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Venezuela

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Die Bolivarische Republik Venezuela (spanisch República Bolivariana de Venezuela) ist ein südamerikanischer Staat an der Karibikküste. Die Staaten Brasilien, Kolumbien und Guyana grenzen an das Land.

Der Name Venezuela

Über den Ursprung des Names „Venezuela“ gibt es zwei Theorien: Manche schreiben ihn Amerigo Vespucci zu, der zusammen mit Alonso de Ojeda 1499 eine Expedition entlang der nordwestlichen Küste führte (heute bekannt als der Golf von Venezuela). Als sie die Guajira-Halbinsel erreichten, beobachtete die Mannschaft die Pfahlbauten (palafitos), die die Eingeborenen Añu über dem Wasser errichtet hatten. Diese erinnerten Vespucci an die Stadt Venedig und infolgedessen wurde die Region Venezuela genannt, was soviel wie „Klein-Venedig“ bedeutet.

Andererseits sagt der spanische Conquistador und Geograph Martín Fernández de Enciso, Mitglied der gleichen Mannschaft, in seiner Schrift „Summa de Geografía“, dass die Bevölkerung dieser Region einen flachen Felsen bevölkerte und „Veneciuela“ genannt wurde.

Geographie

Venezuela ist fast dreimal so groß wie Deutschland und hat eine ca. 2.800 km lange Küste. Von der Gesamtgröße sind ca. 39 % bewaldet, 20 % bestehen aus Wiesen- und Weideland, 4 % machen Felder und Ackerland aus.

Venezuela lässt sich in vier Regionen einteilen: die Anden, die sich in einem breiten Ost-West-Bogen von der kolumbianischen Grenze entlang des Karibischen Meeres nach Osten erstrecken; die Orinoco-Ebenen (Llanos) im Zentrum; die Maracaibo-Tiefländer im Nordwesten, sowie das Hochland von Guayana im Südosten. Venezuela ist außerdem das sechstgrößte Land Südamerikas. Es ist landwirtschaftlich so vielfältig wie kein anderer südamerikanischer Staat. Den stärksten Kontrast bilden die Wüstenlandschaften am Isthmus von Coro und die Sümpfe des Delta Amacuro, bzw. die schneebedeckten Berge der Cordillera de Mérida und die weiten Ebenen im Herzen des Landes. Das Land kann auch in sechs geographische Großräume untergliedert werden: die venezolanischen Anden, die Llanos del Orinoco, der Maracaibo-See, das Bergland entlang der karibischen Küste, die venezolanischen Karibikinseln, sowie das Hochland von Guayana.

Die Anden

Die Gipfel der venezolanischen Anden reichen bis in etwa 5.000 m Höhe. In den fruchtbaren Tälern zwischen den Bergen lebt ein großer Teil der Bevölkerung Venezuelas und auch Industrie und Landwirtschaft sind hier konzentriert.

Die zerklüfteten Gebirgszüge an der kolumbianischen Grenze sind der am dünnsten besiedelte Teil dieser Region.

Südlich des Maracaibo-See erhebt sich der höchste Berg Venezuelas, der Pico Bolívar mit 5.007 Metern. Einige Gipfel in dieser Region sind das ganze Jahr über schneebedeckt.

Ein breites Tal trennt diesen Gebirgszug von einem weiteren, der der Küste folgt. In diesem Tal liegt auch die Hauptstadt Caracas. Dieser verhältnismäßig kleine Bereich ist die am dichtesten besiedelte Region des Landes. Hier wird die intensivste Landwirtschaft betrieben und das Verkehrnetz ist am besten ausgebaut.

Die Orinoco-Ebene

Südlich der Berge erstrecken sich die großen Ebenen der Llanos. Sie dehnen sich von der karibischen Küste im Westen bis an die kolumbianische Grenze aus. Der Orinoco bildet die südliche Grenze.

Neben den Grasländern umfasst diese Region auch Sumpfgebiete im Orinoco-Delta und an der kolumbianischen Grenze. Die Erhebungen in den Llanos übersteigen die 200-Meter-Marke nicht.

Das Maracaibo-Tiefland

Lage des Maracaibo-Tieflandes
Lage des Maracaibo-Tieflandes

Das Maracaibo-Tiefland ist umgeben von Gebirgsketten, ausgenommen ist nur der Norden. Hier grenzt es an das Karibische Meer. Diese Region ist sehr flach und steigt nur leicht in Richtung der umliegenden Berge an. Der 13.000 km² große und bis zu 50 m tiefe Maracaibo-See nimmt einen Großteil der niedriger liegenden Bereiche ein. Er ist durch die ungefähr 75 km lange Meerenge Canal de San Carlos mit dem Golf von Venezuela verbunden. Unter dem Ostufer des Sees lagern die reichsten Erdölvorräte Venezuelas.

Die größte Stadt der Region ist die Hafenstadt Maracaibo am gleichnamigen See.

Das Hochland von Guayana

Das Hochland von Guayana erhebt sich südöstlich des Orinoco und ist eine der ältesten Landschaften Südamerikas. Dieses Hochland, das von Plateaus und Nebenflüssen des Orinoco geprägt ist, nimmt mehr als die Hälfte der Landesfläche Venezuelas ein.

Die auffälligste Formation dieser Region ist die Gran Sabana, eine große, stark erodierte Hochebene. Im Laufe von Jahrmillionen wurden die Sandsteinmassen abgetragen und übrig blieben zerklüftete Täler und gewaltige massive Tafelberge (Tepuis). Ihr Alter wird auf 70 Millionen Jahre geschätzt. Die 115 verschiedenen Tepuis in diesem Gebiet zeichnen sich durch eine einzigartige und eigentümliche Flora und Fauna auf ihren Hochplateaus aus, denn aufgrund der Isolation haben sich viele endemische Arten entwickelt. Von den Tafelbergen herab stürzen die höchsten Wasserfälle der Welt, wie zum Beispiel der Salto Kukenam und der höchste Wasserfall der Welt, der Salto Angel mit einer Fallhöhe von 978 Metern. Er ist zugleich eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Canaima-Nationalparks, der von der UNESCO zum Weltnaturerbe ausgerufen wurde.

Flüsse

Der Orinoco ist mit einer Länge von 2.574 km der größte und wichtigste der über 1.000 Flüsse des Landes. Er entspringt im Grenzgebiet zwischen Venezuela und Brasilien an einer der größten Wasserscheiden Lateinamerikas. Der Wasserstand des Orinoco schwankt je nach Jahreszeit beträchtlich. Die höchsten Stände werden im August gemessen und übersteigen die Tiefststände von März und April um durchschnittlich dreizehn Meter. Der Großteil des Flussbettes weist nur ein geringfügiges Gefälle auf.

Unterhalb der Oberläufe findet sich ein weltweit einzigartiges geographisches Phänomen: der Fluss spaltet sich in zwei Arme auf. Der Brazo Casiquiare (wörtlich: (Neben-)Arm Casiquiare), ein natürlicher Kanal, verbindet die beiden unabhängigen Fluß-Systeme des Orinoco und des Amazonas miteinander. Dabei fließt ein Drittel des Wassers über den Rio Negro (Amazonien) in den Amazonas, der Rest fließt weiter in den Hauptkanal des Orinoco. Diese Passage erlaubt es Schiffen mit niedrigem Tiefgang, vom Orinoco in das Fluß-System des Amazonas zu wechseln. Dadurch bilden die riesigen Gebiete zwischen Orinoco, Amazonas und Atlantik eine Insel.

Die meisten Flüsse, die in den nördlichen Gebirgen entspringen, fließen in südöstlicher Richtung zum Río Apure, einem Nebenfluss des Orinoco. Der Apure durchfließt die Llanos in östlicher Richtung. Im niederschlagsarmen Gebiet südlich des Apure gibt es keine nennenswerten Quellgebiete.

Ein anderer wichtiger Fluss ist der Río Caroní, der sich vor allem durch seine hohe Fließgeschwindigkeit auszeichnet. Er entspringt im Hochland von Guyana und mündet auf der Höhe von Ciudad Guyana in den Orinoco. Der Caroní eignet sich besonders gut für den Bau von Wasserkraftwerken und trägt so erheblich zum Energiehaushalt Venezuelas bei.


Klima

Obwohl Venezuela mitten in der tropischen Klimazone liegt, findet man, abhängig von der Höhenlage, der Topographie und der Richtung und Intensität der vorherrschenden Winde, alle Klimatypen vom tropisch feuchten bis zum alpinen Klima. Jahreszeitliche Schwankungen unterscheiden sich weniger durch die Temperatur als durch die unterschiedlichen Niederschlagsmengen. Im Großteil des Landes herrscht von Mai bis November Regenzeit.

Das Land teilt sich in vier Temperaturzonen, die sich größtenteils auf die jeweilige Höhenlage zurückführen lassen: In der tropischen Zone (unterhalb von 800 m) herrschen im Jahresdurchschnitt Temperaturen zwischen 26 °C und 28 °C. Die gemäßigte Zone mit Durchschnittstemperaturen von 12 °C bis 25 °C erstreckt sich zwischen 800 und 2.000 Metern Seehöhe. Hier liegen die meisten Städte Venezuelas, einschließlich der Hauptstadt Caracas. Kältere Bedingungen mit Temperaturen von 9 °C bis 11 °C findet man in der kühlen Zone zwischen 2.000 und 3.000 m. Weideland und dauerhafte Schneefelder prägen die Landschaft im Hochgebirge (ab 3.000 m Seehöhe). Hier liegen die Temperaturen im Jahresdurchschnitt unter 8 °C.

Die jährlichen Niederschläge reichen von 430 mm in den halb-ariden Tiefländern und Ebenen im westlichen Teil der Karibikküste bis zu etwa 1.000 mm im Orinoco-Dreieck. In den Gebirgsregionen schwanken die Niederschlagsmengen beträchtlich, denn in den Senken fällt weniger Regen als an den Steilwänden, die den Nordostwinden ausgesetzt sind. In Caracas fällt von Juni bis August mit 750 mm die Hälfte des dortigen jährlichen Niederschlags.

Die mittlere Höchsttemperatur des Landes liegt zwischen 30 °C und 31 °C. Allerdings kann die Temperatur an einzelnen Orten von diesem Durchschnittswert abweichen, so kommt es nicht selten zu Höchsttemperaturen um die 40 °C. Die mittlere Minimaltemperatur bewegt sich je nach Monat zwischen 7 °C und 12 °C, wobei sie von April bis November kaum unter 10 °C fällt. Von Juli bis Januar regnet es mitunter fast einen halben Monat lang, in den anderen Monaten gibt es nur einen bis sieben Regentage pro Monat.

Wichtige Städte

Die Hauptstadt Caracas ist gleichzeitig auch die größte Stadt des Landes. Andere wichtige Städte sind:

Stadt Einwohner
Maracaibo 1.609.000
Valencia 1.196.000
Barquisimeto 811.000
Ciudad Guayana 629.000
Puerto La Cruz 199.000
Mérida 196.000
Caracas 1.836.000

Bevölkerung

Altersaufbau der Bevölkerung Venezuelas

Venezuela hat rund 27 Millionen Einwohner. Davon sind 67 % Mestizen, 21 % der Venezolaner sind vor allem europäischer Abstammung, 10 % Afrikanischer und 2 % Indianischer. Das Bevölkerungswachstum beträgt jährlich 1,4 % (2005).
Die Geburtenrate liegt bei 18,91 (pro 1000 Einwohner, Wert 2005). Durchschnittlich bringt jede Frau 2,51 Kinder zur Welt (Wert 2000), wobei die Säuglingssterblichkeit 2,617 % (Wert 2000) beträgt.
Die Todesrate liegt mit 4.90 (pro 1000 Einwohner, Wert 2005) deutlich unter der Geburtenrate.

96 % der Bevölkerung sind römisch-katholisch, rund 2 % protestantisch.[1]

Ungefähr 85 % der Bevölkerung leben in den städtischen Gebieten im Norden des Landes. Im Gebiet südlich des Orinoco, das immerhin fast die Hälfte der Gesamtfläche einnimmt, leben nur 5 % der Einwohner.

Sprachen

Artikel 9 der Verfassung von 1999 besagt: „Die Amtssprache ist Kastilisch. Die indigenen Sprachen sind ebenfalls Amtssprachen für die indigenen Völker und müssen im gesamten Territorium der Republik respektiert werden, da sie einen kulturellen Reichtum der Nation und der Menschheit darstellen.“ Amtssprache ist also Spanisch und die indigenen Sprachen. Die 35 verschiedenen indigenen Gruppen Venezuelas gehören zu den großen Sprachgruppen der Arahuaca (Araguaca), Kariben (karaibische Sprachen), Chibcha und Tupí-Guaraní. Etwa ein Dutzend der in Venezuela gesprochenen Sprachen sind keiner größeren Sprachgruppe zuzuordnen. Bekannt sind davon vor allem Wayúu, Pemón und Warao (indigene Sprachen). Warao wird weltweit von etwa 30.000 Stammesmitgliedern der Warao-Indianer gesprochen, die fast ausschließlich in Venezuela leben. Der karibische Indianerstamm der Pemón lebt zu seiner Mehrheit in Gran Sabana in Bolívar, wo eben diese Sprache gesprochen wird.

Englisch wird kaum gesprochen. Selbst in der Hauptstadt Caracas ist die Verbreitung der englischen Sprache eher gering. Für Touristen und Einwanderer gibt es in Mérida, Caracas, Puerto la Cruz und auf der Insel Margarita Sprachschulen.

Religion

96 % der Bevölkerung sind römisch-katholisch, 2 % gehören dem protestantischen Glauben an. Muslime, Juden und Anhänger von indigenen Religionen bilden Minderheiten. (Stand: 2006) Diese Verteilung verändert sich zunehmend mit der Verbreitung der evangelischen Kirche, die sehr aktiv im Land ist.

Geschichte

Venezolanischer Junge in den Llanos

Hauptartikel: Geschichte Venezuelas

15. - 19. Jahrhundert

In Venezuela lebten in vorkolumbianischer Zeit indianische Gruppen, nomadisierende Jäger und Sammler sowie Fischer und Bauern. Christoph Kolumbus erreicht auf seiner 3. Reise 1498 die östliche Küste Venezuelas und ging an der Mündung des Flusses Orinoco an Land. Es war das erste Mal, dass er und seine Mannschaft das amerikanische Festland betraten. Am 24. August 1499 folgte eine Expedition von Alonso de Ojeda und Amerigo Vespucci, die dem Land wegen der häufigen Verwendung von Pfahlbauten angeblich den Namen Venezuela (Klein-Venedig) gaben. Diese Theorie stammt aus Vespuccis Reisebericht Cuatro Navegaciones („4 Schifffahrten“) und ist auch allgemein bekannt, jedoch historisch nicht belegt.

Die erste feste Siedlung der Spanier mit dem Namen Nueva Cadiz wurde 1522 gegründet, die heutige Hauptstadt Caracas wurde 1567 geschaffen. 1577 setzte die spanische Krone zur Verwaltung einen Gouverneur ein.

Jedoch wurde die Kolonie im 16. und 17. Jahrhundert von den Spaniern eher vernachlässigt, da sie sich mehr auf das Gold aus anderen Teilen Amerikas konzentrierten. Der Anbau von Kakao, Zucker, Tabak, Kaffee und Baumwolle führte dazu, dass eine große Anzahl an Sklaven nach Venezuela gebracht wurden, die, nachdem die einheimische Kultur zu einem Großteil zerstört war, die Kultur in Venezuela nachhaltig beeinflussten. Im 17. und 18. Jahrhundert begann die Christianisierung indianischer Stämme durch Missionare der römischen Kirche. Das Land war politisch zunächst Bestandteil des 1535 gebildeten Vizekönigreichs Neuspanien (Nueva España) mit seiner Hauptstadt Mexiko. 1777 entstand das Generalkapitanat Venezuela.

Von 1797 bis 1821 gab es immer wieder Versuche, sich von der spanischen Herrschaft loszulösen, unter anderem durch Simón Bolívar. 1821 gelang es letztendlich. Venezuela wurde ein Teil der von Bolívar schon 1819 neu geschaffenen Republik Großkolumbien. Wenige Tage nach seinem Tod 1830 fiel Venezuela aus dieser Verbindung ab und erklärte sich für selbstständig.

1864 wurde Venezuela in eine Bundesrepublik umgewandelt. Es folgten noch eine Reihe Bürgerkriege und Revolutionen, die die politische Entwicklung des Landes ausbremsten.

Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts

Die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts waren durch die Diktatur von Juan Vicente Gómez bestimmt. Auf dessen Tod folgte eine teilweise Liberalisierung des Landes, unter anderem durch Eleazar López Contreras. Diese Politik wurde von Isaías Medina Angarita fortgeführt. So wurde im Juni 1941 die sozialdemokratische Partei Acción Democrática (AD) und im Oktober 1945 die Kommunistische Partei legalisiert und im April eine Verfassungsreform durchgesetzt.

Aufgrund einzelner Mängel, die die Regierung noch besaß, kam es von Seiten der Opposition und Teilen des Militärs am 18. Oktober 1945 zum Putsch gegen die Regierung Medina Angaritas. Die durch den Putsch an die Macht gekommene Regierung setzte die angestrebten Reformen sofort durch. So wurde am 14. Dezember 1947 zum allerersten Mal ein Präsident direkt vom Volk gewählt. Rómulo Gallegos sollte der erste gewählte Präsident werden. Allerdings blieb er nicht lange im Amt, denn kurz darauf kam es zu einem erneuten Putsch des Militärs.

1948 - 1982

Ab 1948 wurde Venezuela von einer Militärjunta geführt, von 1952 an unter Diktator Marcos Pérez Jiménez. Mit seinem Sturz 1958 wurde Venezuela eine Demokratie. Seitdem waren bis in die 1990er Jahre die beiden bestimmenden Parteien die sozialdemokratische Acción Democrática und die konservative COPEI, die auch die Präsidenten stellten. In der ersten Amtszeit von Carlos Andrés Pérez (1974 - 1979) stiegen die Einkünfte des Landes aus dem Erdölexport so rapide, dass das Land eines der wohlhabendsten Länder Südamerikas war, „[...] durch den Verkauf von Erdöl hat Venezuela von 1973 bis 1983 rund 240 Milliarden Dollar eingenommen, das heißt etwa das Zehnfache dessen, was der Marshallplan vorsah“ (Arturo Uslar Pietri), die damit einhergehende Verteilungspolitik führte zur, für lateinamerikanische Verhältnisse, außerordentlich hohen politischen Stabilität des Landes.

1983 - 1997

drei venezolanische Kursmünzen

Mit dem eklatanten Verfall des Ölpreises seit 1983 brachen diese Einkünfte jedoch weg und da es keine anderen Wirtschaftszweige gab, die die sinkenden Erdöleinnahmen zu kompensieren vermochten, führte dies gemeinsam mit den immer höher werdenden Auslandsschulden (1993: 45 Milliarden Dollar) zu einer anhaltenden Wirtschaftskrise.

Der in der zweiten Amtszeit Carlos Andrés Pérez' (1989 - 1993) als Folge von Weisungen des Internationalen Währungsfonds begonnene Wirtschaftskurs führte im Februar 1989 zu Hungerrevolten, der sogenannten Caracazo, deren gewaltsame Niederschlagung offiziell 246, nach inoffiziellen Schätzungen weit über 1000 Menschen das Leben kostete. Nach zwei Putschversuchen im Jahre 1992, einem am 4. Februar durch Hugo Chávez und einem am 27. November 1993, einem Volkswirtschaftsjahr mit Minuswachstum und der schlussendlichen Absetzung des Präsidenten durch den Obersten Gerichtshof wegen Veruntreuung und Korruption wurde 1994 Rafael Caldera Präsident. Bis 1998 gelang ihm zwar die politische Stabilisierung, der Wirtschaftskrise aber wurde auch er nicht Herr (1994: Inflationsrate: 71 %, schwere Währungskrise und Bankencrash).

1998 bis heute

Chávez (links) und Präsident Lula von Brasilien

Am 6. Dezember 1998 wurde Hugo Chávez, der Gründer der Movimiento Quinta República und Führer zweier Putschversuche gegen die ehemalige venezolanische Republik, mit einem überraschenden Sieg (56 %) zum Präsidenten gewählt. Chávez ist ein Verfechter der Bolivarischen Revolution, seine erklärten Ziele sind der Kampf gegen Korruption, die Schaffung und Stärkung möglichst direkter Demokratie, sowie die nationale und ökonomische Unabhängigkeit. Nach der Ausarbeitung einer neuen „bolivarischen“ Verfassung und deren Annahme per Referendum, wurde Chávez im Jahr 2000 mit einer gegenüber 1998 sogar nochmals deutlich gestiegenen Mehrheit (60 %) bestätigt. Venezuelas Staatsbezeichnung lautet seitdem „Bolivarische Republik Venezuela“ und wird im Volksmund als „Fünfte Republik“ (quinta república) bezeichnet.

Am 11. April 2002 kam es zu einem Putsch gegen die Regierung mit dem Ziel, Chávez zu stürzen. Trotz Unterstützung aller privaten Mediensender durch „politisch-parteiische Berichterstattung“ (venezolanischer Journalistenverband) und Schließung des einzigen staatlichen Senders Venezolana de Televisión, VTV (umgangssprachlich "Canal 8") durch die Putschisten, scheiterte der Umsturzversuch an den breiten Bevölkerungsmassen, die für ihren Präsidenten auf die Straße gingen und dem Militär, das dem Putschaufruf des Generalstabs nicht folgte. Die Putschisten blieben ungestraft oder gingen ins Exil.

Datei:National assembly building Caracas Venezuela.jpg
Spitze des venezolanischen Nationalversammlungsgebäudes

Die Vereinigten Staaten haben die Politik Chávez' wiederholt scharf angegriffen und öffentlich erklärt, die Opposition zu unterstützen. Da die USA aber einen Großteil ihres Erdöls aus Venezuela beziehen, pflegt die US-Regierung eine Politik der Zurückhaltung mit Kritik an Chávez. Venezuela ist im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern Lateinamerikas in der Lage, seine Auslandsschulden zu bezahlen und verfügt über keine Schulden beim Internationalen Währungsfonds oder der Weltbank. Daher ist Venezuela nicht gezwungen, sich dem Spardiktat des IWF zu unterwerfen.

Ihm voran gingen "Streiks" bzw. Aussperrungen des Unternehmerverbandes. Beim staatlichen Erdölkonzern PDVSA kam es zu Sabotageaktionen und dem unerlaubten Fernbleiben von der Arbeit durch höhere Angestellte und Management. Da der vermeintliche "Streik" nicht einmal innerhalb der Gewerkschaft abgestimmt wurde, erkennt ihn nicht einmal die International Labor Organisation als Streik an. Hinzu kam auch ein sogenannter Steuerstreik des wohlhabenden Teils der Bevölkerung. Nachdem das zuständige Wahlamt festgestellt hatte, dass die notwendige Anzahl von Unterschriften (etwa 2,5 Mio) knapp erreicht worden wäre, erklärte Chávez, er würde sich diesem Referendum stellen. Aufgrund des bemerkenswert hohen Andrangs am Abstimmungstag kam es zu teilweise stundenlangen Wartezeiten und die Schließung der Wahllokale musste mehrfach, letztendlich bis Mitternacht, verschoben werden. Das Referendum bestätigte Chávez bei hoher Wahlbeteiligung (73 %) mit 59,25 % (knapp 5 Mio) klar im Amt. Die Opposition warf Chávez Wahlbetrug vor, aber eine von ihnen initiierte und von der Organisation Amerikanischer Staaten und dem Carter Center durchgeführte Nachzählung der Stimmen bestätigte das Wahlergebnis.

Am 3. Dezember 2006 wurde Chávez bei den Präsidentschaftswahlen mit 62,89% der Stimmen aufs neue im Amt bestätigt. Es gab insgesamt 18 Kandidaten für das Amt. Der konservative Gegenkandidat Rosales, Führer der rechten Opposition gegen Chávez, musste mit 36,85% der Stimmen seine Niederlage eingestehen. Die Wahlbeteiligung war mit etwa 75% die höchste seit 1988. Nationaler Wahlrat (CNE)

Politik

Die Regierungsform Venezuelas ist eine Form der Präsidialdemokratie (d.h. der direktgewählte Präsident ist gleichzeitig nominelles Staatsoberhaupt und Chef der Exekutive) mit starken direktdemokratischen Elementen, einer komplizierten Gewaltenteilung zwischen den fünf Gewalten Legislative, Exekutive, Judikative, Bürgergewalt (Art. 273-291) und Wahlgewalt (Art. 292-298) sowie zahlreichen Wahlen auf verschiedenen Ebenen. Die neue Verfassung Venezuelas verbietet die Privatisierung der Erdölindustrie und der sozialen Sicherungssysteme, verfügt die kostenlose Volksbildung und Maßnahmen zur Reaktivierung ungenutzten Großgrundbesitzes, respektiert darüber hinaus aber das Privateigentum, auch das Privateigentum an Produktionsmitteln. Der gesamte Umbau von Staat und Gesellschaft erfolgte durch plebiszitäre Akte: Bei den Präsidentschaftswahlen im Dezember 1998 entfielen 56 Prozent der Stimmen auf Chávez, im April 1999 stimmten 88 Prozent der Wähler für die Einberufung einer Konstituante, im Dezember desselben Jahres 71 Prozent für die neue Verfassung des nun als »Bolivarische Republik Venezuela« bezeichneten Staates. In der sogenannten "Bolivarischen Verfassung" ist die Gewaltenteilung durch direktdemokratische Partizipationsmöglichkeiten erweitert: Sowohl die Abgeordneten als auch der Präsident (6-jährige Amtszeit) können ab der Mitte ihrer Amtszeit per Referendum abgewählt werden (Art. 72). Er ist das Staatsoberhaupt und der Regierungschef. Derzeitiger Amtsinhaber ist seit dem 2. Februar 1999 Hugo Chávez, der Vizepräsident ist nun Jorge Rodriguez,ehemaliger Präsident des CNE (Wahlbehörde von Venezuela) der somit stellvertretender Staats- und Regierungschef ist.

Das Parlament ist die Nationalversammlung (Asamblea Nacional) mit einem Einkammersystem mit fünfjähriger Legislaturperiode. Sie hat 165 Sitze, wovon die linke Movimiento Quinta República von Chávez derzeit 76 inne hat. Weitere Regierungsparteien sind Movimiento die Podemos (links, Abspaltung von MAS), die Patria Para Todos (PPT, links); drei Indigene (MVR-nahestehend). Die Opposition bilden die Movimiento al Socialismo (MAS, links), die Acción Democrática (AD, sozialdemokratisch, stellte mehrere Präsidenten), die Proyecto Venezuela (PV, konservativ), die Comité de Organización Política Electoral Independiente (COPEI, christlich-sozial, stellte mehrere Präsidenten), die Primero Justicia (PJ, rechtsliberal) und die La Causa Radical (links).

Es gibt zwei Gewerkschaftsdachverbände. Zum einen wäre das die Confederación de Trabajadores de Venezuela (CTV), die sich 1936 gegründet und dem Internationalen Bund Freier Gewerkschaften angeschlossen hat. Sie ist Teil der Opposition. Zum anderen wäre das die Union Nacional de Trabajadores, ein 2004 neugegründeter Dachverband der den bolivarischen Prozess unterstützt. Die UNT hat aktuell etwa vier Mal so viele Mitglieder wie die CTV.

Die Verwaltungsstruktur des Landes ist in 23 Bundesstaaten aufgeteilt. Es gibt einen Hauptstadtdistrikt. Die Bundesgebiete sind zumeist Inseln.

Venezuela ist Mitglied der Vereinten Nationen und ihren Unterorganisationen, der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), dem Lateinamerikanischen Wirtschaftssystem (SELA), der OPEC, G 77 und G 15, dem Amazonaspakt, der Gemeinschaft Karibischer Staaten, der Südamerikanischen Union und Gründungsmitglied der Alternativa Bolivariana para las Américas (ALBA).

Hatte Venezuela 1998 noch 3 Milliarden US-Dollar Schulden bei der Weltbank, so ist Venezuela seit dem 12. April 2007 mit Tilgung der letzten Rate frei von Schulden gegenüber der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds. Am 30. April 2007 kündigte der Präsident Hugo Chavez den Rückzug seines Landes aus Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) an, da diese Institutionen „Mechanismen des Imperialismus“ seien.

Militärpolitik

Die neue Militärdoktrin Venezuelas ist eine integrale, nationale, territoriale Verteidigung, die sich an der Präsenz eines technisch, ökonomisch und demographisch weitaus stärkeren Feindes orientiert. Das wesentlich Neue daran ist geprägt durch die Erfahrungen seit dem Vietnamkrieg, den militärischen Widerstand im Irak und die Einsicht, dass eine starke Militärmacht nicht durch konventionelle Kräfte gebrochen werden kann, sondern nur durch etwas, was Mao den lang andauernden Volkskrieg nannte. Gemeint ist also ein langer irregulärer Krieg, in dem sich Front und Hinterland miteinander vermischen, in dem Zivilisten, Milizen und Kampftruppen eine Einheit bilden und in dem Waffen auf niedriger technologischer Basis verwendet werden. Außerdem wurde nach Berichten des Guardian bekannt, dass Venezuela anstrebt, die größte Reserve auf dem Lateinamerikanischen Kontinent aufzubauen.[2] Darüberhinaus hat Venezuela 54 Kampfflugzeuge und -hubschrauber in Russland bestellt. Die USA bewerten das Waffengeschäft als Verteidigungsmaßnahme überzogen. [3] Dies stützt kritische Stimmen, die Venezuela vorwerfen, lediglich als Vorwand eine mögliche amerikanische Aggression an die Wand zu malen, um so ungestört aufrüsten zu können. Die Aufrüstung diene aber in Wirklichkeit der Stärkung des Einflusses Venezuelas in der Region und der Unterstützung von Rebellenorganisationen, die eine Affinität zur venezolanischen Politik hegen. Dies wird unter anderem dadurch unterlegt, dass Venezuela deutlich mehr Handfeuerwaffen als Soldaten besitzt und jetzt mit Lizenz auf eigenem Boden eine Fabrik für die Produktion russischer Handfeuerwaffen errichtet. Militärexperten weisen jedoch darauf hin, dass Venezuelas Militärausgaben nur den siebten Platz in der Region einnehmen und keine der Modernisierungen des Waffenarsenals auf Angriffskriege ausgerichtet ist.

Die Ziele der Währungspolitik

Der Kerninhalt des neuen Zentralbankgesetzes ist die Modernisierung einer überholten Vision der Zentralbankrolle, die die Entwicklung der venezolanischen Wirtschaft und Gesellschaft blockierte. Anstatt einer orthodoxen monetaristischen Vorstellung, die sich darauf beschränkt, über die Manipulation der Liquidität eine antiinflationäre Rolle zu spielen, findet in Venezuela eine neue Interpretation der Zentralbankrolle Anwendung: ähnlich wie Alan Greenspan in den USA oder auch die europäische Zentralbank, die auf der einen Seite natürlich als Wächter der Währungsstabilität agieren, aber auf der anderen Seite gleichgewichtig Arbeitslosigkeit und Konjunktur im Auge behalten, soll nun auch hier vorgegangen werden.

Im Februar 2008 wird Venezuela eine Währungsreform durchführen. Wie schon von Präsident Chavez angekündigt werden drei Nullstellen der Währung (Bolivar) gestrichen, denn aufgrund der hohen Inflationsraten in den letzten Jahren ist es nur mit sehr hohen Aufwand möglich, mit diesen Zahlen zu rechnen.

Die Ziele des Bolivarischen Prozesses

Die Ziele des von Hugo Chávez eingeleiteten Bolivarischen Prozesses sind folgende:

  • Erstrebt wird der Aufbau des Sozialismus in Venezuela. Zu diesem Zweck wurde mit der Schaffung von Strukturen und Mentalitäten begonnen, die den Übergang zum Sozialismus einleiten, zum Beispiel durch die Verstaatlichung des Öl-Sektors, wie auch des Strom- und Telefonsektors.

Auch der Sektor Nahrungsmittel, wie zum Beispiel Schlachthöfe und Supermärkte, soll teilweise in staatlichen Besitz übergehen.

  • Darüber hinaus soll ein lateinamerikanischer Block gebildet werden, in welchem der Sozialismus und die Verteidigung gegen amerikanische und europäische Interessen funktioniert. Daraus resultiert auch, dass das Schwergewicht der Maßnahmen der Regierung auf der Entwicklungsperspektive der Marktökonomie beruht. Es wird Abhilfe von der totalen Dritteweltökonomie, andererseits die Anhebung des Niveaus der Arbeitskraft und die Bekämpfung der unmittelbaren Not angestrebt.

Außenpolitik

Ziel der venezolanischen Außenpolitik ist es, im Rahmen der Alternativa Bolivariana para las Américas (span. Bolivarische Alternative für alle Amerikas- ALBA) ein geeintes und sozialistisches Lateinamerika zu verwirklichen. Venezuela sieht sich hierbei selbst in einer Führungsrolle in Lateinamerika.

Ausdruck dieser Leitidee ist beispielsweise der Abschluss des Handelsvertrags der Völker zwischen Venezuela, Kuba und Bolivien, während gleichzeitig Freihandelsverträge mit den USA, die Kolumbien und Peru bereits abgeschlossen haben, scharf kritisiert werden. Im Rahmen der Kontroverse um diese Freihandelsverträge trat Venezuela auch aus der Andengemeinschaft aus, der es zusammen mit Peru, Ecuador, Bolivien und Kolumbien angehörte. Das Verhältnis zwischen Venezuela und den ökonomischen Interessen der USA entgegenkommenderen lateinamerikanischen Staaten - vor allem Mexiko, Peru und Kolumbien - gilt als schwierig.

In seinem Streben nach Unabhängigkeit vor den USA ist Venezuela in intensive wirtschaftliche und politische Beziehungen zu Ländern wie der Volksrepublik China und Iran eingetreten.

In der Außenpolitik versucht Venezuela, vor allem den anderen ärmeren lateinamerikanischen Ländern wirtschaftliche Unterstützung zu gewähren, z.B. durch Infrastrukturerrichtung in Nicaragua, Kuba und Dominica, oder durch Unterstützung bei der Bezahlung ihrer fälligen Auslandsschulden bei Ecuador und Argentinien.

Verhältnis zu den USA

Tafelberg Mt. Roraima
Los Barrios, die Armenviertel der Hauptstadt Caracas
Datei:Caracas-downtown.jpg
Caracas, Skyline der Innenstadt

Venezuela und die USA sind wirtschaftlich aufeinander angewiesen. Die USA brauchen venezolanisches Öl, und Venezuela braucht den US-Markt. Venezuela ist einer der drei größten Erdöllieferanten der Nordamerikaner, und zugleich einer der wichtigsten Importeure nordamerikanischer Waren. Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern sind daher als gut zu bewerten, auch wenn die USA ein Waffenembargo gegen das Land verhängt haben und politisch eine regelrechte Propagandaschlacht zwischen den beiden Regierungen zu beobachten ist.

Die USA werfen Venezuela unter anderem vor, die kolumbianische FARC zu unterstützen und verhängten jüngst ein Waffenembargo gegen dieses Land. Die Unterstützung wurde jedoch nie nachgewiesen. Im Gegensatz dazu wurde aber die Unterstützung der USA für kolumbianische Paramilitärs wiederholt belegt. Ebenso halten sich in den USA zahlreiche Exilvenezolaner und Exilkubaner auf, die in Venezuela in Terroranschläge auf ein Passagierflugzeug und diverse Botschaften verwickelt waren, darunter die bekannten Terroristen Luis Posada Carriles und Orlando Bosch Avila.

Eine besondere Methode in der Auseinandersetzung mit der US-Regierung hat Venezuela in seinem Programm Öl für Bedürftige gefunden, obwohl es in Venezuela auch sehr viele Bedürftige gibt.

Die laufenden Spannungen zu den USA, wirkten sich auch negativ auf die Beziehungen zu den Niederlanden aus. So verstäkten die Niederlande ab April 2006 ihre Truppen, aus Sorge eines zukünftigen Konfliktes mit Venezuela, auf den niederländischen Antillen, um 5.000 Soldaten, u.A. mit schweren Leopard Panzern und F-16 Kampfflugzeugen.

Quelle: http://www.welt.de/print-welt/article208998/Drohkulisse_in_der_Karibik.html

Verwaltungsgliederung

Hauptartikel: Staaten Venezuelas

Venezuela untergliedert sich in 23 Bundesstaaten, den abhängigen Gebieten sowie den Bundesdistrikt.

Bundesstaat Hauptstadt Einwohner Fläche Region Lage
Amazonas Puerto Ayacucho 70.464 180.144 km² Guayana
Anzoátegui Barcelona 1.222.225 43.300 km² Nor - Oriental
Apure San Fernando de Apure 377.756 76.500 km² Llanos
Aragua Maracay 1.449.616 7.014 km² Central
Barinas Barinas 624.508 35.200 km² Andean
Bolívar Ciudad Bolívar 1.214.846 238.000 km² Guayana
Carabobo Valencia 1.932.168 4.650 km² Central
Cojedes San Carlos 253.105 14.800 km² Central
Delta Amacuro Tucupita 97.987 40.200 km² Guayana
Falcón Coro 763.180 24.800 km² Central - Occidental
Guárico San Juan de los Morros 627.086 64.986 km² Llanos
Lara Barquisimeto 1.556.415 19.800 km² Central - Occidental
Mérida Mérida 715.268 11.300 km² Andean
Miranda Los Teques 2.330.872 7.950 km² Capital
Monagas Maturín 712.626 28.930 km² Nor - Oriental
Nueva Esparta La Asunción 426.337 1.150 km² Insular
Portuguesa Guanare 725.740 15.200 km² Central - Occidental
Sucre Cumaná 786.483 11.800 km² Nor - Oriental
Táchira San Cristóbal 992.669 11.100 km² South - Occidental
Trujillo Trujillo 608.563 7.400 km² Andean
Vargas La Guaira 298.109 1.496 km² Capital
Yaracuy San Felipe 499.049 7.100 km² Central - Occidental
Zulia Maracaibo 2.983.679 63.100 km² Zulian
Dependencias Federales - 2.245 342 km² Insular
Bundesdistrikt Caracas - 2.284.921 433 km² Capital


Wirtschaft

Das Bruttoinlandsprodukt liegt bei 110,8 Milliarden US-Dollar, pro Einwohner bei 4.262 US-Dollar. Der Mehrwertsteuersatz beträgt seit dem 1. März 2007 11% (vorher 14%) und ist damit der niedrigste in Lateinamerika. Angestrebt wird eine weitere Senkung auf 9% im Juli 2007. Der gesetzliche Mindestlohn beträgt 615000 Bolívares (rund 210 Euro).

Datei:VPI Lateinamerika 1994-2004.PNG
Verbraucherpreisindex in Venezuela und vier weiteren Staaten im Nordwesten Südamerikas, 1994-2004

Erdöl und andere Rohstoffe

Drei Zahlen illustrieren eindrucksvoll, wie bedeutend der Rohstoff Öl für das OPEC Gründungsmitglied Venezuela ist: es steht für vier Fünftel der Exporte des lateinamerikanischen Landes sowie für die Hälfte der Staatseinnahmen und 25 Prozent der Wirtschaftsleistung. 2005 verdiente das Land rund 35 Prozent mehr mit Öl als im Jahr zuvor. Die laufenden Einnahmen der Regierung sind demnach in den ersten sechs Monaten des letzten Jahres um 80 Prozent gestiegen.

Mit dem Anstieg der Einnahmen aus dem Ölgeschäft ist die Wirtschaft stark gewachsen, allein im zweiten Quartal um 11,1 Prozent. Der Internationale Währungsfonds rechnet mit einer Jahresrate von 7,8 Prozent. Auch wenn der Spezialfonds gefüllt wird und obwohl nach Analystenschätzungen ein Haushaltsdefizit von zwei bis drei Prozent auflaufen dürfte, schwimmt der Staat weiter in Geld: Der Wert der Devisenreserven wird auf mehr als 30 Milliarden Dollar veranschlagt; allerdings legt Venezuela diese Reserven nicht mehr in Dollar an.

Der Staat fordert in der OPEC hohe und seiner Meinung nach „gerechte“ Preise, sowie Fördermengenbeschränkungen. Seit 2002 kommen die Erlöse aus der Erdölindustrie anscheinend nicht mehr den herrschenden Eliten zugute, sondern werden von der Regierung für Investitionen in die Infrastruktur, vor allem Eisenbahn- und Straßenbau, sowie für Programme in der Sozial-, Bildungs- und Gesundheitspolitik verwendet. Trotz der anhaltenden Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und Venezuela beziehen die Vereinigten Staaten rund 15 Prozent ihres Erdöls aus Venezuela.

Außenhandel

Venezuela exportierte 2002 Waren im Wert von 26,22 Mrd. US Dollar, die Importe lagen im selben Jahr bei 12,28 Mrd $, womit die Handelsbilanz positiv ausfällt. Ausgeführt wurden zu 80% Erdöl und -gas. Hauptimporte sind Maschinen, Transportausrüstungen und chemische Produkte. Wichtigster Handelspartner sind die Vereinigten Staaten, weit dahinter folgen Kolumbien, Mexiko, Brasilien und europäische Staaten.

Bei der Ausfuhr von Eisenerz ist Venezuela dank ergiebiger Quellen am Orinoco sehr bedeutend, auf dem 8. Platz in der Welt. Weiterhin führt das Land auch Stahl, Edelmetalle, Zement, Textilien und in viel geringerem Maße andere Produkte aus. Ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig ist die Tourismusbranche.

Firmen

Eine der größten Firmen in Venezuela ist der staatliche Erdölkonzern PDVSA. Die PDVSA hält einen 100% Anteil an Citgo.

Weiterhin gibt es die Linea Aeropostal Venezolana, die zehntgrößte südamerikanische Fluggesellschaft. Ehemals gab es noch die VIASA, die staatliche Fluggesellschaft, die bis 1997 existierte. Die Regierung versucht gerade, eine neue staatliche Fluglinie ins Leben zu rufen, die CONVIASA, bisher aber nur mit mäßigem Erfolg; sie besteht derzeit nur aus drei Flugzeugen.

Derzeit hat die World Boxing Association ihren Sitz in Caracas. Mitte der 1990er wurde der Sitz von Panama-Stadt dorthin verlegt.

Internationale Wirtschaftsbeziehungen

Am 9. Dezember 2005 trat Venezuela als fünftes Mitglied dem südamerikanischen Wirtschaftsbündnis MERCOSUR bei.

Seit 2005 gibt es die durch Hugo Chávez initiierte Alternativa Bolivariana para las Américas (abgekürzt „ALBA“, deutsch „Bolivarische Alternative für die Amerikas“), welche dem Aufbau einer Wirtschaftsgemeinschaft zwischen Kuba und Venezuela dient. 2006 ist auch Bolivien, sowie 2007 Nicaragua der ALBA beigetreten. Ziel ist es, eine Alternative zu der von den USA angestrebten gesamtamerikanischen Freihandelszone zu schaffen und möglichst viele Staaten Lateinamerikas für einen gemeinsamen Wirtschaftsmarkt zu gewinnen.

Ein weiteres Abkommen ist das Petrocaribe. Es erlaubt den Karibikstaaten den Kauf von Erdöl aus Venezuela, allerdings muss nur ein kleiner Teil sofort bezahlt werden. Der restliche Betrag kann zu einem Zinssatz von 1 % für 25 Jahre gestundet werden. Zu den Teilnehmern zählen 12 der 15 Mitgliedsstaaten der CARICOM, sowie Kuba und die Dominikanische Republik.

Öl für Bedürftige

Venezuela hat bekanntgegeben, Bedürftige in den USA mit verbilligtem Öl zu versorgen, was Spannungen geradezu provoziert. Die staatliche venezolanische Erdölgesellschaft Citgo und der US-Bundesstaat Maine haben eine entsprechende Vereinbarung getroffen. „Die Heizkosten sind dramatisch gestiegen, und die amerikanische Regierung hat es nicht geschafft, die Bewohner von Maine mit den benötigten Ressourcen zu versorgen. Wir danken der venezolanischen Regierung für ihre Großzügigkeit”, wurde der Gouverneur von Maine in der venezolanischen Erklärung zitiert. Citgo wird demnach 34 Millionen Liter Heizöl zu 40 Prozent unter dem Marktpreis an sozial schwache Haushalte in Maine verkaufen. Auch vier Indianerstämme und Obdachlose sollen laut Botschaft in den Genuss des Sonderpreises kommen. Im November 2005 hatte Citgo bereits ähnlich billig Heizöl an Bedürftige in Boston und im New Yorker Stadtteil Bronx geliefert.

Im Februar 2007 wurde ein bereits im Mai 2005 von Hugo Chávez vorgeschlagenes Abkommen zwischen Venezuela und der Stadt London geschlossen, in dem das staatliche venezolanische Erdölunternehmen Petróleos de Venezuela sich verpflichtet, London bei Öllieferungen einen Preisnachlass von 20 Prozent zu gewähren, um mit den dadurch erzielten Einsparungen von umgerechnet 23 Millionen Euro eine Verringerung der Fahrpreise für Busse und U-Bahnen um 50 Prozent für bis zu 250.000 Bedürftige zu finanzieren. Als Gegenleistung erklärt sich London bereit, Venezuela seine Kenntnisse bei Recycling, Abfallwirtschaft, Verkehrsplanung und der Verringerung des klimaschädlichen CO2-Ausstoßes zur Verfügung zu stellen. Der Londoner Oberbürgermeister Livingstone sprach von einem "unglaublich großzügigen Angebot".

Staatsausgaben

Zwischen 1991 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für

Wirtschaftskennzahlen

Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich wie folgt:

Arbeitslosigkeit
Jahr 2003 2004 2005 2006
Arbeitslosenquote 16,8 % 15,3 % 12,2 % 9,5 %
Quelle: bfai [4]

Die wichtigen Wirtschaftskennzahlen Bruttoinlandsprodukt, Inflation, Haushaltssaldo und Außenhandel entwickelten sich in den letzten Jahren folgendermaßen:

Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), real
in % gegenüber dem Vorjahr
Jahr 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
Veränderung in % gg. Vj. -1,0 -7,2 3,2 2,8 -8,9 -7,7 17,9 9,3 ~ 7,5 ~ 3,7
Quelle: bfai [4] ~ = geschätzt
Entwicklung des BIP (nominal)
absolut (in Mrd. US$) je Einwohner (in Tsd. US$)
Jahr 2004 2005 2006 Jahr 2004 2005 2006
BIP in Mrd. US$ 110 133 164 BIP je Einw. (in Tsd. US$) 4,2 5,0 6,1
Quelle: bfai [4]
Entstehung und Verwendung des BIP (2005)
Entstehung des BIP (in %) Verwendung des BIP (in %)
Industrie 17,2 Privater Konsum 58,9
Erdöl 16,0 Staatsverbrauch 14,1
öffentliche Dienstleistungen 12,4 Bruttoanlageinvestitionen 27,0
Immobilien- und Unternehmensdienstleistungen 9,9
Handel 9,2
Baugewerbe 5,7
sonstiges 29,7
Quelle: bfai [4]
Entwicklung der Inflationsrate Entwicklung des Haushaltssaldos
in % gegenüber dem Vorjahr in % des BIP
("minus" bedeutet Defizit im Staatshaushalt)
Jahr 2003 2004 2005 2006 Jahr 2003 2004 2005 2006
Inflationsrate 31,1 21,7 15,9 ~ 12 Haushaltssaldo -5,8 -3,6 -0,8 ~ -0,5
Quelle: bfai [4] ~ = geschätzt
Haupthandelspartner (2005)
Ausfuhr (in %) nach Einfuhr (in %) von
USA 50,1 USA 25,9
Kolumbien 8,2 Kolumbien 9,3
Niederlande 4,5 Brasilien 7,7
Mexiko 3,8 Mexiko 6,0
Niederl. Antillen 2,6 VR China 4,0
Ecuador 2,4 Japan 3,2
sonstige Länder 28,4 sonstige Länder 43,9
Quelle: bfai [4]
Hauptprodukte des Außenhandels (2005)
Ausfuhrgüter (Anteil in %) Einfuhrgüter (Anteil in %)
Bergbauprodukte (z.B. Erdöl) 49,4 Maschinen u. elektr. Ausrüstungen 26,5
unedle Metalle und -erzeugnisse 28,8 Transportausrüstung 15,0
chemische Erzeugnisse 7,6 chemische Erzeugnisse 9,8
Quelle: bfai [4]
Entwicklung des Außenhandels
in Mrd. US$ und seine Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
2003 2004 2005 2006
Mrd. US$ % gg. Vj. Mrd. US$ % gg. Vj. Mrd. US$ % gg. Vj. Mrd. US$
(1.Hj.)
% gg.Vj.
Einfuhr 11,4 -19,8 18,6 63,2 25,7 38,2 15,0 29,6
Ausfuhr 27,2 1,5 38,7 42,3 55,5 43,3 33,8 35,5
Saldo 15,8 20,1 29,8 18,8
Quelle: bfai [4]

Kultur und Soziales

Feiertage

Das Jahr beginnt mit dem 1. Januar, dem Neujahr. Im März/April gibt es das Osterfest. Seit dem 19. April 1810 wird jährlich die Verkündung der Unabhängigkeit gefeiert. Genau wie in Deutschland gibt es am 1. Mai den Tag der Arbeit. Am 24. Juni wird die Schlacht von Carabobo gefeiert.

Der Nationalfeiertag ist der 5. Juli (Tag der Unabhängigkeit, Día de la Independencia), der Tag, an dem 1811 die Unabhängigkeitserklärung verfasst wurde. Ein weiterer Feiertag ist der 24. Juli, das Geburtsdatum Simón Bolívars. Die „Entdeckung Amerikas“ wird am 12. Oktober gefeiert und Weihnachten am 25. Dezember.

Bedingt durch die starke katholische Tradition des Landes werden die verschiedensten Heiligentage in kleinen lokalen Festen das ganze Jahr hindurch gefeiert.

Bildung

In Venezuela gibt es sowohl ein staatliches, als auch ein privates Schul- und Hochschulsystem. Im lateinamerikanischen Vergleich ist das Hochschulsystem sehr gut, jedoch sind noch deutliche Defizite im staatlichen Schulsystem zu erkennen. Die Schulpflicht beträgt neun Jahre, allerdings erfüllten diese 1998 nur ca. 60 % der schulpflichtigen Kinder. Seitdem hat sich die Situation deutlich verbessert. Die Analphabetenrate wurde durch die Alphabetisierungskampagnen von 10 % auf 1 % herabgesetzt. Die Errichtung der sogenannten „bolivarischen Schulen“ mit dem Konzept der Ganztagsschule hat sich als äußerst effektiv erwiesen.

Bolivarisches (staatliches) Bildungssystem

Während das private Schulsystem in Venezuela kostenpflichtig ist, erweiterte der Staat mit dem bolivarischen Schulsystem seit 2003 das kostenlose staatliche Schulsystem, welches aber noch Defizite erkennen lässt. Das bolivarische Bildungssystem richtet sich sowohl an Erwachsene als auch an Schulpflichtige. Die Erwachsenenbildungsprogramme sind in so genannten Misiónes organisiert. Sie sind nach dem Generalstreik im Frühjahr 2003 angelaufen und werden dezentral angeboten: Misión Robinson I ist ein Alphabetisierungsprogramm für Erwachsene, an dem bis Ende 2005 1,5 Million Personen teilgenommen haben. Die Misión Robinson II bietet Kurse zur Erlangung eines Primarschulabschlusses (6. Klasse) an. An diesen Kursen haben im Jahr 2005 600.000 Personen teilgenommen. Misión Ribas ist ein Erwachsenenbildungsprogramm zur Erlangung eines Sekundarschulabschlusses (Abschluss nach der 11. Klasse). Misión Sucre hat die Hochschulausbildung zum Inhalt. 2003 wurde die Universidad Bolivariana de Venezuela gegründet, an der im Gegensatz zur nationalen Uni alle Interessenten mit Sekundarschulabschluss studieren können. An dieser Uni existieren zur Zeit 11 entwicklungstechnisch relevante Studiengänge (zum Beispiel Gemeindemedizin, Sozialarbeit, Pädagogik, Jura). Die Ausbildung besteht paritätisch aus universitären und praktischen Anteilen. Da die bolivarianische Uni nicht alle Interessenten aufnehmen kann, wurden dezentral Studierzirkel eingerichtet, die von Dozenten, Studenten höherer Semester sowie über Fernkurs versorgt werden. Die dezentrale Hochschulausbildung ist der Inhalt der Misión Sucre.

In den Armenvierteln werden bolivarianische Vorschulen, Grundschulen und Sekundarschulen errichtet. Die Schulen sind perspektivisch als Ganztagsschulen konzipiert. An der Konzeption der Schulen sollen alle Beschäftigten (Lehrer, Psychologen und Handwerker) beteiligt werden. Die Schulen sollen Schulkleidung, 2 Mahlzeiten am Tag und die medizinische Versorgung der Kinder bereitstellen. Lerninhalte sind nicht nur die gewöhnlichen Schulfächer, sondern auch die Bewältigung des Alltags. Im Jahr 2003 wurden 2800 neue Schulen gegründet, in denen die Konzeption teilweise schon verwirklicht ist.

Gesundheit

Durch ein Projekt der Regierung, an dem zuerst nur 2000 kubanische, später auch einheimische Ärzte teilnahmen, konnte die Versorgung der Bevölkerung, besonders der ärmsten Schichten, angehoben werden. Ergänzend wurde ein Ernährungsprojekt gestartet, das die Versorgung der Armen mit Lebensmitteln in den Mercal- Märkten zu subventionierten Preisen sicherstellt.

Medizinische Versorgung

Mitte 2003 begann die Misión Barrio Adentro (tief im Viertel) zum Aufbau einer flächendeckenden kostenlosen medizinischen Versorgung. Ende 2006 arbeiteten in dem Programm 20.000 kubanische und 4.000 venezolanische Ärzte, um in den Armenvierteln die Gesundheitsversorgung aufzubauen. Die Versorgung ist kostenlos, die Medikamente werden vom Staat zur Verfügung gestellt. Die Medizinstationen werden aus einem Baukastenset errichtet, welches aus einer kleinen Praxis und einer kleinen Wohnung besteht. Die Bevölkerung wird durch je einen kubanischen und einen venezolanischen Arzt (bzw. Studenten höheren Semesters) versorgt. Nahziel ist, dass der kubanische Arzt nach zwei Jahren zurückkehren kann und der Venezolaner einen weiteren Venezolaner einarbeitet. Fernziel ist die Ausbildung von 200.000 Ärzten innerhalb von 10 Jahren, die dann ganz Lateinamerika versorgen sollen. Schon 6 Monate nach dem Start des Programms 2003 waren 3 Millionen Personen medizinisch versorgt.

Ernährung

In den Städten werden seit 2003 in selbst organisierten Mercal-Märkten staatlich subventionierte Lebensmittel angeboten. Die Mercal-Märkte setzten 2005 landesweit 40% der Grundnahrungsmittel und 20% aller Nahrungsmittel um. Die Preise liegen zwischen 30% und 70% unter denen der normalen Läden. Ziel ist die flächendeckende Lebensmittelversorgung vor allem der armen Bevölkerung. 2006 gab es 14.000 Läden.

Ein weiteres Programm zur Verbesserung der Ernährungssituation der armen Bevölkerung sind die sog. Casas de Alimentación (Volksküchen), die in den Barrios selbst organisiert werden und mit staatlicher Finanzierung kostenlos 2-3 Mahlzeiten zur Verfügung stellen.

Darüber hinaus wird seit dem Amtsantritt Chávez' die Verpflegung von Kindern in der Schule konsequent ausgebaut, um eine Ernährung auch ohne finanzielle Mittel sicherzustellen.

Sicherheit

Eines der größten Probleme Venezuelas ist die Kriminalität, welches sich seit Amtsantritt Chavez' noch einmal deutlich verschärft hat.

Die Mordrate pro 100.000 Einwohner entwickelte sich laut Angaben der Vereinten Nationen folgendermaßen:

  • 1998: 19,61
  • 1999: 25,21
  • 2000: 33,15
  • 2001: 33,17
  • 2002: 38,50

Quelle: http://www.unodc.org/unodc/en/crime_cicp_surveys.html Seit 2003 hat die venezolanische Regierung keine Statistiken über Morde an die Vereinten Nationen geliefert. 2006 sind etwa 16059 Menschen umgebracht worden, wie das Innenministerium mitteilte. http://gbastidas.mi-web.es/viewtopic.php?t=222. Die Statistiken lassen sich aber aus den CICPC-Berichten jeder Region erstellen. In Venezuela sind demzufolge in den letzten 7 Jahren über 84000 umgebracht worden, Zahlen, die viel höher sind als in den letzten Jahrzehnten, wie ONGs (u.a. Amnesty International Venezuela) in einer Konferenz im April 2007 informierten. http://venezuelareal.zoomblog.com/archivo/2006/08/21/el-conteo-de-muertos-en-Venezuela.html

http://www.eluniversal.com/2007/04/27/pol_art_suman-85.672-asesina_265962.shtml

Kultur

Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten gehören die Kathedrale von Coro, die Chiesa de San Clemente, die Kathedrale von Ciudad Bolívar, die Kathedrale von Caracas, sowie die Kirche von San Francisco. Besonders sehenswert sind auch das „Capitol von Caracas“ und das „Haus der Gouverneure in Ciudad Bolívar“.

Die kulturellen Höhepunkte des Landes bietet die Hauptstadt Caracas. Im Landesinneren ist das kulturelle Leben dagegen weniger entwickelt.

Das „Pantheon“ und das „Stadttheater“ gehören zu den bedeutenden Bauwerken Caracas. Zu den bekanntesten Museen in Caracas zählen die Colección Cisneros, die Colección Fundación Polar, das nationale Kunstmuseum, das Museo Alejandro Otero (zeitgenössische Kunst), das Museo de Arte Colonial Quinta de Anauco (Museum für Kunst der Kolonialzeit) und das Museo de Arte Contemporáneo de Caracas Sofía Imber (zeitgenössische Kunst).

Weitere bekannte Museen finden sich in Acarigua, Barquisimeto, Ciudad Bolívar, Maracaibo, Mérida, San Carlos, San Cristóbal, San Felipe und Valencia.

Im Nationalpark Canaima findet man den höchsten Wasserfall der Erde, den Salto Angel, sowie eine große Zahl Tier- und Pflanzenarten.

Nahrungsmittel

Das Nationalgericht ist der Pabellón Criollo, eine Kombination aus schwarzen Bohnen (Caraotas), Kochbanane (Platano), Reis und zerrissenem Faserfleisch (Carne Mechada). Ein typisches Gericht sind außerdem die Hallacas (ein Ragout aus Rindfleisch, Rosinen, Gemüse, Wurst, Kapern, Zitronen und Nüssen in Maisteig) und Mondogo (einem kräftig gewürzten Eintopf mit Kutteln). Dazu werden vor allem Saft, gemischt aus Melasse, Limettensaft und Wasser getrunken. Eine kulinarische Spezialität Venezuelas sind die Arepas, gebackene oder frittierte Maisfladen. Der Sancocho ist eine Suppe, die in der Regel in einem großen Topf für viele Menschen angerichtet wird und verschiedene Gemüse- und Fleischsorten enthält.

Medien

Venevisión, RCTV, Televén und Globovisión sind kommerzielle Fernsehsender aus Caracas. Venezolana de Televisión VTV und VIVE TV sind staatliche Fernsehsender. Am 28. Mai 2007 nahm TVes als erster öffentlich-rechtlicher Fernsehkanal den Sendebetrieb auf. Er übernahm die am 27. Mai 2007 abgelaufene Sendeerlaubnis für RCTV im terrestrischen VHF-Band. Seitdem ist RCTV nur noch über Kabel und Satellit zu empfangen.

Die wichtigsten Tageszeitungen sind El Universal (konservativ), El Nacional (konservativ), Últimas Noticias (linksliberal), Tal Cual (rechtssozialdemokratisch), Daily Journal (englischsprachig, Wirtschaftsblatt) und VEA (regierungsnah aber unabhängig).

Venezuela ist mit 46% der Anteile Haupteigner des Fernsehsenders teleSUR. Die Regierung beabsichtigt, mit dem Sender Lateinamerika eine eigene „bolivarische“ Stimme zu geben. Der Fernsehsender untersteht aber nicht dem Staat oder der Regierung, sondern agiert unabhängig. TeleSUR wird von verschiedenen namhaften lateinamerikanischen Journalisten geleitet und bezieht sein Material vorwiegend von unabhängigen Produzenten.

Verkehr

Das Land verfügt über drei internationale Flughäfen: Der Flughafen Caracas, der Flughafen Porlamar und der Flughafen Maracaibo.

Weitere Themen

Portal: Venezuela – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Venezuela

Quellen

  1. http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laender/Venezuela.html
  2. Greg Morsbach: Venezuela aims for biggest military reserve in Americas , The Guardian, 4. März 2006
  3. n-tv: Venezuela wird „Festung“, n-tv, 20. September 2006
  4. a b c d e f g h Arbeitslosigkeit in Venezuela in % bfai, 2006, siehe: Wirtschaftsdaten kompakt Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Bfai“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
Wikimedia-Atlas: Venezuela – geographische und historische Karten
Commons: Venezuela – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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