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Vergebung

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Die Fähigkeit zur Vergebung (gr. a·mnestia, "das Nicht-Gedenken") gilt in vielen Kulturen als eine menschliche Tugend und ähnelt der offiziellen Begnadigung. Wer anderen vergibt, ist für etwas, das ihm angetan worden ist, nicht nachtragend und sogar zur Versöhnung bereit.


Gesellschaftliche Rolle der Vergebung

Vergeben zu können, galt als Tugend der Könige („Großmut“) und als ein Bestandteil fortgeschrittener Zivilisation, da ohne Vergebung (oder Abgeltung) Untaten Rache erfordern würden, welche wiederum gerächt werden müsste, so dass es zu einer langen Reihe von gegenseitigen Vergeltungen kommen kann. Dies ist bei Völkern und Kulturen der Fall, die Blutrache üben.

Viele Verfassungsordnungen sehen die Möglichkeit der Begnadigung von Tätern vor. Sie ist gerade nicht „Recht“, sondern ein Ausfluss der Souveränität der Person an der Spitze eines Gemeinwesens (Staates), auch über die Jurisdiktion: Ein (z.B.) Bundespräsident lässt Gnade für Recht ergehen.

Vergebung in den Religionen

In den meisten Religionen spielt Vergebung eine wesentliche Rolle. Hierbei wird die Vergebungsbereitschaft unter den Menschen als möglicher Weg zur Konfliktbeendung angesehen. Ein anderer Aspekt der Vergebung spiegelt sich in der Beziehung zwischen Gott und Mensch wieder, besonders in den monotheistischen Religionen, in denen Gott sich nach Ansicht vieler Anhänger in seiner Eigenschaft als „eifriger [= eifersüchtiger] Gott“ rächt, jedoch auch einigen Menschen vergibt.

Besonders im Christentum wird die Versöhnung zwischen Gott und Mensch hervorgehoben. Dem Neuen Testament zufolge soll der christliche Gott je nach Auslegung allen oder auch nur einigen Menschen vergeben haben, nachdem Jesus Christus durch Tod und Auferstehung deren Schuld auf sich nahm.

Literatur

  • Vladimir Jankélévitch: Das Verzeihen. Essays zur Moral und Kulturphilosophie. Frankfurt am Main 2004
  • Lebendige Seelsorge (Zs., 1/2007), Themenheft) „Sünde - Schuld - Vergebung“ (siehe auch: http://www.lebendige-seelsorge.de/Archiv/2007_1i.asp)
  • Christian Bartolf: Ursprung der Lehre vom Nicht-Widerstehen. Über Sozialethik und Vergeltungskritik bei Leo Tolstoi. Berlin: Gandhi-Informations-Zentrum. 2006. ISBN 3-930093-18-9

Siehe auch