Bruck (Erlangen)
Bruck ist ein südlich des Stadtzentrums gelegener Stadtteil des mittelfränkischen Erlangen.
Geschichte
Als Brucca im 11. Jahrhundert entstanden, wurde der Ort 1282 erstmals urkundlich erwähnt. König Rudolf belehnte damals den Nürnberger Burggraf Friedrich mit dem Dorf. 1374 wurden die Nürnberger Burggrafen auch mit Zoll und Geleit belehnt. Die Grundherrschaften teilten sich Burggraf, Bürger und kirchliche Einrichtungen aus Nürnberg sowie die Ansbacher Markgrafen.
Im Ersten Markgrafenkrieg wurde der Ort 1449 niedergebrannt. Auch im 30-jährigen Krieg wurde der Ort weitgehend zerstört.

Dennoch entwickelte sich das an der Regnitz gelegene Dorf wegen seiner verkehrsgünstigen Lage an der einzigen Regnitzbrücke zwischen Vach und Baiersdorf zu einem blühenden Dorf. Zahlreiche Fuhrleute und Wirte lebten dort, zeitweilig gab es vier Brauereien. Ab dem 17. Jahrhundert florierte zusätzlich zum Handel auch die Tabakverarbeitung.
Der Ausbau der Eisenbahnstrecke von Nürnberg nach Erlangen und weiter bis Bamberg ließ Brucks Bedeutung zunächst sinken. Erst durch die Eröffnung der Eisenbahnstrecke nach Herzogenaurach 1894 erhielt Bruck einen eigenen Bahnhof.
Die nahen Erlanger Industriebetriebe führten dazu, dass sich im 19. Jahrhundert Bruck vom Dorf zur Arbeitersiedlung entwickelte. Der Ort wuchs immer näher an Erlangen heran.
Am 15. September 1924 erfolgte die Eingemeindung nach Erlangen. Die Bebauung wuchs stetig weiter. Im Südosten Brucks entstand 1939 jenseits der Eisenbahnlinie eine Werksiedlung mit kleinen Einfamilienhäusern.
Auf dem Anger, einem ehemaligen Weideland und späteren Exerzierplatz, errichtete die Baugenossenschaft für das Verkehrspersonal in den 1920er Jahren eine weitere Siedlung. Diese wurde nach dem 2. Weltkrieg ein Schwerpunkt des sozialen Wohnungsbau in Erlangen. Bis 1974 wuchs die Einwohnerzahl allein dieses Viertels auf 8.230 an, sank jedoch bis 1999 wieder auf 6.700. Mit 27% weist dieses Viertel den höchsten Ausländeranteil innerhalb Erlangens auf.
Durch die starke bauliche Erweiterung mit vielen Hochhausbauten sowie die Nähe der Bundesautobahn hat Bruck insgesamt seinen dörflichen Charakter verloren. Dieser ist jedoch im alten Ortskern um die Wehrkirche noch zu spüren.
Religionen
Seit der Reformation 1527 war Bruck evangelisch-lutherisch geprägt. Zur Gemeinde St. Peter und Paul gehören 2001 ca. 4620 Mitglieder.
Die wenigen verbliebenen Katholiken wurden bis zur Einrichtung einer Kuratie in Erlangen (1784) durch die Pfarrei St. Xystus in Büchenbach betreut. Doch erst 1908 erhielten die Brucker Katholiken mit der der Weihe der Kirche St. Peter und Paul eine eigene Kirche. Am 8. November 1924 erhielt Bruck einen eigenen Kaplan und wurde zur Kuratie. Über vier Jahrhunderte nach der Reformation wurde diese Kuratie am 1. November 1956 zur Pfarrei erhoben. 2001 zählt die Gemeinde 2.750 Mitglieder.
Um dem raschen Anstieg der katholischen Bevölkerung Rechnung zu tragen, wurde für das nördliche Bruck am 24. August 1967 eine weitere Pfarrei namens Heilig Kreuz errichtet. Die Seelsorge übernahmen die Karmeliten, die direkt neben der 1969 geweihten modernen Kirche ein Kloster errichteten.
Vom 17. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts bestand eine bedeutende jüdische Gemeinde in Bruck. 1763 wurden 37 jüdische Familien am Ort gezählt, 1811 184 jüdische Einwohner (15 % der Gesamteinwohnerschaft). Zwischen 1860 und 1900 verzogen die meisten Familien in das für eine jüdische Niederlassung wieder offene Erlangen. Die Erlanger jüdische Gemeinde war zunächst Filialgemeinde zu Bruck ("Israelitische Kultusgemeinde Bruck-Erlangen"). Die ehemalige Synagoge in Bruck ist erhalten und wird für Lager- und Wohnzwecke genutzt (auf Grundstück zum Gebäude Schorlachstraße 23a).
Die Erlanger Zeugen Jehovas haben seit 1980 in Bruck ihren Versammlungsraum Königreichssaal.
Die seit mindestens 1903 in Erlangen vertretenen Siebenten-Tags-Adventisten haben 1995 in Bruck, Bierlachweg 4, das neue Gemeindezentrum bezogen. Die im Jahr 2003 gegründete Adventgemeinde ERlebt baut seit Januar 2007 in der Gutenbergstr. 1 an der zweiten Adventistenkirche in Bruck.
Einwohnerentwicklung
- 1814 1.155 Einwohner
- 1924 2.255 Einwohner (In diesem Jahr Eingemeindung nach Erlangen)
- 2001 20.700 Einwohner
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Wichtigstes Wahrzeichen ist die evangelische Kirche St. Peter und Paul. Diese liegt im Zentrum des alten Dorfes direkt an der Regnitz. Der Baubeginn für diese Kirche lag im 13. Jahrhundert. Der 68m hohe Chorturm besteht aus vier klar gegliederten Geschossen und ist mit einem achstseitigen Spitzhelm sowie vier Scharwachttürmchen versehen. Der ursprünglich spätromanische Bau wurde mehrfach verändert. Das kurze Langhaus weist gotische Elemente u.a. am Nord- und Südportal auf. Der Innenraum ist durch die Barockisierung geprägt, die während der durch die nach dem 30jährigen Krieg erforderlich gewordenen Instandsetzung 1726 vollendet wurde. Der Kirchensaal ergibt durch die Doppelempore von 1660, die Kanzel von 1680 das Kirchengestühl und die Chorschranken (1700) sowie die Stuckierungen und das Deckengemälde von 1726/27 einen geschlossenen Eindruck.
Naturdenkmäler
Östlich von Bruck findet sich das Waldgebiet "Brucker Lache".
Sport
Der Turnverein 1861 Erlangen-Bruck wurde am 11. August 1861 gegründet. Seine 400 Mitglieder betreiben in der Hauptsache Handball, Tennis und Breitensport.
Der Fußball- und Sportverein Erlangen-Bruck wurde im Sommer 1916 zunächst unter dem Namen 1. Fußballclub Markt Bruck gegründet. Der heutige Mehrspartenverein mit rund 1.100 Mitgliedern verfügt über ein 60.000 qm² großes Gelände. Besonders erfolgreich ist der Verein im Jugendfußball. Die 1. Herren spielen in der Saison 2005/06 in der fünftklassigen Landesliga Mitte.
Der FSV Erlangen-Bruck organisiert alljährlich zum Feiertag am 6. Januar das "Drei Königs"-Hallenfußballturnier für Amateurvereine aus Erlangen und Umgebung. Diese Turnier gilt als Höhepunkt der Erlanger Hallensaison.
Fasching
Das größte öffentliche Ereignis in Bruck ist der alljährliche Festumzug am Faschingssonntag. Diesen organisiert die 1970 gegründete Faschingsgesellschaft Brucker Gaßhenker. Die Anzahl der Wagen liegt meist bei ca. 30, neben anderen Faschingsgesellschaften aus der Region gibt es auch eine internationale Beteiligung z.B. von Gruppen aus Australien. Wie andernorts auch wählen die Brucker Gaßhenker jeweils ein Prinzenpaar und Kinderprinzenpaar. Der Name Brucker Gaßhenker rührt von der Legende her, daß die Einwohner Brucks während einer Belagerung und dem Mangel an Viehfutter einer Geiß ein Seil um den Hals legten und an der Kirche hochzogen, damit sie auf der Kirchenmauer das Gras fressen konnte. Dabei erstickte die Geiß und streckte die Zunge heraus, worauf die Brucker ausriefen: "Seht, sie verlangt schon nach dem leckeren Gras". Dieser Schildbürgerstreich wurde als Name der Faschingsgesellschaft gewählt.
Verkehr
Der Stadtteil wird durch zwei große Verkehrstrassen in Nord-Süd-Richtung zerteilt. Zum einen verläuft auf dem Bett des ehemaligen Ludwigskanals die Bundesautobahn 73. Der alte Ortskern liegt westlich davon. Zum anderen verläuft in die gleiche Richtung etwas weiter östlich die Bahnstrecke Nürnberg–Bamberg. Die alte Zweigstrecke nach Herzogenaurach, die vom Bahnhof Bruck aus in westlicher Richtung abzweigte, ist inzwischen stillgelegt.
Persönlichkeiten
- Der Kantor, Schulleiter und geistlicher Dichter Sebald Heyden (* 8. Dezember 1499 in Bruck, † 9. Juli 1561 in Nürnberg) verbrachte seine Kindheit in Bruck.
Sonstiges
Die Metal-Band J.B.O. verfasste einen Song über diesen Stadtteil: "No Sleep 'Til Bruck"
Literatur
Bruck, in: Christoph Friederich, Bertold Frhr. von Haller, Andreas Jakob (2002): Erlanger Stadtlexikon, Nürnberg: Verlag W. Tümmels, S. 171, ISBN 3-921590-89-2