Kapitalistischer Realismus
Kapitalistischer Realismus bezeichnet einen Kunststil bzw. eine Künstlergruppe ab 1963.
Am 11. Oktober 1963 organisierten Gerhard Richter und Konrad Lueg, im Möbelhaus Berges das Happening "Leben mit Pop – Eine Demonstration für den Kapitalistischen Realismus". Der Begriff, als Gegenpol zum Sozialistischen Realismus (Sozialistischer Realismus) gewählt, sollte den von Konsum und Freizeit gekennzeichneten westdeutschen „realen“ Kapitalismus der 50er und 60er Jahre ironisch entlarven.
Seit dem Happening von 1963 wird der Begriff „Kapitalistischer Realismus“ zur Beschreibung einer lockeren Künstlergruppe bzw. Kunstrichtung, deren Blütezeit zwischen 1963 und 1975 war, aber bis heute nachwirkt, benutzt. Eingeführt wurde er vom Galeristen und Kurator René Block, der enge Kontakte zu den Künstlern der Gruppe hatte (siehe auch „Block, Réné: Grafik des Kapitalistischen Realismus. Berlin 1971/1974, 2 Bände“). Weitere Vertreter sind Wolf Vostell und KP Brehmer.
Später wurden von den Künstlern weitere, teilweise politischere Themen, wie die Verdrängung der Nazivergangenheit, Sexismus, Vietnamkrieg, Rassismus und gesellschaftliche Ungerechtigkeiten verarbeitet, die die Realität des Kapitalismus widerspiegelten. Als Medien wurden Happenings, Grafiken, Bilder und Installationen genutzt, um die Motive aus Illustrierten, Werbung, Familienfotos, Warenwelt und Alltagsgegenständen in Szene zu setzen.
Heute werden die dem Kapitalistischen Realismus zuzurechnenden Werke oft auch der Pop Art, mit der Bemerkung einer besonderen – politischen – europäischen Prägung zugeordnet.