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Englischer Garten (München)

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Chinesischer Turm mit Biergarten

Der Englische Garten im Münchner Nordosten ist mit einer Fläche von 3,7 km² eine der größten städtischen Grünanlagen unserer Welt. (Bois de Boulogne, Paris, 8,4 km²; Phoenix Park, Dublin, 7 km²; Grunewald, Berlin, 4,5 km²; Central Park, New York, 3,4 km²)

Durch die Hauptverkehrstraße Isarring wird er in einen ca. 2 km langen Südteil und einen ca. 3 km langen Nordteil, der "Hirschau" zerschnitten.

Sehenswürdigkeiten

Hirschau

Im Gegensatz zum südlichen Teil des Englischen Gartens, der an sonnigen Tagen schon mal die "Einwohnerzahl" einer mittelgroßen Stadt erreicht, besitzt die Hirschau den Charakter eines ruhigen Stadtwaldes.

Am Anfang und am Ende der Hirschau befindet sich jeweils ein größerer Biergarten ("Aumeister", bzw. "Hirschau").

Übersichts-Skizze
Übersichts-Skizze

Kleinhesseloher See

Der Kleinhesseloher See wurde um 1800 zwischen Schwabing und Kleinhesselohe angelegt und 1807 bis 1812 erweitert. Er wird vom Eisbach gespeist. In dem 86.410 m² großen See liegen die Königinsel (2.720 m²), die Kurfürsteninsel (1.260 m²) und die Regenteninsel (640 m²).

Am See befindet sich der Biergarten "Seehaus" mit 2.500 Sitzplätzen (Paulaner-Bier). See und Seehaus bilden heute beliebte Freizeitziele, angeboten wird unter anderem Ruder- und Tretbootfahren. Auch die Denkmale von Friedrich Ludwig Sckell und Reinhard von Werneck befinden sich am See.

Rumfordhaus

Das Rumfordhaus wurde 1791 fertiggestellt. Es wurde zunächst als Offizierskasino genutzt, später diente es dem Münchner Hofstaat.

Der 25 m hohe Holzbau wurde 1789/1790 nach einem Entwurf von Joseph Frey von Johann Baptist Lechner errichtet.

Vorbild war die doppelt so hohe "Große Pagode" im königlichen Schlossgarten in London, die sich wiederum an einer Porzellanpagode in den Gärten eines chinesischen Kaisers orientierte.

Im Juli 1944 brannte der "Chinaturm" nach Bombenangriffen ab, 1952 wurde er originalgetreu wiederaufgebaut. Am Chinesischen Turm befindet sich der mit 7.000 Sitzplätzen zweitgrößte Biergarten Münchens (Hofbräu-Biere).

Nahe des Chinesischen Turms wurde Anfang des 19. Jahrhunderts ein Kinderkarussell errichtet, das 1912/1913 durch ein schlichteres Ersatzkarussell ersetzt wurde (Restaurierung 1979 bis 1981).

Südlich des Turms befinden sich die "Ökonomiegebäude", die Ende des 19. Jahrhunderts zunächst als landwirtschaftlicher Musterbetrieb konzipiert wurden. Heute ist in den Gebäuden die Verwaltung des Englischen Gartens untergebracht.

Monopteros

Monopteros

Der Rundtempel in griechischem Stil wurde 1836 von Leo von Klenze errichtet, auf einem aufgeschütteten Hügel, der ab 1832 von Carl August Sckell aus Bauschutt der Münchner Residenz errichtet wurde.

Zwischen dem Monopteros und dem Japanischem Teehaus befindet sich die Schönfeldwiese. Hier wird seit den 60er Jahren Freikörperkultur praktiziert, was damals viel Aufsehen erregte und den Englischen Garten auch über die Grenzen Münchens hinaus bekannt machte.

Japanisches Teehaus

Anlässlich der Sommer-Olympiade 1972 wurden am Südende des Englischen Gartens gleich hinter dem Haus der Kunst auf einer 1969 errichteten kleinen Insel im dort zu einem kleinen See ausgeweiteten Köglmühlbach ein japanisches Teehaus und ein japanischer Garten erschaffen.

Im Teehaus findet regelmäßig die traditionelle japanische Teezeremonie statt.

Geschichte

Als 1777 der bayrische Kurfürst kinderlos starb, fiel das Land an den pfälzischen Erzherzog Carl Theodor. Nachdem Theodors Versuch, das ungeliebte Erbe gegen die Niederlande einzutauschen, scheiterte, widmete er sich der Umgestaltung Münchens. Unter anderem ließ er im Hofgarten eine Gemäldegalerie eröffnen und machte Hofgarten und Galerie der Öffentlichkeit zugänglich.

Im Februar 1789 verfügte Carl Theodor, bei jeder Garnisonsstadt Militärgärten anzulegen. Die Gärten sollten den Soldaten landwirtschaftliche Fähigkeiten vermitteln und Gelegenheit zur Erholung bieten, aber sie sollten auch der Allgemeinheit zugänglich sein. Die Anregung dazu stammte von dem in Massachusetts geborenen bayrischen Kriegsminister Benjamin Thompson, besser bekannt unter dem ihm 1792 verliehenen Titel Reichsgraf von Rumford. Als Standort für die Münchner Gärten war das westliche "Hirschangergebiet", die heutige Schönfeldwiese im Südwesten des Englischen Gartens vorgesehen. Im Juli wurde mit der Verwirklichung des Vorhabens begonnen.

Im August 1789 erließ Carl Theodor ein Dekret, nachdem das Gebiet östlich der Militärgärten in den ersten europäischen Volkspark umgewandelt werden sollte. Die Ausführung wurde dem Schwetzinger Hofgärtner Friedrich Ludwig Sckell (ab 1808 Ritter von Sckell) übertragen, die Oberaufsicht hatte Benjamin Thompson. Der Volkspark trug zunächst den Namen "Theodors Park", doch schon bald setzte sich der Begriff "Englischer Garten" durch. Im Frühjahr 1792 wurde der Park offiziell für die damals ca. 40.000 Münchner Bürger freigegeben.

1798 verließ Thompson München, sein Nachfolger wurde Freiherr von Werneck. Im Dezember 1799 wurde der Englische Garten um Gebiete der Hirschau erweitert, im Januar 1800 kam das Gelände der mittlerweile aufgelösten Militärgärten hinzu. 1804 wurde Sckell vom Nachfolger Theodors zum Leiter der neu geschaffenen bayrischen Hofgärtenintendanz ernannt. In dieser Funktion prägte er bis zu seinem Tod 1823 das Bild des heutigen Englischen Gartens wesentlich.

Statistik

  • Länge des Wegenetzes im Englischen Garten: 78 km
  • davon Reitwege: 12 km
  • Länge der Bäche: 8,5 km
  • Brücken und Stege: über 100
  • brütende Vogelarten: über 50

Verkehrslage

  • Der südliche Teil des Gartens verläuft parallel zu den U-Bahnlinien 3 und 6, siehe Skizze.
  • Die Hirschau verläuft parallel zur U-Bahnlinie 6.

Siehe auch: 5 weitere Bilder, Grün- und Wasserflächen in München