Thrakien (Landschaft)
Thrakien (bulgarisch Тракия/Тrakija, türkisch Trakya, griechisch Θράκη/Thráki), auch Thrazien, ist eine Landschaft auf der östlichen Balkanhalbinsel, die heute zu den Staaten Bulgarien, Griechenland und Türkei gehört. Das östliche Thrakien stellt den europäischen Teil der Türkischen Republik dar.

Geschichte
Thrakien bedeutet bei den Griechen das Europa nördlich von Griechenland bis zu den Skythen (siehe auch Thraker). In römischer Zeit wird die Bezeichnung für das Gebiet zwischen Makedonien, Illyrien, Donau und Kleinasien verwendet. Der Sage nach war Thrakien Heimat des Orpheus und des Apollon. Das Volk der Thraker bildete um 450 v. Chr. ein gemeinsames Reich, das später vom Perserreich, danach von Alexander dem Großen erobert wurde und nach seinem Tod an Lysimachos fiel. Die eingefallenen Kelten/Galater wurden von den Römern besiegt. Im Jahr 44 n. Chr. wurde Thracien römische Provinz. Es stellte später das Zentrum des Oströmischen oder Byzantinischen Reiches mit Konstantinopel als Hauptstadt dar. Vor der Eroberung der Stadt im Jahre 1453 ließ Sultan Mehmet der Eroberer dort seine schlagkräftigsten Kriegsmaschinen herstellen.
Siehe auch Dolmen in Thrakien
Geographie
Thrakien ist in verschiedene Landschaften gegliedert und von drei Meeren (Schwarzes Meer, Ägäis und Marmarameer/Dardanellen) umgeben. Im Westen liegen das Rhodopengebirge und die Yildiz (Thyni) Berge. Der Evros (altgriech. Hebros, neugriech. Evros, bulgar. Mariza, türk. Meriç) trennt Westthrakien vom türkischen Teil.
An der Schwarzmeerküste, an der Marmarameerküste und an den Dardanellen findet man sehr unterschiedliche Landschaften und Klimazonen, hügelige Landschaften mit Sonnenblumen und Weizenfeldern. An der Schwarzmeerküste gibt es nur einige kleine Siedlungen, während die Marmarameerküste von Istanbul bis Tekirdağ sehr verbaut ist.
Die Saros-Bucht zwischen Griechenland und der Türkei zählt zu den saubersten Tauchplätzen im Mittelmeer, weil es dort keine Industrie und Städte gibt.
Thrakische Kultur
Siehe auch Thraker
Sehenswürdigkeiten
Thrakien ist eine der ältesten Kulturlandschaften Europas und auch bekannt wegen seiner Philosophen. In den großen Städten kann man überall sehr gut gepflegte Museen finden. Größere Abteilungen thrakischer Fundstücke gibt es in Edirne und Tekirdağ. Überall in Thrakien kann man auf die Reste der alten Kulturen und historischen Plätze stoßen. Viele davon sind kaum erforscht und wenig bekannt. In der Landschaft sieht man thrakische Dolmen und Tumuli (thrakische Königsgräber).
Bevölkerung
Griechisches Thrakien (Westthrakien)
Die griechische Region Thrakien hat heute eine Bevölkerung von 366.139 Einwohnern (Jahr 2001) und eine Fläche von 8.578 km².
Im griechischen Thrakien leben heute ca. zu 2/3 Griechen, darunter Russland-Griechen, die in den 90ern nach dem Zerfall der Sowjetunion durch den griechischen Staat vornehmlich in Westthrakien angesiedelt wurden und des Weiteren gemäß dem Vertrag von Lausanne vertriebene ethnische Pontos-Griechen, anatolische Griechen und solche aus dem benachbarten Ostthrakien (europäische Türkei).
Den Rest der Bevölkerung Westthrakiens stellen hauptsächlich Türken (Eigenbezeichnung: Westthrakien-Türken) und Pomaken dar, die in den Statistiken zusammen mit den muslimischen Roma lediglich als muslimische Einwohner Westthrakiens erfasst werden. Griechenland stützt sich bei dieser unpräzisen Art der Datenerfassung auf den Vertrag von Lausanne. Nach Angaben einer Studie der Athener Akademie sind es 105.000 Moslems in Westthrakien (Jahr 1995). Die Griechische Botschaft Berlin gibt dagegen eine Zahl von 120.000 Moslems in Westthrakien an.
Die wichtigsten Städte im griechischen Teil Thrakiens (Angaben aus dem Jahr 1991):
- Komotini 37.036 Einwohner
- Alexandroupolis 36.994 Einwohner
- Xanthi 34.889 Einwohner
- Ferai
Türkisches Thrakien (Ostthrakien)
Das Türkische Thrakien wird überwiegend von Balkan-Türken sowie Ethnischen Albanern und Bosniern bewohnt. Bei den Türken handelt es sich mehrheitlich um gemäß dem Vertrag von Lausanne vertriebene Makedonien-Türken der griechischen Region Makedonien und um vertriebene Kreta-Türken.Diese siedelten sich vornehmlich in der Gegend um Gelibolu an.Türken aus Bulgarien findet man vornehmlich in Edirne sowie der Provinz Kirklareli.Die Stadt Babaeski ist das Zentrum dieser bevölkerungsgruppe.Daneben sind auch Pomaken(Slawisch sprechende Muslime aus Bulgaren)ansässig.An der Schwarzmeeküste um Kumköy besiedeln Krim-Tataren sowie Tscherkessen(Cerkesköy)die Gegend.
Die wichtigsten Städte im türkischen Teil Thrakiens (Angaben aus dem Jahr 2000):
- Çorlu 150.000 Einwohner
- Edirne 119.298 Einwohner
- Silivri 108.155 Einwohner
- Tekirdağ 107.191 Einwohner
- Lüleburgaz 79.002 Einwohner
- Kırklareli 53.221 Einwohner
- Marmara Ereğlisi
- Keşan 42.755 Einwohner
- Çerkezköy
- Saray
(Babaeski)110.ooo Einwohner
Bulgarisches Thrakien (Nordthrakien)
Die größten Städte im bulgarischen Teil Thrakiens (Angaben aus dem Jahr 2005):
- Sofia 2.000.000 Einwohner (im Jahr 2006)
- Plowdiw 332.088 Einwohner
- Burgas 188.554 Einwohner
- Stara Sagora 182.778 Einwohner
- Pasardschik
- Sliven
Städte und Orte Thrakiens
siehe auch Liste thrakischer Städte
Siehe auch
Weblinks
- Karten Griechenland und Thrakien
- GfbV-Artikel: An den Rand gedrängt - Die türkische Minderheit in Westthrakien
- GfbV-Artikel: Die Pomaken in Griechenland