Schmalspurbahn Frýdlant v Čechách–Heřmanice
Frýdlant v Čechách–Heřmanice | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Streckenlänge: | 10,781 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 750 mm (Schmalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Maximale Neigung: | 35 ‰ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Minimaler Radius: | 50 m | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckengeschwindigkeit: | 40 km/h | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Die einstige Schmalspurbahn Frýdlant–Heřmanice war die einzige Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 750 mm im ehemaligen Österreich-Ungarn. Die Strecke verlief von Frýdlant v Čechách (Friedland in Böhmen) in den an der Landesgrenze zu Sachsen gelegenen Ort Heřmanice u Frýdlantu (Hermsdorf in Böhmen) und hatte dort Anschluss an die Schmalspurstrecke Zittau–Reichenau–Hermsdorf der Kgl. Sächsischen Staatseisenbahn. Im heutigen Tschechien ist die Strecke als Heřmanička (deutsch etwa: Hermsdorfer Bähnle) bekannt.
Geschichte
Im Jahre 1864 bestand ein Projekt die Löbau-Zittauer Eisenbahn in Richtung Friedland und weiter ins schlesische Liegnitz (heute: Legnica/Polen) fortzusetzen. Aus finanziellen Gründen kam es jedoch nicht zum Baubeginn. Den ersten Eisenbahnanschluss erhielt Friedland dann 1875 mit der Süd-Norddeutschen Verbindungsbahn von Berlin über Görlitz in Richtung Reichenberg (heute: Liberec) und weiter nach Wien.
Im Jahre 1884 entstand in Sachsen eine Schmalspurbahn, die von Zittau über Reichenau nach Markersdorf führte. Schon bald entstanden Pläne, diese Linie bis Friedland fortzuführen. In Sachsen wurde die Strecke im Jahre 1900 bis zum gemeinsamen Grenzbahnhof im böhmischen Hermsdorf verlängert.

In Böhmen errichtete die neugegründete Friedländer Bezirksbahn eine 10,78 km lange Anschlussstrecke, die in der für Österreich-Ungarn einmaligen Spurweite von 750 mm erbaut wurde. Nach einem Jahr Bauzeit konnte dann schließlich der Verkehr am 25. August 1900 eröffnet werden. Um auch den Ort Dittersbach bedienen zu können, entstand dort ein Kopfbahnhof, an dem die Lokomotiven vor der Weiterfahrt ans andere Zugende wechseln mussten. Die Gleise beider Richtungen verliefen etwa einen Kilometer parallel nebeneinander. Außer einigen Sonderzügen, die teilweise auch von Oybin nach Friedland verkehrten, fand zwischen der sächsischen und böhmische Strecke jedoch kein durchgängiger Personenverkehr statt, sondern die Fahrgäste mussten stets in Hermsdorf zur Weiterfahrt umsteigen. Lediglich im Güterverkehr erfolgte nach einem Personal- und Lokomotivwechsel eine Durchfahrt.
Zum 31. Dezember 1924 wurde die Friedländer Bezirksbahn verstaatlicht und die Strecke gelangte ins Eigentum der Tschechoslowakischen Staatsbahn ČSD. Nach der Angliederung des Sudetenlandes an Deutschland im Herbst 1938 wurde die Strecke dann von der Deutschen Reichsbahn übernommen. Betrieblich blieb die Strecke eigenständig, es verkehrten auch weiterhin keine durchgehenden Züge zwischen Zittau und Friedland.
Nach 1945 kam die Strecke wieder zur ČSD. Wegen Unrentabilität wurde der Verkehr am 22. September 1947 zunächst eingestellt. Am 28. Mai 1951 wurde der Güterverkehr zur Bedienung des Steinbruches der Severočeský průmysl kamene N.P. (vormals Schotterwerke Supich & Co KG) in Heřmanice wieder aufgenommen. Ab 14. Juli 1957 verkehrten dann auch wieder Reisezüge. Der Gütertransport auf der Strecke wurde am 13. Juni 1964 wieder eingestellt, da die aus der Anfangszeit der Bahn stammenden Gleisanlagen mittlerweile zu verschlissen waren. Die letzten Reisezüge verkehrten am 13. Januar 1976. In den Folgejahren war die Strecke auch weiterhin noch im Kursbuch der ČSD enthalten, alle Züge verkehrten als Schienenersatzverkehr mit Bussen der ČSAD. Die offizielle Stillegung der Strecke erfolgte dann 1984. Die Gleise wurden 1997 abgebaut.
Die Fahrzeuge
Lokomotiven
Die Friedländer Bezirksbahn beschaffte für ihre Schmalspurbahn drei Schmalspurlokomotiven mit den Nummern 11 bis 13 von Krauss in Linz, die weitestgehend der bekannten Reihe U der kkStB glichen. Wegen des grenzüberschreitenden Verkehrs erhielten die Lokomotiven die in Sachsen übliche Heberleinbremse und Trichterkupplung. Die ČSD reihte die Lokomotiven später in die Reihe U 37.0 ein und gab ihnen die Betriebsnummern U 37.007 - 009. Die Lokomotive U 37.008 (ehem. Nr.12) blieb erhalten und dient heute als Ersatzteilspender für die Museumslokomotive U 37.002 in Jindřichův Hradec.
U 37.007 (ehem. Nr.11) befand sich als 99 791 im April 1945 zur Instandsetzung im Raw Chemnitz und verblieb nach Kriegsende bei den Schmalspurbahnen in Sachsen. Sie kam dann auf der schmalspurbahn zwischen Hetzdorf und Eppendorf zum Einsatz, gelangte später zur Prignitzer Kreiskleinbahn, wurde dort in 99 4712 umgezeichnet und 1965 ausgemustert.
Ab 1958 setzte die ČSD dann fabrikneue Diesellokomotiven T 47.0 auf der Strecke ein. Im Reisezugverkehr kamen jedoch vorerst weiter Dampflokomotiven zum Einsatz, da die neuen Lokomotiven keine Heizeinrichtung besaßen. Erst 1964 konnte deshalb die letzte Dampflokomotive ausgemustert werden.
Wagen
Die Wagen entsprachen der damaligen österreichischen Bauart, wie sie auch heute noch z. B. in den historischen Zügen der Zillertalbahn zu sehen sind. Ein einziger der alten zweiachsigen Wagen blieb bis heute erhalten. Der Wagen der Gattung D/ú 600 wurde in den 1990er Jahren originalgetreu restauriert und in den Schmalspur-Museumszug in Jindřichův Hradec eingereiht.
1966 beschaffte die ČSD neue Personenwagen der Bauart Balm (u).
Für den Transport normalspuriger Wagen auf der Schmalspurbahn wurden ab 1904 Rollwagen eingesetzt.
Fremde Fahrzeuge
Im Jahre 1945 verblieben etliche sächsische Fahrzeuge auf der Strecke, darunter eine VI K (99 702) und mehrere Traglastenwagen. Die 99 702 wurde später von den ČSD auf der Schmalspurbahn Třemešná ve Slezku-Osoblaha eingesetzt. Die Traglastenwagen verblieben zunächst in Frýdlant, gelangten später nach Südböhmen zur Jindřichohradecké místní dráhy (Neuhäuser Lokalbahn) und wurden dort bis in die 1970-er Jahre im Reisezugverkehr verwendet.
Ab 1948 verwendete die ČSD eine ehemalige Heeresfeldbahnlokomotive des Typs HF130C als Rangierlokomotive in Frýdlant. Die als T 36.001 bezeichnete Lok wurde 1954 als Werklokomotive zur Zementfabrik Královodvorské cementárny in Beroun abgegeben.