Der gute Mensch von Sezuan
Der gute Mensch von Sezuan ist ein 1938-40 unter der Mitarbeit Ruth Berlaus und Margarete Steffins entstandenes Theaterstück Bertolt Brechts, das 1943 im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt wurde und 1953 in gebundener Form erschien.
Es ist geradezu ein Musterbeispiel des epischen Lehrtheaters Brechts, aus dem sämtliche Elemente der klassischen Dramentheorie verbannt wurden. Auch die Thematik des Stückes ist typisch für Brecht. Unter anderem sind Religions- und Kapitalismuskritik, sowie eine Infragestellung der bürgerlichen Aufklärung bestimmende Aspekte des Stücks.
Die Erzählung spielt in der chinesischen Provinz Sezuan (Sichuan), ist jedoch als Parabel zu verstehen, was bedeutet, dass Sezuan stellvertretend für alle Orte steht, an denen Menschen von Menschen ausgebeutet werden.
Entstehung
Tatsächlich ist mit der von Brecht angegebenen Entstehungszeit 1938-40 nur der intensivste Kern seiner Entstehung berücksichtigt. Die ersten fünf Szenen des späteren Theaterstückes stellte Brecht schon 1930 unter dem Namen Die Ware Liebe fertig. Im Jahre 39 beendete er im dänischen und schwedischen Exil eine erste Rohfassung, 1942 legte er die Arbeit am Stück endgültig nieder. Trotz häufiger Überarbeitungen hielt Brecht das Stück aber nie für ganz fertig.
Inhalt
In der (fiktiven) Hauptstadt von Sezuan besuchen drei Götter die Erde, um in einer von Egoismus geprägten Gesellschaft gute Menschen zu finden, was sich als unmöglich erweist. Sie wollen beweisen, dass man gut sein und dennoch leben kann.
Erst bei der Prostituierten Shen Te werden die drei Götter fündig. Sie nimmt persönliche Nachteile in Kauf, um anderen zu helfen und bietet den drei Göttern ein Nachtquartier. Als sie am nächsten Morgen von ihren massiven Geldsorgen berichtet, bezahlen die Götter sie mit einem kleinen Vermögen, wovon sich Shen Te einen kleinen Tabakladen leistet, um nicht mehr der Prostitution nachgehen zu müssen.
Als Gegenleistung verspricht sie den Göttern sich in Zukunft nur noch redlich und gut zu verhalten, was sich allerdings in der kapitalistischen Gesellschaft zunehmend als schwierig herausstellt, da ihr selbstloses Engagement für die Armen und Vernachlässigten sehr schnell sämtliche finanziellen Reserven aufbraucht und schließlich zum Verlust des Tabakladens führt.
Um dem Anspruch der Götter gerecht zu werden „gut zu sein und doch zu leben“ schlüpft sie in die Rolle ihres imaginären Vetters Shui Ta, um durch Rücksichtslosigkeit ihre Existenz zu retten und als Shen Te weiterhin zu helfen. Als sie jedoch abermals um ihre Existenz betrogen und schwanger wird, setzt sie im Interesse des ungeborenen Kindes wieder die Maske des Shui Ta auf und baut mit ausbeuterischen Methoden eine florierende Tabakfabrik auf. Als Shen Te monatelang nicht mehr auftaucht, wird vermutet, Shui Ta hätte sie umgebracht.
Shen Te wird in der Maske des Shui Ta vor Gericht gestellt, wo sie ihre wahre Identität preisgibt und den Richtern – den drei Göttern – ihre Geschichte erzählt. Obwohl deutlich wird, dass der Anspruch der Götter „gut zu sein und doch zu leben“ in dieser Welt nicht erfüllbar ist, ohne dass sich der Mensch in eine gute private und schlechte wirtschaftliche Persönlichkeit aufspaltet, ignorieren die Götter diese Erkenntnis. Das Ende bleibt offen und der Zuschauer wird aufgefordert eine eigene Lösung zu finden, die im marxistischen Sinne nur in der Veränderung der Gesellschaft liegen kann.
Szenen
Vorspiel
Am Tag der Ankunft der Götter wartet der Wasserverkäufer Wang vor den Toren der Stadt, um sie zu empfangen. Er ist der Einzige, der die Götter erkennt. Da sie erschöpft von der langen Reise sind, bitten sie Wang ihnen ein Quartier für die Nacht ausfindig zu machen. Daraufhin fragt Wang mehrere Leute, ob sie bereit wären, die Götter zu beherbergen, stößt aber nur auf Absagen. Kurz vorm Verzweifeln fragt er die Prostituierte Shen Te. Sie ist bereit die Götter aufzunehmen und lässt sich dafür sogar einen Kunden entgehen, dessen Geld sie benötigt hätte, um ihre Miete zu zahlen. Die Götter sind sehr angetan von der Freundlichkeit Shen Tes und als sie ihnen am nächsten Morgen ihre Geldprobleme gesteht, überbezahlen sie ihr die Übernachtung, sodass sie genug Geld hat, einen kleinen Tabakladen zu eröffnen. Dafür soll sie weiterhin gut sein, obwohl das gar nicht möglich ist.
Szene 1: Ein kleiner Tabakladen
Shin, die ehemalige Ladenbesitzerin, taucht auf. Shen Te gibt ihr jeden Tag, seit sie ihr den Laden abgekauft hat, einen Topf Reis, was Shin für eine Selbstverständlichkeit hält. Obwohl Shen Te noch keine Einkünfte erzielt hat, bittet Shin sie, ihr Geld zu leihen. Als Shen Te ihr diese Bitte abschlägt, wird sie zornig und beschimpft sie als Halsabschneiderin. Nun taucht nach und nach die Großfamilie auf, die davon gehört hat, dass es Shen Te nun besser ginge und ihren persönlichen Nutzen daraus ziehen will. So quartieren sie sich in Shen Tes Laden ein und machen sich über ihre Tabakvorräte her. Als der Schreiner auftaucht und von Shen Te verlangt, eine noch offene Rechnung zu begleichen, flüstern die Familienmitglieder ihr zu, sie solle sagen, ihr Vetter würde dafür aufkommen. Auch als die Hausbesitzerin Mi Tzü auftaucht, um die erste Halbjahresmiete entgegenzunehmen, souflieren sie: „Vetter! Vetter!“. Die Familienmitglieder sind nun überzeugt, dass der Laden nicht lange bestehen wird, wollen aber diese Zeit ausnutzen. Als ein Streit zwischen ihnen ausbricht, beschwört Shen Te sie: „Oh, schont den Laden, zerstört nicht alles! Er ist ein Geschenk der Götter! Nehmt euch, was da ist, aber zerstört es nicht.“ Nun sieht auch sie ihren Laden untergehen: „Der Rettung kleiner Nachen wird sofort in die Tiefe gezogen: Zu viele Versinkende greifen gierig nach ihm.“
Zwischenspiel: Unter einer Brücke
Der Wasserverkäufer Wang hat sich vor Scham, weil er dachte, für sie keine Herberge gefunden zu haben, vor den Göttern versteckt. In einem Traum erscheinen sie ihm und klären ihn auf, dass Shen Te ihnen doch noch ein Nachtquartier bot und verurteilen Wangs leichtfertiges Davonlaufen und seinen Mangel an Tapferkeit. Sie tragen ihm auf, nach Shen Te zu schauen und ihnen dann von ihr zu erzählen. Dann wollen sie weiterziehen, um weitere Menschen zu finden, „die unserem guten Menschen von Sezuan gleichen.“
Szene 2: Der Tabakladen
Es ist Morgen und der Laden ist voll schlafender Leute als es klopft. Die Frau öffnet die Tür und ein junger Mann stellt sich als der Vetter Shui Ta vor. Er befielt allen, den Laden zu verlassen, da er ihn bald öffnen wolle und die ersten Kunden kommen möchten. Sie gehorchen ihm nicht und wollen auf Shen Te warten. Währenddessen soll der Junge beim Kuchenbäcker Frühstück klauen. Shui Ta will aber in dem Laden keinem Dieb Zuflucht gewähren. Während der Junge weg ist, kommt der Schreiner erneut und verlangt 100 Silberdollar für die Stellagen. Nachdem Shui Ta ihm die Wahl lässt, sie wieder mitzunehmen, oder sich mit 20 Silberdollar zufrieden zu geben (da die Stellagen verschnitten sind), gibt der Schreiner nach und verlässt dann den Laden. Nun fängt Shui Ta ein Gespräch mit einem Polizisten an und arrangiert, dass der Polizist den zurückkehrenden Jungen mit dem gestohlenen Kuchen auf frischer Tat ertappt. Der Polizist führt nun die gesamte Familie ab. Auch die Zahlung der fälligen Miete kann Shui Ta aufschieben. Nach einem erneuten Gespräch mit dem Polizisten, will Shui Ta nun eine Heiratsannonce in die Zeitung setzten. Shen Te soll einen reichen Mann heiraten, der für ihre Mietkosten aufkommen kann.
Szene 3: Abend im Stadtpark
Shen Te ist auf dem Weg zu ihrer ersten Verabredung mit ihrem möglicherweise zukünftigen Ehemann. Im Stadtpark trifft sie auf einen Mann, der gerade versucht, sich mit einem Strick das Leben zu nehmen. Es ist der Flieger Yang Sun. Er ist verzweifelt, da er keine Arbeit als Flieger bekommt und schon seit zwei Tagen nichts mehr gegessen und getrunken hat. Shen Te setzt sich zu ihm und verwickelt ihn in ein Gespräch. Als der Wasserverkäufer Wang des Weges kommt und das „Lied des Wasserverkäufers im Regen“ singt, kauft Shen Te ihm, obwohl es regnet, etwas Wasser für Yang Sun ab.
Zwischenspiel: Wangs Nachtlager in einem Kanalrohr
Die Götter erscheinen Wang erneut im Traum und er erzählt ihnen, wie sie ihm trotz des Regens einen Becher Wasser abkaufte. Er erzählt ihnen auch, dass sie den Laden nicht alleine erhalten und die Rechnung des Schreiners nicht begleichen konnte und, dass sie ihren geschäftstüchtigen Vetter zu Hilfe rufen musste. Darüber sind die Götter entrüstet: „Aber ein umsichtiger Gärtner tut auch mit einem winzigen Fleck wahre Wunder.“ Wang verteidigt Shen Te: „Verlangt nicht zu viel für den Anfang!“
Szene 4: Platz vor Shen Tes Tabakladen
Shin und die Schwägerin beklagen sich über das Fortbleiben Shen Tes, da sie ihre Reisportion erwarten. Herr Shu Fu, der reiche Barbier, jagt Wang aus seinem Laden und schlägt ihn mit der Brennschere auf die Hand. Die Familienmitglieder raten Wang, den Barbier anzuzeigen, um einen Geldbetrag als Schmerzensgeld einstreichen zu können. Shen Te geht durch die Stadt zu ihrem Laden. Sie erfreut sich aller Dinge und beschreibt sich selbst als: „..leichtsinnig heute.“ Sie hat sich in Sun Yang verliebt und kauft sich im Teppichladen der beiden Alten einen eleganten Schal. Daraufhin bieten diese ihr an, ihr das Geld für die erste Halbjahresmiete zu leihen. Sie nimmt das Angebot dankend an. Dann kümmert sie sich um die Wartenden. Als keiner der Familienmitglieder gegen Herrn Shu Fu aussagen will, ist Shen Te über die mangelnde Hilfsbereitschaft entrüstet und erklärt sich bereit, Wangs Anschuldigung zu bezeugen, obwohl sie den Tathergang nicht verfolgt hat. Als alle abgegangen sind, taucht Frau Yang, die Mutter von Sun Yang, dem Flieger, auf. Sie erzählt Shen Te, dass ihr Sohn eine Stelle als Postflieger in Peking angeboten bekommen habe. Um diese Arbeit antreten zu können, bräuchte er aber 500 Silberdollar. Ohne zu zögern gibt ihr Shen Te die 200 Silberdollar der Alten und zieht in Erwägung, für die fehlenden 300 ihren Laden zu verkaufen.
Zwischenspiel vor dem Vorhang:
Shen Te singt „Das Lied von der Wehrlosigkeit der Götter und Guten“. Hier bemängelt sie das Verhalten der Götter in Bezug auf die Unterstützung der Guten auf der Erde. In den Händen hält sie dabei den Anzug und die Maske Shui Tas.
Szene 5: Der Tabakladen
Shin putzt den Laden, während Shui Ta hinter dem Ladentisch Zeitung liest. Shin äußert sich negativ über die Liebesaffäre von Shen Te und Sun Yang und erwähnt, dass der reiche Barbier Interesse für das Mädchen gezeigt hat. Sie geht ab und Sun Yang klopft an die Ladentür. Er betritt den Laden und ist erfreut über die Tabakvorräte, da er es für möglich hält, beim Verkauf des Ladens 300 Silberdollar herauszuschlagen. Shui Ta und Sun unterhalten sich und es wird deutlich, dass Sun Shen Te nur ausnutzt, um den Posten in Peking beziehen zu können. Er spielt nicht mit dem Gedanken, sie mitzunehmen. Außerdem vertraut er Shui Ta an, dass er 500 Silberdollar benötigt, um einem Hangarverwalter, einem Freund aus seiner Zeit in der Flugschule, Schmiergeld zu zahlen, damit dieser Mängel bei dem momentanen Postflieger entdeckt und für dessen Entlassung sorgen kann. Shui Ta erwähnt die problematische Situation, in die der momentane Flieger dann kommen würde, doch Sun kümmert das nicht. Als nun die Hausbesitzerin eintritt, unterbreitet Shui Ta ihr das Angebot, ihr den Laden für 500 Silberdollar zu verkaufen (300 für Yang Sun und 200 für die Alten, die Shen Te diese Summe für die Miete liehen). Als sie zögert, geht Yang Sun auf 300 Silberdollar runter und die Hausbesitzerin ist bereit, den Betrag zwei Tage später Shui Ta zu überreichen. Herr Shu Fu betritt den Laden und Shui Ta und er einigen sich darauf, dass Shen Te mit ihm zu Abend essen wird. Der Barbier will sie bei ihren guten Taten unterstützen und bietet an, seine Häuser als Unterkunft für „ihre Schützlinge“ zu stellen. Während des Gesprächs taucht Wang mit dem Polizisten auf und fragt nach Shen Te, die ihm versprochen hatte, wegen seiner Hand als Zeuge auszusagen. Shui Ta lässt auffliegen, dass Shen Te dann eine Falschaussage machen würde, da sie den Vorfall nicht gesehen habe, und Wang verlässt traurig den Laden. Yang Sun taucht auf und Herr Shu Fu berichtet ihm, dass Shen Te gerade eine wichtige Besprechung mit ihrem Vetter habe, da er und sie gerade vor der Bekanntgebung ihrer Verlobung stünden. Sun ist entsetzt. Shen Te tritt auf und verfällt erneut ihrer Liebe zu Yang Sun. Sie geht mit ihm.
Zwischenspiel vor dem Vorhang:
Shen Te berichtet von einem schrecklichen Erlebnis. Die alte Frau bat sie, ihr das geliehene Geld zurückzugeben, da ihr Mann vor Sorge darum krank wurde. Sie versprach das Geld zurückzugeben, obwohl sie es schon Yang vermacht hatte. Weiter gesteht sie, dass sie den Liebkosungen Suns nicht widerstehen könne und sich, trotz der bösen Dinge, die er ihrem Vetter anvertraute, wieder in seine Arme geworfen habe. Sie vertraut darauf, dass Yang Sun nicht schlecht ist. „Was ein Mann zu Männern sagt, das bedeutet nichts. Da will er groß und mächtig erscheinen und besonders hartgekocht.“ Weiter verteidigt sie Sun: „Lieber wird er in die Zementfabrik gehen, als sein Fliegen einer Untat verdanken zu wollen.“
Szene 6: Nebenzimmer eines billigen Restaurants in der Vorstadt
Die Hochzeit von Shen Te und Sun Yang. Shen Te hat Sun Yang gestanden, dass sie den Laden nicht verkaufen kann, da sie die Schulden an die Alten zurückzahlen muss. Da aber kein schuldrechtlicher Vertrag vorliegt, hoffte Sun, dass ihr Vetter die Situation zu seinen Gunsten regeln würde, und ließ nach ihm schicken. Bei einem Gespräch zwischen Sun und seiner Mutter wird deutlich, dass Sun Shen Te nicht heiraten wird, wenn die Geldübergabe nicht stattfindet. Die Hochzeitsgäste sollen also so lange hingehalten werden, bis der Vetter auftaucht. Shen Te versichert Sun Yang mehrmals, dass Shui Ta nicht erscheinen werde, Sun Yang und seine Mutter bestehen jedoch darauf, mit der Trauung weiterhin zu warten. Nach langem Warten verlassen der Pfarrer und schließlich auch die anderen Gäste die Feier.
Szene 7: Hof hinter Shen Tes Tabakladen
Shin und Shen Te hängen Wäsche ab. Shen Te ist verzweifelt und sieht keine andere Möglichkeit mehr, als ihren Laden zu verkaufen, um ihre Schulden bei den Alten zurückzuzahlen. Herr Shu Fu tritt auf. Er unterschreibt einen Scheck, auf dem sie die Höhe der Summe eintragen soll, da er, angetan von dem Guten, was sie vollbringt, ihren Laden erhalten wissen will. Shen Te ist aber zu gutmütig, um eine Summe einzutragen und ignoriert den Scheck. Dann hat sie einen Schwindelanfall, welchen Shin als Anzeichen für Schwangerschaft deutet. Trotz der ungünstigen Umstände ist Shen Te außer sich vor Freude darüber und als Shin abgegangen ist, stellt sie sich vor, wie sie mit ihrem Kind Kirschen stehlen geht. Plötzlich taucht Wang auf, mit einem Kind an der Hand. Er hat es auf der Straße aufgelesen und vermutet, es sei eines der Kinder von Lin To, dem Schreiner. Shen Te beauftragt Wang, den Schreiner und seine Familie zu holen, sie sollten in den Häusern Shu Fus unterkommen. Sich um Wangs Hand sorgend, will sie ihm den Wäschewagen geben, damit er ihn verkaufen und einen Arzt bezahlen kann. Wang will aber vorerst die Familie Lin Tos benachrichtigen. Die Frau und der Mann treten auf. Sie schleppen Tabakballen und bitten Shen Te sie in den Häusern Shu Fus unterstellen zu dürfen. Es wird deutlich, dass der Tabak gestohlen ist und Shen Te zögert, da sie nichts tun möchte, was sie ins Gefängnis bringen könnte. Da werfen die beiden ihr vor, sie im Stich zu lassen und dafür zu sorgen, dass sie all ihr Hab und Gut verlieren und letztendlich willigt sie ein. Als sie sieht, wie das Kind des Schreiners nach etwas Essbaren im Abfalleimer sucht, verspricht sie, dass sie alles tun wird, um ihrem Kind eine gute Kindheit zu bereiten. Schwägerin und Arbeitsloser tauchen auf und wollen sich bei Shen Te über die Unterkunft in den Häusern des Barbiers beschweren. Sie sind der Meinung, dass nur noch Shui Ta die ausweglose Lage retten könne. Wang und der Schreiner kommen hinzu. Shui Ta tritt auf. Er trägt auf dem Scheck 10000 Silberdollar ein und übergibt ihn der Hausbesitzerin. Dann trägt er allen anderen auf, von nun an für Shen Te zu arbeiten. Die Tabakballen des Paares sollen zuerst verarbeitet werden. Auf deren Protestieren hin, droht er mit der Polizei und ihnen bleibt nichts anderes übrig, als sich zu fügen. Alle fühlen sich von Shen Te im Stich gelassen.
Zwischenspiel: Wangs Nachtlager
Wieder erscheinen ihm die Götter im Traum. Er bittet die Götter um eine Minderung der Vorschriften: Wohlwollen anstatt Liebe oder Billigkeit anstatt Gerechtigkeit. Sie entgegnen ihm aber nur, dass dann alles noch schwieriger würde.
Szene 8: Shui Tas Tabakfabrik
Shui Ta hat in den Baracken Shu Fus eine kleine Tabakfabrik eingerichtet. Unter schlechten Arbeitsbedingungen lässt er dort einige Familien, besonders Frauen und Kinder, arbeiten. Frau Yang und ihr Sohn treten auf. Sie bitten Shui Ta, Sun Yang für sich arbeiten zu lassen und dafür von einer Anzeige wegen Bruch des Heiratsversprechens und Erschleichung von 200 Silberdollar abzusehen. Nach einiger Zeit als Fabrikarbeiter kann sich Sun Yang durch günstige Vorfälle und List bis zum Aufseher hocharbeiten.
Szene 9: Shen Tes Tabakladen
Die Alten haben ihren Laden verloren, da sie die 200 Silberdollar zu spät zurückbekommen haben. Shen Te wird schwindelig und die Shin spricht davon, dass sie nun im 7. Monat sei. Sie versichert ihr ihre Unterstützung in dieser Angelegenheit. Sun tritt ein und berichtet, dass die Polizei die Fabrik schließen wolle, aufgrund der Menge der Arbeiter auf zu engem Raum. Er bietet an, sich bei der Hausbesitzerin einzuschmeicheln und ihr für wenig Miete größere Räume abzuschwatzen. Wang tritt auf, fragt nach Shen Te, aber Shui Ta weigert sich zu sagen, wo sie ist. Daraufhin erwähnt Wang, dass Shen Te schwanger sei. Shui Ta leugnet dies, aber Sun Yang ist nun hellhörig geworden, da er der Vater wäre. Shui Ta geht ab und Sun ist alleine im Laden. Er hört ein Schluchzen aus dem Gelass und ist sich sicher Shen Tes Stimme erkannt zu haben. Als Shui Ta wieder auftaucht, will er unbedingt wissen, wo sich Shen Te befindet, doch Shui Ta versucht immer wieder abzulenken. Sun vermutet nun, dass Shui Ta sie eingesperrt hält und versucht sich mit diesem Wissen eine bessere Stellung in der Fabrik zu erpressen. Shui Ta geht nicht darauf ein und Sun droht mit der Polizei. Als alles nichts hilft, geht er ab. Shui Ta empfängt Herr Shu Fu und die Hausbesitzerin zu einem Geschäftsgespräch. Herr Shu Fu beschwert sich bei Shui Ta, dass dieser die Häuser, die eigentlich als Unterkunft für Obdachlose vorgesehen waren, als Fabrikhallen nutzt. Außerdem ist er empört darüber, dass Shui Ta ihm immer noch nicht ermöglicht hat, mit Shen Te zu Abend zu essen. Mit der Hausbesitzerin einigt sich Shui Ta darauf, dass sie Sun Yang einstellen darf, sofern sie ihm Häuser zukommen lässt, in denen er weitere Tabakläden eröffnen kann. Der Polizist taucht mit Sun und Wang auf. Er durchsucht das Gelass nach Shen Te und findet ein Bündel mit ihrer Kleidung, welches Shui Ta versteckt hat, nachdem Sun behauptet hat, Shen Te schluchzen gehört zu haben. Daraufhin ertönen Rufe aus einer Volksmenge vor dem Laden, Shui Ta hätte Shen Te umgebracht, um sich ihren Laden unter den Nagel zu reißen. Shui Ta wird abgeführt.
Zwischenspiel: Wangs Nachtlager
Zum letzten Mal erscheinen Wang die Götter im Traum. Sie sehen elend aus, denn sie haben eine lange, erfolglose Reise hinter sich. Wang berichtet ihnen, was vorgefallen ist; sie sind entsetzt und wollen Shen Te finden, da sie der einzige gute Mensch ist, den sie auf der Erde angetroffen haben. Aufgrund der Erfolglosigkeit ihrer Suche diskutieren sie darüber, die Gebote zu ändern, einigen sich aber schließlich darauf, dass es, wenn es einen Menschen gibt, der sie befolgen und trotzdem anständig leben kann, auch alle anderen können und ihre Gebote nicht zu hart sind. Nun wollen sie schnell diesen einen Menschen finden (Shen Te), um getrost die Erde verlassen zu können.
Szene 10: Gerichtslokal
Shui Ta hatte die Shin beauftragt, dem Richter eine fette Gans am vorigen Abend zu überbringen. Somit hat dieser am Gerichtstermin eine Magenverstimmung. Stattdessen treten nun die drei Götter als Vertretung des Richters auf. Als Shui Ta die Götter erblickt, fällt er in Ohnmacht, erholt sich aber wieder. Der Polizist beschreibt den Göttern Shen Te als gutherzige Frau, die es allen Recht macht, und Shui Ta als geschäftstüchtigen Mann, den die Gutherzigkeit Shen Tes oft zu strengen Maßnahmen zwingt. Daraufhin bezeugen Herr Shu Fu und die Hausbesitzerin Shui Tas Unschuld, die Großfamilie, der Schreiner und Wang zählen aber auf, welche schlimmen Taten Shui Ta begangen hat. Sun versichert den Göttern, dass Shui Ta kein Mörder sei, da er Shen Tes Schluchzen vernommen habe. Trotzdem hält er daran fest, dass Shui Ta Shen Te gefangen halte. Schließlich willigt Shui Ta ein, ein Geständnis zu machen, unter der Bedingung, dass der Gerichtssaal vorher geräumt werde. Alle bis auf die Götter verlassen den Gerichtssaal, Shui Ta nimmt seine Maske ab und Shen Te steht vor ihnen. Sie sind entsetzt. Shen Te gesteht, dass es nicht möglich ist, die Gebote zu befolgen, ohne unterzugehen. Sie benötigte den Rollenwechsel zu Shui Ta, um ihre Existenz zu wahren. Die Götter ignorieren die Dinge, die sie als Shui Ta unternommen hat, und geben sich trotzdem mit ihr als guten Menschen zufrieden. Während sie auf einer rosa Wolke aus dem Gerichtssaal schweben, geben sie der verzweifelten Shen Te noch mit auf den Weg, den Vetter nicht zu oft kommen zu lassen. Dann stürmen die Großfamilie, Wang, Sun, Herr Shu Fu, die Hausbesitzerin, der Schreiner und alle anderen herein, sehen die Götter auf ihrer Wolke und entdecken Shen Te...
Epilog
Ein Schauspieler tritt auf die Bühne und begründet den offenen Schluss damit, dass das Publikum selbst über die Konsequenzen nachdenken soll, die es daraus zieht bzw. nicht zieht, dass man in unserer Gesellschaft nicht bestehen kann, sofern man nur sozial handelt.
Epische Strukturelemente
Anders als beispielsweise Leben des Galilei erfüllt Der gute Mensch von Sezuan sämtliche Kriterien der epischen Dramentheorie. Das Stück ist offen in Anfang und Ende, die einzelnen Bilder stehen für sich, sind aneinandergereiht und können einzeln betrachtet werden.
Die Handlung spielt sich auf zwei vollkommen konträr zueinander stehenden Handlungsebenen ab. Die transzendentale Welt der Götter nimmt, weltfremd und fern aller Alltagsprobleme, die harte Realität der sozialen Elendsviertel, welche die andere Handlungsebene darstellt, nicht wahr. Die Götter besitzen andererseits in den Elendsvierteln von Sezuan keinerlei Bedeutung. Beide Handlungsebenen werden im Verlaufe des Stücks durch Montage – wie eingeschobene Traumsequenzen – verknüpft (vgl. Brech, Ursula: Klett Lektürenhilfe: Der gute Mensch von Sezuan. Stuttgart 1987, S. 79).
Erst im letzten Bild, als die Götter als falsche Richter fungieren, treffen beide Handlungsebenen wieder aufeinander, wobei sich die Götter von der realen Welt gedanklich so weit entfernt haben, dass sie nicht mehr fähig sind, Shen Tes Geschichte richtig zu interpretieren. Beide Handlungsebenen – die frühkapitalistischen, kulturell vor allem ostasiatisch geprägten Elendsviertel Sezuans und die realitätsferne Welt der Götter – schaffen eine große Distanz zum Zuschauer, der in völlig anderen Verhältnissen lebt und dem so das Bühnengeschehen fremd und unwirklich erscheint.
Der Verfremdungseffekt findet besonders zahlreiche Anwendungen, dabei wird die Handlung an vielen Stellen durch handlungsfremde Elemente unterbrochen, etwa durch Zwischenszenen, in denen Wang die Götter erscheinen, sowie Lieder, die das Geschehen teils sarkastisch kommentieren (z. B. das „Lied des Wasserverkäufers im Regen“ oder „Terzett der entschwindenen Götter auf der Wolke“). Des Weiteren gibt es zahlreiche Stellen, an denen handlungsdistanzierende Gestaltungsmittel verwendet werden, wobei z. B. Charaktere aus ihrer Rolle heraustreten und die Geschehnisse als Außenstehende kommentieren.
Sehr deutlich wird diese Form des Verfremdungseffekts im 8. Bild, indem Frau Yangs Rückblende, die sie aus ihrer subjektiven Perspektive erzählt, durch szenische Darstellungen auf der Bühne verfremdet wird, die massiv von Frau Yangs Sichtweise abweichen. Der dadurch erzeugte Kontrast zwischen dargestellten und geschilderten Ereignissen erzeugt beim Zuschauer eine kritische Distanz, die zum Nachdenken anregt.
Nicht zuletzt sind die Aufspaltung Shen Tes in zwei völlig widersprüchliche Persönlichkeiten und die Lächerlichkeit der oft sehr menschlich und fehlbar wirkenden Götter, die dem Anspruch göttlich zu sein in keiner Weise gerecht werden, weitere Anwendungen des V-Effekts.
Auch auf sprachlicher Ebene findet der V-Effekt Verwendung im Stück. So stellt Frau Yang im 8. Bild die Wahrheit nicht nur völlig verzerrt dar, sondern steigert diese Verzerrung zudem ins Übertriebene, wenn sie von Shui Ta als „unendlich gütig“ spricht und betont, sie und ihr Sohn könnten ihm „wirklich nicht genug danken“.
Figuren
Shen Te
Die Hauptperson des Stückes heißt Shen Te. Sie prostituiert sich, um das Nötigste zum Leben zu verdienen. Nachdem sie die drei Götter bei sich beherbergt und von ihnen entsprechend entlohnt wird, kauft sie sich einen eigenen Tabakladen, um ihr Geld künftig ehrlich zu verdienen. Sie scheint ein Paradebeispiel für einen gutmütigen, fast schon vollkommenen Menschen zu sein. Selbstlos hilft sie, wo sie nur kann. Doch schnell bemerkt sie, dass ein guter Mensch in ihrer Welt nicht überleben kann, und wird durch die äußeren Umstände förmlich gezwungen ihre Persönlichkeit zu spalten.
Shui Ta
Shui Ta, der angebliche Vetter von Shen Te, jedoch in Wahrheit Shen Te in Verkleidung, verkörpert das vollkommene Gegenteil Shen Tes.Er ist der Gegenspieler oder Gegensatz Shen Tes. Er ist ein egoistischer, rücksichtsloser, skrupelloser, profitorientierter Mensch, mit einem ausgeprägten Sinn dafür, sich aus allem eigene Vorteile zu schaffen (z.B. Aufbau der Tabakfabrik). Shui Ta repräsentiert den Teil Shen Tes, der als moderner Kapitalist drastisch seine persönlichen Ziele verfolgt.
Wang
Der Wasserverkäufer lybella Wang führt in das Stück ein und funktioniert über seinen gesamten Verlauf als Verbindung zwischen den Göttern und der wirklichen Handlung, die er ihnen teilweise berichtet. Schon am Anfang des Stückes fällt er bei den Göttern durch, da sein Wasserbecher einen doppelten Boden besitzt. Doch dies ist auch schon seine einzige Falschheit. Außerdem fällt auf, dass er seine ganze Hoffnung in die Götter setzt, sich vor ihnen sogar fürchtet.
Die Götter
Von Anfang an werden die Götter als kaum ernstzunehmend beschrieben. Brecht stellt sie als fast schon lächerlich dar, z. B. durch Kleinigkeiten wie die Aussage des dritten Gottes: „[...]ich ekle mich vor Spinnen doch ein wenig“. Sie erfüllen nicht das althergebrachte Götterbild der Menschen und sind weder allwissend noch allmächtig. Brecht gestaltete die Götter als so menschlich, dass man sie als Widerspiegelung der modernen, naiven, wegschauenden und ignoranten Gesellschaft interpretieren kann. Dies wird besonders in der letzten Szene deutlich, wo sie sich den Problemen entziehen, anstatt sich ihrer anzunehmen. Sie lassen Shen Te mit ihren Problemen allein und schweben auf einer rosa Wolke fort, wobei die Wolke ein Symbol für die Illusion ist, die sich die Götter von der Welt machen. Auch Brechts Verhältnis zur Religion lässt sich aus seiner Darstellung der Götter leicht erschließen. Er ist Marxist und versucht bei den Zuschauern durch das Götterbild, welches er auftreten lässt, ein neues Überdenken und eventuell auch Zweifel an dem allgemein verbreiteten Religionsbild hervorzurufen.
Interpretationsansatz
Mit dem „Guten“ Menschen ist die klassische Auffassung von einem moralischen und tugendhaften Menschen gemeint. Die Tugenden, die die Götter suchen, sind insbesondere Barmherzigkeit und Nächstenliebe. Brecht zeigt in diesem Werk die mangelnde soziale Ethik in einer egoistischen und individualistischen Gesellschaft – selbst der, der versucht gut zu sein, scheitert, da er dann nicht mehr überlebensfähig ist. Die guten Tugenden müssen abgelegt werden, jeder muss sehen, wo er selbst bleibt bzw. nur noch zu sich selbst und den ihm am nahestehendsten gut sein. Das „schlecht sein“ ist also ein Instinkt der Menschen in Sezuan, die einzige Möglichkeit zu überleben. Hintergrund ist Brechts Wunsch nach einer Veränderung der lebensfeindlichen gesellschaftlichen Verhältnisse. Sezuan steht parabelhaft für alle Städte, in denen in Folge der kapitalistischen Verhältnisse die soziale Schere immer weiter auseinanderklafft. Shen Te/ Shui Ta steht entsprechend für alle Menschen (in Industrieländern). Sie merkt, dass es sich als „guter Mensch“ nicht recht leben lässt, also führt sie ihre kapitalistische Seite ein, Shui Ta. Durch das offene Ende und die direkte Aufforderung an das Publikum, sich einen guten Schluss zu denken, fordert Brecht zum Denken und Handeln auf.
Neben der offensichtlichen Kritik an unserem bestehenden Wirtschaftssystem, beinhaltet das Stück, für Brecht als Marxisten ebenfalls typisch, eine grundlegende Religionskritik. Hierfür funktionieren die drei Götter als Brechts Werkzeug. Er ist nicht davon überzeugt, dass die Götter den Menschen helfen, sondern, dass diese ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen müssen. Darüberhinaus sind die Götter im Stück unbeholfen und geben sich ihren leichtsinnigen Illusionen hin. In einem Zwischenspiel rüttelt Brecht an dem Grundgebot aller Religionen, indem er Wang im Dialog mit den Göttern sagen lässt, dass Shen Te in ihrer Liebe gescheitert sei, weil sie die Gebote der Nächstenliebe befolgt habe (S.94, Z.4), woraufhin die Götter ihn als Zweifler darstellen. Brecht hinterfragt also die Gültigkeit des Gebotes der Nächstenliebe unter den gegebenden Umständen und gibt Wang anschließend Recht, indem sich die Shui Ta-Seite durchsetzt (Shen Te/Shui Ta).
Zitate - wichtigste Aussagen
Wang: „Jetzt bleibt nur noch die Prostituierte Shen Te, die kann nicht nein sagen.“ (S.12, Z.12)
Shen Te: „Shen Te: „Sie hat keinen Anspruch, aber sie hat Hunger: das ist mehr.“ (S.22, Z.8)
Die Götter: „O du schwacher Gut gesinnter, aber schwacher Mensch! Wo da Not ist, denkt er, gibt es keine Güte! Wo Gefahr ist, denkt er, gibt es keine Tapferkeit! O Schwäche, die an nichts ein gutes Haar läßt! O schnelles Urteil! O leichtfertige Verzweiflung!“ (S.30, Z.26)
Shen Te: „Ohne Hoffnung sprechen, heißt ohne Güte sprechen.“ (S.49, Z.12)
Shen Te: „Besonders die wenig zu essen haben, geben gerne ab.“ (S.49, Z.20)
Shen Te: „Bosheit ist bloß eine Art Ungeschicklichkeit.“ (S.49, Z.23)
Der erste Gott: „Was haben Geschäfte mit einem rechtschaffenen und würdigen Leben zu tun?“ (S.55, Z.15)
Shen Te: „Oh ihr Unglücklichen! Euerm Bruder wird Gewalt angetan, und ihr kneift die Augen zu! Der Getroffene schreit laut auf, und ihr schweigt? Der Gewalttätige geht herum und wählt seine Opfer Und ihr sagt: uns verschont er, denn wir zeigen kein Mißfallen.“ (S.61, Z.13)
Shen Te: „Keinen verderben zu lassen, auch nicht sich selber Jeden mit Glück zu erfüllen, auch sich, das ist gut.“ (S.81, Z.21)
Wang: „Sie ist in ihrer Liebe gescheitert, weil sie die Gebote der Nächstenliebe befolgte.“ (S.94, Z.4)
Der zweite Gott: „Je schlimmer seine Lage ist, als desto besser zeigt sich der gute Mensch.“ (S.94, Z.25)
Der dritte Gott: „Wenn wir halbwegs gute Menschen treffen, leben sie nicht menschenwürdig.“ (S.94, Z.32)
Frau Yang: „Das Edle ist wie eine Glocke, schlägt man sie, so tönt sie, schlägt man sie nicht, so tönt sie nicht.“ (S.117, Z.23)
Der dritte Gott: „Die Leute haben genug zu tun, nur das nackte Leben zu retten. Gute Vorsätze bringen sie an den Rand des Abgrunds, gute Taten stürzen sie hinab.“ (S.131, Z.7)
Der erste Gott: „Haben wir nicht gesagt, dass alles noch gut werden kann, wenn nur einer sich findet, der diese Welt aushält?!“ (S.131, Z.20)
Shui Ta: „Gute Taten, das bedeutet Ruin!“ (S.137, Z.33)
Shen Te: „Ja ich bin es. Shui Ta und Shen Te, ich bin beides… Gut zu sein und doch zu leben Zerriß mich wie ein Blitz in zwei Hälften… gut zu sein zu andern Und zu mir konnte ich nicht zugleich… Warum ist auf Bosheit ein Preis gesetzt und warum erwarten den Guten So harte Strafen?“ (S.139, Z.4, Z.7, Z.9, Z.25)
Epilog:
„Wir stehen selbst enttäuscht und sehen betroffen den Vorhang zu und alle Fragen offen.“ (S.144, Z.7)
„Soll es ein andrer Mensch sein? Oder eine andere Welt? Vielleicht nur andre Götter? Oder keine?“ (S.144, Z.17)
„Sie selber dächten auf der Stelle nach Auf welche Weis dem guten Menschen man Zu einem guten Ende helfen kann. Verehrtes Publikum, los, such dir selbst den Schluß!“ (S.144, Z.20)
Literatur
- Brecht, Bertolt: Der gute Mensch von Sezuan. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1964, ISBN 978-3-518-10073-8
- Grobe, Horst: Bertolt Brecht: Der gute Mensch von Sezuan. Königs Erläuterungen und Materialien (Bd. 186). Hollfeld: Bange Verlag. ISBN 978-3-8044-1704-5
- Jan Knopf (Hrsg.): Brechts „Guter Mensch von Sezuan“. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-518-38521-6
- Wolf-Egmar Schneidewind und Bernhard Sowinski: Bertolt Brecht, Der gute Mensch von Sezuan. Interpretation. Oldenbourg, München 1992, ISBN 3-486-88630-4