Landkreis Sigmaringen
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Basisdaten | |
Bundesland: | Baden-Württemberg |
Regierungsbezirk: | Tübingen |
Regionalverband: | Bodensee-Oberschwaben |
Verwaltungssitz: | Sigmaringen |
Fläche: | 1.204,36 km² |
Einwohner: | 133.259 (30. Juni 2006) |
Bevölkerungsdichte: | 111 Einwohner je km² |
Kfz-Kennzeichen: | SIG |
Kreisschlüssel: | 08 4 37 |
Kreisgliederung: | 25 Gemeinden |
Adresse der Kreisverwaltung: | Leopoldstraße 4 72488 Sigmaringen |
Website: | www.landratsamt-sigmaringen.de |
Politik | |
Landrat: | Dirk Gaerte |
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Der Landkreis Sigmaringen ist ein Landkreis in Baden-Württemberg. Er bildet zusammen mit dem Bodenseekreis und dem Landkreis Ravensburg die Region Bodensee-Oberschwaben im Regierungsbezirk Tübingen. Der Landkreis Sigmaringen grenzt im Norden an den Landkreis Reutlingen, im Osten an die Landkreise Biberach und Ravensburg, im Süden an den Bodenseekreis, im Südwesten an den Landkreis Konstanz und im Westen an die Landkreise Tuttlingen und Zollernalbkreis.
Geografie
Der Landkreis Sigmaringen hat Anteil an der Schwäbischen Alb und am Alpenvorland. Höchste Erhebung ist der Schnaitkapf bei Schwenningen mit 921 Metern ü. NN., höchster nicht zur Schwäbischen Alb gehörender Berg ist mit 833 Metern ü. NN. der Höchsten.
Geschichte
Der Landkreis Sigmaringen entstand 1925 durch die Vereinigung der beiden preußischen Oberämter Sigmaringen und Gammertingen (vgl. Hohenzollernsche Lande). Nach 1945 war der Landkreis Sigmaringen Bestandteil des Landes Württemberg-Hohenzollern, das 1952 im Land Baden-Württemberg aufging. Seither gehört er dem Regierungsbezirk Südwürttemberg-Hohenzollern, bzw. dem Regierungsbezirk Tübingen an. Dieser Landkreis bildete den südlichen Teil der territorial sehr zersplitterten hohenzollerischen Lande; zu seinem Gebiet gehörten acht Exklaven (darunter auch Achberg an der bayerischen Grenze), und zwei Orte (Warmtal, Burgau) wurden als Kondominate mit dem Landkreis Saulgau zusammen verwaltet; siehe hierzu auch den Abschnitt Städte und Gemeinden vor der Kreisreform sowie den Artikel Territoriale Besonderheiten in Südwestdeutschland nach 1810.
Die baden-württembergische Kreisreform brachte die Auflösung des alten Landkreises Sigmaringen zum 31. Dezember 1972 und zugleich die Gründung eines neuen Landkreises Sigmaringen zum 1. Januar 1973. Dieser umfasste neben dem Großteil des alten Landkreises Sigmaringen zusätzliche Gebiete im Westen, Osten und Süden, d.h. die Gebiete um Meßkirch, Saulgau und Pfullendorf. Auch wenn es sich, juristisch betrachtet, um die Neugründung eines Landkreises handelte, so empfand doch die Bevölkerung die Veränderungen als eine Expansion des (alten) Kreises Sigmaringen auf Kosten anderer Kreise (vor allem des aufgelösten Landkreises Saulgau). An den neuen Landkreis Sigmaringen fielen Gemeinden aus den alten Landkreisen Saulgau (35), Stockach (22), Überlingen (12) und Reutlingen (1).
Während der Kreisreform (zum Teil auch schon zuvor) wurden die Exklaven bereinigt; einige, indem sie durch die Kreisreform mit dem Hauptgebiet des Landkreises verbunden wurden (z.B. Beuron, Thalheim), andere, indem sie die Landkreiszugehörigkeit wechselten (z.B. Achberg, Langenenslingen). Auch einige weit von der Kreisstadt entfernte Gemeinden fielen zwischen 1969 und 1975 an andere Landkreise (Biberach, Konstanz, Ravensburg, Reutlingen, Tuttlingen und Zollernalbkreis).
Nach Abschluss der Gemeindereform umfasst der Landkreis Sigmaringen noch 25 Gemeinden, darunter 9 Städte. „Große Kreisstädte“ sind nicht vorhanden. Größte Stadt des Kreises ist Bad Saulgau, kleinste Gemeinde ist Beuron.
Verwaltungsgeschichte des Kreisgebiets
Das Gebiet des heutigen Landkreises Sigmaringen war bis 1802 auf zahlreiche Herrschaften aufgeteilt. Das Zentrum des Kreisgebiets um Sigmaringen und Krauchenwies gehörte zur seit 1535 hohenzollerischen Grafschaft Sigmaringen, ebenfalls hohenzollerisch war die Grafschaft Veringen nördlich davon. Österreichisch waren u.a. die so genannten Donaustädte Mengen und Saulgau und die Herrschaft Werenwag im Westen des Kreisgebiets, fürstenbergisch die Herrschaften Jungnau, Meßkirch und Heiligenberg im Norden, Westen und Süden. Große Teile im Osten des heutigen Kreisgebiets gehörten zur Gefürsteten Grafschaft Scheer; weitere weltliche Territorien waren u.a. die Reichsstadt Pfullendorf und das Gebiet der Freiherren von Speth. Kirchlicher Besitz gehörte den (z.T. unter österreichischer Souveränität stehenden) Abteien und Klöstern Salem, Petershausen, Buchau, Wald, Heiligkreuztal, Habsthal, Beuron und Zwiefalten.
Durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 sowie die Rheinbundakte 1806 wurde das Land umverteilt und gehörte danach in Teilen zu Baden, zu Württemberg und zum Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen (das 1850 zu Preußen kam).
Auf badischer Seite entstanden die Bezirksämter Pfullendorf und Überlingen sowie mehrere standesherrliche Ämter, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts aufgelöst wurden. Ab 1849 bestanden lediglich die Bezirksämter Meßkirch und Pfullendorf, die 1936 in den Landkreisen Stockach und Überlingen aufgingen.
Auf württembergischer Seite entstand das Oberamt Saulgau. Einige Orte gehörten auch zum Oberamt Riedlingen, das 1938 mit dem Oberamt Saulgau zum Landkreis Saulgau vereinigt wurde.
Auf hohenzollerischem Gebiet entstanden neben dem Oberamt Sigmaringen weitere Oberämter (darunter Gammertingen, Straßberg und Trochtelfingen), die im Laufe der Geschichte aufgelöst wurden. Nach dem Übergang an Preußen 1850 bestanden lediglich noch die Oberämter Gammertingen und Sigmaringen, die 1925 zum Landkreis Sigmaringen vereinigt wurden.
Einwohnerentwicklung
Die Einwohnerzahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg (nur Hauptwohnsitze).
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Politik
Der Landkreis wird vom Kreistag und vom Landrat verwaltet. Der Kreistag wird von den Wahlberechtigten im Landkreis auf 5 Jahre gewählt. Dieses Gremium wählt den Landrat für eine Amtszeit von 8 Jahren. Dieser ist gesetzlicher Vertreter und Repräsentant des Landkreises sowie Vorsitzender des Kreistags und seiner Ausschüsse, hat aber in den Gremien kein Stimmrecht. Er leitet das Landratsamt und ist Beamter des Kreises. Zu seinem Aufgabengebiet zählen die Vorbereitung der Kreistagssitzungen sowie seiner Ausschüsse. Er beruft Sitzungen ein, leitet diese und vollzieht die dort gefassten Beschlüsse. Sein Stellvertreter ist der Erste Landesbeamte.
Die Landräte des Landkreises Saulgau 1945–1972:
- 1945–1947: Hans Eisele (kommissarisch)
- 1947–1968: Karl Anton Maier
- 1968–1972: Dr. Wilfried Steuer
Die Landräte des Oberamts bzw. Landkreises Sigmaringen seit 1807:
- 1807–1817: Karl Honorat von Huber
- 1817–1825: Karl von Schütz
- 1825–1828: Friedrich von Laßberg
- 1828–1836: Andreas Franz Kempter
- 1836–1845: Karl von Schütz
- 1845–1850: Carl von Sallwürk
- 18511852: Anton von Sallwürk
- 1852–1853: C. Homann (Amtsverweser)
- 1853–1854: Hermann Mock (Amtsverweser)
- 1854–1856: Thaddäus Bachmann (kommissarisch)
- 1856–1859: Jakob Franz Hubert Freiherr Raitz von Frentz
- 1859–1873: Leopold Otto Albrecht von Manstein
- 1873–1883: Hermann Mock
- 1883–1890: Otto von Westhoven
- 1890–1903: Heinrich von Meer
- 1903–1920: Philipp Longard
- 1920–1921: Georg Lang von Langen (als Stellvertreter)
- 1921–1923: Anton Reiser
- 1923–1924: Paul Schraermayer (kommissarisch)
- 1924: Carl Alexander Gregor Müller
- 1924–1945: Robert Seifert
- 1945–1967: Ernst Rothenbacher
- 1967–1975: Max Gögler
- 1975–1980: Dietmar Schlee (1980-1992 Minister in Baden-Württemberg)
- 1980–1998: Jürgen Klaus Binder
- seit 1998: Dirk Gaerte
Wappen
Das Wappen des Landkreises Sigmaringen zeigt in Rot über einem erniedrigten silbernen Balken einen schreitenden goldenen Hirsch. Das Wappen wurde am 9. Juni 1978 vom Innenministerium Baden-Württemberg verliehen.
Der Hirsch ist das Wappenbild der Grafschaft Sigmaringen, das seit 1483 belegt ist. Der Balken leitet sich vom österreichischen Wappen ab und versinnbildlicht die frühere Zugehörigkeit einiger Gebiete des Kreises zu Vorderösterreich.
Der alte Landkreis Sigmaringen (vor der Kreisreform) führte ein sehr ähnliches Wappen, das am 11. Oktober 1954 vom Kreistag angenommen worden war: "Über von Silber und Schwarz geviertem Schildfuß in Rot ein schreitender goldener Hirsch."
Siehe auch: Liste der Wappen im Landkreis Sigmaringen
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Schiene
Das Gebiet des Kreis Sigmaringen wird durch drei sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr aktive Eisenbahnstrecken und zwei zuletzt nur noch als Güterzug-Strecken benutzte und inzwischen ganz stillgelegte Strecken erschlossen. Im einzelnen sind dies:
- die Donautalbahn von Donaueschingen nach Ulm im Abschnitt Beuron–Sigmaringen–Mengen–Herbertingen
- die Zollernalbbahn von Tübingen nach Aulendorf im Abschnitt Storzingen–Sigmaringen–Herbertingen–Bad Saulgau
- die HZL-Strecke Sigmaringen–Gammertingen–Hechingen im Abschnitt Sigmaringen–Gammertingen–Neufra
- die Hegau-Ablachtal-Bahn (seit Frühjahr 2005 wegen Oberbaumängeln zwischen Mengen und Stockach ohne Verkehr)
- die Strecke Altshausen–Pfullendorf (Gesamtverkehr stillgelegt am 30. September 2004, Strecke mittlerweile in Pfullendorf unterbrochen)
Für den Landkreis besonders wichtig ist der Eisenbahnknoten Sigmaringen, an dem sich alle im Personenverkehr aktiven Bahnlinien treffen. Von hier aus gibt es unter anderem auch schnelle, umsteigefreie Verbindungen in die Landeshauptstadt Stuttgart. Das Kreisgebiet ist dem Verkehrsverbund NALDO angeschlossen.
Einzelheiten über die Entwicklung des Eisenbahnnetzes im Kreis finden sich in der Geschichte des Schienenverkehrs im Kreis Sigmaringen.
Straße
Das Kreisgebiet wird von keiner Bundesautobahn berührt. Daher wird es nur durch Bundes-, Landes- und Kreisstraßen erschlossen. Die wichtigsten Bundesstraßen sind die
Die B 32 beginnt im Allgäu an der B 308 in der Nähe von Heimenkirch und führt über Wangen im Allgäu nach Ravensburg–Weingarten–Bad Saulgau–Herbertingen–Scheer–Sigmaringen–Gammertingen–Burladingen und endet nördlich von Hechingen auf der B 27.
Die B 311 beginnt in Tuttlingen und führt über Meßkirch–Mengen–Herbertingen–Riedlingen–Ehingen (Donau) nach Ulm.
Die B 313 beginnt an der B 10 östlich von Plochingen und geht weiter über Köngen–Wendlingen am Neckar–Nürtingen–Metzingen–Reutlingen–Pfullingen–Lichtenstein–Gammertingen–Sigmaringen–Meßkirch und endet in Stockach.
Fernradweg
Der Abschnitt des Donauradwegs, der sich im Landkreis Sigmaringen befindet, gilt als einer der landschaftlich reizvollsten zwischen Donaueschingen und Wien.
Tourismus
Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren des Landkreises. Neben den Möglichkeiten, Freizeit in der Natur im Naturpark Obere Donau zu erleben, bietet der Landkreis auch einige von Menschenhand geschaffene Sehenswürdigkeiten. Darunter befinden sich viele klerikale Bauten, wie das Kloster Beuron, das Kloster Habsthal oder das Kloster Sießen, wo Schwester Maria Innocentia Hummel lange wirkte. Burgen und Schlösser, wie das Schloss Sigmaringen, die Burg Wildenstein, die Ruine Hornstein sind vielfach im Landkreis zu finden. Das kulturelle Angebot wird vervollständigt durch eine große Freilichttheaterbühne, die Waldbühne Sigmaringendorf, sowie mehrere überregional bekannte Museen, beispielsweise das Römermuseum in Ennetach oder die keltische Heuneburg.
Kreiseinrichtungen
Der Landkreis Sigmaringen ist Träger der beiden Beruflichen Schulzentren: Bad Saulgau und Sigmaringen, jeweils mit Gewerblicher, Kaufmännischer sowie Haus- und Landwirtschaftlicher Schule, sowie der beiden Sonderschulen Aicher-Scholl-Schule für Geistigbehinderte Bad Saulgau (Renhardsweiler) und Fidelisschule für Geistigbehinderte Sigmaringen.
Der Landkreis Sigmaringen ist zusammen mit der Stadt Pfullendorf Gesellschafter der 1996 gegründeten Kliniken Landkreis Sigmaringen GmbH. Die Gesellschaft betreibt das Kreiskrankenhaus Sigmaringen (380 Betten), das Krankenhaus Pfullendorf (136 Betten) und das Kreiskrankenhaus Bad Saulgau (107 Betten). Zusätzlich ist ein Psychiatrisches Pflegeheim das sog. "Anna-Haus" mit 66 Plätzen in Sigmaringen in der Trägerschaft der Gesellschaft.
Städte und Gemeinden
(Einwohner am 30. September 2006)
Verwaltungsgemeinschaften bzw. Gemeindeverwaltungsverbände
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Städte und Gemeinden vor der Kreisreform

Vor der Kreisreform 1973 bzw. vor der Gemeindereform gehörten zum (alten) Landkreis Sigmaringen seit 1925 insgesamt 74 Gemeinden, darunter 5 Städte.
Am 7. März 1968 stellte der Landtag von Baden-Württemberg die Weichen für eine Gemeindereform. Mit dem Gesetz zur Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden war es möglich, dass sich kleinere Gemeinden freiwillig zu größeren Gemeinden vereinigen konnten. Den Anfang im alten Landkreis Sigmaringen machte am 1. Januar 1969 die Gemeinde Burgau, die in die Gemeinde Dürmentingen eingegliedert wurde und dadurch zum Landkreis Biberach wechselte. In der Folgezeit reduzierte sich die Zahl der Gemeinden stetig. Am 1. Januar 1969 hatten auch die Gemeinde Achberg in den Landkreis Wangen und die Gemeinde Gaisweiler in den Landkreis Überlingen gewechselt. Durch die Gemeindereform verlor der Landkreis Sigmaringen vor der Kreisreform auch weitere Gemeinden. Am 1. Dezember 1971 wurde die Gemeinde Igelwies in die Stadt Meßkirch eingegliedert und wechselte damit zum Landkreis Stockach. Ebenfalls in den Landkreis Stockach wechselte am 1. Januar 1972 die Gemeinde Storzingen, weil sie in die Gemeinde Stetten am kalten Markt eingegliedert wurde. In den Landkreis Reutlingen wechselte am 1. Januar 1972 die Stadt Trochtelfingen.
Die verbliebenen Gemeinden des (alten) Landkreises Sigmaringen gingen am 1. Januar 1973 überwiegend im neuen, vergrößerten Landkreis Sigmaringen auf.
Größte Gemeinde des alten Landkreises Sigmaringen war die Kreisstadt Sigmaringen, kleinste Gemeinde war Burgau.
Der alte Landkreis Sigmaringen umfasste zuletzt eine Fläche von 710 km² und hatte bei der Volkszählung 1970 insgesamt 55.367 Einwohner.
Einwohnerentwicklung des alten Landkreises Sigmaringen bis 1970. Alle Einwohnerzahlen sind Volkszählungsergebnisse.
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Die Gemeinden des alten Landkreises Sigmaringen vor der Gemeindereform:
Literatur
Das Land Baden-Württemberg – Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden (in acht Bänden); Hrsg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg; Band VII: Regierungsbezirk Tübingen, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4