Zum Inhalt springen

SBB RAe 4/8 1021

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 15. November 2004 um 14:48 Uhr durch Filzstift (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.


Der Normalspurwagen RAe 4/8, auch Churchill-Pfeil genannt, wurde 1938 in Zürich gebaut. In ihm finden an Vierertischen insgesamt 110 Menschen platz. Der Zug ist eine Doppelkonstruktion mit einem Führerstand an beiden Seiten und einer Minibar in der Mitte, wobei der Wagen nicht zweiklassig aufgeteilt ist, sondern alle Plätze gleichberechtigt sind. Aufgrund der Tische und der Minibar wird dies meist als erste Klasse angegeben.

Im Personenbeförderungsdienst sollte der Zug für angemessenen Fahrtkomfort bei 90 bis 100 km/h gefahren werden, ist man allein, so kann man ihn jedoch auf gerader Strecke auf bis zu 130 km/h bringen.

Datei:Churchill-Pfeil.jpeg
RAe 4/8, Churchill-Pfeil

Aussehen

Zu erkennen ist der Churchill-Pfeil durch seine dunkelrote Färbung (im Gegensatz zum hellroten RAe 2/4, dem Roten Pfeil) und die typische langgezogene Nase. Er besteht aus zwei Teilen, in deren Mitte sich die Minibar befindet. Nach 1967 wurden die Chromlettern (SBB - CFF - FFS) an der Seite abmontiert und durch weisse Farbe ersetzt, in der nun auf der linken Seite SBB CFF (ohne Streifen) und auf der rechten SBB FFS steht.

Geschichte

Der Churchill-Pfeil hat in der Geschichte der SBB eine besondere Bedeutung. Er wurde im Jahr 1938 von den Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabriken in Winterthur als Ableger des RAe 2/4 Roter Pfeil für die Landesausstellung im Jahre 1939 konstruiert. Ab 1941 wurde er dann für den Personenverkehr freigegeben, da sein Zweck als Ausstellungsobjekt mit Ende der Landesausstellung eigentlich erfüllt war.

1944 plante die Schweizerische Armee, den Zug zu einem Gepäckwagen umzubauen und für einen möglichen Kriegseinsatz vorzubereiten. Die Zugförderung und Werkstätten lehnte dies energisch ab.

Zum Glück, denn zwei Jahre später kündigte sich mit Sir Winston Churchill hoher Besuch an, der gerade diesem eigentlich kaum benutzten Zug eine besondere Bedeutung verlieh. Der Triebzug mit der Nummer 301 wurde zur Beförderung dieses hohen Gastes abgestellt. Seither ist dieser Zug nicht mehr unter seiner Typenbezeichnung RAe 4/8, sondern als Churchill-Pfeil bekannt.

Im Jahre 1978, im Alter von 40 Jahren, wurde der Churchill-Pfeil zum Schrottwert verkauft, da sich die Option auf einen Stellplatz im Verkehrsmuseum in Luzern im letzten Moment doch nicht ergeben hatte. Der Churchill-Pfeil wurde mit der Nummer 1021 weiterhin auf der Sursee-Triengen-Bahn im Personenverkehr eingesetzt, wo er 1980 ausser Betrieb genommen wurde. Im Jahre 1984 kamen dann Debatten über eine mögliche Verschrottung dieses Zuges, der heute bei manchen Leuten als Kulturgut zählt, auf. Nach einem Jahr heftigen Streits kam dann der Entschluss: die SBB wollen den Churchill-Pfeil 1021 weiterhin als Anschauungsobjekt behalten und für gelegentliche Veranstaltungen fahrtauglich lassen. Aus dem öffentlichen Personenverkehr werde er jedoch ausgemustert.

So erlebte dieser Zug mehrere Staatsbesuche, nahm, obwohl fahruntüchtig, 1990 an einer Ausstellung in Mannheim teil. Ende der 1990er Jahre wurde der Zug durch die Mittelthurgau-Bahn einer umfassenden Renovation gezogen und wieder in Betrieb gesetzt. Er wurde am 1. Mai 1997 in St. Gallen gesehen und am 10. Oktober 1998 in Laufenburg. 1999 folgte sein berühmter Auftritt in Chur und am 28. Oktober 2004 wurde er für eine Dinner-Fahrt von Basel nach Montreux eingesetzt. Es wird erwartet, dass diesem geschichtsträchtigen Zug noch weitere Prestigefahrten bevorstehen.

Mit dem Konkurs der Mittelthurgau-Bahn wurde der Pfeil Eigentum der SBB Historic, der historischen Flotte der SBB.