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Bismarckhäuschen

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Bismarckhäuschen am Wall

Das Bismarckhäuschen in Göttingen ist der letzte noch erhaltene Turm des äußeren mittelalterlichen Befestigungsringes der Stadt. Seinen Namen erhielt es, weil der spätere Reichskanzler Otto von Bismarck hier während seiner Studienzeit in Göttingen für etwa ein halbes Jahr wohnte. Im Turm ist heute ein kleines Museum zu seinem Gedenken eingerichtet.

Der polygonale Turm wurde 1447 als Teil der Befestigungsanlage erbaut. Zweck war es, den hier die Stadtmauer durchfließenden Leine-Kanal zu schützen. Dieser war für die hinter der Stadtmauer liegenden Mühlen und damit für die Versorgung der Stadt unentbehrlich. Dadurch, dass der Turm bis vor die Mauer ragte, konnte von ihm aus mit Geschützen auch seitlich geschossen werden, um Angriffe auf die Stadt abzuwehren.

Nach dem Siebenjährigen Krieg wurde ab 1762/63 das Befestigungssystem der Stadt Göttingen geschleift oder anderen Nutzungen zugeführt. Der Turm wurde nun in ein Gartenhaus umfunktioniert. In der ersten Hälte des 19. Jahrhunderts gehörte es dem Gärtner Johann Voss, der die Räume als Wohnung an Studenten vermietete. Zu seinen Mietern gehörte auch Otto von Bismarck, der ab 1832 Rechtswissenschaften in Göttingen studierte und hier von Frühjahr bis Herbst 1833 wohnte. Vorher wohnte er in der Roten Straße 27. Eine Legende sagt, dass der damals 17jährige Jurastudent dieses romantische Domizil am Rande der Stadt nicht freiwillig gewählt hätte. Man hätte ihn behördlicherseits wegen mehrfachen groben Unfugs (Trinkgelage, Rauferei, Duellieren, Tabakrauchen auf der Straße) aus der Innenstadt verbannt.

1860 errichtete der Lohgerber Stöckicht eine Lederfabrik im Areal vor dem Wall. In Folge der Erweiterung wurde auch das Gartenhaus in den Betrieb aufgenommen und diente in der Folgezeit als Wohnung für Betriebsangehörige, bzw. auch als Geräteschuppen. In dieser Zeit gewann auch Otto von Bismarck an Ansehen und damit das Bismarckhäuschen seine Bedeutung. 1874 wurde von Oberbürgermeister Georg Merkel angeregt, eine Gedenktafel zu Ehren des inzwischen berühmten ehemaligen Bewohners über der Eingangstür anzubringen. Diese ist noch heute zu sehen. Sie wurde von der Hannoverschen Eisengießerei gestiftet. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Bismarckhäuschen Teil der Fremdenverkehrswerbung und wurde auch auf Postkarten abgebildet.

1921 erwarb die EDEKA den Turm. 1931/32 übernahm dann die Stadt Göttingen den Turm von EDEKA um das Gebäude als Gedenkstätte zu nutzen. Grund war der 100. Jahrestag der Immatrikulation von Bismarck. Das Häuschen wurde zur Bismarckerinnerungsstätte umgebaut und mit zeitgenössischer Möblierung aus der Biedermeierzeit eingerichtet. Die im Antiqitätshandel erworbene Ausstattung entsprach jedoch nicht den studentischen Wohnbedingungen, sondern eher einer bürgerlichen Wohnsituation. 1985/86 wurde das Gebäude neu gestaltet und mit Dachgauben ausgestattet. Die Möbel wurden nun entfernt und in den Räumen eine Dokumentation zum Leben Otto von Bismarcks eingerichtet.

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