der obere Teil der in zwei Schichten gegliederten Rinde war besonders zur Herstellung von Birkenteer und Birkenöl geeignet. Birkenrinde brauchte man als Dachabdeckung sowie als Unterlage bei Schwellen und Balken. Selbst Matten, Körbe, Tabakdosen und Fackeln wurden aus ihr hergestellt. In Finnland (die finnische Sprache hat für "Birkenrinde" sogar ein eigenständiges Wort) wurden auch Schuhe, Rucksäcke, Umhüllungen für Glasflaschen, Messerscheiden und Signalhörner aus Birkenrinde angefertigt. Wie Hieronymus Bock berichtet, verwendete man die Rinde im 16. Jahrhundert als Schreibmaterial, eine Verwendung, die deutsche Soldaten im 1. Weltkrieg in Form von Postkarten in die Heimat wieder aufleben ließen.

Die Birke als Symbol der Fruchtbarkeit galt früher als Helfer in Liebesnöten. Dieser Verwendungszweck ist heute fast vergessen. Ihre Zweige, Rinde und die Blätter mussten für allerlei obskure Mittel und Bräuche herhalten, von denen man sich eine Besserung in sexuellen Nöten erhoffte. Bekannter ist da heute schon die Birke als Helfer in der Kosmetik. In früheren Jahrzehnten wurde durch das Abzapfen des Stammes oder Anschneiden von Ästen, der für wenige Wochen im Frühjahr fließende Birkensaft gewonnen. Er sollte gegen Haarausfall gut sein, auch reinigte man damit schlecht heilende Wunden und verwendete ihn gegen Ausschläge und Schuppen. Der Saft kann äußerlich angewandt oder direkt getrunken werden. Da der Saft zuckerhaltig ist, lässt er sich in vergärter Form als Birkenwein geniessen. Eine intensive Nutzung des Birkensaftes kann jedoch zu Schäden und Infektionen am Baum führen. Auch Auszüge aus den Blättern sollten dagegen helfen. In der Heilkunde finden die Blätter aufgrund ihrer harntreibenden Wirkung bei Rheuma, Gicht und Wassersucht ebenfalls Verwendung.

Birken in der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde)

Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf die Sandbirke (Betula pendula), den anderen Birkenarten werden jedoch ähnliche Wirkungen zugeschrieben:

Zur inneren Anwendung verwendet man die Blätter als Tee (Aufguss), äußere Anwendung findet Birkenknospentinktur zur Unterstützung der Wundheilung.

Birkenblätter enthalten als therapeutisch wirksame Bestandteile: ätherische Öle, Calcium, Eisen, Flavonoidglykosid, Iod, Natron und Phosphor.

Sie wirken anregend, blutreinigend, diuretisch, harntreibend, salzausscheidend und schwemmen die Gelenke aus.

Daher finden sie Anwendung bei Arthritis, Cholesterinüberschuss, Gicht, Haut- und Haarproblemen, Nierengries, Nieren- und Blasensteinen und anderen Nieren-Blasenerkrankungen, Rheuma, Transpiration, Wassersucht und um die Gallensekretion zu fördern.

Nebenwirkungen sind nicht bekannt.

Kontraindikation: Ödeme infolge eingeschränkter Herz- oder Nierentätigkeit!

Systematik

Man unterscheidet u. a. die folgenden Arten

Siehe auch: Pionierpflanze