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Ausländische Freiwillige der Waffen-SS

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Ausländische Freiwilligenverbände der Waffen-SS waren Truppenteile, die aus Freiwilligen der im Zweiten Weltkrieg von Deutschland besetzten Staaten gebildet wurden und in Einheiten der Waffen-SS auf der Seite Deutschlands dienten. Es gab verschiedene Wege der militärischen Kollaboration. In den Ostlegionen der Wehrmacht, in der Wlassow-Armee und in anderen Einheiten dienten zusammen etwa eine Million Sowjetbürger. Die SS-Divisonen, die aus ausländischen Freiwilligen gebildet wurden, hatten im Vergleich dazu militärisch in den meisten Fällen nur eine untergeordnete Bedeutung. Ihre Teilnahme am Krieg hatte weitgehend eine politische und symbolische Bedeutung, und der Einsatz „germanischer“ Kontingente sollte an der Ostfront „deutsches Blut sparen“. Anders war es mit den baltischen Divisionen der Waffen-SS, die auch militärisch von Belang waren. Auch jene Divisionen der Waffen-SS erlangten eine spezifische militärische Bedeutung, die in den besetzten Staaten eingesetzt wurden, in denen der Widerstand der Bevölkerung als bewaffneter Kampf fortgesetzt wurde, so in Jugoslawien und Griechenland sowie in der Sowjetunion, Italien und Frankreich. Für die Bekämpfung dieser Partisanen wurden in der Hauptsache Kollaborationstruppen, darunter ausländische Divisionen der Waffen-SS eingesetzt.


Von anfänglich 28.500 Mann (1939) wuchs die Waffen-SS auf 910.200 Mann (1945) an, wovon etwa die Hälfte aus dem Ausland kam.

Hintergrund

Der Grund für die Anwerbung ausländischer Freiwilliger war, dass die Waffen-SS anfangs - damals noch unter dem Namen SS-Verfügungstruppe -, im Gegensatz zur Wehrmacht, keine Soldaten im Deutschen Reich werben durfte. Sie wurde daher zunächst aus Angehörigen der allgemeinen SS, der SS-Totenkopfstandarten und der Ordnungs- sowie Schutzpolizei, die dem Reichsführer der SS Himmler unterstanden, rekrutiert. Der Chef des SS-Hauptamts und Himmler-Intimus SS-Obergruppenführer Gottlob Berger konnte diese Hürde überwinden, indem er Volksdeutsche im Ausland für die Waffen-SS anwarb. Erst im späteren Verlauf des Krieges durfte die Waffen-SS auch im Inland werben. Nach dem „Blitzkrieg“ im Westen warb das SS-Ergänzungsamt unter der Parole des Kampfes Europas gegen den „asiatischen Bolschewismus“ in den besetzten Staaten für den freiwilligen Eintritt in die Waffen-SS. Später wurden etliche Nichtdeutsche in die Waffen-SS aufgenommen, auch Männer aus nicht besetzten Staaten.

Echo in den einzelnen Staaten

Darüber hinaus gab es eine ungeklärte Anzahl Freiwilliger aus vielen Ländern der Sowjetunion, wie z. B. Russen, Armenier, Aserbaidschaner, Georgier, Turkistaner (Turkmenen, Kasachen und Nogaier), Tataren, Weißrussen, etc.

Beispiele für ausländische Einheiten

Einen besonderen Status hatte aus traditionellen Gründen das „Finnische Freiwilligen-Bataillon der Waffen-SS“. Anfang Januar 1942 kämpfte es mit 1.180 Mann (III. (finn.)/ SS-InfTgt "Nordland") im Verband der SS-Division „Wiking“ im Südabschnitt der „Ostfront“. Nach der Heimkehr der Finnen im Juni 1943 verbot Marschall Gustaf Mannerheim weitere Einsätze. Die Heimkehrer wurden unter Anerkennung ihrer in der Waffen-SS erworbenen höheren Dienstgrade wieder in das finnische Heer eingegliedert.

Zunächst galten für die ausländischen Freiwilligen aus den Niederlanden, Schweden, Norwegen, Finnland, Belgien und Dänemark, welche in der SS-Division Wiking zusammengefasst wurden, die gleichen Aufnahmekriterien wie für deutsche Rekruten . Die dänischen Freiwilligen wurden von Christian Frederik von Schalburg geführt, bis er 02.06.1942 fiel.

Erfolgreich waren Werbemaßnahmen zunächst auch in Estland, Lettland, der Ukraine und auf dem Balkan. Ab 1943 war Hadschi Mohammed Amin al-Husseini, der von Großbritannien vertriebene Großmufti von al-Quds (Jerusalem) mit der Organisation und Ausbildung von bosnisch-islamischen Wehrmachteinheiten und Waffen-SS-Divisionen befasst. Die größte war die 13. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Handschar“ (kroatische Nr. 1) (21.065 Mann), die ab Februar 1944 Operationen gegen kommunistische Partisanen auf dem Balkan durchführte. Sie war für eine Reihe von Gräueltaten gegen die Zivilbevölkerung verantwortlich. Die 23. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Kama“(3.793 Mann) erreichte nicht die operative Stärke einer Division und wurde nach fünf Monaten aufgelöst; ihre Angehörigen wurden auf andere Einheiten verteilt. Weitere Einheiten waren ein Moslem-SS-Selbstverteidigungsregiment in der serbischen Raschka(Sandzak)-Region, das arabische Freiheitskorps, die arabische Brigade und das ostmuselmanische SS-Regiment.

Freilich konnten Verbände wie die bosnisch-kroatische Division und die albanischen Einheiten nur auf dem Balkan und nur gegen die Jugoslawischen Partisanen von Tito einigermaßen erfolgreich eingesetzt werden.

Die Balten kämpften mit zunehmender Dauer des Krieges immer verbissener. Als die Sowjets die baltischen Staaten zurück erobert hatten, gingen ganze Kompanien der lettischen und estnischen SS-Divisionen in die Wälder. Sie lieferten der Roten Armee bis Mitte der 1950er Jahre noch Gefechte.

Trotz der Unterdrückungspolitik der in der Ukraine etablierten deutschen Zivilverwaltung meldeten sich nach einem Aufruf 1943 über 80.000 Mann, um an der Seite des Deutschen Reiches gegen den Bolschewismus zu kämpfen. Himmler genehmigte die Aufstellung einer Grenadier-Division. Die Division wurde vollständig aufgestellt und ausgebildet, geriet aber bei ihrem ersten Einsatz bei Brody in einen Kessel und wurde zerschlagen. 3.000 Mann konnten aus dem Kessel entkommen und bildeten den Grundstock für eine Neuaufstellung. Die Ukrainer kämpften bis Kriegsende. Ein Großteil entzog sich der sowjetischen Gefangenschaft durch Flucht nach Kanada.

Ab Ende September 1943 wurde auch in Italien mit Plakaten für die Waffen-SS geworben und es meldeten sich viele Faschisten. Es wurde die 29. Waffen-Grenadier-Division der SS (italienische Nr. 1) aufgestellt, weitere Italiener waren neben diversen weiteren Nationalitäten in der 24. Waffen-Gebirgs-(Karstjäger-)Division der SS vertreten und einige wenige fanden sich auch an der Ostfront (hauptsächlich 1945 in Ungarn). Diese Soldaten wurden in Deutschland (Ostpreußen und Württemberg) ausgebildet und die ersten Einheiten wurden sogleich 1944 bei Anzio-Nettuno im Kampf eingesetzt, wo sie hohe Verluste erlitten. Die Italiener trugen anfangs noch die SS-Runen am Kragenspiegel auf rotem Untergrund. Himmler erlaubte später das Tragen der SS-Runen auf dem wie sonst üblichen schwarzen Untergrund. Am linken Ärmel trugen sie einen Reichsadler jedoch mit einem Liktorenbündel statt dem Hakenkreuz. Die letzten italienischen SS-Einheiten kämpften bis zum 2. Mai 1945 in Norditalien bzw. (nach der Kapitulation der Heeresgruppe C unter dem Oberbefehlshaber Südwest Generaloberst Heinrich Scheel (eigentl. v. Vietinghoff) am 2. Mai) bis zum 5. Mai im Raum Triest und Umgebung.

Anfang 1944 wurden gegen die Sowjetunion kämpfenden Kosakenverbände unter Generalmajor von Pannwitz generell der Waffen-SS (XV. Kosakenkorps) unterstellt. Diese hatten v. Pannwitz zu ihrem „Feldataman“ ernannt und nahmen an Kampfhandlungen in Russland sowie auf dem Balkan teil.

Die Indische Legion, welche 1.150 Mann umfasste, war nie im Einsatz. Auch dieser Verband stand ursprünglich unter dem Kommando der Wehrmacht (ind.) Infanterieregiment 950.

Ein weiterer Staat, in dem es gelang viele Freiwillige anzuwerben, war Ungarn. Es existierten vier ungarische Waffen-SS-Divisionen, die vor allem 1944-45 an der Ostfront im Einsatz standen.

Ein echtes Kuriosum am Rande war das „British Freecorps SS“, auch „British Legion of St. George“ oder auch nur „Freecorps“ genannt. Diese Männer waren ehemalige britische Kriegsgefangene, die wie auch immer dazu gebracht werden konnten, an der Seite Deutschlands in den Kampf zu ziehen. Zu erkennen waren sie an ihrem Ärmelabzeichen mit den drei englischen Löwen oder (seltener) mit der britischen Flagge. Allerdings war ihre Personalstärke recht gering und die Einheit war für ihre Disziplinlosigkeit berüchtigt. Sie waren vorwiegend 1945 an der Ostfront eingesetzt, meistens als LKW-Fahrer oder Infanteristen. Einige waren sogar bei der Schlacht um Berlin dabei. Nach Kriegsende konnten sich im Grunde alle Überlebenden unerkannt absetzen (indem sie sich als britische Kriegsgefangene ausgaben) und in Ihre Heimat zurückkehren, während ihr Anführer John Amery (der ironischerweise der Sohn eines Ministers aus dem Churchill-Kabinett war) später in Großbritannien verurteilt und hingerichtet wurde.

Die letzten Verteidiger der Innenstadt von Berlin und damit auch der Reichskanzlei sowie dem Hauptsitz der SS in der Prinz-Albrecht-Straße waren Angehörige der französischen 33. SS-Division „Charlemagne“ und der skandinavischen 11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadierdivision "Nordland", welche bis zur Kapitulation Berlins am 2. Mai 1945 kämpften.

Insgesamt waren bei der Waffen-SS 24 verschiedene Nationalitäten vertreten. Viele ausländische SS-Einheiten kämpften vor allem gegen Ende des Krieges überaus fanatisch, da ihnen bei einer Niederlage des Dritten Reiches die Verfolgung und Hinrichtung in ihrer Heimat drohte. Nach dem Ende der Kampfhandlungen kam es deshalb auch vereinzelt zu Suiziden ausländischer Soldaten der Waffen-SS. An ausländische Mitglieder der Waffen-SS wurden 28 Ritterkreuze des Eisernen Kreuzes, 2 Nahkampfspangen in Gold, 19 Ehrenblattspangen des Heeres und 27 Deutsche Kreuze in Gold (Quellen sind die allgemein anerkannten Klassiker: Walter-Peter Fellgiebel: Die Träger des Ritterkreuzes 1939-45, Manfred Dörr: Die Träger der Nahkampfspange in Gold, Horst Scheibert: Die Träger der Ehrenblattspange des Heeres & Horst Scheibert: Die Träger des Deutschen Kreuzes in Gold) verliehen.

Motive

In der Hoffnung, die Leistungen der Freiwilligen könnten sich später auf Autonomieverhandlungen mit der Hegemonialmacht Deutschland auswirken erlaubten die Kollaborationsregierungen, dass sich tausende Männer meldeten. Doch Hitler verzichtete auf dahin gehende Zugeständnisse. Der Antikommunismus war - wie u. a. Felix Steiner nach dem Krieg behauptete - in vielen Fällen die treibende Kraft. Auf die osteuropäischen Rekruten mag dies sicher zutreffen, jedoch gilt es zu bedenken, dass, als 1940 erste Rekrutierungen in West- und Nordeuropa durchgeführt wurden, das Deutsche Reich und die UdSSR noch Verbündete waren. In den drei skandinavischen Königreichen war es zunächst auch der wunsch den Finnen gegen die UdSSR im Winterkrieg (30.11.1939-12.03.1940) zu helfen. Jene, welche bis zum Schluss kämpften, taten dies zumeist aus Verblendung, weil sie den Stalinismus als Bedrohung für ihre Heimat empfanden (dies trifft vor allem auf Balten und Ukrainer zu), Angst vor strafrechtlicher Verfolgung oder auch, weil sie mit der Idee des Pangermanismus sympathisierten. Bei letzterem gilt es jedoch zu beachten, dass die Waffen-SS keineswegs (wie von diversen rechtsextremen Autoren behauptet) als Vorkämpfer der europäischen Einigung betrachtet werden kann, da Hitler nicht bereit war, den unterworfenen Völkern politische Zugeständnisse zu machen.

Kriegsverbrechen

Auch bei den ausländischen Freiwilligen kam es zu Morden und Kriegsverbrechen. Himmler förderte die Ausschreitungen und erfreute sich bisweilen an Schilderungen der bestialischen Kampfweise der bosnischen SS-Einheiten, welche auch für andere Einheiten, die mit der Partisanenbekämpfung beauftragt wurden (z. B. die Niederländer, welche später in der Division „Nederland“ Dienst taten), typisch war.

Die RONA, unter dem Kommando von Bronislaw Wladislawowitsch Kaminski, fiel bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes (1944) durch ihre überaus brutale Kriegsführung auf. Die Soldaten der Division plünderten, mordeten und vergewaltigten. Als die Polen schließlich kapitulierten, stellten sie sogar ausdrücklich die Bedingung, dass Kaminskis Einheiten nicht zur Bewachung der Gefangenen eingesetzt werden durften.

Soldaten der SS-Division „Wiking“ erschossen 1941 in Galizien 600 Juden. Auch die 14. SS-Division "Galizische 1." war an derartigen Kriegsverbrechen beteiligt.

In die „Lettische Legion“, die Hitler ihre Treue schwor, wurden 1943-1944 lettische Strafkommandos der Sicherheitspolizei SD, die 1941-1943 durch zahlreiche Operationen der Vernichtung der Bevölkerung auf den Territorien Lettlands, Russlands und Weißrusslands berüchtigt wurden, eingeschlossen. Die lettischen SS-Einheiten wurden außerdem für Massenerschießungen im Wald von Bikernieki und zur Bewachung von Todeslagern und des Konzentrationslagers in Salaspils eingesetzt und zerstörten mehrere Dörfer.

Die SS-Division Skanderbeg war zudem für die Deportation einiger hundert Juden aus dem Kosovo ins KZ Bergen-Belsen verantwortlich.

Zwangsrekrutierungen

An dieser Stelle soll noch darauf hingewiesen werden, dass die Bezeichnung „ausländische Freiwillige“ bei zahlreichen Rekruten nicht zutreffend ist. Als die ersten Rekrutierungsbüros in den besetzten Gebieten eröffnet wurden, hatte man eigentlich einen größeren Andrang erwartet. Als im Verlauf des Krieges die Verluste immer höher wurden, fiel es zunehmend schwer, diese auszugleichen. Deshalb wurden viele Europäer zwangsrekrutiert. Dementsprechend niedrig war die Moral der Eingezogenen, so dass vor allem aus den Völkern des Balkan und der Sowjetunion viele desertierten (z. B. der Osttürkische Waffenverband der SS). Aber auch in Divisionen aus anderen Teilen Europas machte sich zunehmend Enttäuschung breit, vor allem als klar wurde, dass Hitler das Deutsche Reich zur Hegemonialmacht in Europa machen wollte und kein Interesse daran hatte, den unterworfenen Völkern Souveränität zu gewähren.

Situation in Luxemburg

Nachdem die Versuche des Gauleiters gescheitert waren, Luxemburg „freiwillig“ ins Deutsche Reich einzugliedern, wurden die kompletten Jahrgänge von 1920 bis 1927 zwangsrekrutiert, woraufhin es zum Generalstreik von 1942 kam, der von den Besatzern brutal niedergeschlagen wurde. Viele Rekrutierte wollten flüchten, doch drohte man ihnen mit harten Strafen für ihre Familien. Trotzdem versteckten sich viele junge Männer bis zum Ende des Krieges in Bergwerken und auf Höfen oder sie wurden ins Ausland geschleust, um der französischen Resistance oder den alliierten Armeen beizutreten. Die meisten der luxemburgischen Zwangsrekrutierten wurden in Russland eingesetzt.

siehe auch: Luxemburg im Zweiten Weltkrieg

www.feldgrau.com

www.lexikon-der-wehrmacht.de

www.diedeutschewehrmacht.de