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Standard-Bus

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Als VÖV-Busse werden in Deutschland entwickelte und überwiegend auch in Deutschland gefertigte Einheitstypen von Linienbussen bezeichnet.

Vorgeschichte

Nach dem Zweiten Weltkrieg entfaltete sich in Deutschland eine große Vielfalt von Omnibustypen. Dies führte bei öffentlichen Verkehrsbetrieben zu dem Problem, Ersatzteile für die unterschiedlichsten Bustypen bevorraten und fachkundiges Wartungs- und Reparaturpersonal haben zu müssen. Die Hamburger Hochbahn regte daher 1959 an, einen deutschen Einheitsbustyp zu konstruieren, um Beschaffung, Wartung und Reparatur der Busse zu vereinfachen und dadurch die Kosten zu senken. Mit der Umsetzung dieser Aufgabe beschäftigte sich der Verband Öffentlicher Verkehrsbetriebe (abgekürzt: VÖV), der 1991 im Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (abgekürzt: VDV) aufging.

VÖV-I und StÜlB

Der VÖV stellte einen Kriterienkatalog für einen Einheitsbus auf. Das Lastenheft forderte Fahrzeuge mit einer Länge von 11 m und Heckantrieb. Die Motorleistung sollte mindestens 150 PS (später 200 PS) betragen. Zusätzlich wurde ein Überlandbus gefordert, dessen Länge 11,7 m betragen sollte. Als Hersteller beschäftigten sich mit dem VÖV-Bus die Unternehmen:

1968 wurde der erste VÖV-Bus durch Büssing vorgestellt. Die übrigen Hersteller folgten kurze Zeit später. Die Fahrzeuge waren – unabhängig von welchem Hersteller sie stammten – weitgehend identisch, die Motoren und die Fahrzeugfronten unterhalb der Windschutzscheibe waren individuell. Wichtige Teile wie z. B. die Fensterscheiben, die Türen, die Beleuchtungseinrichtungen und die Zielschildkästen waren dagegen herstellerunabhängig identisch und demnach austauschbar.

Zusätzlich zur zweiachsigen Variante wurden Gelenkbusse und Anderthalbdecker hergestellt, die Waggon-Union fertigte Doppeldecker für die Berliner BVG auf MAN-Basis. Die VÖV-I-Busse verbreiteten sich schnell, es gab wohl kaum eine Stadt in West-Deutschland, in der die Fahrzeuge nicht eingesetzt wurden. Die VÖV-Busse wurden auch ins Ausland exportiert.

Parallel zu den Standard-Stadtlinienbusse wurde auch ein Standard-Überlandlinienbusse entwickelt, der StÜLB. Er war etwas länger als der VÖV-I-Bus (11,7 Meter), wies mehr Sitzplätze auf, hatte zusätzlich Unterflur-Kofferräume, vorn nur eine einfachbreite Tür und häufig keinen seitlichen Zielschildkasten, außerdem eine abgerundetere Front. Da diese gefälliger war als die VÖV-Front, wurden auch die VÖV-I-Stadtbusse bald fakultativ mit StÜLB-Front angeboten. In den letzten Baujahren des VÖV-I-Busses wurden von Mercedes vorwiegend, von MAN ausschließlich Fahrzeuge mit StÜLB-Front ausgeliefert.

Die Chassis und Motoren der oben genannten Hersteller wurden auch von Kässbohrer (SETRA) und Neoplan für den Bau von Stadtbussen verwendet, die jedoch nicht den Standardisierungsrichtlinien entsprachen. Außerdem gab es Hersteller, die kurze Standard-I-Busse in Eigenregie zu Gelenkbussen umbauten. In der Übergangszeit nach der Übernahme von Büssing durch MAN gab es die VÖV-Busse auch mit dem Markennamen MAN-Büssing; nach der Eingliederung von Magirus-Deutz in IVECO auch mit dem IVECO-Schriftzug. Die Busse von Gräf & Stift und Steyr wurden unter den Namen Gräf & Stift und Gräf/Steyr verkauft. Gräf & Stift gehörte ab 1971 zu MAN, die Nutzfahrzeugproduktion von Steyr ab 1989.

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VÖV-II und Ü 80

Ende der 1970er-Jahre stellte der VÖV den Nachfolger der VÖV-I-Busse vor. Die rundlichen Formen des Vorgängers wichen einer kantigen Konstruktion, die Motorleistung sollte mindestens 240 PS betragen. Mitte der 1980er-Jahre begann die Serienfertigung. Als Hersteller beteiligten sich MAN mit dem SL 202, Mercedes-Benz mit dem O 405 und neu Neoplan mit dem N 416 am VÖV-II-Bus. Von Magirus-Deutz und Kässbohrer entstanden nur Prototypen, eine Serienfertigung des VÖV-II kam bei diesen Herstellern nicht zustande. Waggon-Union stellte wiederum Doppeldecker für Berlin auf MAN-Basis her.

Schon vor dem VÖV-II-Stadtbus erschien dessen Überlandvariante, bezeichnet als Ü 80. Äußerlich unterschied sich der Ü 80 vom VÖV-II-Stadtbus nur durch die einfachbreite Vordertür, im Inneren auch durch mehr und bequemere Sitzplätze. Der Ü 80 von Mercedes hieß O 407, der von Neoplan N 416 Ü. Setra entwickelte zwar einen Ü 80-Prototyp, gab dieses Projekt jedoch zugunsten des eigenständigen S 215 UL auf, der sich dann auch zum erfolgreichsten Überlandbus seiner Zeit entwickelte. MAN baute zunächst den StÜLB (SÜ 240) weiter und ersetzte diesen später durch die ÜL 242/ÜL 272, die auf dem VÖV-II-Bus basierten, auch wenn ihnen das äußerlich kaum anzusehen war.

Auch die VÖV-II-Busse waren und sind weit verbreitet; auch von diesem Typ konnten Fahrzeuge ins Ausland verkauft werden.

Das Aufkommen der Niederflurbusse in den 1990er Jahren läutete das schleichende Ende der VÖV-Fahrzeuge ein. Bei den Herstellern überstiegen die Produktionszahlen der wieder bei jedem Hersteller individuell entwickelten Niederflurmodelle rasch diejenigen der VÖV-II-Modelle. Im Jahr 2000 lief der letzte VÖV-II-Bus bei Mercedes-Benz vom Band. Auch bei den Busbetreibern werden VÖV-II-Fahrzeuge langsam seltener, die Vielfalt der Bustypen nimmt seitdem wieder zu.

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Weitere Artikel zu VÖV-II- und Ü-80-Modellen

Siehe auch