Vedute
Eine Vedute (italienisch veduta: Ansicht, Aussicht) ist in der Bildenden Kunst (Malerei, Grafik) die wirklichkeitsgetreue Darstellung einer Landschaft oder eines Stadtbildes. Dem Ziel der realistischen Abbildung sind alle anderen Aspekte bei der Bildgestaltung (Licht und Schatten, Farben, etc.) untergeordnet.
Entwicklung des Genres
Das Genre der Vedutenmalerei ist der Landschaftsmalerei, genauer der Stadtlandschaft zuzurechnen und entstand im 17. Jahrhundert. Zweck solcher Stadtansichten war es, wichtige Monumente von historischer oder religiöser Bedeutung bzw. besondere Feierlichkeiten (Prozessionen, Erbhuldigungen etc.) zu verewigen. Der Kupferstich ermöglichte seit der Barockzeit weite Verbreitung.

Maßgeblich für den ungeheuren Erfolg dieses Genres war der Italien-Tourismus der englischen Aristokratie, der im 18. Jahrhundert seinen Höhepunkt erreichte; es war üblich geworden, als "Souvenir" von der Grand Tour nach Italien Bilder der römischen Antiken oder der norditalienischen Städte, die man besucht hatte, nach England mitzunehmen. Bernardo Bellotto und Giovanni Battista Piranesi allerdings gingen von diesem Konzept ab; während Piranesi zunehmend phantastisch-antike Capriccios malt, zeugen Bellottos Gemälde mehr und mehr von seiner Beschäftigung mit der zeitgenössischen Wirklichkeit.
Komposition
Eine Vedute bildet ein Stadtpanorama ab, meist mit Blick auf einen Fluss, einen Kanal, einen Platz oder eine Straße, die den Blick linearperspektivisch in die Tiefe ziehen. Zu unterscheiden sind davon das "städtische Interieur" und solche Bilder, die die Schnittstelle von Stadt und Land zum Thema haben und die zwei Sujets Vedute und Landschaft verbinden (vgl. dazu Stadtlandschaft). Veduten haben oft etwas Prospekt- oder Kulissenhaftes. Sie dokumentieren einerseits die besonders anziehenden und reizvollen Seiten einer Landschaft, einer Gruppe von Gebäuden usw. im Sinne einer "Ansicht" - eine Funktion, die später Fotografie undAnsichtskarte übernahmen – wollen aber auch als Bild an sich, als Gemälde, Kunstwerk über die Funktion hinaus, Dokument zu sein, wahrgenommen werden.
Vertreter der Vedutenmalerei
Als "Vater der neuzeitlichen Vedute" (Andrzej Rottermund 2005) gilt der niederländisch-italienische Maler Gaspar van Wittel (Vanvitelli), der in Holland das Malerhandwerk erlernte, aber sein Leben großteils in Rom verbrachte, wo er seine Erfahrungen an die italienischen Meister vermittelte. Durch ihn wurde die camera obscura als Arbeitsgerät in die italienische Vedutenmalerei eingeführt, der sich auch Giovanni Antonio Canale gen. Canaletto, Bernardo Bellotto gen. Canaletto, Francesco Guardi und Michele Marieschi bedienten. Zu den herausragenden Vertretern der Vedutenmalerei gehören auch Giovanni Battista Piranesi, Domenico Quaglio und Rudolf Wiegmann.