Diskussion:Benno Ohnesorg/Archiv/2
NICHT NEUTRAL!
Polizei wird nur als prügelnde Masse gegen ach so friedliche Demonstranten bezeichnet. Das ist heute wie damals der größte Schwachsinn und ich finde es grauenhaft, das Wikipedia so etwas verbreitet! Beitrag von 00:50, 31. Jan. 2007 80.146.23.7 - PhJ 15:01, 2. Jun. 2007 (CEST)
- Unterschreib immer deine Beiträge.
- Lies mal einfach den SPIEGEL von dieser Woche, dort findest du einen langen Artikel über die Kommune 1, in dem auch auf die Demo vom 2. Juni eingegangen wird. Diese war zweifelsfrei (von zig Augenzeugen unabhängig voneinander beobachtet und u.a. im Prozess gegen Fritz Teufel vor Gericht bezeugt und beeidet) eine brutale Prügelorgie der Polizei. Die unfriedlichen Demonstranten waren die "Jubelperser". Was die übrigen geworfen haben, steht ebenfalls drin. Wir müssen uns an die belegbaren Fakten halten. Jesusfreund 11:21, 31. Jan. 2007 (CET)
- Der Artikel ist in der Tat sehr einseitig verfasst. Es fehlen zum Beispiel Darstellungen anderer Zeugenberichte, z.B. des Polizeiberichts. Die Darstellung des Spiegels allein hilft hier nicht weiter. --Megaorpheus
- Polizeiaussagen sind ja dargestellt im Artikel.
- Weder ist der Spiegel die einzige ausgewertete Quelle, noch haben die genannten Quellen die Polizeiberichte einfach übersehen. Sondern selbstverständlich war das eine der allerersten ausgewerteten Quellen damals, die dann allerdings mit gesammelten Prozess- und sonstigen Zeugenaussagen konfrontiert wurden, um so ein möglichst wahrscheinliches Bild vom Ablauf zu erhalten.
- Wer dieses anzweifelt, muss dafür reputable Quellen anführen. Solange diese Mühe keiner auf sich nimmt, ist pauschale Neutralitätskritik unbegründete heiße Luft. Baustein daher entfernt. Jesusfreund 16:26, 9. Feb. 2007 (CET)
- So, so. Der Polizeibericht wird eben nicht zitiert, andere Zeugenaussagen der "Gegenseite" kommen nur insofern vor, als das sie im Artikel direkt als geradezu empörend dargestellt werden. Wo sind Zeugenaussagen, die als Grundlage für die ersten Urteile dienten? Darüber hinaus ist der Sprachduktus zuweilen durchaus fragwürdig und für einen Lexikonartikel unbrauchbar pathetisch. Zwei Beispiele: "...wurde von Polizeiknüppeln blutig geschlagen...", "Er folgte seinem Impuls, dem Mann zu helfen" (Woher weiß man denn, welchem Impuls er Augenblicke vor seinem Tod folgte?). Auch wurden nicht nur Vertreter des Staates Opfer von Mordanschlägen (schlimm genug), sondern auch völlig harmlose und unbeteiligte Personen. Solange der Artikel ist wie er jetzt ist, ist Neutralitätskritik eben nicht "unbegründete heiße Luft", sondern sehr wohl angebracht. --Megaorpheus
- Polizeiaussagen werden mehrfach erwähnt, sie stammen aus Polizei-und Presseberichten.
- Wenn du einen damaligen Polizeibericht original auftreiben kannst, hat hier niemand was dagegen, Aussagen daraus neutral zu zitieren. Man nennt es auch "Mitarbeit".
- Dein Bausteinchen ist bloß Ablenkung von Nichtbereitschaft dazu.
- Und wer ein Interesse an "ersten Urteilen" bekundet, obwohl spätere Instanzen die Angeklagten freigesprochen haben, ist POV-gesteuert.
- POV-Bausteine wegen einzelner eventuell fehlender Infos sind unzulässig. Dafür ist ein Quellenbaustein am entsprechenden Passus richtig.
- Beim nächsten unbegründeten Revert melde ich deinen edit war auf der WP:VM. Jesusfreund 23:55, 9. Feb. 2007 (CET)
- Liebe Leute, kein Grund für Panik. Jeder User hat das Recht, Kritik zu äußern, ohne dadurch schon moralisch zur Mitarbeit verpflichtet zu sein. Eine Vandalismusmeldung für Megaorpheus ist Schwachsinn, weil er/sie Kritik geäußert und diese auch begründet hat, auch wenn die Argumente z.T. nicht überzeugend sind. Ebenso hat er/sie konrete Beispiele genannt.
- Die von Jesusfreund dargestellte Faktenlage dürfte - so weit ich das beurteilen kann - zutreffen. Ich muss aber Megaorpheus zustimmen, dass der Text über die Faktenlage hinaus stilistisch tendenziell ist (einige Beispiele sind oben schon genannt). Andere Wikipedianer sind eingeladen, sich an der Diskussion zu beteiligen. F104
- Hier hat niemand Panik, Extraeinladungen braucht es bei ohnehin offenem Zugang auch nicht, und fortgesetzter edit war ist nunmal unzulässig und hat nichts mit "Kritik" zu tun. Substantielle Verbesserungsvorschläge sind ausdrücklich erwünscht. Dein Kommentar war also in jeder Hinsicht belanglos und überflüssig. Entweder mitarbeiten oder rumlabern, um die Entscheidung kommst auch du nicht herum. (Antworten bitte immer korrekt einrücken, siehe WP:DS) Jesusfreund 10:51, 10. Feb. 2007 (CET)
- Kein Grund, ausfällig zu werden, lieber Freund von Jesus. Edit war findet hier keiner statt, oder hat hier jemand "deinen" Artikel verändert? Nicht das ich es sehe. Stattdessen wird hier Kritik (auch wenn du die Argumente nicht ernst nimmst) auf der Diskussionsseite geäußert, wozu sie auch da ist. Wenn du dir dadurch auf den Schlips getreten fühlst, ist das dein Problem.217.232.204.143
- Hallo Jesusfreund. "Sachkonflikte lösen helfen" - mag sein. Aber es kommt mir so vor, als ob Du dabei den sachlichen Ton vergisst. "die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden" - schön und gut. Aber kann es sein, daß Du gerade dabei bist, Megaorpheus zu verfolgen. Vielleicht, weil Du Dich persönlich angegriffen fühlst? Was ich mit dem Edit erreichen möchte? Ganz einfach: Sieh Dir Dein Anliegen an und prüfe, wie Du dabei vorgehst. Das steht nicht im Einklang miteinandenr. Jesus hat uns etwas anderes gelehrt. --212.65.1.168 08:54, 21. Feb. 2007 (CET)
Entschuldigung?
Also wie man wohl festhalten kann, war Ohnesorg weder bewaffnet, noch hat er jemanden angegriffen. Trotzdem wurde ihm das Gehirn weggeschossen. Ich finde es etwas peinlich, solch einen Polizisten weiter auf die Menschheit loszulassen. Gab es vom Täter eigentlich wenigstens eine Entschuldigung bei den Angehörigen? -- Simplicius ☺ 14:39, 22. Mai 2007 (CEST)
Aktuelle Info
unter
http://www.sueddeutsche.de/,tt6m3/deutschland/artikel/463/116347/
Relevanter Artikel auf Spiegel online
So "unneutral" ist die Darstellung in Wikipedia gar nicht.
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,485602,00.html Terranic 09:45, 31. Mai 2007 (CEST)
- In dem aufgeführten SPIEGEL ONLINE-Artikel steht folgendes: "Der Todesschütze Kurras musste hingegen keinen einzigen Tag hinter Gittern darben." Hier im Artikel heißt es aber: "In einem zweiten Prozess 1970 wurde Kurras zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, aber bereits nach vier Monaten Haft wieder freigelassen." Was stimmt denn nun? Gibt es vielleicht noch eine andere Quelle? Pommes104 11:16, 31. Mai 2007 (CEST)
- Nicht unwichtiger Hinweis. In der Tat unklar - ich habe mal Quellennachweis hinzugefügt. Terranic 12:25, 31. Mai 2007 (CEST)
Bewegung 2. Juni
Ich habe Till Meyer und Bommi Baumann hier herausgenommen. Die Bewegung 2. Juni bildet sich aus verschiedenen gruppen innerhalb des sogenannten "Blues" und einigen leuten, die auch im "Zentralrat umherschweifender Haschrebellen" aktiv waren. Das ist IMHO eine eher diffuse szene - "um" bestimmte personen herum, wäre da eine vezerrende beschreibung. (Bei der RAF kann man das IMHO schon eher, aber auch nur mit vorbehalten schreiben. Die begründung wäre dann wohl, daß Gudrun Ensslin und Andreas Baader während einer bestimmten zeit eine dominantere rolle als andere beteiligte eingenommen haben. Andererseits haben auch Ulrike Meinhof und Horst Mahler zu bestimmten zeiten eine rolle gespielt und bei der frage der heimlichen hierarchien ist IMHO immer viel POV und kaffesatzleserei im spiel.) Auch eine formulierung "um Ralf Reinders und Ronald Fritzsch" würde diesen beiden eine IMHO unangemessene bedeutung innerhalb der Bewegung 2. Juni zukommen lassen. Weniger ist hier mehr. Bommi Baumann war niemals mitglied oder besser: teil der Bewegung 2. Juni. Siehe dazu meine quelle und begründung hier: Diskussion:Bewegung 2. Juni#Bommi Baumann. Grüße -- Krakatau 23:13, 31. Mai 2007 (CEST)
Nachsatz: es interessiert mich auch, ob sich schon jemand über das neu erschienene buch von Uwe Soukup hermachen will. Ich habs zwar bestellt, werde es aber in den nächsten monaten nicht hier einarbeiten können. Andererseits gibt es anlaß zur hoffnung, daß wir dort antwort auf viele offene fragen und fehlende quellen finden werden. Ich halte es, nach allem, was ich zu Soukup und dem Verlag 1900 weiß, für eine absehbar faktenreiche und seriöse quelle, die auch einige zeitungs- und zeitschriftenquellen (denen ich oft eher mit leichter skepsis gegenüberstehe) untermauern und gegebenenfalls ablösen könnte. Grüße -- Krakatau 23:23, 31. Mai 2007 (CEST)
Überarbeitung
Auch ohne das neue Buch von Soukup erfährt man aus dessen Rezensionen und Artikeln zum 40. Todestag Ohnesorgs bereits so viele Details, dass sich alle vergangenen Beschwerden über Mangel an Belegen und POV erübrigen dürften.
Text wurde neu strukturiert und erheblich ergänzt. Über den Lemmageber erfährt man leider wenig. Aber es erscheint angemessen, hier über den Tathergang seines Todes so genau wie möglich zu berichten. Denn dessen Beurteilung - Mord, geplante Eskalation, oder Versehen, Notwehr? - spielte nunmal für die historischen Folgen die entscheidende Rolle. Jesusfreund 13:42, 2. Jun. 2007 (CEST)
Gründe des Freispruchs für Kurras
Hier sollte man vielleicht überarbeiten:
"So war sein Pistolenmagazin und das tödliche Geschoss daraus ebenso unauffindbar wie das Schädelstück, das es durchschlagen hatte."
Soukup sagt in einem Interview mit der Sueddeutschen.de am 2. Juni 2007:
"sueddeutsche.de: Bleibt das Rätsel, warum die Einschusswunde am Ohnesorgs Kopf verschleiert werden sollte. Haben Sie eine These?
Soukup: Während der Operation wurde Ohnesorg ein Stück aus der Schädeldecke herausgesägt, nämlich genau das, wo das Einschussloch zu sehen war. Dann wurde die Kopfhaut wieder zusammengenäht." http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/821/116705/4/
Wie kann Kurras vom BGH frei gesprochen werden, weil angeblich der Teil der Schädeldecke fehlt, die durchschossen wurde, wenn jetzt fest steht, dass genau dieser Teil aus Ohnesorgs Kopf entfernt wurde? --Jörg Albert 20:21, 2. Jun. 2007 (CEST)
- Der Teil fehlte, weil er nach dem Heraussägen weggeworfen wurde und man daher keine Spuren darin mehr sichern konnte (Einschusswinkel, Schmauchspuren, Schussentfernung usw.) - kein Widerspruch. Denn weiter oben steht schon:
- Das Knochenstück mit der Einschussstelle in der Schädeldecke wurde herausgesägt und weggeworfen. Seine Kopfverletzung wurde genäht. Beides deuteten Beobachter als Versuch, die Todesursache zu vertuschen.
- Jesusfreund 20:47, 2. Jun. 2007 (CEST)
- Deine Rückfrage nach den Gründen des Freispruchs bleibt sehr berechtigt. Da müsste man sich mal genauer die Urteilsbegründung des BGH anschauen, wenn man drankäme.
- Völlig unverständlich ist auch mir, wie "Notwehr" auch gelten kann, wenn die Umstände von vielen Zeugen entgegengesetzt wahrgenommen wurden: Ohnesorg gehörte zu denen, die verprügelt wurden, er wollte allenfalls einem am Boden liegenden zu Hilfe kommen oder lag sogar selber am Boden (das ist nicht ganz klar).
- Das als Angriff zu deuten und überhaupt die Pistole zu ziehen, setzt schon eine Menge Hysterie und Unerfahrenheit voraus, die man aber bei einem 39-jährigen, extra als Zivilstreife verdeckt eingesetzten Beamten der politischen Abteilung nicht erwartet. Hinzu kommt dessen oberpeinliche Lügerei danach. Dabei hat er zugegeben, dass Ohnesorg nicht zu der angeblichen Horde messerbleckender Angreifer gehörte. Warum also hat er IHN erschossen? Aus nächster Nähe, ohne konkreten Anlass?
- Ich kann nicht glauben, dass heutige Richter sowas so durchgehen ließen. Hoffentlich hat die Studentenbewegung wenigstens bei der BGH-Ebene etwas geändert. Jesusfreund 14:43, 3. Jun. 2007 (CEST)
Wagenbach-prozeß
Eine erste quelle dazu:
1972' [...] Beschlagnahme des "Roten Kalenders 1973" und des Rotbuchs Nr. 29 im Wagenbach-Verlag [...]
Quelle: Michael Kienzle, Dirk Mende: Zensur in der Bundesrepublik. Fakten und Analysen. Wilhelm Heyne Verlag, München, neu bearb. .u. erg. Taschenbuchausg. 1981 (Reihe: Heyne-Buch Nr. 7167), ISBN 3-453-01508-8, S. 50
Wird fortgesetzt. Grüße -- Krakatau 18:46, 3. Jun. 2007 (CEST)
- Hier egibt sich bereits, daß Kienzle/Mende zum teil irren: Rotbuch 29 wurde am 28.10.1971 beschlagnahmt (Quelle4, Das schwarze Brett 8. Almanach 1972. 1972 S. 31) -- Krakatau 17:24, 4. Jun. 2007 (CEST)
Zweite quelle:
3.7.[1973]
Gegen den Verleger Klaus Wagenbach verhängt das Berliner Amtsgericht Tiergarten eine Geldstrafe von 500 DM wegen Beleidigung der Berliner Polizei (§ 185 StGB). In dem von Wagenbach herausgegebenen Roten Kalender für Lehrlinge und Schüler 1973 war der Tod von B. Ohnesorg, Ian McLeod, Thomas Weißbecker und Georg von Rauch, die von der Polizei erschossen wurden, als Mord bezeichnet. Gegen den Strafbefehl legt Wagenbach Widerspruch ein und wird vom Schöffengericht am 26.2.74 freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft geht in die Revision. Am 6.3.75 wird Klaus Wagenbach vom OLG Berlin wegen ´Beleidigung` und ´übler Nachrede´ zu einer Geldstrafe von 1.800 DM verurteilt. Die Prozeßkosten für den Verlag betragen zusätzlich 25.000 DM.
Quelle: ID-Archiv im Internationalen Institut für Sozialgeschichte (IISG) (Hg.): Schwarze Texte. Politische Zensur in der BRD - 1968 bis heute gegen linke Buchläden, Verlage, Zeitschriften und Druckereien. Edition ID-Archiv im IISG, Amsterdam 1989 (Reihe: Dokumente der Gegenöffentlichkeit), ISBN 3-89408-002-7, S. 14
Wird fortgesetzt. Grüße -- Krakatau 19:05, 3. Jun. 2007 (CEST)
Dritte quelle:
Die verschiedenen Aktionen der Staatsgewalt gegen den Verlag (siehe Seite 31 f.) haben dazu geführt, daß einige Buchhändler sich weigern, teilweise oder vollständig, Bücher des Verlages zu führen oder zu besorgen - es heißt dann oft "Nicht lieferbar". Das ist fast immer falsch: Alle angezeigten Bücher des Verlages sind lieferbar oder, in seltenen Fällen, innerhalb einiger Wochen wieder lieferbar.
Quelle: Das schwarze Brett 8. Almanach 1972. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 1972, S. 2
Wird fortgesetzt. Grüße -- Krakatau 21:13, 3. Jun. 2007 (CEST) (sorry, hatte meine sig vergessen...
Vierte quelle:
"Klaus Wagenbach Schweinetreiben
[Karikatur (Drei schweine, ausgestattet mit richtermütze, postmütze und einem hut mit einem blümchen, als ringelschwänze das paragraph-zeichen, das posthorn und ein schweizerfähnchen haltend, koten auf ein buch mit der aufschrift "Wagenbach Verlag".]
So sieht uns der Zeichner R. Hachfeld: angeschissen von Schweizer Zoll, Deutscher Post und Berliner Justiz. (Markus 5: "´Wir sind unser viele´. Und sie baten und sprachen: ´Laßt uns in die Säue fahren!´Und Jesus erlaubte es ihnen. Da fuhren die unsauberen Geister in die Säue.") Die Tiere stehen nebeneinander, weil sie gemeinsam auftraten:
Am 28.10.71 besetzten einige Dutzend Polizisten den Verlag, um Rotbuch 29 zu beschlagnahmen; gleichzeitig wurde es in den Buchhandlungen beschlagnahmt. Ebenfalls am 28.10. entdeckte die Post plötzlich ihr sittliches Empfinden und verweigerte den Versand des Verlagsalmanachs (siehe Seite 2).
Am 8.11. erschienen dann wieder einige Dutzend Polizisten im Verlag, um den "Roten Kalender 1972" zu beschlagnahmen. Ebenso in den Buchhandlungen.
Am 11.11. wurde der "Rote Kalender" vom Schweizer Zoll beschlagnahmt.
Die Post mußte ihr Verhalten revidieren: ebenso wurde unserem Einspruch in der Schweiz stattgegeben. Nicht so die Berliner Staatsanwaltschaft. Rotbuch 29 wurde mit folgender Begründung eingezogen:
"Auf Seite 3-23 wird dargestellt, daß eine Revolution zur Schaffung des Sozialismus nur durch Anwendung von Gewalt möglich ist. Auf Seite 23 ff wird ausgeführt, daß hierzu im Proletariat das verschüttete Bewußtsein für die Klassenlage und der Wille für die sich daraus ergebende Revolution geweckt und der Arbeiter in seiner bereits vorhandenen positiven Einstellung zur Gewaltanwendung bestärkt werden muß. Das könne nur dadurch geschehen, daß man ihm den Erfolg einer Revolution glaubhaft in Aussicht stelle..."
Wir verstehen: Marx war stets gegen Gewalt, Lenin hielt die Arbeiter für friedlich und hat ihnen dringend vom Bewußtsein ihrer Klassenlage abgeraten, Mao hat nie "eine Revolution glaubhaft in Aussicht gestellt". [...]
[Wagenbach schreibt weiter zum politischen charakter der durchsuchungen und den "beschlagnahmekosten" für den verlag (ca. DM 25.000,-)]
Den Rest besorgte Axel Springers Giftküche:
1. durch wochenlange Hochstilisierung des Verlages zum ´Anarchistenverlag`,
2. durch konzentriete Hetze gegen den "Roten Kalender": "Noch nicht verboten?" (Aufruf ASD, 2.11.), "Aufforderung zu Sabotage" (BZ, 3.11.), "demokratische Grundordnung unterminieren" (Morgenpost, 3.11.), Matthias Walden, 4.11.: "Terrorkalender. Ruf nach dem Staatsanwalt". Der kam am 8.11.
durch gezielte Denunziation der "Bild-Zeitung" gegen die Druckerei.
[...]
Der "Rote Kalender für Lehrlinge und Schüler" (ohne das ´Niveau` kluger Köpfe) erbrachte für den vorinformierten Staatsanwalt 32 inkriminierbare Zeilen (= 0,6% des Buches). Unser Einspruch wurde bis in solche Details abgelehnt:
"Die Veränderung von Kriegsdenkmälern stellt eine strafbare Handlung dar. Ausführungen des Beschwerdeführers, ob Kriegsdenkmäler sinnvoll sind, liegen neben der Sache. Solange es solche Denkmäler gibt, sind diese Gegenstände, die nach der herrschenden Auffassung der Bevölkerung zur Verschönerung dienen."
Da dieses Verhalten der Justiz (inkl. schleppender Behandlung) voraussehbar war, erschien kurz nach der Beschlagnahme unsere ´durchschnüffelte´ Ausgabe des Kalenders.
[Wagenbach gibt an, daß die Bibliothek des Abgeordnetenhauses von Berlin ("Sondergenehmigung liegt vor") und Industriefirmen (für ihren werkschutz mit dem vermerk "nur für den Dienstgebrauch") exemplare der beschlagnahmten schriften anfordern. Die "Welt" habe, obwohl über die beschlagnahme befriedigt, am 8.3.1972 umfangreiche auszüge aus Rotbuch 29 abgedruckt.]
Gegen solche Selbstsicherheit ist schwer anzugehen: Zwar mißbilligten 121 Schriftsteller die Aktion gegen den Verlag und der PEN kritisierte insbesondere die unterschiedliche Behandlung (Wagenbach nein, Springer ja). Aber sonst?
[Wagenbach geht auf die deutsche presse ein, die die beschlagnahmungen befürwortet (Tagesspiegel, Süddeutsche Zeitung, Spiegel, konkret) und stellt entgegengesetzte sichtweisen in der ausländischen presse gegenüber (Observateur, Paris, National-Zeitung, Basel, L´Express, Paris, Tages-Anzeiger, Zürich, Politique hebdo, Paris).]
Wir wollen das nicht gegeneinander ausspielen - oft hängt Objektivität auch davon ab, ob etwas vor der Haustür oder weit hinten in der Türkei stattfindet.
Allerdings gibt es auch schon vorsorgliche Reinigungskolonnen: die "FAZ" machte auf einige ´noch zu prüfende` Bücher des Verlages aufmerksam. [...] das ZDF erbat unsere ´Selbstkontrolle´.
Wir werden uns erlauben, das nicht zu tun. Zensur von Lesern oder Autoren ist nicht Aufgabe eines Verlages. Wir werden weiter das veröffentlichen, was wir für schön, lustvoll und politisch wichtig halten."
Quelle: Das schwarze Brett 8. Almanach 1972. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 1972, S. 31-33
Ich habe so ausführlich zitiert, weil einerseits der schwer zu beschaffende text nicht allen mitautorInnen vorliegt und andererseits hier die verzahnung des (späteren) verbotes, den tod von Ohnesorg als mord zu bezeichnen mit einer politischen kampagne gegen den verlag deutlich wird. Der hauptsapekt in dieser geschichte ist IMHO nicht der streit um den mordvorwurf. Kern ist, daß meines wissens zum ersten mal ein verlag einen text der Roten Armee Fraktion abdruckte. Die folge der beschlagnahmeaktion ist, daß zukünftig bis weit in die 1990er jahre hinein die meisten dieser texte nur noch illegal erhältlich sind, also nicht allgemein öffentlich, lesbar, diskutierbar und kritisierbar, es sei denn, es handelt sich um eine pauschalierende undifferenzierte ablehnung. Dabei ist für verlage neben der strafandrohung natürlich auch der befürchtete finanzielle schaden von großer bedeutung.
Wenn man mal zu graben anfängt... Jetzt ist mir noch in die hände gefallen: Klaus Wagenbach: Eintritt frei. Beiträge zur öffentlichen Meinung. Herrmann Luchterhand Verlag, Darmstadt und Neuwied 1982 (Reihe: SL 396), ISBN 3-472-61396-3, und darin u.a. die artikel: Wie man einen politischen Prozeß führt. (S. 44-49) und ´Mord´ (S. 50-56).
Zusammenfassungen und hier brauchbare zitate heute nicht mehr, aber bald. Grüße -- Krakatau 21:09, 3. Jun. 2007 (CEST)
Vielleicht aber das noch... fünfte quelle:
[Konflikt und trennung in Wagenbach Verlag und Rotbuch Verlag]
Die Kollegen mochten schließlich nicht gestatten, daß wir den ´Roten Kalender´ fortführen.
Der Staatsgewalt ist das gleich: Sie verurteile Klaus Wagenbach im Juli wegen des "Roten Kalender 73" (Beleidigung des Polizeipräsidenten) und bereitet seit August den Prozeß wegen Veröffentlichung des `Rotbuch 29` und des `Roten Kalenders 72` gegen ihn vor.
Quelle: Zwiebel 9. Almanach 1973. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 1973. S. 2
Wird fortgesetzt. Grüße -- Krakatau 21:59, 3. Jun. 2007 (CEST)
offene fragen 1
IMHO wurden, wie aus der letzten quelle hervorgeht, sowohl der "Rote Kalender 1972 für Lehrlinge und Schüler" als auch der "Rote Kalender 1973 für Lehrlinge und Schüler" inkriminiert. Dabei steht der mordvorwurf offenbar in der ausgabe 1973 (die, wie wir annehmen dürfen, ende 1972 erscheint) und für die am 3.7.1973 bereits eine geldstrafe verhängt wird (ob "Beleidigung der Berliner Polizei (§ 185 StGB)" oder "Beleidigung des Polizeipräsidenten" wäre dabei noch zu verifizieren). Es wäre allerdings sinnvoll, beide kalender hinsichtlich des 2. Juni zu prüfen. Grüße -- Krakatau 23:24, 3. Jun. 2007 (CEST)
Sechste quelle:
Erläuternder zusatz zu "Mord" im kapitel "Von der Notwendigkeit des Radikalismus":
1975; "Schlußwort des Angeklagten".
Der Prozeß bezog sich auf einige Zeilen im ´Roten Kalender 1973 für Lehrlinge und Schüler´, in denen die Erschießung von Benno Ohnesorg (2. Juni 1967) und Georg von Rauch (4. Dezember 1971) durch Berliner Polizisten als "Mord" bezeichnet wurde. Der Berliner Polizeipräsident stellte daraufhin Strafantrag wegen Beleidigung der Polizei. In erster Instanz wurde ich freigesprochen, ebenso wie auch Erich Fried (der "Vorbeugemord" geschrieben hatte) in Hamburg. Die Hamburger Staatsanwaltschaft legte keine Revision ein, die Berliner tat´s und nicht nur das: In einem Mammutprozeß vom 14.1. bis 6.3. 1975 wurde nocheinmal der gesamte angebliche ´Tathergang` der Erschießung von Georg von Rauch untersucht, weil nur so festgestellt werden könne, ob es sich um einen ´Mord´ gehandelt habe. Infolgedessen war (und dies wohl mit Absicht) die eigentliche schwerwiegende Folge nicht die Verurteilung ("30 Tagessätze in Höhe von jeweils 60,- DM"), sondern die Verurteilung zu den Kosten des Verfahrens (über 40.000,-).
Quelle: Klaus Wagenbach: Eintritt frei. Beiträge zur öffentlichen Meinung. Herrmann Luchterhand Verlag, Darmstadt und Neuwied 1982 (Reihe: SL 396), ISBN 3-472-61396-3, S. 56
Wird fortgesetzt. Grüße -- Krakatau 16:34, 4. Jun. 2007 (CEST)
Zur besseren übersicht des bisher recherchierten (dabei den Ohnesorg-strang fett) eine zeitleiste 1:
- 1971 erscheinen von Rotbuch 29
- 28.10.1971 beschlagnahme Rotbuch 29 (quelle 1, quelle 4)
- 28.10.1971 post befördert nicht almanach (quelle 4)
- 2.11. - 4.11.1971 kritik der springerpresse an Roter Kalender 1972 (quelle 4)
- 8.11.1971 beschlagnahme Roter Kalender 1972 (quelle 4)
- 11.11.1971 beschlagnahme Roter Kalender 1972 durch Schweizer Zoll (quelle 4)
- 4.12.1971 Erschießung von Georg von Rauch
- 8.3. 1972 Rotbuch 29 z.T. in Die Welt abgedruckt (quelle 4)
- 1972 beschlagnahme Roter Kalender 1973 (quelle )
- 1972(?) Stellungnahme von 121 schriftstellern (quelle 4)
- 1972(?) Stellungnahme von PEN (quelle 4)
- 3.7.1973 500 DM geldstrafe Roter Kalender 1973 (quelle 2, quelle 5)
- 1973 (?) Widerspruch gegen geldstrafe Roter Kalender 1973 (quelle 2)
- August 1973 staatsanwaltschaft bereitet prozeß vor wg. Rotbuch 29 und Roter Kalender 1972 (quelle 5)
- 26.2.1974 freispruch Roter Kalender 1973 (quelle 2)
- 1974 (?) revision gegen freispruch Roter Kalender 1973 (quelle 2)
- 4.1. - 6.3.1975 prozeß Roter Kalender 1973 (quelle 6)
- 6.3.1975 urteil 1800 DM geldstrafe Roter Kalender 1973 (quelle 2, quelle 6)
- unklar (vor 6.3.1975) verfahren gegen Erich Fried ("Vorbeugemord") in Hamburg (quelle 6)
Grüße -- Krakatau 18:14, 4. Jun. 2007 (CEST)
Siebte quelle:
Bei dem text handelt es sich um das schlußwort von Klaus Wagenbach (wahrscheinlich Februar, spätestens anfang März 1975) im prozeß wegen des Rotern Kalenders 1973 .
Ich habe zu Beginn des Prozesses (wie schon in der ersten Instanz) kurz erörtert, was sich mit dem Wort Mord verbindet und in welchen Zusammenhängen es gebraucht wird [...] Ich habe darauf hingewiesen, daß gerade der Begriff "Mord" nicht auf die juristische Definition eingeschränkt werden kann.
[...]
Ich habe dann auch - am ersten Verhandlungstag - gefragt, wie denn anders wir die Ermordung von Benno Ohnesorg und Georg von Rauch hätten bezeichnen sollen, ob wir hätten schreiben sollen "von hinten erschossen" oder "aus Versehen umgebracht" oder "nervös getötet"? Ich habe auf diese Fragen die Antwort erhalten, daß ja z.B. auch unterschieden werden müsse zwischen "Mord" und "Totschlag". Die Antwort wiederholt einfach nur das Problem: Wer, außerhalb von Gerichtssälen, benutzt denn das Wort "Totschlag"?
[...]
Sie wollen und wollen nicht über den Begriff "Mord" diskutieren, weil dieser Begriff - für sie - feststeht. Sie werden zugeben, daß dieser Prozeß von Außenstehenden (einschließlich Herrn Hübner) aber als Prozeß um das Wort "Mord" angesehen wird und also die Ablehnung einer Diskussion dieses Wortes kaum anders begriffen werden kann denn als Vorwegnahme des Urteils.
[...]
Es kann deswegen nicht verwundern, daß in diesem Prozeß geradezu ängstlich vermieden wurde, danach zu fragen, was wir uns denn wohl dabei gedacht haben, als wir von Benno Ohnesorg geschrieben haben, er sei "ermordet" worden und zugleich den "Freispruch" des Polizisten erwähnten, der ihn erschoß. Das zeigt doch ganz deutlich, daß wir hier nicht die juristische Definition verwenden. Das zeigt sich auch an anderen Stellen des Büchleins, so z.B. auf der ersten Seite, wo vom "Mord" an Richard Epple (der von einer Verkehrsstreife erschossen wurde) die Rede ist.
Und warum hat denn eigentlich der Augsburger Polizeipräsident keine Anklage gegen mich erhoben, obwohl auf Seite 95/96 vom "Mord" an Thomas Weißbecker die Rede ist? Warum klagt der Stuttgarter Polizeipräsident nicht, obwohl auf Seite 44 vom "Mord" an McLeod die Rede ist? Aus all dem ergibt sich doch ziemlich deutlich, wie und in welchem Zusammenhang wir, kritisch, den Begriff "Mord" verwenden. Und die betreffenden Polizeipräsidenten haben das auch durchaus begriffen und uns nicht verklagt. Nur der Berliner Polizeipräsident will Sonderrechte und erhofft sich - nachdem er bei der Klage gegen Erich Fried in Hamburg gescheitert ist - in Berlin eine, drücken wir´s höflich aus: wohlgesonnere Justiz. Und das nicht zu Unrecht.
[...]
So verstehe ich auch, wenn Sie mir dies als Schlußbemerkung gestatten, den Schuldspruch, den Sie fällen werden, nur zum Teil gegen mich gerichtet; aus zweierlei Gründen: Erstens ist er zugleich gegen Heinrich Böll, Robert Neumann, Johannes Schenk, Peter Handke, Klaus Stiller, Ulrich Sonnemann, Gerhard Zwerenz und viele andere gerichtet, die die Erschießung von Benno Ohnesorg und Georg von Rauch ebenfalls "Mord" genannt haben. Daß der Prozeß gegen mich geführt wurde, hat die genannten praktischen Gründe: In Berlin läßt sich sowas (wie der ärgerliche Hamburger Freispruch von Erich Fried zeigt) noch am besten absichern.
Quelle: Klaus Wagenbach: Eintritt frei. Beiträge zur öffentlichen Meinung. Herrmann Luchterhand Verlag, Darmstadt und Neuwied 1982 (Reihe: SL 396), ISBN 3-472-61396-3, S. 50-56
Wird fortgesetzt. Grüße -- Krakatau 14:21, 5. Jun. 2007 (CEST)
Traurig
Ach liebe Wikifreunde, wie macht mich das alles doch so traurig. War damals 17, in Berlin, und erinnere mich noch, als sei es gestern gewesen, an die Bilder in der Berliner Abendschau und die brodelnde Stadt. Musste nur mal ganz tief seufzen. Macht weiter so an diesem wichtigen Artikel. Lesenswert ist der immer, auch ohne Prädikat.Elchjagd 20:53, 3. Jun. 2007 (CEST)
- Ich teile deine Trauer und reiche dir virtuell die Hand. Ich war damals nicht dabei und erinnere mich dennoch an die Betroffenheit überall, als es bekannt wurde. Es muss auch schlimm für Kurras sein, dass er bis heute nicht die Wahrheit gesagt hat. Ein verbogenes Leben und viele zerstörte Leben hat diese Kugel bewirkt. (Und wenige haben dazugelernt seitdem, siehe die Bilder von Rostock heute.) Jesusfreund 21:09, 3. Jun. 2007 (CEST)
Resonanz außerhalb der APO
Noch ein interessantes zitat gefunden - FYI:
Mein Vater verreiste im Grunde nicht gerne. Als dann der Schah-Besuch näher rückte, hat er mit einem Mal zu meiner Mutter gesagt, "eigentlich sollten wir doch nach Berlin fahren! Die Kinder müssen ja demonstrieren, und wir können auf die Enkelkinder aufpassen." Meine Mutter hat sich sehr gewundert, hat aber gesagt, "pack die alte Hose ein!" Sie waren auch im Audimax und haben zum ersten Mal diese ganze Stimmung mitgekriegt. Vietcong-Fahnen und Klatschen, und meine Mutter fand das alles sehr beeindruckend.
Dann kam der Morgen des 2. Juni, als vorm Rathaus Schöneberg der Schah empfangen wurde. Als mein Vater unruhig wurde, sagte meine Mutter: "Geh zum Rathaus Schöneberg. Du hältst es hier sowieso nicht aus. Aber zieh die alte Hose an!" Meine Geschwister waren woanders im Einsatz. Er stand da und um ihn herum lauter demonstrierende Studenten. An den Hamburger Reitern waren die "Jubelperser" mit ihren Dachlatten und schlugen auf die Demonstranten ein. Es ging hin und her, bis schließlich mein Vater, als aufrechter Demokrat und Christ, sagte: "Passen Sie mal auf! Sie sind hier in Deutschland, und diese Studenten haben das Recht zu demonstrieren. Nu´ packen Sie mal ihre Latten weg." Da haben die "Jubelperser" voll auf meinen Vater draufgehauen.
Dieses Bild, wie ein grauhaariger Herr unter der Latte regelrecht zu Boden ging, ist immer in diesen Filmen über den 2. Juni zu sehen. Zum Glück ist ihm äußerlich nichts passiert, aber innerlich! Dieser Schlag auf den Kopf, dieses undemokratische Verhalten und daß "unsere deutsche Polizei" nicht gegen diese "Jubelperser" vorgegangen ist, hat ihn zutiefst erschüttert. Als er wieder nach Hause kam, hat er sofort die goldene Ehrennadel der CDU zurückgeschickt."
Quelle: Annette Schwarzenau (geboren 1943 und zu der zeit krankenschwester in Tübingen; ihre schwester ist 1967 mit Bahman Nirumand verheiratet) in: in: Ute Kätzel: Die 68erinnen. Portrait einer rebellischen Frauengeneration. Rowohlt-Berlin Verlag, Berlin 2002, S. 43f.
Beerdigungsdarstellung
Im Artikel Hans Filbinger hat Fossa in seiner Aktion Schwafeli folgendes überflüssige entfernt:
-> "700 Menschen nahmen Abschied von ihm, darunter Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, Unions-Fraktionschef Volker Kauder, die Nachfolger Filbingers als Ministerpräsidenten Lothar Späth, Erwin Teufel und Günther Oettinger."
Ist ja okay. Allerdings sollte dann die Aktion Schwafeli auch bei Benno Ohnesorg das über 10 mal so lange Geschwafel entfernen:
-> "Benno Ohnesorg wurde am 8. Juni in die Bundesrepublik überführt. Zuvor fand eine Trauerfeier im überfüllten Henry-Ford Bau der FU Berlin statt; danach zogen etwa 15.000 Menschen trotz des Demonstrationsverbots zum Grenzübergang Dreilinden, um ihn dort zu verabschieden.[31] Helmut Gollwitzer sagte an der DDR-Grenze:"
"Ein Tod verpflichtet zur Versöhnung. Der Todesmonat von Benno Ohnesorg ist auch der Todesmonat für viele junge Vietnamesen, Amerikaner, Israelis und Araber gewesen. Benno Ohnesorgs Leidenschaft galt dem Frieden... Als er sich dort von seiner Frau an der Straßenecke in der Schillerstraße trennte und hinüber zur Krummen Straße ging, ...war es vielleicht sein Impuls, einem Misshandelten zu helfen, der ihn sein Leben kostete... Nehmt diesen ersten unkontrollierten Konvoi seit Kriegsende als Zeichen der Verheißung für ein künftiges friedliches Deutschland..., in dem man wieder, ungehindert durch Autobahngebühren, Stacheldrähte und Mauern, frei hin und herfahren kann."
"Ein großer Autokonvoi begleitete Ohnesorgs Sarg dann durch die DDR, deren Behörden auf die üblichen Grenzkontrollen und Transitgebühren verzichteten. Eine Menge DDR-Bürger, darunter Mitglieder der FDJ und Betriebsdelegationen, grüßte den Konvoi an beiden Grenzübergängen."
"Am Folgetag wurde Ohnesorg auf dem Stadtfriedhof Bothfeld in Hannover beerdigt. Auch daran nahmen Zehntausende teil; in der ganzen Bundesrepublik demonstrierten hunderttausende Menschen."
Kann jemand begründen, warum ein Satz zur Filbingerbeerdigung überflüssiges Geschwafel ist, während ein ganzer Abschnitt blah-blah zu Ohnesorg erforderlich ist ?
Beerdigung = Beerdigung. Egal ob gute oder neutral zu bewertende Leute unter die Erde gebracht werden, oder Lumpen (deshalb erzählt der Pfarrer ja auch fast nie etwas Schlechtes über den Verstorbenen). Also entweder man lässt so was wie "wie viele Anwesende", "welche VIP`s", "wie viele Konvois" etc. bei allen Artikeln weg, oder man bringt es überall. Hier (mal wieder) mit zweierlei Maß zu messen ist falsch.
Gruß Boris Fernbacher 08:45, 6. Jun. 2007 (CEST)
- (Nach BK) Von Gut oder schlecht ist nirgends die Rede, weder dort noch hier. Warum die Trauerrede und die Anteilnahme genannt werden, liegt auf der Hand: weil sie eben bundesweit beachtet wurden und dieser Tod historische einschneidene Folgen hatte (was man von Filbinger so nicht behaupten kann).
- Man kann das Gollwitzerzitat vielleicht etwas kürzen, aber m.E. macht es Sinn, darauf hinzuweisen, dass bei B.O.'s Beerdigung Versöhnung angemahnt wurde, was die Terroristen, die sich auf ihn bezogen, wohl überhört haben müssen.
- (Übrigens ist das Oettingerzitat kaum kürzer, nur nebenbei). Jesusfreund 08:51, 6. Jun. 2007 (CEST)
- Mag sein, dass Filbinger historisch nicht so bedeutsam ist. Aber seine Beerdigung hat ja auch (primär aufgrund von Oettingers Bla blah) bundesweiten Trubel ausgelöst. (Anm.: Sieht man ja auch daran, wie fetzig es im Artikel zu ihm hier abgeht.) Und in BW hat er sicher noch etliche Fans gehabt, die betroffen waren. Also zumindest: Landesweite Bedeutung kann man der Beerdigung schon zugestehen. Anm.: Zu -> historische einschneidene Folgen bei Ohnesorg: Das ist ja auch etwas Interpretationssache, wie bedeutsam das Ereigneiss nun wirklich war, oder ob auch alles ohne seinen Tod ähnlich gekommen wäre. Hier über 20 Zeilen aktzeptieren, und dort 1-2 Zeilen löschen ist nicht gerechtfertigt. Man bekommt ja fast den Eindruck: "Kein Schwein, außer Pfarrer und Totengräber, kam zu Filbingers Beerdigung." Zu gut oder schlecht: Sorry, für meinen POV. Aber ich darf ja Ohnesorg wohl noch etwas symphatischer finden als Filbinger, oder ? Gruß Boris Fernbacher 09:03, 6. Jun. 2007 (CEST)
- Die Oettingerrede ist doch ebenfalls ausführlich zitiert? Bei Ohnesorg sind doch auch keine einzelnen Trauergäste genannt? Hier wie dort ist das für die Bedeutung entscheidende genannt.
- Ob die RAF ohne Ohnesorg gekommen wäre, kann niemand wissen und darüber wird deshalb auch in der Historiografie nicht spekuliert. Dass Ohnesorgs Tod der Auslöser war (natürlich nicht: die Rechtfertigung, die gibt es nicht), wird doch nirgends ernsthaft bestritten. Was willst du eigentlich? Jesusfreund 09:26, 6. Jun. 2007 (CEST)
Natürlich ist die Darstellung des Ablaufs der Beerdigung relevant. --Anima 12:42, 6. Jun. 2007 (CEST)
Beriln
Aus dem Artikel West-Berlin -> "Gemäß Artikel 1 Absatz II der Verfassung von Berlin ist Berlin ein Land der Bundesrepublik Deutschland und gemäß Artikel 23 alter Fassung des Grundgesetzes war Groß-Berlin ein Land der Bundesrepublik Deutschland." Gruß Boris Fernbacher 10:24, 6. Jun. 2007 (CEST)
- Die damaligen Verfassungsprobleme Berlins müssen hier nicht reingetragen werden, umgangssprachlich und pragmatisch darf man wohl das Gebiet der damaligen Bundesrepublik einfach benennen. Jesusfreund 10:28, 6. Jun. 2007 (CEST)
- Meine ich auch. Deshalb ist "Berlin -> Hannover" die beste Lösung. Da ist dann gar nichts untergründig impliziert, und niemand (auch ich nicht) kann ein wie auch immer geartetes Interesse der Autoren reindeuten. Damit ist der teil schon mal auf der sicheren Seite. Boris Fernbacher 11:02, 6. Jun. 2007 (CEST)
Ravel, Weinlese, u.a.
Es macht wenig Sinn, solche Sachen (Er schrieb Gedichte und hörte Musik, u.a. Carl Orff, Maurice Ravel und Lyrik von François Villon.) im Artikel zu erwähnen. Außer wenn jemand später Musiker wird, ist es absolut unbedeutend und uninteressant, (obwohl ja Ravel von gutem Geschmack von Ohnesorg zeugt) was Ohnesorg so an Musik hörte. Auch wo jemand Urlaub gemacht hat, oder mal ausgeholfen hat, bringt dem Artikel sehr wenig und zieht ihn nur in die Länge. (Anm.: Wenn ich morgen mal nach Heiligendamm laufen würde, und dort abgeknallt würde, wäre es sicher auch unerwähnenswert, was ich vorher so auf in meinem CD-Player hatte oder wo ich mal 2-3 Monate geschafft habe.) Ebd.: "Er konnte gut mit Kindern umgehen."
Dies und einige andere über den Artikel verteilte "lobende Kleinigkeiten/Formulierungen/Superlative" ("großer Autokonvoi", "überfüllter Saal" bei der Trauerfeier", etc.) sind sicher nicht mit irgendeiner Absicht erstellt worden. Sie sind dem Artikel aber doch eher schädlich/kontraproduktiv als nützlich oder gar informativ.
Es kann/könnte sogar (Assume bad faith) der ungewollte Eindruck entstehen: "Diese Person solle eventuell allzu positiv skizziert werden." Und das verleidet einem eventuell den Rest des Artikels, weil man den Eindruck haben könnte: "Die Autoren wollen den Leser beeinflussen/belehren."
Es wäre sinnvoller einiges an kleinen Formulierungen/Anekdoten/Superlativen etwas rauszunehmen. Das nimmt auch den Contra-Abstimmern, wie mir oder Smoking Joe, den Wind aus den Segeln. Der Artikel würde damit an Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft nur hinzugewinnen. Gut recherchiert und belegt ist er ja zu 80-90 % schon !
POV-Anmerkung: Ich habe den Eindruck (POV), dass der Tod bzw. Totschlag oder Mord an einem Menschen wie so oft in der Geschichte teilweise auch "märtyrermäßig" im Sinne der "jeweiligen Bewegung" instrumentalisiert wurde. Kenne mich mit dem Thema und der Literatur dazu aber leider zu wenig aus, und habe keine Bücher dazu. Wer etwas dazu hat, könnte ja mal in der Richtung schauen, ob an diesem Gedanken etwas dran ist, oder ob das nur ein vollkommen abwegiger Gedanke von mir ist.
PS: "Diese Tipps sind wirklich nicht böse gegenüber dem Artikel oder dem/den Autoren gemeint."