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Unternehmen Rheinübung

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Das Unternehmen Rheinübung war eine Seekriegsoperation der deutschen Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg.

Um den Druck auf die Nachschubtransporte zu den britischen Inseln zu erhöhen und den U-Boot-Krieg zu unterstützen, lief im Mai 1941 ein Geschwader aus Gotenhafen mit Ziel Atlantik aus. Es bestand aus dem neuen Schlachtschiff Bismarck, dem Schweren Kreuzer Prinz Eugen und den drei Zerstörern Z 10 Hans Lody, Z 16 Friedrich Eckholdt und Z 23, die bei Norwegen zurückblieben. Die Aktion bekam den Decknamen Rheinübung.

Vorbereitungen

Die Bismarck lief am 18. Mai 1941 aus Gdingen (während der deutschen Besatzung von 1940 bis 1945 Gotenhafen genannt) zum Unternehmen Rheinübung aus. In Begleitung des Schweren Kreuzers Prinz Eugen und von drei Zerstörern ging die Fahrt durch den Großen Belt, Kattegat und Skagerrak in die Nähe der Stadt Bergen.

Das Geschwader wurde vom schwedischen Flugzeugmutterschiff Gotland gesichtet, welches die Briten mit einem kurzen Funkspruch informierte. Daraufhin verstärkten sich die Aufklärungsanstrengungen der Briten fieberhaft. Die Großkampfschiffe wurden schließlich in dem norwegischen Korsfjord bei Bergen von einem Aufklärungsflugzeug vom Typ Spitfire im Grimstadfjordausgemacht. Der an Bord des Flaggschiffes Bismarck befindliche Flottenchef Admiral Günther Lütjens beabsichtigte, über die Dänemarkstraße zwischen Grönland und Island in den Atlantik auszubrechen.

Am 22. Mai setzten beide Schiffe ihre Fahrt fort. Die drei Zerstörer blieben zurück. Im Laufe des nächsten Tages näherte man sich der Dänemarkstraße. Die britische Home Fleet (Oberbefehlshaber Admiral John Tovey) hielt einen Durchbruch an dieser Stelle für unwahrscheinlich. Deswegen waren nur zwei Schwere Kreuzer im näheren Umkreis. Die HMS Suffolk entdeckte den deutschen Verband per Radar am 23. Mai abends und beschattete diesen. Unterstützt wurde sie durch die HMS Norfolk, die kurzzeitig von den Deutschen Schiffen unter Feuer genommen wurde, aber in einer Nebelbank entkommen konnte. Die Kreuzer ließen sich nicht auf den ungleichen Kampf ein und sollten nur Fühlung halten, um die zwei eigenen Großkampfschiffe heranzuführen, die noch 300 Seemeilen entfernt waren.

Versenkung der Hood

Die Briten schickten den Schlachtkreuzer HMS Hood und das Schlachtschiff HMS Prince of Wales zum südlichen Ausgang der Dänemarkstraße, um den deutschen Verband abzufangen.

Am frühen Morgen des 24. Mai 1941 kam es zum Gefecht der beiden Verbände. Zunächst konzentrierte der britische Verband das Feuer auf die Prinz Eugen, da diese von der Ferne der Bismarck sehr ähnlich sah. Allerdings war die Prinz Eugen auf dieser Entfernung schwerer zu treffen und erlitt keine Schäden. Als der Irrtum bemerkt wurde, war es für die Hood schon zu spät. Die Bismarck konnte mit der dritten Salve ihrer schweren Artillerie in zweieinhalb Minuten die HMS Hood versenken. Durch einen Volltreffer, der vermutlich in eine Kartuschenkammer der achteren Turmgruppe durchschlug, kam es zu einer Explosion, welche das Schiff in drei Teile riss. 1415 britische Seeleute, darunter auch Vice-Admiral Lancelot Holland, kamen dabei ums Leben. Nur drei Mann wurden gerettet. Die Prince of Wales, nun auf sich alleine gestellt, drehte ab, nachdem sie vier Treffer durch die Bismarck und drei durch die Prinz Eugen erhalten hatte. Ohne dieses Manöver wäre die Prince of Wales wahrscheinlich in die deckende sechste Salve der Bismarck gelaufen, die sich beim Einschlag der fünften Salve bereits in der Luft befand. Außerdem war eine Granate der Bismarck auf der Kommandobrücke eingeschlagen und hatte bis auf den Kommandanten und den Obersignalmeister alle dort Anwesenden getötet, was den Abbruch des Gefechts erzwang, zumal auch mehrere schwere Geschütze aufgrund von Fehlern in der unfertigen Stromversorgung ausgefallen waren. Die Prinz Eugen erlitt keine Beschädigungen bei diesem Gefecht. Die Bismarck wurde durch die Prince of Wales dreimal getroffen, wobei ein Brennstoffbunker im Vorschiff zerstört wurde. Dies hatte zur Folge, dass 1000 Tonnen Brennstoff ausliefen und verbleibendes Bunkeröl durch Seewasser verunreinigt wurde. Zudem wurde einer der Kesselräume der Bismarck überflutet, und ein E-Werk mit Turbogeneratoren musste aufgegeben werden, da es zum Ausgleich der Trimmung ebenfalls geflutet werden musste. Die Höchstgeschwindigkeit von 30 Knoten konnte nicht mehr erreicht werden. Ferner kam man an die noch intakten Bunker des Vorschiffes nicht mehr heran.

Jetzt rächte sich, dass Lütjens es für unnötig gehalten hatte, die Bismarck während der Liegezeit im Grimstadfjord Treibstoff bunkern zu lassen. Eine längere Operation war nun unmöglich geworden. Die Höchstgeschwindigkeit der Bismarck war durch den Durchschuss im Vorschiff dauerhaft auf 28 Knoten herabgesetzt worden, und das Schiff zog von diesem Zeitpunkt an eine für die feindliche Luftaufklärung leicht erkennbare Ölspur hinter sich her.

Admiral Günther Lütjens entschied sich, die Bismarck von der Prinz Eugen zu trennen. Diese sollte selbstständig Handelskrieg führen. Die Bismarck sollte direkt nach St. Nazaire in Frankreich laufen, wo es ein ausreichend großes Trockendock für Reparaturarbeiten gab. Am Abend konnte man durch ein geschicktes Täuschungsmanöver die Trennung durchführen. Beide Schiffe entkamen der Radarbeobachtung der britischen Kreuzer Norfolk und Suffolk. In der englischen Kriegsgeschichte wurde dieses Gefecht als die Battle of the Denmark Strait benannt.

Verfolgung der Bismarck

Die Briten mobilisierten nach der Versenkung der Hood nahezu die gesamte Home Fleet, um die Bismarck zu vernichten (Zitat Churchill: „Es ist egal, wie Ihr es macht, aber versenkt die Bismarck!“). Da die britischen Schiffe langsamer als die Bismarck waren, konnte man nur auf das Abfangen durch die vor Gibraltar operierende Schiffe (Force H) hoffen, die nach Norden in Marsch gesetzt wurden. Zunächst war die Bismarck unauffindbar. Die Briten vermuteten, sie sei nach Westen ausgebrochen. Admiral Lütjens hatte die Fühlunghalter jedoch durch eine Kreisbewegung überlistet, hatte sie umlaufen und war nun unbehelligt auf dem Weg nach Osten, in Richtung französische Küste.

Lütjens erkannte jedoch seine Chance nicht und hielt sich weiterhin von der britischen Radarüberwachung für geortet. Daher sah er keine Notwendigkeit für eine Funkstille und setzte am Morgen des 25. Mai zwei längere Funksprüche an die Seekriegsleitung ab. Diese wurden von den Briten eingepeilt, jedoch zunächst falsch ausgewertet. Dadurch glaubten sie an eine Rückkehr der Bismarck nach Norwegen und schickten ihre Schiffe nach Norden statt nach Südosten, wo die Bismarck in Wahrheit stand. Erst am Nachmittag erkannten die Engländer ihren Fehler. Zu dieser Zeit hatte die Bismarck jedoch bereits so viel Vorsprung vor den Verfolgern gewonnen, dass sie für die Schiffe der Home fleet uneinholbar war.

Die einzigen britischen Schiffe von Belang, die noch zwischen der Bismarck und ihrem Ziel standen, war die „Force H“, bestehend aus dem Flugzeugträger Ark Royal, dem Schlachtkreuzer Renown und dem leichten Kreuzer Sheffield. Unter dem Eindruck des schnellen Untergangs der Hood schreckten die Briten allerdings davor zurück, diese eher unterlegenen Einheiten in ein direktes Gefecht mit der Bismarck zu schicken und setzten daher alle Hoffnungen auf den Flugzeugträger. Die Flugzeuge der Ark Royal sollten mit ihren Torpedos die Bismarck soweit beschädigen, dass die Verfolger sie einholen und mit zahlenmäßiger Überlegenheit versenken konnten.

Doch zunächst einmal musste die Bismarck, von der man seit den eingepeilten Funksprüchen nichts mehr gesehen und gehört hatte, gefunden werden. Die Briten verstärkten daher die Luftaufklärung über dem Seegebiet, in dem sie die Bismarck vermuteten. Hilfreich für die Engländer war dabei, dass die Bismarck aufgrund ihrer prekären Brennstofflage den direkten Kurs nach St. Nazaire wählen musste, anstatt sich mit Ausholbewegungen im weiten Atlantik zu verstecken. Trotzdem hätte ihre Geschwindigkeit ausgereicht, um den britischen Verfolgern in französische Gewässer entkommen zu können.

Treffer in der Ruderanlage

Datei:FaireySwordfish.jpg
Eine Swordfish mit Torpedo.

Am Vormittag des 26. Mai 1941 sichtete ein von Irland gestarteter Aufklärer, ein Catalina-Flugboot, das deutsche Schiff. Nun konnten die Torpedoflugzeuge vom Typ Fairey Swordfish des britischen Flugzeugträgers Ark Royal an die Bismarck herangeführt werden. Dabei kam es zu einem Zwischenfall, als die Flugzeuge zunächst den in der Nähe Fühlung haltenden britischen Kreuzer Sheffield für die Bismarck hielten und angriffen. Sie trafen den Kreuzer aber nicht, auch weil die modernen Torpedos mit Magnetzünder versagten. Die Flugzeuge kehrten daher zurück auf die Ark Royal und luden Torpedos mit den bewährten Aufprallzündern nach. Ohne diesen Zwischenfall hätten die Swordfish beim Angriff auf die Bismarck wesentlich weniger taugliche Waffen gehabt, was den Ausgang der gesamten Jagd möglicherweise vollkommen geändert hätte.

Beim zweiten Anflug korrekt eingewiesen, griffen die Flugzeuge unter schwerem Abwehrfeuer der deutschen Flak-Waffen die Bismarck an und zielten dabei mit ihren Torpedos vorzugsweise auf das Heck mit den empfindlichen Ruder- und Antriebsanlagen. Und tatsächlich konnten die betagten Swordfish, die für die modernen Fla-Feuerleitanlagen der Bismarck zu langsam flogen, einen fatalen Treffer an der Ruderanlage erzielen. Das Ruder klemmte bei einer Lage von 12 Grad nach Backbord. Es gelang der Besatzung der Bismarck trotz vieler Versuche nicht, den Schaden zu beheben. Schon bei den Probefahrten in der Ostsee hatte sich gezeigt, dass das Schiff unter solchen Bedingungen durch Gegensteuern mit den Schrauben nicht auf Kurs zu halten war. Der vorherrschende Wind zwang die Bismarck nach Nordwest, auf die verfolgenden britischen Schiffe zu. Damit war ein Entkommen der Bismarck nach Frankreich nicht mehr möglich.

Während der folgenden Nacht kam es zu einem Gefecht zwischen dem beschädigten Schlachtschiff und einer britischen Zerstörerflottille unter Captain Philip S. Vian. Die fünf Zerstörer (Cossack, Maori, Sikh, Zulu und die polnische Piorun) attackierten die Bismarck mit Torpedos, konnten aber wegen der herrschenden Dunkelheit, widriger Wetterbedingungen und des Abwehrfeuers keine Treffer erzielen.

Versenkung der Bismarck

Am Morgen des 27. Mai 1941 wurde die Bismarck durch einen Verband britischer Kriegsschiffe gestellt. Es waren die Schlachtschiffe King George V. und Rodney, sowie die schweren Kreuzer Norfolk und Dorsetshire. Nach einem ca. 90-minütigen Gefecht, in dessen Verlauf die Bismarck, deren beide Artillerieleitstände durch sehr frühe Treffer ausfielen, nicht einen einzigen Treffer auf den feindlichen Einheiten erzielen konnte, waren alle Geschütztürme der Bismarck ausgefallen und die Aufbauten zerstört. Es wurden von den alliierten Schlachtschiffen über 700 Granaten der Hauptartillerie auf die Bismarck abgeschossen, wobei die Kampfentfernung teilweise unter 3000 m sank. Davon drangen anscheinend nur vier Granaten durch die Gürtelpanzerung der Bismarck, ohne dort kritische Schäden zu verursachen. Die britischen Schlachtschiffe mussten sich wegen ihrer zur Neige gehenden Brennstoffvorräte von der noch schwimmenden Bismarck zurückziehen.

Die Bismarck war zu diesem Zeitpunkt nur noch ein Wrack, deren Geschütze entweder zerstört waren oder keine Munition mehr hatten und sollte von der Dorsetshire durch Torpedos zum Sinken gebracht werden. Erst schoss der Kreuzer zwei Torpedos in die Steuerbordseite, ohne dass eine Wirkung erkennbar war. Anschließend wechselte er auf die Backbordseite und schoss auch in diese einen Torpedo hinein. Unmittelbar darauf begann die Bismarck nach Backbord zu kentern, weshalb dieser dritte Torpedotreffer manchmal als Auslöser des Sinkvorgangs angesehen wird.

Etwa zur gleichen Zeit jedoch erfolgten vermutlich auch Maßnahmen zur Selbstversenkung durch Sprengladungen und Öffnen der Bodenventile, die vielleicht das Sinken hervorriefen. Die drei letzten deutschen Überlebenden erklärten, ihnen sei der Befehl erteilt worden das Schiff wegen der bevorstehenden Selbstversenkung zu verlassen. Auch deuten die Hinweise direkt am Wrack darauf hin, dass das Schiff von seiner Mannschaft versenkt wurde. Bei einem Tiefseetauchgang zum Wrack der Bismarck entstandene Bilder konnten am Torpedoschott keinen Schaden lokalisieren und zeigen, dass nur drei oder vier Projektile die Seitenpanzerung des Rumpfes (oberhalb der Wasserlinie) durchdringen konnten, da die britischen Schiffe direktes Feuer (also aus kurzer Distanz auf die Seitenpanzerung) schossen.

Bis in die heutige Zeit ist umstritten, was von beidem wirklich den Untergang herbeigeführt hat. Da alle Entscheidungsträger, die an einer solchen Selbstzerstörung beteiligt gewesen sein könnten, mit dem Schiff untergingen, kann heute nicht mehr nachvollzogen werden, ob Teile der Besatzung den Befehl erhielten, die Bismarck zu zerstören und ob ein solcher Befehl auch ausgeführt werden konnte bzw. wurde.

Da bei der Konstruktion der Bismarck umfangreiche Vorkehrungen zum Schutz vor der Detonationswirkung von Torpedos und Minen getroffen wurden und die Einrichtungen unterhalb des Panzerdecks während des Gefechts intakt geblieben sein sollen, ist es für die Verfechter der Selbstversenkungsthese ausgeschlossen, dass die britischen Torpedos eine entscheidende Wirkung hatten.
In jedem Fall wurde die Bismarck durch die britischen Waffen so hoffnungslos beschädigt, dass der Besatzung keine Wahl mehr blieb, als das Schiff selbst zu versenken, um einer möglichen Kaperung durch die Briten zuvorzukommen.

Die Bismarck ging um ca. 10.40 Uhr unter. Die Dorsetshire und der Zerstörer HMS Maori bargen 110 Mann. Dann liefen die Briten wegen vermuteter U-Boot-Gefahr ab. Von der Besatzung der Bismarck - 2.221 Mann einschließlich Flottenstab und Prisenkommando - blieben ca. 400-500 Überlebende im Wasser zurück. Stunden später fand U 74 (KptLt Kentrat) drei Männer und nahm sie an Bord. Am 29. Mai konnte das Wetterbeobachtungsschiff Sachsenwald drei weitere Überlebende bergen. Somit überlebten nur 118 Männer den Untergang der Bismarck. Außerdem wurde von dem Zerstörer Cossack (Capt. Philip S. Vian) angeblich die Bordkatze der Bismarck gerettet.

An der Jagd waren 8 Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer, 2 Flugzeugträger, 4 schwere und 7 leichte Kreuzer, 21 Zerstörer und 6 U-Boote sowie mehrere landgestützte Flugzeuge beteiligt.

In seinem späteren Abschlussbericht über die Rheinübung schrieb der britische Admiral Tovey: „(Die) Bismarck hat gegen eine riesige Übermacht einen äußerst tapferen Kampf geführt, würdig der vergangenen Tage der Kaiserlich Deutschen Marine. Sie ist mit wehender Flagge untergegangen.“

Verbrauchte Munition

Auf Gefechtsentfernungen, die bis auf 2500 Meter heruntergingen und dementsprechend hohe Trefferraten erbrachten, wurde am 27. Mai die folgende Munition gegen die Bismarck verschossen:

Artillerie

  • Rodney: 380 40,6-cm-, 716 15,2-cm-Granaten.
  • King George V: 339 35,6-cm-, 660 13,3-cm-Granaten.
  • Norfolk: 527 20,3-cm-Granaten.
  • Dorsetshire: 254 20,3-cm-Granaten.

insgesamt also 2876 Granaten im Lauf von neunzig Minuten.

Torpedos

  • Norfolk: 8 davon Treffer: 1 (als möglich beansprucht)
  • Dorsetshire: 3 davon Treffer: 2 (und möglicherweise ein dritter)

Munitionsdaten: Burkard Freiherr von Müllenheim-Rechberg


Am 24. Mai kam es dann in der Dänemarkstraße zum Gefecht zwischen den vier Großkampfschiffen. Um 5.35 Uhr bekamen beide Geschwader Fühlung miteinander. Admiral Holland versuchte, die Distanz zu verringern, da die Panzerdecks der Hood durch Steilfeuer auf große Entfernung gefährdet waren. Auf 23 km Entfernung eröffneten die Briten um 5.52 Uhr die Schlacht. Sie schossen mit den vorderen Türmen, da die hinteren wegen des Kurses nicht eingesetzt werden konnten, da sie durch die Aufbauten der Schiffe kein freies Schußfeld hatten. Eine ähnlich ungünstige Konstellation sollte sich später für die Bismarck während ihres Endkampfes ergeben. Das Ziel der Briten war irrtümlich die Prinz Eugen, die zu der Zeit das Schiff an der Spitze des deutschen Verbandes war. Die Schiffe hatten am Vortag ihre Positionen gewechselt, da das vordere Radar der Bismarck durch Erschütterungen der Hauptartillerie ausgefallen war. Die Silhouetten der deutschen Schiffe waren zudem sehr ähnlich und die Sicht nicht optimal. Der Irrtum wurde auf der Prince of Wales schnell erkannt und Befehl zum Zielwechsel gegeben.

Die Deutschen erwiderten 3 Minuten später das Feuer. Die Briten brauchten länger, um sich einzuschießen. Erst die siebente Salve der Prince of Wales lag deckend im Ziel, denn die Mannschaft war noch nicht eingespielt. Es war nämlich ihr erster Einsatz und die Probefahrten waren noch nicht abgeschlossen.

Den ersten Treffer erzielte die Prinz Eugen mit ihrer vierten Salve auf der Hood. Die Granate detonierte in der Bereitschaftsmunition der 10,2-cm Kanonen. Der daraufhin ausbrechende Brand ist aber schnell wieder erloschen. Die Granaten der Bismarck lagen mit der dritten Salve deckend bei der Hood.

Untergang der HMS Hood

Holland gab um 6.00 Uhr Befehl zu drehen, um auch die achteren Türme der Hood einzusetzen. Mitten in der Drehung traf eine 38-cm-Granate der fünften Salve der Bismarck um 6.01 Uhr die achtere Munitionskammer der Hood. Die Hood wurde schlagartig von der darauffolgenden gewaltigen Explosion in zwei Teile zerrissen und sank in weniger als drei Minuten. 1.418 Mann starben bei der Explosion, nur drei überlebten. Die Deutschen machten Zielwechsel auf die Prince of Wales, die einige schwere Treffer einstecken musste (drei 38-cm & vier 20,3-cm Granaten). Kurze Zeit später legte sie einen Rauchschleier, zog sich aus dem Kampfgeschehen zurück und wurde auch nicht durch die Deutschen verfolgt.

Da aber auch die Bismarck beschädigt wurde und darüber hinaus noch Treibstoff verlor, war an eine Fortführung des geplanten Unternehmens nicht mehr zu denken. Admiral Lütjens wollte daraufhin einen deutsch kontrollierten Hafen an der französischen Küste ansteuern und die Schäden reparieren lassen. Die Prinz Eugen bekam um 18.34 Uhr Befehl, selbstständig Handelskrieg zu führen und wurde entlassen. Der Kreuzer ergänzte noch einmal den Brennstoff beim Tanker Spichern, um am 26. Mai befehlsgemäß mit dem Handelskrieg zu beginnen, musste aber kurze Zeit später weitere Operationen unterlassen, da Schäden an der Antriebsanlage auftraten. Das Schiff steuerte daraufhin den Hafen von Brest an, den es auch am 1. Juni unbemerkt erreichte.

Die Fühlung der Briten mit der Bismarck riss durch das schlechte Wetter und geschickte Manöver der Bismarck ab. Am 26. Mai um 10.30 Uhr wurde sie aber durch ein Catalina Flugboot des RAF Coastal Command wiederentdeckt. Daraufhin wurden einige Angriffe durch Torpedobomber der Ark Royal unternommen, die größtenteils erfolglos blieben. Ein Torpedo traf, ohne Schaden anzurichten, ein weiterer aber traf die Ruderanlage der Bismarck so genau, dass die Ruder in Hartlage verklemmten. Trotz Manövrierens mit den Schrauben war die Bismarck nahezu bewegungsunfähig und konnte von den britischen Verbänden gestellt werden.

Am 27. Mai 1941 fand die Entscheidungsschlacht statt, und die Bismarck ging mit den meisten der 2.221 Mann an Bord unter, darunter auch Lütjens und der Kommandant, Kapitän zur See Lindemann. An dem Endgefecht beteiligten sich seitens der Briten die Schlachtschiffe HMS Rodney und HMS King George V und die Schweren Kreuzer HMS Norfolk und HMS Dorsetshire.

Der HMS Dorsetshire und dem kurz vorher erst hinzugestoßenen Zerstörer HMS Maori wurde die Rettung Überlebender befohlen. Die beiden Schiffe konnten 110 Mann retten, bis aufgrund einer vermeintlichen U-Boot-Sichtung eines Ausgucks die Rettung abgebrochen und der Untergangsort von den Briten verlassen wurde. Das deutsche U-Boot U 74 fischte am Folgetag noch drei Überlebende auf, am Abend fand das Wetterschiff Sachsenwald zwei weitere Seemänner. Somit überlebten von den 2.221 Mann nur 115.

Literatur

  • Burkhard Freiherr von Müllenheim-Rechberg: Schlachtschiff Bismarck. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1999, ISBN 3-8289-5340-9
  • Gerhard Koop/Klaus-Peter Schmolke: Die Schlachtschiffe der Bismarck-Klasse. Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1990, ISBN 3-7637-5890-9
  • B.B. Schofield: Der Untergang der Bismarck - Wagnis, Triumph und Tragödie. Motorbuch Verlag Stuttgart, ISBN 3-87943-418-2
  • Will Berthold: Die Schicksalsfahrt der Bismarck - Sieg und Untergang. Neuer Kaiser Verlag, ISBN 3-70431-315-7
  • C.S. Forester: Die letzte Fahrt der Bismarck (Originaltitel: 'Hunting the Bismarck'). Neuer Kaiser Verlag, ISBN 3-7043-2146-X