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Artur Weinmann

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Arthur und Alice Weinmann, Krefeld

Dr. jur. Arthur Weinmann (in Veröffentlichungen Artur; *14. Mai 1883 in Opladen; † 1942 wahrscheinlich in Belzec oder Sobibor) [1] war Amts- und Landgerichtsrat am Landgericht in Krefeld; Verfasser umfangreicher juristischer Ausbildungsliteratur und Dozent der Akademischen Kurse in Düsseldorf. 1933 wurde er als Deutscher jüdischen Glaubens Opfer der nationalsozialistischen Rassenpolitk.

Arthur Weinmann war seit dem 15. Juni 1920 mit Alice Kaufmann aus Krefeld verheiratet. Aus der Ehe ging ein Sohn hervor - Erich Weinmann (* 26. Mai 1921)[2].

Seine letzte bis zum 18. April 1942 nachgewiesene Meldeadresse war „Stadtgarten 12“ in Krefeld [3]. Es handelte sich dabei um ein sogenanntes Judenhaus, in das er mit seiner Frau Ende 1938 einziehen musste. An diesem 18. April 1942 begannen die behördlichen Vorbereitungen zur Deportation Krefelder Juden in den Osten. In den letzten Tagen wohnte das Ehepaar Weinmann in der Driessendorfer Straße 3 in Krefeld.


Werdegang

  • 1902: Abitur am Städtischen Realgymnasium in der Kreuzgasse in Köln [4]
  • 1902-1905: Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Bonn
  • 1905: Gerichtsreferendar in Köln am Rhein
  • 1905: Promotion durch Dissertation vom 7. September 1905 an der Universität Leipzig
  • 1909: Gerichtsassessor
  • 1914: Amtsgerichtsrat in Krefeld
  • 1917-1918: Soldat und in dieser Eigenschaft Unterrichtslehrer [5]
  • 1924: Landgerichtsrat in Krefeld
  • September 1933: zwangsweise Pensionierung[6] wegen seiner „nichtarischen Abstammung“ (nach dem sogenannten Berufsbeamtengesetz)
  • 1935: Letzter Eintrag in Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender: i.R. [Im Ruhestand][7]
  • am 22. April 1942 nach Izbica (Durchgangslager bei Lublin) verschleppt, dann verschollen[8]

Veröffentlichungen

  • Kann der Indossator eines über die Beschaffenheit des Gutes schweigenden Orderlagerscheines den Lagerhalter für die Mängel des Lagergutes verantwortlich machen?; Versuch einer juristischen Konstruktion der Stellung des Orderlagerschein-Indossators gegenüber dem Lagerhalter. Leipzig, Diss. jur. vom 7. September 1905.
  • Herausgeber der Zeitschrift: Der junge Rechtsgelehrte. Zeitschrift für Studium, Ausbildung und Prüfung der Juristen (1924 - 1943). Die Zeitschrift wurde Ende 1924 (mit Heft 1 vom 15. Dezember 1924 und einem Aufsatz „Zur Einführung“) von Dr. Artur Weinmann begründet und von ihm bis zum Heft 22/1933 vom 15. November 1933 (9. Jahrgang) herausgegeben.[9] Danach übernahm Prof. Dr. Paul Oertmann die Herausgabe, die er bis zu seinem Tode am 22. Mai 1938, beibehielt. Eine Begründung für den Wechsel oder auch nur ein Hinweis wurde nicht mitgeteilt.[10] Der Grund hierfür dürfte das Schriftleitergesetz vom 4. Oktober 1933 gewesen sein, das in § 5 Abs. 3 „arische Abstammung“ für „Schriftleiter“ voraussetzte. Bis zur Einstellung mit Heft 2/3 des 19. Jahrgangs 1943 war Oberregierungsrat Dr. Karl Doerner (Berlin) Herausgeber.
  • Die Preussische Ausbildungsordnung, 2.A., 1933
  • Der mündlichen Aktenvortrag, 1933
  • Konkursordnung, Anfechtungsgesetz, Vergleichsordnung und Zwangsversteigerungsgesetz, 28.-30. Tausend, 1932
  • Examensführer durch das Strafprozeßrecht, 1932
  • Die Anwaltsstation der Referendare, 1932
  • Kurzes Lehrbuch des Zivilprozeßrechts anhand von praktischen Fällen für Studium, Examen und Praxis, 1931
  • Gutachten und Urteilsentwurf, 6.A., 1930
  • Studien- und Berufsführer der Rechtswissenschaft, 2.A., 1927
  • Aufsätze in juristischen Fachzeitschriften, hauptsächlich in der Juristischen Wochenschrift, ca. 1914-1920 [11]
  • letzte Veröffentlichung: Anregungen über die private Weiterbildung der Referendare (Der junge Rechtsgelehrte 1933, 87ff.) und einer Zusammenstellung neuer Dissertationen (aaO. S. 128), wobei er schon nicht mehr namentlich als Verfasser genannt wurde[12]

Würdigung

Folgender Sachverhalt kommt einer Würdigung gleich: In der Zeitschrift „Deutsche Justiz“ von 1935, S. 597 r. Sp. wird das Buch Gutachten und Urteilsentwurf von Dr. Weinmann als Schrifttum für die praktische Ausbildung empfohlen. Nur drei Wochen später (DJ 1935, S. 669 r. Sp.) revidiert der Beitragsverfasser seine Meinung allein aus dem Umstande, dass der Verfasser Jude sei.

Anmerkungen

  1. Horst Göppinger, Juristen jüdischer Abstammung im „Dritten Reich“, München 1990, S.262. Der Name Weinmanns und der seiner Frau Alice befinden sich an einer NS-Gedenkstätte in Krefeld.
  2. Am 7. Februar 1939 nach Großbritannien emigriert
  3. D. Hangebruch, Emigriert - Deportiert. in: Krefelder Juden, Bonn 1980, Röhrscheid Verlag S. 400 (Krefelder Studien 2); Auskunft Stadtarchiv Krefeld mit Kopie der Karteikarte Personenstand mit letzter Eintragung „ausgewandert
  4. Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums 1700-1910, Bd. 155 (1986), S. 48
  5. Personalakte Dr. Artur Weinmann, Nordrhein-Westfälisches Haupstaatsarchiv, "Aeusserung gemäss Ziff.5 der Verfügung des Herrn Justizministers vom 23.5.1933 - JMBl.1933 S.159", Blatt 199 der Akte,
  6. s. preuß. JMBl. S. 442 Nr. 41 vom 28. September 1933
  7. Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1935, Sp. 1508 Mitte
  8. Göppinger, Juristen..., S. 262 u.
  9. vgl. Thomas Hoeren, Der junge Rechtsgelehrte. Eine juristische Ausbildungszeitschrift am Vorabend des Dritten Reiches, in: Juristische Schulung 1988, Heft 2, S. 83-85
  10. Göppinger, Juristen..., S. 390
  11. Vgl. Kürschners 1931, Sp. 3213-4
  12. Göppinger, Juristen..., S. 390