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Adolf von Hildebrand

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Adolf Ritter von Hildebrand (* 6. Oktober 1847 in Marburg; † 18. Januar 1921 in München) war einer der führenden deutschen Bildhauer seiner Zeit.

Hans von Marées: Bildnis des Bildhauers Adolf von Hildebrand, um 1868

Leben

Hildebrand wuchs in Bern auf, wo sein Vater Nationalökonomie lehrte. Er studierte 1862-1866 in Nürnberg und 1866-67 im Atelier von Caspar von Zumbusch in München. Bald darauf reiste er nach Rom, wo er Hans von Marées und Konrad Fiedler kennenlernte.

Trotz seines Erfolgs und seiner Wirkung über den deutschsprachigen Raum hinaus wurde Hildebrand zeitweilig wegen seiner Orientierung an der italienischen Renaissance und seiner ausgedehnten Italienaufenthalte (Hildebrand besaß das ehemalige Kloster San Francesco di Paola in Florenz) in der Heimat angefeindet, da seine Kunst als „zu wenig deutsch“ angesehen wurde. Als sein wichtigster Schüler gilt sein Schwiegersohn Theodor Georgii, der Hildebrands im 2. Weltkrieg zerstörten Wittelsbacher Brunnen in München wieder aufbaute.

Hildebrand starb 74-jährig in München.

Werk

Adolf von Hildebrand: Büste Arnold Böcklin, 1897

Hildebrands Plastiken und Skulpturen tragen klassizistische, „mediterrane“ Züge. Sie sind gekennzeichnet durch eine klare, reduzierte und ruhige Formgebung. Hildebrand trat für eine klare und vollendete Ausgestaltung des Kunstwerks ohne überflüssige Details ein. Bevorzugtes Sujet war ihm die menschliche Gestalt, welche ihm auch allgemein als das vornehmste Thema der Kunst erschien. Öfters versuchte er die Einbindung eines plastischen Werks in eine größere Ganzheit, was Hildebrand schließlich vermehrt zu städtebaulichen Aufgaben führte. Auf dem Gebiet der Brunnen- und Denkmalkunst war Hildebrand deutschlandweit bald führend.

Hildebrands theoretisches Werk „Das Problem der Form in der bildenden Kunst“ (1893) war beeinflusst von den Überlegungen seines Freundes und Förderers Konrad Fiedler. Es hat insbesondere die Kunstwissenschaft - und hier namentlich den Kunsthistoriker Heinrich Wölfflin - beeinflusst. In seinem Werk geht Hildebrand von dem Grundsatz aus, dass „das Kunstwerk ... augengerecht sein“ müsse (Wölfflin). Für jedes Werk gebe es einen Idealpunkt der Betrachtung. Für die Plastik, die gewöhnlich aus der Distanz betrachtet wird, bedeutet dies, dass sie der Zweidimensionalität der menschlichen Wahrnehmung Rechnung tragen muss: Reduktion und Verzicht auf Details werden so - ähnlich wie für den sieben Jahre älteren Auguste Rodin - zu Hildebrands Arbeitsmaximen. Das Relief, das Hildebrand zufolge idealerweise dem menschlichen Anschauungsvermögen entspricht, wird zum normativen Maß von Plastik überhaupt.

Literatur

  • Elisabeth Decker: Zur künstlerischen Beziehung zwischen Hans von Marées, Konrad Fiedler und Adolf Hildebrand, Dissertation, Basel 1967
  • Adolf von Hildebrand: Gesammelte Schriften zur Kunst, hrsg. von Henning Bock, Köln/Opladen 1969
  • Isolde Kurz: Adolf Hildebrand. Zu seinem 60. Geburtstag, in: Deutsche Rundschau CXXXIII, Oktober 1907, S.105-129
  • Werner Mittlmeier: Hildebrand, Adolf Ritter von, in: Neue Deutsche Biographie, Band 9, S. 119f.
  • Heinrich Wölfflin: Zur Erinnerung an Adolf von Hildebrand, in: Kleine Schriften, 1886-1933, Basel 1946
  • Sigrid Esche-Braunfels: "Adolf von Hildebrand" Deutscher Verlag für Kunstwissenschaften, Berlin 1993
Commons: Adolf von Hildebrand – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien