Zum Inhalt springen

Mission (Christentum)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. Juni 2007 um 19:49 Uhr durch Ziegenbald (Diskussion | Beiträge) (Beurteilung der Missionsarbeit). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Mission wird im Christentum als Verkündigung des christlichen Glaubens (Evangelium) an Menschen verstanden, die nicht an Jesus Christus glauben oder sich innerlich von ihm entfernt haben. Der Begriff leitet sich vom lateinischen "missio" (Sendung) ab. Darunter versteht man zum einen die Entsendung von Missionaren durch eine kirchliche Institution oder ein überkonfessionelle Missionswerk. Evangelisation nennt man die Verkündigung der frohen Botschaft durch den "Sendboten" (Missionar). Im Zuge des modernen Wortgebrauchs von "Mission" im Zusammenhang mit Entwicklungshilfe bei schon christianisierten Völkern ist es ratsam, für die eigentliche Verbreitung des Christentums von Evangelisation oder "Weltmission" zu sprechen, um Missverständnisse zu vermeiden.

Biblische Grundlagen

Die christliche Missionstätigkeit wird traditionell mit den folgenden Bibelzitaten begründet (jeweils Neue Genfer Übersetzung):

  • Der Missionsbefehl nach Mt 28,18-20: Mir ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben. Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.
  • Mk 16,15f (Nachtrag zum Evangelium): Geht in die ganze Welt und verkündet der ganzen Schöpfung das Evangelium! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden. Wer aber nicht glaubt, wird verurteilt werden.
  • Nach seiner Auferstehung spricht Jesus zu seinen Freunden / seinen Jüngern: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. (Johannes 20,21; Lutherübersetzung).

In der christlichen Mission gibt es zahlreiche Phasen, in denen bestimmte Kirchen oder Gruppen in bestimmten Gebieten besonders aktiv waren. Hier der Hinweis auf die Darstellung an andere Stelle:

Die Kritik der Mission

Der Missionswissenschaftler Prof. Dr. J. Herbert Kane[1] hat nach Jahren des Missionsstudiums Erfolg und Misserfolg der Missionare wie folgt dargestellt:

Was Missionare falsch gemacht haben

  • 1. Missionare hatten die Tendenz überheblich von sich selber zu denken. Sie setzten die Erungenschaften der Zivilisation mit dem Inhalten den Christentums gleich. Das sie meisten mit Armen, Kranken und Ausgestossenden zusammen waren, färbte dieses ihre Berichte.
  • 2. Missionare investierten wenig, um die religiösen Vorstellung der Menschen kennenzulernen. Da sie diese pauschal ablehnten sähten sie manche Verwirrung und Mißverständnis bei ihren Zuhörern.
  • 3. Missionare unterschieden nicht zwischen dem Christentum und der westlichen Kultur. Sie nahmen ihre Vorstellungen von Moral, Ethik, Wirtschaftsformen oder Politik mit und meinten, diese seien Maßstab für eine "christliche Gesellschaft". So wurde das Christentum zu "Reliligon des Weißen Mannes".
  • 4. Missionare exportieren ihre Denomination mit dem Evangelium. So verwirrten sie z.B. die Chinesen mit der Tatsache, dass Gemeinden der südlichen Baptisten in Nordchina und solche der nördlichen Baptisten (NAMB in Südchina gegründet wurden.
  • 5. Missionare haben nicht die Einheimischwerdung des Christentums vorangetrieben. Sie übersetzten Lieder mit westlichen Hymnen und Texten, übersetzten die Liturgie (Common Prayer Book) oder bestanden darauf, dass die Messe in Latein zu lesen sei.
  • 6. Missionare betrieben Paternalismus - was zunächst wahrscheinlich gut und notwendig war. Da sie mit den Außenseitern der Gesellschaft arbeiteten, wurden die Konvertiten von ihnen zunächst versorgt. Das Problem wurde sehr groß im Umgang mit der zweiten Generation von Christen, die zumeist eine gute Ausbildung genossen hatten. Falsche Abhängigkeit entstand in der Folge und wurde erst durch die Unabhängigkeitsbewegung der jeweiligen Ländern beendet.
  • 7. Missionare waren unvorsichtig im Umgang mit dem Geld. Da das Geben von Almosen einen hohen Stellenwert in der christlichen Ethik hat und die Menschen im Umkreis der Missionare arm waren, gaben Missionare freigiebig und halfen damit vielen. Sie lösten viele Probleme durch die Finanzen ihrer Unterstützer.
  • 8. Missionare wurden zu schnell mit den Kolonialmächten zusammen gesehen. Die Mitarbeiter der Kolonialmächte und die Missionare reisten auf den selben Schiffen, benutzten die selbe Sprache und arbeiteten in umittelbarer Nähe. Missionare genossen Privilegien, die ihnen von den Koloniealverwaltungen eingeräumt wurden.

Was Missionare richtig gemacht haben

  • 1. Missionare liebten die Menschen, denen sie dienten. Dazu bewegte sie wohl auch das Wort des Apostels Paulus: "Wir haben euch so sehr geliebt, dass wir euch nicht nur Gottes gute Botschaft brachten, sondern auch unser eigenes Leben mit euch geteilt haben."([[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|1_Thess]] 2,8 EU)Von allen "Entdeckern", die in ferne Länder zogen, waren die Missionare bereit zu geben, zu leiden und zu sterben.
  • 2. Missionare entwickelten eine echte Wertschätzung für die igenen Kulturen. Sie waren nicht ausgezogen, um diese zu zerstören. Lange vor den Antropologen studierten sie die Kulturen, in denen sie über Jahrzehnet lebten. Als Beispiel kann man Edwin W. Smith (Missionar in Südafrika) nennen, er späte rder Präsident des Royal Anthropological Institute wurde.
  • 3. Missionare erlernten indigene Sprachen. Das ist das größte Kompliment, wenn man die fremde Sprache erlernt um treffend kommunizieren zu können. In Afrika gibt es 860 Sprachen und Dialekte, von denen vor hundert Jahren weniger als zwanzig eine Schriftform kannten. Bis heute sind etwa 500 Sprachen durch die Arbeit der Missionare schreibbar geworden.
  • 4. Missionare übersetzten die Bibel. Um die Grundlage für die Übersetzung zu legen, investiert der durchschnittliche Bibelübersetzer etwa 10 Jahre nur in das erlernen der Sprache und der Kultur. Die weitere Übersetzung in eine Sprache ist im wahrsten Sinne ein Lebenswerk.
  • 5. Missionare ermöglichten moderne Ausbildungsformen in ihren Einsatzländern. In vielen Ländern waren die Missionsschulen die ersten Möglichkeit der Ausbildung. Wenn es in den Ländern eine gebildete Elite gab, so war diese eher von dem Ansinnen der Missionare schockiert, nun allen Menschen gleichberechtigt (auch Frauen und Kindern) eine fundierte Ausbildung zu geben. Mit der Zeit leiteten Missionare tausende von Schulen und auch dreizehn vollständig ausgerüstete Universitäten.
  • 6.

Gegenwärtige Situation

Neben der "Neuland-Mission" in Gebieten ohne Christliche Glaubenszeugniss (Pioniermission) hat sich die Weltmission der christlichen Denominationen vielfach in eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Kirchen des Nordens und den Kirchen der traditionellen Missionsgebiete entwickelt. Mission wird eng mit Diakonie in Verbindung gebracht, die Missionsgesellschaften der verschiedenen christlichen Kirchen verbinden ihre Arbeit mit praktischer Entwicklungshilfe.

Im ökumenischen Dialog im Rahmen der Weltmissionskonferenz hat sich der Missionsbegriff zur Missio Dei gewandelt, das heißt Gott selbst handelt in seiner Schöpfung, und die Christen beteiligen sich "nur" daran. Ganz in diesem Sinne ging es auf der Weltmissionskonferenz 2005 in Athen um die Frage, wie christliche Gemeinschaften, Kirchengemeinden vor Ort und ganze Kirchen sich an der Heilung und Versöhnung beteiligen können, welche die Menschen und Gesellschaften um sie herum dringend benötigen. Beispiele dafür sind die Theologie der Befreiung in Lateinamerika oder die Wahrheits- und Versöhnungskommission (engl. Truth and Reconciliation Commission) in Südafrika. Durch den Interreligiösen Dialog mit Muslimen, Juden und Angehörigen anderer Religionen versucht man, alte Missionspositionen zu überwinden. Die Abkehr von der Missionierung jüdischer Menschen ist, nach den christlichen Gräueln, der christlichen Schuld und der kirchlichen Sünden zur Zeit der Shoa, ein grundlegender Baustein dazu.

Sowohl die Katholische als auch die Evangelische Kirche in Deutschland sehen sich in jüngster Zeit gesellschaftlichen - vor allem demographischen und steuerpolitischen - Veränderungen ausgesetzt. Bereits 1999 hat eine Synode der EKD in Leipzig Mission als künftige Kernaufgabe der Kirche benannt. Besonders in den neuen Bundesländern wird die Entfernung der Menschen zur Kirche und zum christlichem Glauben als eine große Herausforderung gesehen. Missionarischem Wirken komme hier die Aufgabe zu, auf Menschen zuzugehen, mit ihnen über ihr Leben ins Gespräch zu kommen, und sie mit dem Glauben an Jesus Christus bekannt zumachen. In einer Gesellschaft der Postmoderne könne dies - insbesondere aus Sicht der Volkskirchen - nur geschehen, wenn das Christentum als ein Angebot unter vielen deutlich artikuliert wird. Deswegen wird eine überzeugende Vermittlung der christlichen Werte für zunehmend unverzichtbar gehalten.

Einzelnachweise

  1. Kane, Herbert J.: A Concise History of Christian World Mission. Baker, 1992, S. 161 - 172

Siehe auch

Literatur

  • Fritz Kohlbrunner: Mission. In: Volker Drehsen et al. (Hrsg.): Wörterbuch des Christentums. Orbis Verlag, München 1995, ISBN 3-572-00691-0 (S. 811ff)
  • Norman Lewis: Die Missionare. Über die Vernichtung anderer Kulturen. Ein Augenzeugenbericht. Stuttgart 1982, ISBN 3-608-95312-4
  • Stephen Neill: A History of Christian Missions (The Penguin History of the Church, Volume Six). 2. überarbeitete Auflage, London 1990, ISBN 0-14-013763-7
  • Neal Pirolo: Berufen zum Senden Haenssler Verlag ISBN: 9783775136464
  • Gert von Paczensky: Verbrechen im Namen Christi. Mission und Kolonialismus. Orbis Verlag 2002, ISBN 3572011779
  • Thomas Schirrmacher; Aufbruch zur modernen Weltmission - William Careys Missionstheologie Ref. Verlag H.C.Beese; ISBN 9783928936583
  • Joachim Wietzke (Hg.): Mission erklärt. Ökumenische Dokumente von 1972 bis 1992. Leipzig 1993 ISBN 3-374-01479-8
  • Klaus Wetzel: Missionsgeschichte Deutschlands. 2005, Korntaler Reihe 2, VTR, ISBN 3-937965-18-I
  • Klaus Wetzel: Bevölkerungsentwicklung und Mission, 2005, Korntaler Reihe 4, VTR, ISBN 3-937965-47-5