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Geschichte Luxemburgs

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Das Gebiet des heutigen Großherzogtums Luxemburg wurde in geschichtlicher Zeit nacheinander von Kelten, Römern und Franken besiedelt. Nach der Reichsteilung unter den Enkeln Karls des Großen im Vertrag von Verdun kam es im Jahr 843 zunächst zum lotharingischen Mittelreich, 859 zum Herzogtum Oberlothringen und mit diesem im Jahr 925 zum Ostfränkischen, dem Vorläufer des Römisch-Deutschen Reichs

Entstehung der Grafschaft

Die für das spätere Territorium namengebende Lucilinbuhurc (oder Lützelburg) an der Stelle der heutigen Hauptstadt Luxemburg wurde 963 erstmals urkundlich erwähnt, als Graf Siegfried I. die Burg von der Trierer Reichsabtei Sankt Maximin erwarb. Siegfrieds Nachkommen bezeichneten sich ab 1060 als Grafen von Luxemburg. Später wurde der Name ihrer Burg auf ihren gesamten Herrschaftsbereich übertragen.

Nach dem Aussterben der älteren Linie des Herrschergeschlechts und seiner Erben, der Grafen von Namur kam die Grafschaft Luxemburg 1214 durch Heirat an den späteren Herzog Walram II. von Limburg. Im Streit mit Brabant um den Besitz Limburgs unterlag das Haus Luxemburg 1288 in der Schlacht von Worringen, doch kam es bald darauf zu einer Annäherung der beiden Häuser. Heinrich VII. von Luxemburg heiratete die Tochter des Herzogs von Brabant und bestieg gar 1308 den deutschen Königsthron. Damit begann die historisch bedeutendste Epoche des Hauses Luxemburg.

Luxemburg im Spätmittelalter

Mit dem Erwerb der böhmischen Königskrone durch den Sohn Heinrich VII., Johann von Luxemburg, und dem darauf folgenden Aufbau einer starken Hausmacht im Osten des Reichs sowie in Ungarn verlor das Stammland jedoch zusehends an Interesse für die Dynastie. Die Grafen von Luxemburg sollten im 14. und 15. Jahrhundert insgesamt drei römisch-deutsche Kaiser stellen. Heinrichs Enkel, Karl IV., erhob die luxemburgischen Stammlande 1354 zum Herzogtum. Karl sollte Luxemburg gar einmal kurzfristig an Kurtrier verpfänden.

Im Jahr 1441 verkaufte die letzte Herzogin aus dem Haus Luxemburg das Land an das französische Haus Burgund. Es blieb aber staatsrechtlich ein Lehen des Reiches. Nach dem Tod des letzten Burgunderherzogs Karls des Kühnen im Jahr 1477 kam Luxemburg mit dem gesamten burgundischen Erbe an Karls Tochter Maria und ihren Ehemann, den späteren Kaiser Maximilian von Habsburg.

Zwischen Habsburg und Frankreich

Bei seiner feierlichen Abdankung im Jahr 1555 schlug Maximilians Enkel Karl V. die gesamten habsburgischen Niederlande, zu denen auch Luxemburg gehörte, seinem Sohn Philipp I., dem König von Spanien zu. Von da an bis zum Aussterben der spanischen Habsburger bildete Luxemburg einen Teil der Spanischen Niederlande, von dem sich ab 1568 die nördlichen, protestantischen Provinzen unter Führung Hollands abspalteten.

Aufgrund des habsburgisch-bourbonischen Gegensatzes wurde Luxemburg in den folgenden 200 Jahren immer wieder in die Kriege zwischen Frankreich und den Habsburgern hineingezogen. Im Zuge seiner Reunionspolitik ließ König Ludwig XIV. von Frankreich das Land 1684 besetzen.

Im Frieden von Utrecht, der 1714 den Spanischen Erbfolgekrieg beendete, wurde der gesamte Länderkomplex, der etwa den heutigen Staaten Belgien und Luxemburg entsprach, den deutschen Habsburgern zugesprochen. Die Österreichischen Niederlande existierten bis zur Eroberung und Annexion des Landes durch Truppen der Französischen Revolution 1795. Für die folgenden 20 Jahre bildete Luxemburg als Département Fôrets ("Wälder") einen Teil Frankreichs.

Entstehung des souveränen Großherzogtums

Der Wiener Kongress machte Luxemburg 1815 nominell zu einem selbständigen Großherzogtum, das unter den Königen des Hauses Nassau-Oranien in Personalunion mit den Niederlanden verbunden war. Anders als die übrigen Gebiete des neu geschaffenen Königreichs wurde Luxemburg aber Teil des Deutschen Bundes und trat 1842 auch dem deutschen Zollverein bei. Als Bundesfestung erhielt die Hauptstadt Luxemburg eine preußische Garnison. Als sich 1830/39 Belgien vom Königreich der Niederlande trennte, verlor Luxemburg mehr als die Hälfte seines Staatsgebietes an den neugegründeten Staat, erhielt aber auch mehr Autonomie. Bis dahin war Luxemburg mehr oder weniger wie eine niederländische Provinz regiert worden. 1841 erhielt das Land eine ständische, 1848 eine später mehrfach revidierte demokratische Verfassung.

Nach dem preußischen Sieg im Deutsch-Österreichischen Krieg von 1866 löste sich der Deutsche Bund auf. Unter der Führung Preußens wurde der Norddeutsche Bund als Bundesstaat gegründet, der jedoch nicht Luxemburg umfasste; die preußischen Truppen blieben gleichwohl vorerst in Luxemburg. Vor dem Krieg hatte der preußische Ministerpräsident Bismarck der französischen Regierung unter Napoleon III. signalisiert, sie könne Luxemburg annektieren, falls sie Preußen gegen Österreich freie Hand lasse. Nach dem Krieg wusste er dies jedoch zu verhindern. 1867 wurde Luxemburg im Londoner Protokoll für neutral erklärt; Frankreich kam nicht zum Zuge, aber auch die preußischen Truppen zogen ab.

Die vollständige Unabhängigkeit erreichte Luxemburg nach dem Tod des niederländischen Königs Wilhelm III. im Jahr 1890. Da ihm in den Niederlanden seine Tochter Wilhelmina auf den Thron folgte, in Luxemburg aber das männliche Erbfolgerecht galt, wurde die Personalunion aufgelöst. Die Luxemburger wählten Herzog Adolf von Nassau zum Großherzog. Er hatte sein deutsches Herzogtum im Deutsch-Österreichischen Krieg an Preußen verloren und entstammte einer Nebenlinie der niederländischen Dynastie Nassau-Oranien.

Luxemburg im 1. und 2. Weltkrieg

Im 1. Weltkrieg wurde Luxemburg von deutschen Truppen besetzt. Die deutsch-freundliche Haltung der Großherzogin Marie Adelheid führte zu einer Staatskrise, die 1919 mit ihrem erzwungenen Thronverzicht endete. Mit dem Krieg endete 1918 auch die Mitgliedschaft des Großherzogtums im Deutschen Zollverein. 1922 schloss Luxemburg eine Wirtschaftsunion mit Belgien.

Auch während des 2. Weltkrieges wurde Luxemburg am 10. Mai 1940 von der deutschen Wehrmacht besetzt. Großherzogin Charlotte floh nach Großbritannien. Das Land wurde der deutschen Zivilverwaltung unterstellt. Diese übte der Gauleiter der NSDAP Gustav Simon (Gau Koblenz-Trier, später Moselland) mit Sitz in Koblenz aus. Als Chef der Zivilverwaltung war er direkt Adolf Hitler unterstellt. Faktisch wurde das CdZ-Gebiet Luxemburg im Laufe der Zeit immer mehr wie Reichsgebiet behandelt, so dass auch Luxemburger zur deutschen Wehrmacht eingezogen wurden. Eine förmliche Eingliederung in das Deutsche Reich fand aber nicht mehr statt.

Nachkriegszeit

Nach dem Krieg kehrte Großherzogin Charlotte in ihr Land zurück. 1948 mit dem Eintritt in die Benelux-Zollunion und 1949 mit dem Beitritt zur NATO gab Luxemburg seine Neutralität auf. Luxemburg ist eines der sechs Gründungsmitglieder der EU, und trat 1999 der Europäischen Währungsunion bei.

Literatur

  • Franz Petri, Ivo Schöffer u. Jan Juliaan Woltjer (Hg.), Geschichte der Niederlande. Holland, Belgien, Luxemburg, München 1991 (Auszug aus Handbuch der europäischen Geschichte, hg. von Theodor Schieder; berücksichtigt die Geschichte des Großherzogtums Luxemburg seit 1815)

Siehe auch: