Papenteich
Der Papenteich ist eine Hochfläche im südlichen Landkreis Gifhorn sowie teilweise in den Gebieten des Landkreis Helmstedt und den Stadtgebieten von Braunschweig und Wolfsburg. Begrenzt wird die hochfläche ungefähr durch das Aller-Urstromtal, das Okertal und die Schunter. Der Name „Papenteich“ wird heute oftmals für die Samtgemeinde Papenteich verwendet. Diese macht jedoch nur einen kleinen Teil der Papenteicher Landschaft aus.
Geografie
Geografische Lage
Der Papenteich liegt zwischen dem Harz und der Heide und schließt sich nördlich an die Stadt Braunschweig an. Mit einer Höhe von etwa 70 – 80 m wird der Papenteich als nördlichster Ausläufer des Harzvorlandes angesehen. Als Papenteich wurde früher eine ungefähr dreieckige sandig-lehmige Hochfläche nördlich der späteren Stadt Braunschweig bezeichnet, welches ein wesentlich größeres Gebiet umfasste als das der heutigen Samtgemeinde. Begrenzt war das Gebiet hauptsächlich durch natürliche Grenzen, wie das Aller-Urstromtal im Norden, die Okertal im Westen sowie die Schuntertal im Südwesten und Süden. Als östliche Abgrenzung wird die Senkungszone zwischen Ehmen und Mörse gesehen.
Heute wird die Bezeichnung „Papenteich“ zumeist für die Samtgemeinde Papenteich verwendet, die heute aber nur noch einen Teil der Papenteicher Hochfläche ausmacht. Daneben liegen aber auch große Teile der Samtgemeinde Meinersen, der Samtgemeinde Isenbüttel und einige Orte der Stadt Braunschweig (Waggum) und der Stadt Wolfsburg (Fallersleben) im Papenteich.
Geologie
Der Papenteich befindet sich vorwiegend auf einer lehmig-sandigen pleistozänen Hochfläche einer Grundmoränenplatte. Entstanden ist diese Landschaft am Ende der Elstereiszeit durch die Ablagerung von Schutt und Geröll des abtauenden Gletschers. Die Hochfläche kann dabei in drei Gebiete unterteilt werden. Diese sind im südöstlichen Randbereich ein Lias-Ton-Gebiet, am Westrand ein Dünengürtel sowie einem eher lehmreichen Gebiet dazwischen. Der Boden des Papenteich gehört den zwei unterschiedlichen Bodenregionen Geest und Bergvorland an. Hieraus entwickelte sich im laufe der Zeit eine fruchtbare Lössschicht. Insgesamt weist das Gebiet nur sehr geringe Höhenunterschiede auf und wird geprägt von flachen Hügeln und Wiesentälern. Der Ackerboden ist von mittlerer Qualität, vereinzelt von Kalkmergelschichten oder Sandböden durchzogen.
Die hydrologische Situation ist durch durchdringende mesozoische Gesteinschichten und quartäre Lockersedimente geprägt, die sowohl nichtwasserleitende als auch gut leitende Schichten schaffen. Durch den Wechsel der Gesteine entstehen vielerorts mehrere Grundwasserschichten. Die Fließrichtung des Grundwassers ist vermutlich gegen Süden in Richtung des Mittellandkanals und der Schunter. [1]
Klima
Der Papenteich befindet sich im Weser-Aller-Flachland. Dieser gehört großklimatisch gesehen zu einem Übergangsbereich zwischen atlantischen und kontinentalen Luftmassen. Für diese Region typisch sind Winde aus westlicher Richtung und dadurch bedingte häufige Luftmassenwechsel und Frontendurchzüge. Die West- und Südwestwinde treten besonders in den Monaten November bis Januar sowie Juni bis August verstärkt auf und sorgen für ein eher maritimes Klima. Dagegen treten gerade im Spätwinter Ost- und Südöstliche Winde auf. [2]
Papenteich als historischer Gebietsname
Nach Untersuchungen lässt sich der Name Papenteich weiter bis in mittelalterliche Urkunden verfolgen. Die ältesten Namensformen lauten dabei poppendic oder poppendyk. Die erste urkundliche Erwähnung des Papenteich entstammt der Braunschweiger Reimchronik aus dem Jahr 1267: dhen Poppendich zu teyle gaph herzogen Albrechte daz gevelle . In einer weiteren Urkunde von 1318 wird den die Grafen von Wohldenberg die Grafschaft im "poppendik" zugesprochen.
Das Grundwort -diek kann für "Dickicht" stehen, es kann im Mittelniederdeutschen 'Teich' oder 'Deich' bedeuten, im Mittelhochdeutschen auch 'Grenze' oder 'wiedergutmachen, sühnen'. Was das Sühne- und Gerichtswesen betraf, so hatte der Papenteich tatsächlich in alten Zeiten eine eigene Thingstätte, vermutlich unter freiem Himmel, die Thingbänke zwischen Rötgesbüttel und Meine, und war damit ein eigener Gerichtsbezirk. Der erste Teil des Namens Papenteich kommt entgegen einer verbreiteten Legende nicht von den "Papen" (Pfaffen), sondern vom Personennamen Poppo. Rinkel vermutet einen 1165 verstorbenen Grafen Poppo als Namensgeber. Dieser war mit Kaiser Lothar von Supplinburg verschwägert.
Der heutige Begriff Papenteich findet sich in der heute verwendeten Schreibweise erstmals im Topographischen Atlas des Königreichs Hannover von A. Papen (1840). Dem dort bezeichneten Gebiet sind auch einige Ortschaften nördlich und östlich der heutigen Samtgemeinde zugeordnet.
Altstraßen im Papenteich
Die für die Entwicklung des Papenteichs wohl wichtigste Altstraße die Verbindung zwischen Gifhorn und Braunschweig, deren Verlauf im Papenteich heute die Bundesstraße 4 folgt. Sie verband Braunschweig mit Lüneburg sowie mit Bardowick und Lübeck. Umstritten ist der ehemalige Verlauf jedoch im Süden beim Eintritt in den Papenteich sowie im Norden bei der Allerquerung. Eine Streckenführung über Wenden und Thune ist erst nach dem politischen und wirtschaftlichen Aufstieg Braunschweigs wahrscheinlich. Vor dieser Zeit könnte eine Strecke östlich Waggums genutzt worden sein. Genutzt wurde diese Straße bereits von Karl dem Großen im Verlauf der Sachsenkriege um schnell Truppen zu verlegen.
Weitere Altstraßen verliefen an den Rändern der Papenteicher Hochfläche. So verlief am westlichen Okerufer eine Heerstraße von der Okerfurt in Braunschweig über Celle bis in das Bremer und Hamburger Gebiet. Eine weitere Straße verlief im Süden des Papenteich an der Schunter über die Allerübergänge bei Vorsfelde bis in die Altmark. Im Jahr 997 wird in außerdem eine Straße genannt, die über Fallersleben und Weyhausen im östlichen Papenteich führte. [3]
Besiedlung
Über den Zeitraum in dem die heutige Siedlungsstruktur des Gebietes Papenteich entstand gibt es verschiedene, teilweise widersprüchliche siedlungsgeografische Forschungsergebnisse. Ältere Quellen datieren die Gründung vieler Dörfer des Papenteiches auf die Zeit der Völkerwanderung.
Neuere Forschungen zeigen jedoch, dass für die Zeit vor 400 n. Chr. in den Dörfern kaum archäologische Funde nachweisbar sind, wohl aber solche aus der Zeit vor 800 n.Chr. Auf dieser Grundlage nehmen neuer Forschungen eine Gründung vieler Dörfer im 5. oder 6. Jahrhundert an. Es wurde versucht, ausgehend von der Sprach- und Ortsnamensforschung sowie der Verteilung der Ortsnamensendungen, die Zeit der Landnahme im Papenteich näher zu bestimmen. Demnach zählen nur wenige Ortsnamen, vielleicht solche wie Rethen (Rethene) oder Meine (Meynum), zur ältesten Besiedlungszeit des Papenteich.
Die Besiedlung des Papenteichs war nach der Gründung der –horst Dörfer im 10.Jahrhundert weitgehend abgeschlossen. G. Oberbeck ermittelte eine Gesamtzahl von 77 Siedlungen im Papenteich, wovon etwa 40 Prozent im Spätmittelalter zwischen 1340 und 1480 wüst fielen.
Prähistorische Zeit
Daten über prähistorische Siedlungstätigkeiten lassen sich zumeist aufgrund der Lage und Verteilung vorgeschichtlicher Funde ermitteln. Die Funde im Gifhorner Raum stammen überwiegend aus dem Mesolithikum und Neolithikum mit einer Konzentration der Funde im Papenteich. Im Papenteich finden sich die meisten Siedlungsplätze dieser Zeit in der Dünenlandschaft entlang der Okerufer. Beispielhaft hiefür sind die gefundenen Wohngruben bei Didderse. [4] Dagegen finden sich im Südosten nahezu keine Fundstätten. Im mittleren Papenteich wurden neolithische Funde vorwiegend nahe der Ortschaften Isenbüttel, Rethen, Vollbüttel und Wasbüttel gemacht.

Die mittelsteinzeitlichen Siedlungsplätze häuften sich entlang des Oker- und des Allertals und wurden wahrscheinlich vorwiegend von Fischern und Kleintierjägern bewohnt. Im Laufe der Jungsteinzeit setze sich die nordische Megalithkultur auch im Papenteich immer mehr durch. Bestes Beispiel hierfür ist ein 1995 gefundenes Megalithgrab bei Rethen, welches auf etwa 3000 v. Chr. datiert wurde. Es handelt sich dabei um eine gestörte Anlage, die in Ost-West-Richtung ausgerichtet war. Die zu dem Grab gehörende Siedlung wird in einem Umkreis von drei Kilometern vermutet.
Bronzezeitliche Funde wurden im Gegensatz zu den steinzeitlichen Funden nur sehr wenige gemacht. Dies ist aber wahrscheinlich nicht mit einem Siedlungsrückgang gleichzusetzen, sondern mit der geringeren Wiederstandsfähigkeit der bronzenen Gegenstände. Zahlreichere Funde stammen wieder aus der Eisenzeit. Zu nennen sind hierbei Urnen- und Grabfunde, die sich wieder an den Stellen häufen, an denen auch steinzeitliche Funde gemacht wurden. Festgestellt wurden Urnenfriedhöfe nahe Rethen, Vollbüttel und Wasbüttel und im westlichen Dünenbereich. [5]
Nachgewiesen ist, daß zu frühgeschichtlichen Zeiten auf dem Gebiet des heutigen Papenteich ein zusammenhängendes umfangreiches Waldgebiet, der königlichen Wildbannforst Nordwald, befand. Es wird vermutet, dass dieses Waldgebiet spätestens um die erste Jahrtausendwende durch Siedlungstätigkeiten immer mehr in verstreute Restwaldungen zerfiel.
Erste Siedlungsphase
Die ersten dauerhaften Siedlungen entstanden wohl zwischen dem 7. und 8. Jahrhundert an den Rändern des Papenteichs. Die Siedlungen lagen an den Flusstälern während der restliche Papenteich bis zur spätmerowingischen Zeit vollständig bewaldet und kaum besiedelt war. Orte dieser ersten Siedlungsphase sind insbesondere Lehre, Mörse, Fallersleben oder Schwülper. Die größte Zahl der Dörfer, ebenfalls in Randlage, dürfte bis etwa 800 unter fränkischem Einfluss entstanden sein.
Einzig die Siedlungsgruppe um Meine mit den Dörfern Rethen, Stapel (wüst) und Vordorf wurde, jedefalls den Thesen Meibeyers zufolge vermutlich unter fränkischem Einfluss, auf einer Rodungsinsel zentral im Papenteich errichtet. Die Siedlungsgruppe wurde exakt auf drei inselartigen Kalkmergelböden errichtet, die eine einzigartige Bodenqualität innerhalb des Papenteich erzeugen. Damit werden die Orte, zumindest Meine und Rethen, in ihrer Entstehungszeit vor die Sachsenkriege datiert. [6] Wichtigster Grund für die Ortsgründung inmitten des Nordwaldes dürfte aber die Altstraße von Braunschweig nach Gifhorn gewesen sein (im Papenteich nimmt heute die B 4 in etwa deren Verlauf, der genaue Straßenverlauf ist in napoleonischer Zeit begradigt worden). Die Straße verband den Elbraum mit der Mittelgebirgszone und diente unter anderem auch Karl dem Großen während der Sachsenkriege als Heerstraße. [7]
Zweite Siedlungsphase

Die nächste Kolonisationswelle setzte wohl im 9.Jahrhundert ein. Zumeist waren dies die sogenannten –rode und –loh Ortschaften. Diese Siedlungswelle trat von der Schunter aus in Gang und begann mit der intensiven Besiedlung des Nordwaldes. Ein Beispiel hierfür ist z.B. Grassel. Eine weitere Gruppe, heute alle wüstgefallenen, Siedlungen (Bätjenrode, Aukenroth, Asenrode und Sinnesrode) entstand entlang der östlichen Grenzseite zwischen dem Bistum Halberstadt und dem Bistum Hildesheim. Vermutlich wurden diese planmäßig durch den Hildesheimer Bischof zur Sicherung des Grenzverlaufes geschaffen.
Bemerkenswert ist, dass ein Großteil der in Deutschland auf "-büttel" endenden Orte im historischen Gebiet des Papenteichs liegt (überwiegend auch in der heutigen Samtgemeinde). Diese Büttel-Orte sind eine Papenteicher Besonderheit. Man pflegt die Gegend bisweilen auch die "Büttelei" zu nennen.
Es wird vermutet, dass eine Gruppe von Siedlern aus den Küstengebieten nach Süden wanderte. Diese Siedler hätten auf dem Weg einige kleine Gruppen zurückgelassen, die unterwegs die verstreuten Orte in der Heide gegründet hätten. Der Großteil aber hätte sich im Papenteich niedergelassen, dort das Land unter sich aufgeteilt und mehr als 30 bodals gegründet. Die Papenteicher wären sozusagen ein eigener Stamm gewesen.
Als jüngste Siedlungsgruppe werden die Dörfer mit Ortsnamenendung „–horst“ gesehen. Wahrscheinlich bezeichnete „Horst“, ähnlich der heutigen Definition, ein kleines Waldgebiet, so dass die –horst Orte vermutlich auf Rodungen von Restwälder zwischen den schon vorhandenen Ortschaften. Da einige dieser Orte bereits im Jahr 1007 in Dokumenten erwähnt werden, ist eine Gründung im späten 10. Jahrhundert anzunehmen.
Siedlungen mit vermutlichem Entstehungszeitpunkt
Bei den aufgeführten Siedlungen handelt es sich nur um die heute noch bestehenden Ortschaften. Die Wüstungen im Papenteich sind daher nicht berücksichtigt.
vor 800 | 800 - 900 | nach 900 | Ersterwähnung | Namensgruppe | |
---|---|---|---|---|---|
Abesbuttel (Abbesbüttel) [8] | x | 1397 SUD (VII, Nr.34) [8] | büttel | ||
Adenebutle, (Adenbüttel) | x | 1226 SUD (I, Nr.10) [8] | büttel | ||
Almersbuttele (Allenbüttel) | | x | 1274 SUD (I, Nr.79) [8] | büttel | ||
Asedesbuttele (Ausbüttel) | x | 1383-85 SUD (VI, Nr.61) [8] | büttel | ||
Berchtisbutle (Bechtsbüttel) | x | ~1200 Or. Guelf [9] | büttel | ||
Beuenrode (Bevenrode) | x | ~ 1318 SUD (I, Nr.303) [8] | rode | ||
Brunnesbuttele (Brunsbüttel) | x | 1350 UBB [10] | büttel | ||
Kaluerlege (Calberlah) | x | ~1318 SUD(I, Nr.303) [8] | |||
Dalthorp (Dalldorf) | x | 1204 Or. Guelf [11] | |||
Druchtterbiki (Druffelbeck) | x | 781 | beck | ||
Edersbutle (Edesbüttel) | x | 1398 SUD (VIII, Nr.155) [8] | büttel | ||
Gimin (Ehmen) | x | 942 MGH | |||
Hechhorst (Eickhorst) | x | 1007 StA [12] | |||
Edzirode (Essenrode) | x | ~1226 SUD (I, Nr.10) [8] | |||
Graslege (Grassel) | x | ~1400 | |||
Gravenhorst (Gravenhorst) | x | 1291UBHa [13] | |||
Brunesroth (Groß Brunsrode) | ~ 1200 Or.Guelf [11] | ||||
Suilbore (Groß Schwülper) | x | ~1000 | |||
Heriksbutle (Harxbüttel) | x | 1007 StA [12] | |||
Hilteratissem (Hillerse) | x | 1054-79 | |||
Ysenebutle (Isenbüttel) | x | ~1200 Or. Guelf [11] | büttel | ||
Jelbeke (Jelpke) | ~1400 | ||||
Minori Brunesrode (Klein Brunsrode) | ~1318 SUD (I, Nr.303) [8] | ||||
Lewardesbutle (Lagesbüttel) | 1191 UBH | büttel | |||
Lefforde (Leiferde) | 1190 | furt | |||
Meynum (Meine) | x | 1007 StA [12] | heim | ||
Castrum Bruckhe (Neubrück) | 1321 | ||||
Onhorst (Ohnhorst) | x | 1007 StA [12] | horst | ||
Rethene (Rethen) | x | 1301 | |||
Ricbaldesgebutle (Ribbesbüttel) | x | 1007 StA [12] | büttel | ||
Rotlekesbutle (Rötgesbüttel) | x | ~1226 SUD (I, Nr.10) [8] | büttel | ||
Roluesbutle (Rolfsbüttel) | x | ~1274 SUD (I, Nr.79) [8] | büttel | ||
Soleuelde (Sülfeld) | ~1318 SUD (I, Nr.303) [8] | feld | |||
Volmersbutle (Vollbüttel) | x | 1284 | büttel | ||
Wrthorp (Vordorf) | x | 1022 | dorf | ||
Wagken (Waggum) | 1007 StA [12] | ||||
Wilradesbutile (Wasbüttel) | x | 1022 | büttel | ||
Wedelheym (Wedelheine) | 1489 | ||||
Witildbutile (Wedesbüttel) | x | 1022 | büttel | ||
Wetmereshagen (Wettmershagen) | ~1200 Or. Guelf [11] | hagen |
Or. Guelf = Origines Guelficae
StA = Steterburger Annalen von 1007
Sud = Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg
UBB = Urkundenbuch der Stadt Braunschweig
KC = Güterverzeichnis des Klosters St. Cyriakus
Historische Verwaltungen im Papenteich

Grafschaft Papenteich
Die Grafschaft Papenteich entstand 1318 durch die Grafen von Woldenberg als Lehen Ottos von Braunschweig. 1337 wurde die Grafschaft an die Fürsten zu Lüneburg, Wilhelm und Otto verkauft. Diese erhöhten ihre Präsenz im Raum Gifhorn durch den Kauf der Grafschaft Papenteich und Wettmershagen sowie des Dorfes Fallersleben. 1349/50 kam es im auch Raum Braunschweig zur Großen Pest-Pandemie, die im Papenteich besonders schlimm wütete. [14]. Als die älteste Verwaltungsstruktur im Papenteich gelten die Gogräfschaften Papenteich, die bis 1852 bestanden. Die als Papenteich bezeichneten historischen Siedlungsgebiete waren dabei flächenmäßig annähernd doppelt so groß wie die heutige Samtgemeinde.
Obergogräfschaft Papenteich
Die Verwaltung der ehemaligen Obergogräfschaft Papenteich umfasste die westlichen Gebiete der Grafschaft Papenteich. Nach dem Gebietsstand vor 1852 gehörten hierzu:
- die Orte Adenbüttel, Dalldorf, Didderse, Eickhorst, Harxbüttel, Hillerse, Klein Schwülper, Leiferde, Rethen, Ribbesbüttel, Rolfsbüttel, Rothemühle, Vollbüttel, Volkse, Vordorf, Walle und Winkel
- das Landgut Warxbüttel
- die Forsthäuser Druffelbeck und Hundesholz
- die Mühle Ellersbüttel
- die einzelnen Höfe Deichhaus, Hülperode, Sandkrug und Warmbüttel.
Untergogräfschaft Papenteich
Die Verwaltung der ehemaligen Untergogräfschaft Papenteich umfasste die östlichen Gebiete der Grafschaft Papenteich. Nach dem Gebietsstand vor 1852 gehörten hierzu:
- die Orte Abbesbüttel, Allenbüttel, Allerbüttel, Ausbüttel, Bechtsbüttel, Brunsbüttel, Calberlah, Edesbüttel, Grassel, Gravenhorst, Jelpke, Isenbüttel, Meine nebst Zellberg, Ohnhorst, Rötgesbüttel nebst Schierenbalken, Wasbüttel, Wedelheim (heute Wedelheine), Wedesbüttel sowie Wendebrück
- die Patrimonialgerichtsdörfer Essenrode und Wettmershagen
- das Landgut Martinsbüttel
- das Forsthaus Bullerhaus
- das Wirtshaus Meiner Sand
- die Mühlen Rischmühle und Wendemühle
Amt Papenteich
Das Amt Papenteich wurde am 1. Oktober 1852 gebildet, basierend auf einem Erlass zur Bildung selbstständiger Verwaltungsbehörden von König Georg V. Aufgrund dieses Erlasses wurde das bisherige Amt Gifhorn aufgeteilt in die amtsfreie Stadt Gifhorn sowie die Hausvogtei Gifhorn. Die Grafschaft Papenteich wurde geteilt und aus der Untergogräfschaft Papenteich sowie Teilen der Obergogräfschaft um Adenbüttel wurde das Amt Papenteich zu Gifhorn gebildet. Der nördliche Teil (um Leiferde) der Obergogräfschaft ging in der Hausvogtei Gifhorn auf. Das Amt Papenteich bildete zusammen mit dem Amt Gifhorn und der Stadt Gifhorn einen Amtsgerichtsbezirk. Durch Probleme mit der Gebietsreform erfolgte aber bereits zum 1. Juli 1859 eine Zusammenlegung der Ämter Papenteich und Gifhorn zum neuen Amt Gifhorn.[15]
Heutige Verwaltung auf dem Papenteich
Landkreis Gifhorn
Samtgemeinde Papenteich
Die Samtgemeinde Papenteich liegt zentral auf der Hochfläche des Papenteichs. Sie grenzt im Norden an die Samtgemeinden Meinersen und Isenbüttel, im Osten an die Stadt Wolfsburg, im Südosten an den Landkreis Helmstedt, im Süden an die Stadt Braunschweig und im Westen an den Landkreis Peine. Die Samtgemeinde Papenteich gibt es in ihrer heutigen Form erst seit 1970. Bei der Namensfindung wurde auf den alten Namen „Papenteich“ zurückgegriffen. Die Samtgemeinde besteht heute aus 6 Gemeinden mit 19 Ortschaften und mehreren Einzelsiedlungen. Von den Ortschaften liegen nur Walle und Rothemühle im Südosten nicht mehr auf der Hochfläche des Papenteiches.
Samtgemeinde Isenbüttel
Die Samtgemeinde Isenbüttel liegt vollständig auf dem nordöstlichen Teil der Papenteicher Hochfläche. Die Samtgemeinde Isenbüttel gibt es in ihrer heutigen Form erst seit 1970. Bei der Namensfindung wurde auf den Namen des Hauptortes „Isenbüttel“ zurückgegriffen. Die Samtgemeinde besteht heute aus 4 Gemeinden mit 14 Dörfern und Siedlungen.
Samtgemeinde Meinersen
Die Samtgemeinde Meinersen liegt nur im südlichen Teil auf der Hochfläche Papenteich während der Größte Teil der Samtgemeinde im Urstomtal der Aller liegt. Auf dem Papenteich liegen heute noch die Ortschaften Dalldorf, Hillerse und Leiferde.
Landkreis Helmstedt
Innerhalb des Landkreis Helmstedt liegt nur der äußerste Nordwestliche Teil der Samtgemeinde Lehre auf dem Papenteich. Dies betrifft die Ortschaften Essenrode, Jelpke, Groß Brunsrode und Klein Brunsrode.
Stadt Braunschweig
Innerhalb des Stadtgebietes Braunschweig liegt nur der äußerste nördliche Teil auf dem Papenteich. Dies betrifft die Ortschaften Bevenrode, Harxbüttel und Waggum. Die auf der Hochfläche des Papenteich liegenden Ortschaften wurden 1974 in die Stadt Braunschweig eingemeindet und gehörten vorher zum Landkreis Braunschweig.
Stadt Wolfsburg
Innerhalb des Stadtgebietes Wolfsburg liegt nur der äußerste westliche Teil auf dem Papenteich. Dies betrifft die Stadtteile Ehmen, Fallersleben, Mörse und Sülfeld.
Literatur
- C. Brandt: Schwülper. Ein Stück niedersächsische Heimatgeschichte. Hildesheim 1912.
- Gerhard Oberbeck: Die mittelalterliche Kulturlandschaft des Gebietes um Gifhorn. Bremen-Horn 1957.
- Niedersächsisches Landesverwaltungsamt (Hrsg.): Der Landkreis Gifhorn. In: Die Landkreise in Gifhorn. Bd. 26. Bremen 1972. ISBN 3-87172-327-4.
- Geschichtliches aus dem Papenteich. Bearbeitet von Heinz Klose. Meine 1983. ISBN 3-87040-029-3. Zahlreiche Aufsätze und Kurzbeiträge vor allem zur Papenteicher Geschichte.
- Wolfgang Meibeyer: Siedlungskundliches über den Papenteich und die Frage seiner -büttel-Orte - Die Besiedelung des alten Nordwaldes zwischen Gifhorn und Braunschweig während des frühen Mittelalters. In: Schriftenreihe des Landkreises Gifhorn. Nr. 22, 2. Auflage. Landkreis Gifhorn und Museums- und Heimatverein Gifhorn e. V., Gifhorn 2004, ISBN 3-929632-70-5.
- Stephan Bitter, Hans-Heinrich Gurland (Hrsg.): Unsichtbare Kirche. Rheinbach 1999. ISBN 3-87062-034-X. (darin S. 100-309: Tagebücher des Meiner evangelischen Gemeindepastors Rudolf Gurland 1930-1939. Der Pastor wurde wegen seiner jüdischen Abstammung von Nationalsozialisten verfolgt).
- Papenteich in alten Ansichten (Bildband mit 228 Seiten). Geiger-Verlag, Horb am Neckar 1995. ISBN 3-89570-057-6.
Weblinks
Quellen
- ↑ ZGB: Landesplanerische Raumplanung zur Verlegung der B4 Im Raum zwischen Braunschweig und Gifhorn
- ↑ Gerhard Oberbeck: Die mittelalterliche Kulturlandschaft des Gebietes um Gifhorn (1957), Seite:17/18
- ↑ [Digitale Bibliothek München: Der Erlass Otto III. aus dem Jahr 997] (Lateinisch)
- ↑ F. Schaper: Mesolithische Fundstätten an der Oker im Kreis Gifhorn in Mannus, Band 22, Seite 344 (1930)
- ↑ Gerhard Oberbeck: Die mittelalterliche Kulturlandschaft des Gebietes um Gifhorn (1957), Seite:31-33
- ↑ H.-J. Nietz: Siedlungsstrukturen der königlichen und adeligen Grundherrschaft der Karolingerzeit in W. Rösener: Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter (1989)
- ↑ Wolfgang Meibeyer
- ↑ a b c d e f g h i j k l m Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg und ihrer Lande, von Sudendorf (1859-83) 11 Bände = SUD
- ↑ Origines Guelficae, 5 Bände (1750 – 80) = Or. Guelf
- ↑ Urkundenbuch der Stadt Braunschweig (1873 – 1907) = UBB
- ↑ a b c d Referenzfehler: Ungültiges
<ref>
-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Or. Guelf. - ↑ a b c d e f Ersterwähnung 1007 Steterburger Annalen= StA
- ↑ Urkundenbuch des Hochstift Halberstadt = UBHHa
- ↑ Bevenroder Geschichte
- ↑ Geschichte des Amtsgerichts Gifhorn