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Neuapostolische Kirche

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Die Neuapostolische Kirche (NAK) ist eine christliche Religionsgemeinschaft, die sich Ende des 19. Jahrhunderts aus den Katholisch-Apostolischen Gemeinden entwickelt hat.

Andere Bezeichnungen

Die offizielle Abkürzung lautet im deutschsprachigen Bereich NAK (in anderen Sprachen beispielsweise engl. NAC, franz. ENA). Im Internet hat sich inzwischen das Präfix "nak-" für Bezirks- und Gemeindeseiten, Gruppen und Organisationen innerhalb der NAK eingebürgert. Die internationale Kirche wird mit NAKI (= NAK International) abgekürzt.

Emblem

Kirchengebäude mit Emblem (Karlsruhe, Karlstraße)
Neuapostolisches Gotteshaus in Dortmund-Lanstrop

Das Emblem der Neuapostolischen Kirche ist in Weiß auf hellblauem Grund gehalten: Ein Kreuz schwebt über stilisierten Wellen; am Horizont geht aus diesen Wellen die Sonne auf. (Bild).

Die untergehende Sonne symbolisiert die Naherwartung der Wiederkunft Christi. Ebenso handelt es sich bei dem älteren Emblem um vier Wasserlinien, die frei nach einem Bibelzitat für Apostellehre, Brotbrechen, Gemeinschaft und Gebet stehen sollten, wie dies in "Fragen und Antworten über den neuapostolischen Glauben", einem vorläufigen Katechismus der NAK nachzulesen ist.

Verbreitung

Die Neuapostolische Kirche hat weltweit rund 11 Millionen Mitglieder (Stand: 31. Dezember 2005) und ist in Deutschland mit rund 375.000 Mitgliedern (Stand: 31. Dezember 2005) die drittstärkste Einzelkirche und (nach den Orthodoxen Kirchen) die viertstärkste christliche Konfession.

Die Zahl der Gemeinden wächst aufgrund der engagierten Missionstätigkeit vor allem in Afrika stetig an, wo die NAK heute einen Großteil ihrer Mitglieder hat. In Deutschland ist die Mitgliederzahl rückläufig. Weltweit gibt es mehr als 360 Apostel.

Neben dem deutschsprachigen Raum ist sie besonders stark in Zentralafrika (speziell Angola, Dem. Rep. Kongo und Sambia), Nordamerika, Australien sowie in einigen asiatischen Ländern (hauptsächlich Indien) verbreitet.

Geschichte

In den 1830ern bildeten sich in Westeuropa, vor allem in Großbritannien, Gebetskreise unterschiedlicher Konfessionen, die für die "Wiedererweckung" der Geistesgaben (Heiliger Geist) beteten (Erweckungsbewegung). Es kam in einigen dieser Gebetskreise zu Weissagungen durch Zungenreden, die von der Wiederentstehung des Apostelamtes berichteten. Daraus gingen unter anderem die katholisch-apostolischen Gemeinden hervor, in denen zwölf neu berufene Apostel auf die Wiederkunft Christi vorbereiten sollten. Die Gemeinschaft geriet 1855 nach dem Tod dreier Apostel in eine Krise, da man die vakant gewordenen Plätze wegen fehlender biblischer Belege nicht wieder besetzte. Ein kleiner Teil (besonders die Hamburger Gemeinde) ging daraufhin eigene Wege und wurde im Folgenden von den englischen Aposteln ausgeschlossen. Daraus ging 1863 in Hamburg zunächst die "Allgemeine christliche apostolische Mission" und später, ab 1878, die "Neuapostolische Gemeinde" hervor (seit 1907 offizielle Bezeichnung, seit 1930 "Neuapostolische Kirche"). Im Verlauf der weiteren Entwicklung der NAK kam es zu zahlreichen Abspaltungen. Beispiele sind (in Deutschland) der "Reformiert-Apostolische Gemeindebund", die "Apostolische Gemeinschaft" und die "Apostolische Gemeinde des Saarlandes". Auch das Apostelamt Juda, aus dem wiederum das Apostelamt Jesu Christi hervorging, entstand aus der Neuapostolischen Kirche.

Frühphase (1863-1878)

siehe den Artikel Allgemeine christliche apostolische Mission.

Die deutsche Kirche (1878-1960)

Die anfänglich tief ökumenische Überzeugung, die in den katholisch-apostolischen Gemeinden und auch noch von Heinrich Geyer gepflegt wurde, wich mit den Jahren der starken Abgrenzung gegenüber den anderen christlichen Konfessionen. Hierfür sind sicherlich mehrere Gründe verantwortlich: Ausschlaggebend wird gewesen sein, dass die theologische Bildung der Geistlichen der Mutterkirche nicht mehr vorhanden war; nur wenige Geistliche hatten noch in den katholisch-apostolischen Gemeinden Dienst getan. Wesentlich für das Wachstum der Gemeinschaft wurden die sozial schwächeren Schichten, aus denen später wichtige Amtsträger hervorgingen. Auch nationalistische Anklänge finden sich in dieser Zeit in den Gesangbüchern und theologischen Schriften. Kennzeichnend ist in diesem Zeitraum die zunehmend hierarchische Kirchenstruktur. Das charismatische Element der katholisch-apostolischen Gemeinden, die Weissagungen, wurden seltener (die letzten mündlichen Berichte darüber fallen in die 1980er Jahre) und das Prophetenamt verschwand.

Die Neuapostolische Kirche im Nationalsozialismus

Neuapostolische Christen galten in der Zeit der Weltkriege als "ehrlich, aufrichtig, gewissenhaft und treu", wie vielen alten NSDAP-Publikationen der damaligen Zeit zu entnehmen ist, nicht zuletzt aufgrund der Bemühungen des 1930 zum Stammapostel berufenen Johann Gottfried Bischoff. Bischoff versuchte von Anfang an, gute Beziehungen zum nationalsozialistischen Regime aufzubauen. Aus einem Empfehlungsschreiben für Bischoff durch den Leiter der Landesstelle Hessen-Nassau vom Reichsministerium für Propaganda, Herrn Müller-Scheld, einem Mitarbeiter und engem Vertrauten von Joseph Goebbels (Akt RKM 23418 Bundesarchiv Potsdam): „Friedrich Bischoff ist Parteigenosse, mir seit Jahren bekannt und politisch und menschlich absolut zuverlässig."

Am Tag von Potsdam predigte Bischoff, dass jetzt der von Gott gesandte Führer gekommen sei. Den Text der Ansprache ließ er in die Reichskanzlei schicken. Mit einem Rundschreiben an die Amtsträger vom 25. April 1933, dass es bei Eintrittsgesuchen von Mitgliedern gut sein werde, „die Personalien solcher Personen der zuständigen Ortsgruppe der NSDAP zur Nachprüfung vorzulegen“ und ihre Aufnahme erst nach dem Vorliegen einer Unbedenklichkeitserklärung der NSDAP zu vollziehen, erzielte der damalige Stammapostel weitere Punkte bei der nationalsozialistischen Obrigkeit. Die Zeitschrift „Wächterstimme aus Zion“ wurde durch Bischoff „arisiert“; Anfang 1934 ließ er das hebräische „Zion“ aus dem Titel streichen. Im „Lehrbuch“ der NAK (Ausgabe 1938) wurde zu der „Frage 172“ festgestellt, dass „dem Aufnahmegesuch nicht entsprochen werden kann, wenn der Aufzunehmende sich im Widerspruch zur Staatsführung befindet...“ (Hutten, aaO, S.477.)

Wenn auch die christlichen Grundsätze der Neuapostolischen Kirche dem Weltbild des Nationalsozialismus grundlegend widersprachen, so war es dennoch der Fall, dass sie nicht wie viele andere Glaubensgemeinschaften verboten oder gar verfolgt wurde. Die Gegner der NAK sind sich einig, wenn es darum geht, die gefördete Sympathie für Hitler, als ein weiteres Argument für neuapostolische Heuchlerei zu nutzen. Sogar die offizielle Stellungnahme der neuapostolischen Kirche, die Kirche mische sich niemals in die Politik ein, erweckt Zweifel, wenn man bedenkt, dass - laut Amtsauflage - jeder neuapostolische Gottesdienst mit einem Heil Hitler und dem Hitlergruß endete. Die Zeitschrift "Unsere Familie" war regelmäßig mit ganzseitigen Abbildungen des "Führers", Adolf Hitler, geschmückt. In der Ausgabe vom 05.07.1939 z.B. ist ein Bild von ca. 50 Kindern zu sehen, die dem Stammapostel bei seinem Erscheinen freudig den Hitlergruß entbieten.

Die typischen unparteiische Standpunkte der NAK kommen in einem Reisebericht Bischoffs aus "Unsere Familie" vom 05.04.1940 recht deutlich zum Vorschein: „Schwarze und Juden steigen auf der sozialen Leiter immer höher, sie verdrängen mit ihrer billigen Arbeitskraft den besser bezahlten Weißen auch aus Stellungen, die dem Weißen allein zustehen sollten ... Das farbige Element ist zum Angriff übergegangen ... Mit Berechtigung haben wir alles das, was dem Volke im Kino, Theater und Literatur als das Produkt einer jüdisch-marxistischen Klique geboten wurde, abgelehnt.“

Die nazistisch-rassistische Gesinnung des obersten Führers der NAK während des 2. Weltkrieges, wird in dem nachfolgenden Reisebericht Bischoffs, vom 20.04.1940, nur noch deutlicher: „Wohl hat sich der Weiße noch eine bestimmte Vorherrschaft erhalten können, sie ist aber stark ins Wanken geraten, und sie wird noch immer mehr ins Wanken kommen, je mehr der Jude Einfluß gewinnt, denn es ist sein Ziel, die Völker zu zersplittern, sie niederzuhalten und sie auszubeuten.“

Anzumerken bleibt hier, daß der Sohn von Stammapostel Bischoff bis Mitte der Achtziger Jahre Herausgeber, Verleger, Drucker und alleiniger Inhaber des gleichnamigen und noch heute bestehenden NAK-Verlags war.

Aus der Zeitschrift „Unsere Familie“ 05.10.1940 stammt weitere Aussage Friedrich Bischoffs: „Der jüdische Einfluß wächst ... Juden und Freimaurer unterstützen die britischen Machenschaften, wo sie nur können."

Und in der Ausgabe vom 05.09.1941 zum Überfall auf die Sowjetunion räumt Bischoff mit seiner christlichen Nächstenliebe unmissverständlich auf: „Die Deutschen Waffen schlagen zu und treffen. Treffen scharf und schwer, daß das bisher aus dem sowjetrussischen Riesenkörper geflossene Blut nie mehr ersetzt werden kann... Deutschland wird kämpfen bis zum totalen Siege, d.h. bis zur Befreiung Europas und der Welt von bolschewistischen Mördern, von der britischen Plutokratie und von Juden und Freimaurern.“

„Es gibt nichts, was wir nicht tun könnten und nicht tun würden, wenn es der Krieg von uns verlangt.“

Status confessionis der NAK

Eine tiefe Krise, aus der mehrere neue Gruppierungen hervorgingen (vgl. Vereinigung Apostolischer Gemeinden), erlebte die Neuapostolische Kirche in den letzten Amtsjahren des Stammapostels Johann Gottfried Bischoff (verstorben 1960). Bischoff, der 1930 das Stammapostelamt antrat, verkündigte, Christus werde noch zu seinen Lebzeiten wiederkommen. Diese "Botschaft" genannte Aussage wurde zum neuapostolischen "status confessionis". Amtsträger, die diese öffentlich anzweifelten bzw. nicht lehrten, wurden ihrer Ämter enthoben. Das prominenteste "Opfer" war der designierte Nachfolger des Stammapostels, der rheinische Bezirksapostel Peter Kuhlen (Stammapostelhelfer von 1948 bis 1950). Beitrittswillige wurden vielerorts erst nach einem Bekenntnis zur "Botschaft" in die Kirche aufgenommen. Als Bischoff starb und die Wiederkunft Jesu nicht eingetreten war, wurde seitens des Apostelkollegiums geäußert, Gott habe "seinen (durch Stammapostel Bischoff geäußerten) Willen geändert". Bis heute hat sich die Kirche nicht von dieser Auffassung distanziert, stellt es aber ihren Mitgliedern frei, sich ein eigenes Urteil zu bilden (lt. Aussage von StAp Leber: "kein Dogma mehr").

Die neue internationale Kirche (1960-heute)

Der Tod des Stammapostels Bischoff löste einen langsamen, aber stetigen Wandel aus, der z. B. zur Formulierung der "Eigenverantwortung" durch Stammapostel Hans Urwyler in den achtziger Jahren führte (jedes Mitglied ist persönlich verantwortlich für sein Seelenheil), oder zu den wenigen, aber kontinuierlichen Gesprächskontakten mit Gruppierungen, die sich aufgrund der "Botschaft" aus der Neuapostolischen Kirche gelöst haben. Auch eine vorsichtige ökumenische Öffnung der NAK kann man in diesem Kontext sehen. Insgesamt ist das Spektrum innerhalb der Kirche besonders in den letzten zehn Jahren breiter geworden, so dass man heute von einem "konservativen" und einem "progressiven" Flügel innerhalb der NAK sprechen kann.

Strukturell verschieben sich die Mitgliederzahlen ganz erheblich. Ist die NAK 1960 noch eine deutsch-europäische Gemeinschaft mit Dependancen in einigen außereuropäischen Ländern, so finden sich im Jahr 2005 nur noch etwa 5 % der Mitglieder in Europa, der weitaus größte Teil der Neuapostolischen Christen lebt in Afrika.

Lehre

Die Neuapostolische Kirche sieht sich als Fortsetzung der urchristlichen Kirche, ist auf die nahe Wiederkunft Christi und konsequent eschatologisch ausgerichtet. Ziel der neuapostolischen Christen ist es, bei der Wiederkunft Christi in die ewige Gemeinschaft mit Gott geführt zu werden. Das Glaubensbekenntnis ist in zehn Glaubensartikeln festgeschrieben.

Nach dem Verständnis der Neuapostolischen Kirche ist das Apostelamt heilsnotwendig. Als Grundlage der Lehre dient die Bibel und deren Auslegung durch die heutigen Apostel.

Die Neuapostolische Kirche kennt drei Sakramente: Heilige Wassertaufe, Heiliges Abendmahl und Heilige Versiegelung. Taufe und Versiegelung werden an jedem Mitglied einmal vollzogen und gelten als heilsnotwendig. Beide Sakramente zusammen bewirken die "Wiedergeburt" aus Wasser und Geist und vermitteln die "Gotteskindschaft". Durch die Wassertaufe wird nach neuapostolischem Verständnis "die erste und grundlegende Gnadenmitteilung an dem Menschen, der an Christus glaubt" vollzogen (siehe News vom 24. Januar 2006). Sie bewirkt außerdem die Abwaschung der "Erbsünde". Die Versiegelung (Taufe mit Heiligem Geist) wird als Übermittlung Heiligen Geistes verstanden und bewirkt erst die "Gotteskindschaft", d. h. die Mitgliedschaft in der Kirche.

Das Abendmahl wird in jedem Gottesdienst nach dem gemeinsam gesprochenen "Unser Vater" (ab Pfingsten 2008 nicht mehr aus dem Evangelium des Lukas, sondern nun aus dem des Johannes) und der "Sündenvergebung" gefeiert. Zum Abendmahl werden ausschließlich Hostien mit drei Weinflecken verwendet. Ausgesonderte Hostien werden bei Nichtverwendung in Folgegottesdiensten beliebig neu ausgesondert. Am Abendmahl nehmen auch Kinder und Säuglinge teil. Die Teilnahme am Abendmahl ist für die Mitglieder und für Gäste, die teilnehmen möchten, möglich.

Die Vergebung der Sünden Absolution erteilen in der NAK Apostel und priesterliche Ämter durch die "Freisprache" in jedem Gottesdienst. Sie hat im Bewusstsein vieler Mitglieder fast einen eigenen Sakramentscharakter bzw. wird fälschlicherweise für einen Teil des Sakramentes "Abendmahl" gehalten.

Eine konfessionelle Besonderheit bietet die Lehre vom Entschlafenenwesen. Dreimal jährlich findet ein "Gottesdienst für Entschlafene" statt, bei welchem den Seelen verstorbener Menschen die Sakramente der NAK gespendet werden (stellvertretend an zwei Amtsträgern durch einen Apostel). Das Abendmahl wird in gleicher Weise jeden Sonntag in Gottesdiensten, die von Bezirksaposteln oder vom Stammapostel geleitet werden, verstorbenen "Berechtigten" (die vor Gott Gnade gefunden haben) gespendet.

Zur Zeit werden etliche Lehraussagen, auch zum Kirchenverständnis, von innerkirchlichen Gremien (Projektgruppen) überarbeitet und sollen in einem neu entstehenden Katechismus (frühestens 2008) veröffentlicht werden.

Die Bibel

Die Bibel ist verbindliche Grundlage der Lehraussagen der NAK. Bis 1998 wurde die Lutherbibel von 1912 verwendet, heute gilt die Übersetzung der Lutherbibel von 1984. Nach einem aktuellen Beschluss (November 2005) sind auch die apokryphen Bücher fester Bestandteil neuapostolischer Lehre. In Predigten werden zudem auch manchmal andere Bibelübersetzungen zitiert (Gute Nachricht, Elberfelder, Albrecht usw.). Auch die Nutzung von kommentierten Bibeln (z. B. Stuttgarter Erklärungsbibel) wird für die Predigtvorbereitung empfohlen. Verbindlich sind auf jeden Fall die von der Kirchenleitung zentral heraus gegebenen „Leitgedanken“.

Innerkirchliche Arbeitsgruppen arbeiten an biblischen Themen und publizieren die Ergebnisse in der kircheneigenen Zeitschrift „Unsere Familie“ und auf den Internetseiten der Kirche. Das Gesamtverständnis des Evangeliums auf Grund der Auslegung der Bibel wird durch Apostel erarbeitet und entspricht in etlichen konfessionsbestimmenden Ansichten nicht den Auslegungen anderer Kirchen (z. B. tausenjähriges Friedensreich). Zunehmend weitet und vertieft sich die Auffassung biblischer Inhalte, bezüglich der Authentizität und dem Hintergrund- bzw. Sprachverständnisses, durch die Verwendung von Quellen der großen Kirchen und die Arbeit der projektgruppen, was zu Korrekturen aber auch deutlichen Abgrenzungen von Lehraussagen führt.

Gottesdienst und Praxis

Neuapostolische Kirche in Augsburg

Von den in den Kirchenbüchern registrierten Mitgliedern besuchen je nach Gemeinde 20 bis 100 % regelmäßig die Gottesdienste, wobei der Kirchenbesuch gerade in den europäischen Ländern rückläufig ist. Regelmäßige Gottesdienstbesucher beteiligen sie sich meist auch rege am Gemeindeleben und zeichnen sich durch ein ausgeprägtes Zusammengehörigkeitsgefühl aus. Es existiert eine ausgeprägte Jugend- und Seniorenbetreuung. Zudem sind oft gepflegtes Auftreten und formelle Kleidung üblich - die Frage nach der Form "angebrachter" Kleidung ist aber oft Diskussionsthema und von Gebietskirche zu Gebietskirche unterschiedlich.

Mit der beginnenden Öffnung der Kirche hat sich auch das kulturelle Leben in der NAK entwickelt. Mittlerweile gibt es neben traditionellen Kirchenchören, die in einigen Fällen auch über Konfessionsgrenzen hinaus für ihre Qualität bekannt sind, progressivere Musikgruppen und Ensembles, die zunehmend auch im außerkirchlichen Bereich auftreten. Wesentlicher Bestandteil der Musikliteratur sind dabei Werke, die im 19. Jahrhundert oder später verfasst wurden.

Teile der neuapostolischen Musikliteratur werden derzeit überarbeitet und durch Literatur aus anderen christlichen Kreisen ergänzt. Seit Ostern 2005 ersetzt - zunächst nur im deutschsprachigen Raum - das neue Gesangbuch das bis dahin verwendete von 1925. Im Gespräch ist auch die Überarbeitung der für Deutschland einheitlichen Chormappe; diese soll bis 2008 erfolgen. Bei der Überarbeitung werden meist Stücke mit weltlichem Ursprung (z. B. Opernchöre mit "selbstgedichteten" christlichen Texten) aussortiert, Textänderungen an bisher verwendeter Kirchenmusik rückgängig gemacht (z. B. "Himmel" statt "Heimat") und eigene Liedtexte der gültigen Lehre angepasst. Insgesamt ist eine Hinwendung zu allgemein anerkannter "christlicher Kirchenmusik" zu beobachten, was innerhalb der Gemeinden und Chöre auch zu Kritik führt.

Das neuapostolische Glaubensbekenntnis

1. Glaubensartikel: Ich glaube an Gott den Vater, den allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erden.

2. Glaubensartikel: Ich glaube an Jesum Christum, Gottes eingeborenen Sohn, unseren Herrn, der empfangen ist von dem Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben, begraben, eingegangen in das Reich der Entschlafenen, auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel, sitzend zur rechten Hand Gottes, des allmächtigen Vaters, von dannen er wiederkommen wird.

3. Glaubensartikel: Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige Apostolische Kirche, die Gemeinde der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und ein ewiges Leben.

4. Glaubensartikel: Ich glaube, dass der Herr Jesus seine Kirche durch lebende Apostel regiert bis zu seinem Wiederkommen, dass er seine Apostel gesandt hat und noch sendet mit dem Auftrag, zu lehren, in seinem Namen Sünden zu vergeben und mit Wasser und dem Heiligen Geist zu taufen.

5. Glaubensartikel: Ich glaube, dass sämtliche Ämter in der Kirche Christi nur von Aposteln erwählt und in ihr Amt eingesetzt werden und dass aus dem Apostelamt Christi sämtliche Gaben und Kräfte hervorgehen müssen, auf dass, mit ihnen ausgerüstet, die Gemeinde ein lesbarer Brief Christi werde.

6. Glaubensartikel: Ich glaube, dass die Heilige Taufe mit Wasser ein Bestandteil der Wiedergeburt ist und der Täufling dadurch die Anwartschaft zur Empfangnahme des Heiligen Geistes erlangt. Sie ist ferner der Bund eines guten Gewissens mit Gott.

7. Glaubensartikel: Ich glaube, dass das Heilige Abendmahl zum Gedächtnis an das einmal gebrachte, vollgültige Opfer, an das bittere Leiden und Sterben Christi, vom Herrn selbst eingesetzt ist. Der würdige Genuss des Heiligen Abendmahls verbürgt uns die Lebensgemeinschaft mit Christo Jesu, unserem Herrn. Es wird mit ungesäuertem Brot und Wein gefeiert; beides muss von einem priesterlichen Amt der Kirche gesegnet und gespendet werden.

8. Glaubensartikel: Ich glaube, dass die mit Wasser Getauften durch einen Apostel zur Erlangung der Gotteskindschaft den Heiligen Geist empfangen müssen, wodurch sie als Glieder dem Leibe Christi eingefügt werden.

9. Glaubensartikel: Ich glaube, dass der Herr Jesus so gewiss wiederkommen wird, wie er gen Himmel gefahren ist, und die Toten in Christo sowie die lebenden Brautseelen, die auf sein Kommen hofften und zubereitet wurden, verwandelt und zu sich nimmt, dass er nach der Hochzeit im Himmel mit diesen auf die Erde zurückkommt, sein Friedensreich aufrichtet und sie mit ihm als Könige und Priester regieren. Nach Abschluss des Friedensreiches wird er das Endgericht halten, wo alle Seelen, die nicht an der Ersten Auferstehung teilhatten, ihr Teil empfangen, wie sie gehandelt haben, es sei gut oder böse.

10. Glaubensartikel: Ich glaube, dass ich der weltlichen Obrigkeit zum Gehorsam verpflichtet bin, soweit nicht göttliche Gesetze dem entgegenstehen.

Liturgie

Die Gottesdienste der Neuapostolischen Kirche sind geregelt. Die Liturgie der Neuapostolischen Kirche entsprach anfänglich (bis etwa 1885) der der katholisch-apostolischen Gemeinden, die starke Elemente des Ritus der katholischen und anglikanischen Kirchen enthielt.

Unter dem Einfluss des niederländischen Calvinismus verlagerte sich der gottesdienstliche Schwerpunkt um 1885 auf den Wortgottesdienst (hoher Predigtanteil). Vereinzelt finden sich noch Rudimente der katholisch-apostolischen Tradition in der neuapostolischen Liturgie. Bis 1998 wurde das Abendmahl nur am Sonntag und kirchlichen Feiertagen gefeiert, seit 1998 findet auch in den wöchentlichen Gottesdiensten eine Abendmahlsfeier statt.

Schematischer Ablauf eines neuapostolischen Gottesdienstes:

  • Vor dem Beginn des Gottesdienstes:
    • Chorgesang
    • Orgelmusik
    • Instrumentalmusik
    • evtl. Ruhephase zur persönlichen Einstimmung auf den Gottesdienst
    • Gemeindelied (Einzug des/der Apostel und/oder priesterlichen Amtes/Ämter in das Kirchenschiff, der Dienstleiter nimmt seinen Platz hinter dem Altar ein)
  • Gottesdienst
    • Gebet des Dienstleiters
    • Verlesen des Bibelwortes für den Gottesdienst
    • Musikbeitrag (meistens Chorgesang, aber auch Gemeindelied, Solo- oder Instrumentalstück)
    • Predigt des Dienstleiters
    • evtl. Musikbeitrag (meist Chorgesang)
    • Predigten weiterer Amtsträger
  • Feier des Heilgen Abendmahls
    • Gemeindegebet Unser Vater
    • Freisprache (Absolution - Vergebung der Sünden)
    • Opfergebet
    • Aussonderung der Hostien (Brot und Wein) und Spendung/Ausgabe der Hostien an die Apostel/priesterlichen Ämter und Diakone
      • anschließend eventuell
        • Taufe
        • Aufnahme
        • Versiegelung
        • Konfirmation (Segenshandlung - in der Regel am Palmsonntag)
    • Spendung des Heiligen Abendmahls an die Gemeinde (währenddessen/danach Gemeindegesang und/oder Chorgesang)
    • nur bei Gottesdiensten der Apostel, Bezirksapostel und des Stammapostels: Spendung des Abendmahls für die Entschlafenen
      • anschließend eventuell Segenshandlungen, zum Beispiel:
        • Trauungen, Hochzeitsjubiläen
        • Ordinationen oder Ruhesetzung von Amtsträgern usw.
  • Abschluss:
    • Dankgebet
    • Schlusssegen
    • Organisatorische und/oder terminliche "Bekanntmachungen" durch einen Amtsträger
    • Musikbeitrag (Gemeindegesang, Chorvortrag etc.)

Das „Dienen“ der Amtsträger am Altar geschieht in freier Predigt, ohne Manuskript. Zur Vorbereitung auf den Gottesdienst dienen die von der Kirchenleitung herausgegebenen Leitgedanken, die das vorzulesende (d.h. von der Kirchenleitung vorgegebene) Textwort (einen einzelnen Vers oder Teilvers, keine längeren Textabschnitte) aus der Bibel sowie einige Gedanken dazu enthalten. Die "Leitgedanken" sollen bis Ende 2007 durch eine „Anleitung für den Gottesdienst“ ersetzt werden. Die beauftragten Amtsträger predigen ohne die Anforderung einer besonderen Ausbildung oder theologische Fortbildung, es soll in direkter Weise der Heilige Geist durch sie sprechen. Kritikern zufolge führt dies allerdings zu einer Überforderung der Laienprediger und damit zu einer klischeebeladenen, floskelhaften Beschwörung der wenigen, immer gleichen Inhalte. Um dem entgegenzuwirken werden vermehrt kirchliche Seminare zur Predigtvorbereitung angeboten und Schulungen durchgeführt.

Organisation

Hierarchie

Kirchenleitung International

An der Spitze der Neuapostolischen Kirche steht seit dem 15. Mai 2005 Stammapostel Dr. Wilhelm Leber. Dessen Vorgänger war Richard Fehr, der seit 1988 die Kirche in diesem Amt führte. Als Stammapostel leitet er die Kirche von ihrem Hauptsitz in Zürich aus. Wilhelm Leber ist Hamburger und der achte Stammapostel seit Gründung der Kirche. Die Vorrangstellung des Stammapostels wird von der Stellung des Petrus in der Urkirche abgeleitet.

Bezirksapostel leiten Gebietskirchen

Dem Stammapostels unterstellt sind die Bezirksapostel. Sie leiten die jeweiligen Gebietskirchen. Ihnen sind weitere Apostel zugeordnet. Gemeinsam mit dem Stammapostel sorgen sie für die weltweite Einheit der Glaubenslehre und der Seelsorge.

Internationale Apostel-Konferenzen

Der Stammapostel und die Bezirksapostel kommen regelmäßig zusammen, um Kirchenangelegenheiten von internationaler Bedeutung zu beraten. Alle drei Jahre findet eine internationale Vollversammlung sämtlicher Apostel statt.

Stammapostel und alle Bezirksapostel

Stammapostel:

Bezirksapostel in Europa:

Deutschland:

  • Michael Ehrich (Süddeutschland, sowie Bosnien-Herzegowina, Gabun, Ghana, Kamerun, Liberia, Mazedonien, Montenegro, Nigeria, Serbien, Somalia, Ukraine)
  • Armin Brinkmann (Nordrhein-Westfalen, sowie Albanien, Angola, Afghanistan, Armenien, Aserbaidschan, Französisch Guinea, Georgien, Guadeloupe, Indien, Kapverdische Inseln, Kosovo, Lettland, Litauen, Martinique, Ost Timor, Portugal, Sao Tomé e Principé)
  • Wilfried Klingler (Mitteldeutschland, sowie Andamanen, Indien (Kerala), Lakkadiven, Libyen, Malediven, Nikobaren, Polen, Slowakei, Sudan, Weißrussland)
  • Karlheinz Schumacher (Norddeutschland, sowie Dänemark, Estland, Finnland, Grönland, Island, Norwegen, Schweden)
  • Hagen Wend (Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland, sowie Algerien, Ägypten, Belgien, Griechenland, Irak, Iran, Jordanien, Libanon, Luxemburg, Mali, Niger, Saudi Arabien, Syrien, Türkei, Tunesien, Zypern)
  • Wolfgang Nadolny (Berlin-Brandenburg, sowie Russland, Kasakhstan, Kirgisistan, Mongolei, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan

Schweiz:

  • Armin Studer (Schweiz, sowie Italien, Kroatien, Österreich, Tschechische Republik, Spanien, Ungarn)

Frankreich:

  • Jean-Luc Schneider (Frankreich, sowie Burundi, Demokratische Republik Kongo, Französisch Polynesien, Mauritius, Mayotte, Monaco, Neukaledonien, Réunion, Rodrigues, Seychelles)

Niederlande:

  • Theodoor J. de Bruijn (Niederlande, sowie Anguilla, Antigua, Aruba, Malta, Niederländische Antillen, Surinam)


Bezirksapostel in Amerika:

Nordamerika:

  • Richard C. Freund (USA, sowie Amerikanisch Samoa, Barbados, Dominica, Ecuador, Guam, Guyana, Großbritannien und Republik Irland, Haiti, Kenia, Kolombien, Marshall Inseln, Mexiko, Mikronesien, Peru, Sansibar, St. Kitts & Nevis, St. Lucia, St. Vincent, Tansania, Uganda, Venezuela)
  • Leslie Latorcai (Kanada, sowie China, Demokratische Republik Kongo, Kongo, Jamaika, Japan, Pakistan, Ruanda, Thailand, Tschad, Zentralafrikanische Republik)

Südamerika:

  • Guillermo Vilor (Brasilien, sowie Bolivien)
  • Norberto Rubén Batista (Argentinien, sowie Chile, Paraguay, Uruguay)


Bezirksapostel in Australien:

  • Andrew H. Andersen (Australien, sowie Neuseeland, Tasmanien)


Bezirksapostel in Asien:

  • Alfons Tansahtikno (Indonesien, sowie Brunei)


Bezirksapostel in Afrika:

  • Johann R. Kitching (Südostafrika, sowie Mosambik, Simbabwe, Swaziland)
  • Noel E. Barnes (Südafrika (Cape), sowie Falkland Inseln, Namibia, St. Helena)
  • Charles S. Ndandula (Sambia, sowie Malawi)


Weitere Amtsträger unterstützen die Apostel

Bei der Erfüllung regionaler Aufgaben helfen den Aposteln Bischöfe, Bezirksälteste und Bezirksevangelisten. Das Zentrum des kirchlichen Lebens sind die einzelnen Gemeinden. Mit ihrer Leitung beauftragen die Apostel Hirten, Evangelisten oder Priester. Diese Gemeindevorsteher werden von weiteren Priestern sowie Diakonen unterstützt.

Die Hierarchie umfasst in absteigender Reihenfolge drei Amtsgruppen

Die Neuapostolische Kirche kennt in der Amtsgruppe der Apostel die Beauftragung (Tätigkeit ohne Ordination) als "Bezirksapostelhelfer"; bei den priesterlichen Ämtern die Beauftragung als Vorsteher (Leiter) einer Gemeinde (regulär werden Hirten/Evangelisten/Priester beauftragt) bzw. eines Bezirkes (in der Regel Bezirksälteste/Bezirksevangelisten). Eine weitere Besonderheit im Apostolat der NAK stellt der "Stammapostelhelfer" dar: Zur Unterstützung des amtierenden Stammapostels wird ein Apostel in diese Funktion ordiniert. Dieses Amt wurde jedoch seit längerer Zeit nicht mehr besetzt.

Alle Amtsträger sind Männer und Laien; sie arbeiten bis zur Stufe des Bezirksältesten in der Regel ehrenamtlich. Bischöfe und Apostel (Stammapostel, Bezirksapostel und Apostel) sind oftmals Angestellte der Kirche.

Eine Frauenordination ist in der Neuapostolischen Kirche nicht bekannt. Jedoch nehmen Frauen Lehrtätigkeiten in der Vorsonntagsschule (Kinder bis 6 Jahren), der Sonntagsschule, im Religions- und Konfirmandenunterricht sowie (auch leitende) Aufgaben im Musikwesen wahr.

Jeder Funktionsträger unterliegt in seinem Handeln für die NAK auch in Details oft noch den Weisungen des höhergeordneten Amts- bzw. Funktionsträgers. Während über organisatorische Fragen durchaus auch diskutiert wird, sind Fragen, die den Glaubensinhalt und die damit verbundenen Glaubenslehren betreffen, nicht ausdiskutierbar und keine bloße Ansichtssache. In diesen Punkten existiert eine klare Linie. Verbreitungen anderer oder verfälschter Lehren von Amtsträgern der Neuapostolischen Kirche werden nicht toleriert. In einem solchen Fall geht ein Funktionsträger teilweise seiner Amtsstellung verlustig, für einen hauptamtlich tätigen Funktionsträger kann dies unter anderem auch den Verlust der Rentenansprüche zur Folge haben.

Amtsinhaber können sich von ihrem freiwillig übernommenen Auftrag vorübergehend beurlauben lassen oder ihn niederlegen.

Struktur

Der Hauptsitz der NAKI (Neuapostolische Kirche International), als dem Verbund aller neuapostolischen Apostel, befindet sich in Zürich.

Die Neuapostolische Kirche ist in Gebietskirchen aufgeteilt, die - rechtlich selbstständig - von Bezirksaposteln geleitet werden. In der Lehre sind die Bezirksapostel mit dem Stammapostel verbunden. Mehrere Gebietskirchen können von einem Bezirksapostel geleitet werden; sie werden dann als "Bezirksapostelbereich" bezeichnet. In Deutschland gibt es 10 Gebietskirchen in 6 "Bezirksapostelbereichen". Die Gebietskirche Österreich gehört mit der Gebietskirche Schweiz zu einem "Bezirksapostelbereich". Rechtlich sind die Gebietskirchen in Deutschland Körperschaften des öffentlichen Rechts, in der Schweiz ein Verein.

Die Gebietskirchen sind in rechtlich unselbstständige Bezirke untergliedert, die ihrerseits in ebenfalls rechtlich unselbstständige Gemeinden aufgeteilt sind. Die Leitung eines Bezirkes bzw. einer Gemeinde obliegt einem Bezirks- bzw. Gemeindevorsteher. Zehn bis dreißig Gemeinden bilden einen Bezirk. Ein Apostel und ein Bischof betreuen in der Regel drei bis sechs Bezirke.

Finanzen

Die Neuapostolische Kirche finanziert sich aus Spenden (so genannten Opfern) der Mitglieder. Die Spenden sind freiwillig und werden anonym in den Opferkasten (Opferstock) gelegt. Eine Orientierung am biblischen Zehnten (vgl. 4. Mose 18, 24) wird empfohlen und im Predigtdienst im Hinblick auf den damit verbundenen Gottessegen mitunter thematisiert. Eine Kirchensteuer wird, obwohl in Deutschland rechtlich möglich, nicht erhoben. Die internationale Kirche wird durch Umlagen der Gebietskirchen finanziert, sie organisiert auch die Unterstützung finanzschwächerer Gebietskirchen durch finanzstärkere. Die Kirche ist bestrebt, mit einem möglichst kleinen Verwaltungsapparat auszukommen. Der weitaus größte Teil der Einnahmen fließt in den Bau und Unterhalt der Kirchengebäude, kommt also unmittelbar wieder den einzelnen Gemeinden zugute. Auch für die Missionstätigkeit wird ein beträchtlicher Teil des Kirchenbudgets aufgewandt. Darüber hinaus erbringt die Kirche humanitäre Hilfsleistungen und unterstützt Hilfsaktionen in Katastrophenfällen. Die Kontrolle der kirchlichen Einnahmen und Ausgaben nehmen unabhängige Wirtschaftsprüfer vor. Die Kirche veröffentlicht zusammengefasste Übersichten über Jahresabschluss, ihre Einnahmen und Ausgaben (u. a. auch in der kircheneigenen Zeitschrift "Unsere Familie"). Staatliche Zuschüsse werden nicht in Anspruch genommen. Karitative Hilfsmaßnahmen werden über Sonderopfer (Dankopfer zum Erntedankfest) und Spenden an das Hilfswerk der Neuapostolischen Kirchen Deutschlands "NAK-Karitativ" unterstützt.

Neutralität

Die Neuapostolische Kirche enthält sich politischer Stellungnahmen. Sie erwartet von ihren Gläubigen, die Gesetze und staatsbürgerlichen Pflichten ihres Landes zu erfüllen, soweit göttliche Gesetze dem nicht entgegenstehen. Die Kirche legt Wert auf offene und vertrauensvolle Beziehungen zu Regierungen, Behörden und zur Öffentlichkeit. Neuapostolischen Christen steht es frei, sich im öffentlichen Leben zu betätigen.

Weitere kirchliche Einrichtungen und Gruppen

Verlag

Der kircheneigene Verlag Friedrich Bischoff (gegründet von Johann Gottfried Bischoff, dem Vater des Namensgebers) hat seinen Sitz in Frankfurt am Main. Er verlegt im Wesentlichen drei kircheninterne Zeitschriften:

"Unsere Familie" hat eine internationale Gesamtauflage von 350.000 Exemplaren. In den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Indonesisch erscheint sie zwei mal im Monat. Monatlich erscheint die Zeitschrift in 21 weiteren Sprachen. Der Inhalt beschäftigt sich neben Gottesdienst- und Reiseberichten des Stammapostels auch mit religiös-geschichtlichem Hintergrundwissen, Berichten aus dem Gemeindeleben und Annoncen.

"Wir Kinder" hat eine internationale Gesamtauflage von 18.000 Exemplaren und erscheint in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch, Portugiesisch und Niederländisch. Der Inhalt beschäftigt sich mit Themen rund um "Christen & Bibel". Es gibt was zum Lesen, Malen, Basteln, Rätsel und Mitmach-Aktionen.

"Spirit" ist eine Zeitschrift speziell für junge neuapostolische Christen. Alle zwei Monate werden aktuelle Themen aufgegriffen und aus der Sicht des neuapostolischen Glaubens beleuchtet um Orientierung zu geben.

Jugend in der Kirche

Bei der Neuapostolischen Kirche gibt es ähnlich der anderen großen Kirchen Jugendtage. Einmal im Jahr findet in der jeweiligen Gebietskirche ein Jugendtag statt. Veranstaltungsorte sind Messehallen oder Stadthallen. Der Ablauf gliedert sich häufig in zwei Teile. Vormittags findet ein Jugendgottesdienst statt, der vom Bezirksapostel der Gebietskirche, teilweise auch vom Stammapostel gehalten wird. Im Anschluss gibt es ein gemeinsames Mittagessen. Anschließend folgt das Nachmittagsprogramm. Dort werden von Chor und Orchester Lieder vorgetragen und von Jugendlichen religiöse Themen in Form von Filmen, Bühnenstücken oder ähnlichem präsentiert. Im Jahr 2009 findet zum ersten Mal ein europäischer Jugendtag in der Düsseldorfer LTU-Arena statt.

Innerhalb der Bezirke finden verschiedene Jugendaktivitäten statt. Dazu zählen Jugendgottesdienste, regionale und örtliche Jugenstunden, Chorstunden, Sportveranstaltungen und Jugendfreizeiten.

Hostienbäckerei

In Bielefeld befindet sich die zentrale Hostienbäckerei. Eine weitere Hostienbäckerei befindet sich in Kapstadt, diese versorgt Teile Afrikas mit Hostien.

Karitative Einrichtungen

Der Sitz von NAK-Karitativ, Förderverein für karitative Projekte der Neuapostolischen Kirchen Deutschlands e. V., befindet sich in Dortmund. Eine neuapostolische Einrichtung für ältere Menschen befindet sich in Fröndenberg.

Außerhalb Deutschlands (z. B. in Ländern wie Portugal, Indien und Südafrika) gibt es zahlreiche weitere kirchliche Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten und Waisenhäuser, die teilweise von NAK-Karitativ betreut, teilweise auch von den örtlichen Gebietskirchen finanziert werden. Das Hilfswerk "Jugend hilft Jugend" der NAK Nordrhein-Westfalen betreut Projekte für benachteiligte Jugendliche im Ausland. So ist in Südafrika vor kurzem das zweite "Amazing Grace" Kinderheim offiziell eröffnet worden

Regenbogen-NAK

1999 entstand Regenbogen-NAK, eine private Initiative schwuler und lesbischer neuapostolischer Gläubiger. Die besonderen Problemfelder in Gesellschaft und Kirche, von denen homosexuelle Menschen häufig umgeben sind, sind Hauptthemenfelder.

Ökumene

Die Neuapostolische Kirche ist weder im Ökumenischen Rat der Kirchen noch in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) vertreten und arbeitet auch nicht in der Evangelischen Allianz mit, wobei mittlerweile Aufnahmeanträge gestellt wurden oder Annäherungen bestehen, doch noch keine Akzeptanz für die NAK vorhanden ist.

Aus Sicht der Neuapostolischen Kirche besteht die Möglichkeit, dass ein neuapostolischer Christ am Abendmahl einer anderen Konfession teilnimmt. Die Teilnahme an der Abendmahlsfeier in den Gottesdiensten der NAK ist für Mitglieder und in die Gemeinde aufgenomme Gäste vorgesehen. Jedoch wird dies nicht kontrolliert und faktisch wird niemandem die Teilnahme verwehrt (es gilt die Aussage: "Am Altar des Herrn werden keine Grenzen gezogen!"). Die neuapostolische Taufe wird von der katholischen und den evangelischen Kirchen anerkannt, da sie trinitarisch vollzogen wird; auch die Neuapostolische Kirche erkennt ihrerseits jede in einer anderen Kirche trinitarisch vollzogene Wassertaufe als gültiges Sakrament an und bestätigt diese nicht mehr, wie bisher üblich. Das neuapostolische Verständnis über die Erlangung der Gotteskindschaft unterscheidet sich allerdings von dem Verständnis anderer Konfessionen und wird von verschiedenen Theologen als Sonderlehre betrachtet.

Nicht anerkannt werden die Taufen der Mormonen und Zeugen Jehovas, da diese nicht trinitarisch vollzogen werden.

Kritik

Ehemalige Mitglieder kritisieren einen trotz diverser Lehrrevisionen noch immer betriebenen Ämterkult, da die strikte Gehorsamsforderung gegenüber den Weisungen von Stammapostel, Apostel und nachrangiger Ämter ("Glaubensgehorsam", "Nachfolge") mit der heimholenden Wiederkunft Christi verknüpft werde. So schreibt Detlef Streich in seiner Ausarbeitung "Konstitutive Merkmale der Neuapostolischen Kirche" [1]: "Solange die Leitung der Neuapostolischen Kirche die Wiederkunft Christi an heilsnotwendig reduziertes Leben koppelt und vor dem bedrohlichen Hintergrund eines jederzeit einbrechen könnenden Endzeitszenarios verkündigt, predigt sie Angst erzeugend gegen den zum Leben geborenen Menschen und schädigt die auf das aktive zukünftige Leben gerichtete natürliche Entwicklung von Kindern." (S. 57)

Das Selbstverständnis der Neuapostolischen Kirche als "Werk Gottes" - im Gegensatz zu allen anderen christlichen Kirchen, die über kein Apostelamt verfügen - sei nichts anderes als Ausdruck der von der NAK betriebenen Bewusstseinsmanipulation, welche die Gläubigen mittels derartiger Predigtinhalte in psychischer Abhängigkeit und Unmündigkeit halte.

Desweiteren wird das neuapostolische Segensverständnis mit der Begründung als problematisch betrachtet, dass der göttliche Segen auch im Falle von Opfergaben (Zeit, Geld) in Aussicht gestellt werde.

Die Existenz diverser Selbsthilfeorganisationen sogenannter "Sektenaussteiger", in denen sich auch zahlreiche ehemalige oder formell neuapostolische Menschen engagieren, lässt oben geschilderte Kritik als nach wie vor aktuell erscheinen, wird aber von den aktiven Mitgliedern weitgehend ignoriert, da die Kritik von Aussteigern oft als boshaft oder unqualifiziert gewertet wird.

Literatur

  • Rakow, Katja: Neuere Entwicklungen in der Neuapostolischen Kirche – Eine Dokumentation des Öffnungsprozesses, Berlin 2004, ISBN 3-89998-036-0
  • Fels, Simon: Briefe an Lydia, Alsfeld, 2001, ISBN 3935609000
  • Dannwolf, Siegfried: Gottes verlorene Kinder. Ein Ex- Priester der Neuapostolischen Kirche klagt an., 1997, ISBN 3579011316
  • Fincke, Andreas: Die Neuapostolische Kirche im Umbruch. Zwischen Wachstum und Reformstau, Berlin 1999, ISSN 0085-0357
  • ders: Die Neuapostolische Kirche. Kompaktinformation, downloadbar unter www.ezw-berlin.de
  • Hartmann, Horst: In der Welt, aber nicht von der Welt. Die Gotteskinder der Neuapostolischen Kirche, 2000, ISBN 3831104999
  • Gassmann, Lothar: Neuapostolische Kirche: Gibt es wieder Apostel?, ISBN 3933828708
  • Hauth, Rüdiger: (Hrsg.): ... neben den Kirchen, S. 252-262, 1995, ISBN 3767380129
  • Lange, Winnifried: Ich war ein 'Gotteskind', 2004, ISBN 3934601855
  • Obst, Helmut: Apostel und Propheten der Neuzeit - Gründer christlicher Religionsgemeinschaften des 19. und 20. Jahrhunderts, Göttingen 2000, ISBN 3-525-55438-9 sowie ISBN 3-525-55439-7
  • ders: Die Neuapostolische Kirche. Die exklusive Endzeitkirche? 2002, ISBN 3761549458
  • nak.org - Homepage der Neuapostolischen Kirche International, Links zu den Landesseiten
  • NAK-karitativ - Website der NAK-karitativ
  • jugend-online.info - Internetprojekt für Jugendliche aus NRW der NAK, offizielle Webseite
  • glaubenskultur.de - Unabhängiges Magazin rund um die NAK
  • naktuell.de - Eigenständiger Informationsdienst mit inhaltlichem Bezug zur NAK
  • NAK-info - Eine kritische Betrachtung
  • mediasinres.net - Eine Auseinandersetzung mit der NAK
  • regenbogen-nak.de - Homepage der Homo-, bi- und transsexuelle Christen in der Neuapostolischen Kirche

Linkkatalog zum Thema Neuapostolische bei curlie.org (ehemals DMOZ)