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Geschichte der deutschen Sozialdemokratie

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Die Geschichte der sozialdemokratischen Bewegung in Deutschland reicht bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Inspiriert von Frühsozialisten wie Charles Fourier, Auguste Blanqui und besonders Henri de Saint-Simon verband sie deren Ideen mit dem Aufkommen der radikaldemokratischen Strömungen der vormärzlichen Opposition gegen die Politik der Restauration und den ersten gewerkschaftsähnlichen Vereinigungen der sich allmählich entwickelnden Arbeiterbewegung zu Beginn der industriellen Revolution in den Staaten des Deutschen Bundes. Nach dem letztlichen Scheitern der bürgerlich-liberalen und nationalstaatlichen deutschen Revolution von 1848/49 gewannen zunehmend die Theorien von Karl Marx und Friedrich Engels Einfluss auf die deutsche Sozialdemokratie. Deren Theorien haben die Sozialdemokratie bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts ideologisch geprägt, auch wenn sich in der politischen Praxis - spätestens ab der innerparteilichen Revisionismusdebatte etwa Ende der 1890er Jahre - eher reformerische Aspekte verstärkten und sich bis nach dem ersten Weltkrieg durchsetzten.

Die Geschichte der parteipolitischen Organisierung der deutschen Sozialdemokratie begann 1863 mit der Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) auf Initiative von Ferdinand Lassalle. Nach mehreren weiteren mit dem ADAV konkurrierenden Parteigründungen, die wesentlich von Wilhelm Liebknecht und August Bebel initiiert wurden (Sächsische Volkspartei 1866, aufgegangen in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei 1869) folgte vier Jahre nach der Ausrufung des Deutschen Reiches als "kleindeutsches" Kaiserreich die Vereinigung des ADAV mit der SDAP zur Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP). Nach Aufhebung der repressiven Sozialistengesetze (1878-1890) erfolgte 1890 die Umbenennung der SAP in Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), die diesen Namen trotz vieler inhaltlicher Veränderungen seither bis in die Gegenwart beibehalten hat.

Einleitender Überblick

Erste Ansätze der sozialdemokratische Bewegung in Deutschland waren verschiedenene Emigrantengruppen im Vormärz und die Allgemeine Arbeiterverbrüderung während der Revolution von 1848/49. Die eigentliche Vorgeschichte begann mit der Gründung des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins (1863) und der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) (1869). Mit dem Zusammenschluss des ADAV und der SADP zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands im Jahr 1875 entstand die sozialdemokratische Partei eigentlich. In den Jahren zwischen 1878 und 1889 war die Partei geprägt vom Sozialistengesetz. Entgegen der Erwartungen der Obrigkeit wurde die sozialdemokratische Partei dadurch nicht entscheident geschwächt. Vielmehr war die Verfolgungszeit eine zentrale Ursache für das Entstehen eines festgefügten sozialdemokratischen Milieu einerseits und der Durchsetzung des Marxismus als beherrschende Ideologie andererseits.

Als die Partei 1890 nach dem Auslaufen des Sozialistengesetzes ihren Namen in Sozialdemokratische Partei Deutschlands änderte, begann ein nur vorübergehend gebremster Aufschwung bei den Wahlen und den Mitgliederzahlen. Die Partei wurde zur Massenpartei. Innerparteilich begannen sich allerdings unterschiedliche Flügel herauszubilden, wie sich etwa anläßlich des Revisionismusstreits oder der Massenstreikdebatte zeigte. Während des ersten Weltkrieges führten unterschiedliche Haltungen zum Krieg zu einer Spaltung der Partei. Neben der nunmehr zeitweise als MSPD bezeichneten Organisation etablierte sich die USPD und am Ende des Krieges die KPD als Konkurrenzorganisationen im marxistischen Lager.

Die führenden Politikern der MSPD waren während der Novemberrevolution maßgeblich daran beteiligt, entgegen den rätedemokratischen Vorstellungen der Linken mit der Weimarer Republik ein parlamentarisches System durchzusetzen. Allerdings endete ihre politische Schlüsselstellung bereit 1920. In der Folge sah sich die SPD meist gezwungen bürgerliche Regierungen zu unterstützen oder zu tolerieren. Nur wenige Jahre lang konnte sie noch einmal die Regierung stellen (siehe Kabinett Müller II) indem sie Teil der sogenannten großen Koalition aus SPD, Zentrum, DDP, BVP und DVP wurde, die die längste Regierungszeit einer Regierung in der Weimarer Republik innehatte und gleichzeitig die letzte war die sich auf eine parlamentarische Mehrheit stützen konnte. im Januar 1933 war die SPD die einzige Partei im Reichstag, die, wenn auch nur mit symbolischem Charakter, gegen das Ermächtigungsgesetz stimmte. Während der Zeit des Nationalsozialismus war die SPD verboten einige ihrer Mitglieder waren aber im Widerstand aktiv. Bei den ersten Wahlen zum Bundestag 1949 erreichte die SPD 29 % Prozent und lag somit nur zwei Punkte hinter der CDU, ging aber dennoch für die folgenden 17 Jahre in die Opposition. 1966 bildete sie zusammen mit der CDU die erste große Koalition der Bundesrepublik Deutschland. 1969 bildete die SPD eine sozialliberale Koalition mit der FDP und regierte bis 1982 mit den Bundeskanzlern Brandt und Schmidt. Ab 1982 musste sie nach einem erfolgreichen Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt für 16 Jahre in die Opposition. 1998 bis 2005 stellte sie noch einmal den Kanzler, Gerhard Schröder, indem sie mit den Grünen eine Koalition einging. Ab 2005 ist sie Juniorpartner der CDU in einer zweiten großen Koalition.
In ihrer 144 Jahre dauernden Geschichte regierte die SPD nur 28 Jahre lang.

Erste Ansätze im Vormärz und der Revolution von 1848/49

Die sozialdemokratische Bewegung in Deutschland hat Wurzeln, die bis in den Vormärz und die Revolution von 1848/49 zurückreichen. Erste Ansätze waren dabei in erster Linie die Auslandsvereine deutscher Handwerker und politischer Emigranten. Dazu zählen der 1834 in Bern gegründete Geheimbund des Jungen Deutschland und der im selben Jahr in Paris entstandene Bund der Geächteten. Von diesem spaltete sich beeinflusst von Wilhelm Weitling 1837 der Bund der Gerechten ab. Allerdings verschob sich der Schwerpunkt des Bundes in den 1840er Jahren immer mehr nach London. Unter dem Einfluß von Karl Marx und Friedrich Engels benannte er sich in Bund der Kommunisten um. Für diesen schrieben Marx und Engels 1848 das Kommunistische Manifest. Während der Revolution löste sich der Bund vorübergehend auf, nach seiner Neugründung kam es zu ideologischen Konflikten und zu Spaltungen. Nach dem Kölner Kommunistenprozess hörte er auf zu bestehen. In Deutschland selbst hatte sich während der Revolution unter maßgeblicher Beteiligung von Stephan Born mit der Allgemeinen Deutschen Arbeiterverbrüderung eine erste überregional verbreitete Organisation gebildet, die bereits viele Merkmale einer modernen Partei aufwies und daneben auch gewerkschaftlich aktiv war. Nach der Revolution fiel die Arbeiterverbrüderung dann der Reaktionspolitik im Deutschen Bund zum Opfer.

1863 bis 1875 Entstehung der sozialdemokratischen Parteien

Ferdinand Lassalle

Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein

siehe auch Hauptartikel: Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein

Ein Wiederbeginn des politischen Lebens nicht nur in Preußen wurde ab 1858 mit der sogenannten Neuen Ära möglich. Es entstanden häufig gefördert von liberal oder demokratisch gesinnten Bürgern Handwerker- und Arbeiterbildungsvereine. Dabei wurde bald deutlich, dass ein Teil der Mitglieder auch ihre sozialen und politischen Interessen vertreten wollten. Als sich zeigte, dass dies im Rahmen des liberalen Deutschen Nationalvereins nicht möglich war, wandte sich 1863 ein in Leipzig entstandenes Central-Comitee zur Berufung eines allgemeinen Deutschen Arbeiterkongresses an den Autor Ferdinand Lassalle. Unter dessen maßgeblicher Leitung entstand am 23. Mai 1863 der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) als erste Deutsche Arbeiterpartei. Dem Verein gelang es zwar in einigen Gebieten eine nennenswerte Zahl von Anhängern zu gewinnen, aber entgegen den Erwartungen Lassalles entwickelte er sich nicht zu einer Massenbewegung. Nach dem frühen Tod des Gründers spaltete sich die Organisation. Erst ab 1867 unter der Führung von Johann Baptist von Schweitzer kam es zu einer Konsolidierung.

Die Eisenacher Richtung

siehe auch Hauptartikel: Vereinstag Deutscher Arbeitervereine, Sächsische Volkspartei, Sozialdemokratische Arbeiterpartei

Dieser stand allerdings inzwischen in Konkurrenz zu einer zweiten Arbeiterpartei. Nach der Gründung des ADAV wurde unter maßgeblicher Leitung des Nationalvereins zur Bindung der Arbeitervereine an das bürgerliche Lage der Vereinstag Deutscher Arbeitervereine gegründet. Allerdings gelang es nicht die Politisierung eines Teils der Mitglieder zu verhindern. Außerdem begann mit der Gründung gewerkschaftlicher Organsationen die wirtschaftliche Interessenvertretung an Gewicht zu gewinnen. Innerhalb des Vereinstags gewannen Wilhelm Liebknecht und August Bebel an Einfluss. Unter dem Vorsitz von Bebel beschloss die Generalversammlung des Vereinstages 1868 den Anschluss an die Internationalen Arbeiterassoziation (d.h. der Ersten Internationale) von Karl Marx. Die weiterhin liberal gesinnten Vereine spalteten sich daraufhin ab. Ebenfalls unter maßgeblicher Beteiligung von Bebel und Liebknecht war 1866 die Sächsische Volkspartei gegründet worden. Diese zielte ursprünglich auf ein Bündnis aus bürgerlichen Demokraten und Arbeitern ab. Nachdem der Erfolg im Bürgertum weitgehend ausblieb, dominierte auch dort immer stärker die Arbeiter. Am 8. August 1869 schlossen sich der Vereinstag Deutscher Arbeitervereine, die Sächsische Volkspartei und vom ADAV abgespaltene Gruppen in Eisenach zur Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) zusammen.

Wilhelm Liebknecht

Programmatische Grundlage der neuen Partei war das Eisenacher Programm. Dieses Programm übernahm mit nur wenigen kleinen Änderungen die Statuten der Internationalen Arbeiterassoziation, allerdings nahm es auch Konzepte der Lassalleanhänger auf. So wurde die Wahlrechtsfrage in den Vordergrund gestellt und auch die Forderung nach Arbeiterassoziationen übernommen. Ziel der Partei war die Errichtung eines freien Volksstaates. Zur Abschaffung der Klassenherrschaft setzte sie auf die Überwindung der auf dem Lohnsystem beruhenden Produktionsweise durch genossenschaftliche Arbeit. Außerdem bekannt sie sich zum internationalisten Standpunkt der IAA.[1]

Von der Konkurrenz zur Vereinigung

ADAV und SDAP haben sich in den folgenden Jahren bekämpft. Beide Parteien waren etwa in der deutschen Frage unterschiedlicher Meinung. Während der ADAV kleindeutsch ausgerichtet war, stand die SDAP auf Seiten der Großdeutschen. Auch ideologisch gab es Unterschiede. Da auf Lassalle zurückgehende eherne Lohngesetz führte beim ADAV zu einem ausgeprägten Etatismus und einer gewerkschaftskritischen Haltung. Dagegen stand die SDAP dem Gewerkschaftsgedanken positiv gegenüber, lehnte aber eine Zusammenarbeit mit dem bestehenden Staat ab. Die Gegensätze verloren nach der vollzogen Reichsgründung 1871 an Bedeutung. Gleichzeitig sorgten die antisozialdemokratischen Maßnahmen des Staates für ein Zusammenrücken beider Parteien. Dies führte schließlich auf dem Vereinigungsparteitag der zwischen dem 22. und 27. Mai 1875 in Gotha stattfand zum Zusammenschluss zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP).

Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands 1875-1889

Reichsgesetzblatt von 1878 mit der Verkündigung des Sozialistengesetzes

siehe auch Hauptartike: Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands, Sozialistengesetz

Programmatik

Das vor der Vereinigung ausgehandelte Gothaer Programm war eine Synthese der Programmatik beider Vorgängerorganisationen. So stammte die Formulierung „Verwandlung der Arbeitsmittel in Gemeingut der Gesellschaft“ von Vertretern der SAP, während die Forderung nach „Einrichtung sozialistischer Produktivgenossenschaften“ auf Gedankengut Lassalles zurückging. Ein Großteil der Nahziele entstammte dem Eisenacher Programm. Dagegen war die Abqualifizierung der Gegner „als reaktionäre Masse“ und die Forderung nach einem „Zerbrechen des ehernen Lohngesetzes“ wiederum Gedankengut des ADAV. Das Bekenntnis, „mit allen gesetzlichen Mitteln den freien Staat und die sozialistische Gesellschaft zu erstreben,“ ging auch auf die drohenden und teilweise schon eingesetzten staatlichen Repressionsmaßnahmen zurück.[2]

Die Sozialdemokratie unter dem Sozialistengesetz

Spätestens seit dem offenen Bekenntnis von Bebel und Liebknecht zur Pariser Kommune, während des Krieges von 1870/71 galten die Sozialdemokraten als Staatsfeinde. Ihre führenden Repräsentanten aber auch einfache Mitglieder waren verschiedenen Verfolgungsmaßnahmen ausgesetzt. Bebel und Liebknecht etwa wurden 1872 in einem Hochverratsprozess zu jeweils zwei Jahren Festungshaft verurteilt worden. Allerdings führten diese Maßnahmen nicht zu einer Schwächtung der sozialdemokratischen Bewegung. Bei den Reichstagswahlen von 1877 kam die vereinigte Partei auf immerhin über 9% der Stimmen. Zwei Attentate auf Kaiser Wilhelm I. im Mai und Juni des Jahres 1878 wurden von Bismarck dann für eine offensive antisozialdemokratische Politik genutzt. Die regierungsnahe Presse tat alles um die Attentäter in die Nähe der Sozialdemokraten zu rücken. Nachdem ein erster Versuch ein Ausnahmegesetz auf den Weg zu bringen am Widerstand der Mehrheit im Reichstag gescheitert war, führten das zweite Attentat und die darauf folgende Auflösung des Parlaments zur Bereitschaft auch der meisten Liberal dem Sozialistengesetz zuzustimmen.

Das Gesetz ermöglichte das Verbot von Vereinen, Versammlungen, von Druckschriften und Geldsammlungen. Zuwiderhandlungen konnten mit Geld- oder Gefängnisstrafen belegt werden. Auch konnten Aufenthaltsverbote ausgesprochen oder über bestimmte Gebiete der kleine Belagerungszustand verhängt werden. Allerdings war das Gesetz befristet und musste daher vom Parlament immer wieder bestätigt werden. Eine erste Bestätigung folgte 1881 und in der Folge wurde das Gesetz mehrfach verlängert.

Erstausgabe der Zeitung "Der Sozialdemokrat"

In der Folge wurde die sozialdemokratische Partei für 12 Jahre in den Untergrund gedrängt. Ihr Parteiorgan, der „Vorwärts“, wurde ebenso verboten wie öffentliche Auftritte oder Versammlungen der Partei. Das Gesetz richtete sich nicht nur gegen die Partei selbst, sondern auch die Gewerkschaften wurden aufgelöst. Einzig die Mitglieder der Reichstagsfraktion der SDAP behielten ihre Mandate. Auch die Teilnahme an Wahlen blieb möglich. Viele Parteimitglieder sahen sich zur Emigration gezwungen oder wurden aus ihren Wohnorten ausgewiesen. [3] Da in Deutschland keine Parteitage mehr möglich waren, fanden geheime Konferenzen im Ausland statt. Dies geschah etwa im August 1880 auf Schloss Wyden im Kanton Zürich, dort beschloss die Partei das Wort „gesetzlich“ aus dem Parteiprogramm zu streichen, da dieses nunmehr sinnlos sei. Die Partei strebe nunmehr mit allen Mitteln nach ihren Zielen. Ein ähnlicher Kongress fand 1883 in Kopenhagen statt.[4] Ein spektakulärer Höhepunkt der antisozialdemokratischen Maßnahmen war der zwischen dem 26. Juli und 4. August 1886 vor dem Landgericht von Freiberg in Sachsen stattfindende sogenannte „Geheimbundprozess.“ Angeklagt wurden führende Parteimitglieder, denen man vorwarf an einer geheimen Verbindung beteiligt gewesen zu sein. Als solche betrachtete die Staatsanwaltschaft die Kongresse von Wyden und Kopenhagen. Ignaz Auer, August Bebel, Karl Frohme, Karl Ulrich, Louis Viereck sowie Georg von Vollmar wurden zu jeweils neun Monaten und eine Reihe weiterer Angeklagter zu jeweils sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Diesem Prozess folgen eine ganze Reihe weiterer Verfahren gegen Teilnehmer der beiden Kongresse. Allein in Frankfurt wuden 35 Angeklagte zu bis zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. In Magdeburg waren es 1887 51 Verurteilte.[5]

Grenzen des Gesetzes

Dem Staat gelang es mit der Ausnahmegesetzgebung allerdings nicht, die sozialdemokratische Bewegung wirklich auszuschalten. Vielmehr hielten die Parteimitglieder auf informeller Ebene und in Tarnvereinen Kontakt miteinander. Die Beerdigungen prominenter Parteimitglieder wurde regelmäßig Anlaß zu Massenversammlungen, die nach außen die Weiterexistenz der Bewegung deutlich machten. So nahmen 1879 an der Beerdigung von August Geib in Hamburg 30.000 Arbeiter teil. Die sogenannten „Roten Feldpost“ geleitet von Joseph Belli und Julius Motteler schmuggelte Agitationsschriften und vor allem die seit 1879 in Zürich erscheinende Zeitung Sozialdemokrat ins Reich ein. Verantwortlicher Redakteur war Georg von Vollmar. Mitarbeiter waren unter anderem Karl Kautzky und Eduard Bernstein. Die Handhabung des Sozialistengesetzes war in den einzelnen Bundesstaates und im Zeitverlauf unterschiedlich. Die mildere Praxis in Süddeutschland ermöglichte ab 1883 die Herausgabe der theoretischen Zeitschrift Die Neue Zeit. Die seit 1881 auch in Preußen milder gewordene Verfolgungspraxis wurde seit 1886 wieder deutlich verschärft. [6]

August Bebel

Besonders die Ergebnisse der Reichstagswahlen zeigt die begrenzte Wirkung des Sozialistengesetzes und auch die neue Sozialversicherungen, die neben der Lösung der sozialen Frage auch ein Versuch war, die Arbeiter für den Staat zu gewinnen, war in dieser Hinsicht nur wenig erfolgreich. konnte mittelfristig ein Ansteigen der sozialdemokratischen Wählerzahlen nicht wirklich stoppen. Zwar ging der Stimmenanteil der SAP bei den Reichstagswahlen von 1881 auf 6,1% zurück, aber bereits bei Reichstagswahlen von 1884 stieg er wieder auf über 9% an. Der Erfolg hatte auch eine deutliche Zunahme der Fraktionsmitglieder zur Folge. In den nächsten Jahren zeigte sich erstmals ein Eigengewicht der Fraktion. Die Führungsgruppe der Partei wie Bebel, Friedrich Engels und Bernstein warnten von „parlamentarischen Illussionen“ und es gelang den Einfluss der Fraktion, die in einigen Fragen gegenüber anderen Parteien Kompromissbereitschaft gezeigt hatte, wieder zu begrenzen. Ein Grund war auch, das die Partei bei der Reichstagswahl von 1887 zwar leicht auf über 10% zulegen konnte, aber in einigen Stichwahlen verloren hatte und damit deutlich weniger Abgeordnete stellen konnte. Auf einem erneuten Auslandskongress im Oktober 1887 in St. Gallen gelang es August Bebel endgültig seine Führungsrolle in Partei und Reichtagsfraktion durchzusetzen, die er bis zu seinem Tod behaupten sollte. Auf internationaler Ebene kam es zwischen dem 14. und 20. Juli 1889 in Paris zur Gründung der II. Internationale und trotz der Verfolgungen galt die SAP als einflussreichste sozialistische Partei.[7]

In Deutschland ließ die Unterstützung für das Sozialistengesetzt immer deutlicher nach und als die Regierung gegen Ende des Jahres 1889 ein neues nunmehr zeitlich unbegrenztes Gesetzt vorlegte, wurde die Vorlage vom Reichstag mit klarer Mehrheit am 25. Januar 1890 abgelehnt. Noch vor dem endgültigen Auslaufen des Ausnahmegesetzes kam die SAP bei der Reichstagswahl von 1890 auf fast 20% der Stimmen und war damit die nach Zahl der Wähler stärkste Partei. Allerding sorgte die Wahlkreiseinteilung dafür, dass sich dies nicht vollständig in der Zahl der Mandate niederschlug.[8] Als am 1. Oktober 1890 das Sozialistengesetz endgültig auslief, hatten die Behörden während der Geltungsdauer 155 periodische und 1200 nicht periodische Druckschriften verboten. 900 Ausweisungen wurden ausgesprochen und 1500 Personen zu insgesamt 1000 Jahren Gefängnis verurteilt.[9]

Die SPD 1890 bis 1914 Aufstieg zur Massenpartei

Parteiorganisation

Nach dem Außerkrafttreten des Sozialistengesetzes im Herbst 1890 änderte auf dem Parteitag in Halle die Partei ihren Namen in „Sozialdemokratische Partei Deutschlands“. Außerdem wurde ein neues Organisationsstatut beschlossen. Die Partei wurde aus vereinsrechtlichen Gründen auf einem Vertrauensmännersystem aufgebaut. Die organisatorische Basis bildeten meist Arbeiterwahlvereine auf der Ebene der Wahlkreise. Wenn dieser sich über mehrere Kommunen erstreckte konnten darunter Ortsvereine gegründet werden. Dieser Vereine schlossen sich zu Bezirken und Organisationen auf der Ebene der Mitgliedsstaaten des deutschen Reiches zusammen. Oberstes Organ der Partei war der Parteitag, der auch den teilweise besoldeten Vorstand aus zwölf Personen wählte. Der Vorstand wurde auf dem jährlichen Parteitag jeweils neu gewählt. In der Praxis wurden die Mitglieder allerdings meist in ihrem Amt bestätigt. Zusammen mit der Kontrollkommission bildete der Vorstand die Parteileitung. Sowohl Vorstand wie Reichstagsfraktion hatten Weisungen der Parteitage auszuführen und hatten Rechenschaft abzulegen. Sitz der Partei war Berlin. Organ der Partei wurde das Berliner Volksblatt - kurze Zeit später unter dem Titel „Vorwärts-Berliner Volkszeitung. Centralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.“ Neben verschiedenen anderen Beschlüssen wurde der 1. Mai zum dauerenden Feiertag der Arbeiter erklärt und der Parteitag beauftragen den Vorstand ein neues Parteiprogramm zu erarbeiten.[10]

Plakat zur Maifeier um 1895

Zwar gab es aus vereinsrechtlichen Gründen in den 1890er Jahren noch keine festen Parteimitgliedschaften oder -beiträge. Die Partei blieb zunächst finanziell auf den Verkauf von Zeitschriften und anderen Druckwerken angewiesen. Aber die Bindung der Anhänger an ihre Partei war doch erheblich. Nach der Jahrhundertwende wurde die SPD im Gegensatz zu den meisten anderen deutschen Parteien wurde die SPD dann zu einer regelrechten Mitgliederpartei. Ein ausgeprägtes Parteileben aus regelmäßigen Versammlungen sowie einem ritualisierten sozialistischen Festkalender band die Mitglieder an die Partei. Ihre Zahl ist etwa seit 1906 genauer bekannt. Hatte die Partei zu diesem Zeitpunkt etwa 384.000 Mitglieder, wuchs ihre Zahl bis 1914 auf über eine Million an.[11]

Das Anwachsen der Mitgliederzahlen führte etwa seit 1903 zu einem Ausbau des hauptamtlichen Parteiapparats. An dieser Entwicklung gab es schon früh Kritik. Aber angesichts der großen Mitgliederzahl war der Apparat eher klein. Für die Zeit vor dem ersten Weltkrieg lässt sich auch nicht von einer „verkalkten Bürokratie“ sprechen, waren die besoldeten Funktionäre doch durchschnittlich etwa 35 Jahre alt. Wie auch die Beschäftigung als Redakteur in einer Parteizeitung war die Stellung als Parteisekretär für besonders aktive Mitglieder, die in der freien Wirtschaft oder im öffentlichen Dienst keine Beschäftigung mehr fanden, oft die einzige Möglichkeit ihren Lebensunterhalt zu verdienen.[12]

Entstehen eines sozialdemokratischen Milieus

Nach dem Auslaufen des Sozialistengesetzes begannen auch die der Partei nahestehenden freien Gewerkschaften sich zu reorganisiern. Mit der Generalkommission unter dem Vorsitz von Carl Legien entstand 1890 eine Dachorganisation. Die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder stieg in den folgenden Jahrzehnten deutlich schneller als das der Parteimitglieder, was den Funktionären der Gewerkschafen auch erhebliches politisches Gewicht verlieh. Betrug die Zahl der Mitglieder in den freien Gewerkschaften 1890 etwa 300.000 waren es 1913 2,5 Millionen. Damit waren die freien die mit Abstands stärkste Richtungsgewerkschaft des Kaiserreichs.[13]

Neben Partei und Gewerkschaften galt ein sozialistisches Genossenschafts- und Konsumvereinswesen (Centralverband Deutscher Konsumvereine) als dritte Säule der sozialistischen Arbeiterbewegung. Im Jahr 1911 gab es über 1100 lokale Konsumgenossenschaften mit zusammen 1,3 Millionen Mitgliedern.[14]

Daneben entwickelte sich ein weitgespanntes sozialdemokratisches Vereinswesen angefangen von den Arbeiterbildungsvereinen, über Vereine von Arbeitersänger, -turner, -radfahrern bis hin Freidenkervereinen.[15] Insgesamt entstand ein von der Wiege bis zur Bahre reichendes Organisationswesen. Die Forschung spricht seit einigen Jahren in diesem Zusammenhang von einem sozialdemokratischen Milieu. Die Ursprünge reichten zwar bis in die Entstehungsphase der sozialdemokratischen Bewegung zurück, erfuhr nunmehr aber seine charakteristische Ausprägung[16]

Die Sozialdemokratie bei den Reichstagswahlen 1893 bis 1912

Stimmenanteil und Zahl der Sitze der Sozialdemokratie
bei den Reichstagswahlen 1871–1912[17]
Jahr Stimmen Sitze
ADAV zusammen mit SDAP
1871 3,2 % 2
1874 6,8 % 9
SAP
1877 9,1 % 12
1878 7,6 % 9
1881 6,1 % 12
1884 9,7 % 24
1887 10,1 % 11
SPD
1890 19,8 % 35
1893 23,3 % 44
1898 27,2 % 56
1903 31,7 % 81
1907 28,9 % 43
1912 34,8 % 110

Der Aufschwung der Sozialdemokratie spiegelte sich nicht zuletzt in den Ergebnissen der Wahlen. Bei den Reichstagswahlen von 1893, 1898 und 1903 konnte die Partei ihren Stimmenanteil jeweils steigern. Lag sie 1893 noch bei 23,3% waren es 1903 über 31%. Die besonderen Umständer der Reichstagswahl von 1907 (Hottentottenwahlen) mit ihren nationalistischen Untertönen und der Bildung des Bülowblocks führten zu leichten Verlusten. Einen tiefen Einbruch musste die Partei bei den Reichstagsmandaten hinnehmen. Die Zahl der Fraktionsmitglieder hat sich von 81 auf 43 fast halbiert. Dieser Einbruch erwies sich allerdings als vorübergehend und 1912 erreichte die SPD fast 35% der Stimmen und stellte 110 Reichstagsmitglieder. Allerdings erstreckten sich diese Erfolge nicht gleichmäßig über das Reich. Der Wahlerfolg hing zum einem von der Sozialstruktur ab, in Groß- und Industriestädten war der Erfolg der Partei um ein Vielfaches größer als auf dem Land. Ein anderer wesentlicher Faktor war die Konfessionsstruktur. Die SPD war unabhängig von der persönlichen Haltung der Wähler eine überwiegend protestantische Partei. In katholischen Regionen fiel es ihr schwer Fuß zu fassen. Im stark industrialisierten Rheinland, im Ruhrgebiet, im Saarrevier und in Oberschlesien blieben auch die Arbeiter in das katholische Milieu integriert und wählten die Zentrumspartei. Auch im protestantischen Deutschland gab es im Übrigen weiterhin eine beachtliche Zahl von Arbeiterwählern, die für eine der bürgerlichen Parteien stimmten.

Innere und programmatische Entwicklung

Zwar wurde die SPD im Laufe der Zeit zu einem nicht zu unterschätzenden sozialen und politischen Faktor. Ihre Integration in die bestehende staatliche und gesellschaftliche Ordnung blieb aber beschränkt. Auch nach dem Auslaufen des Sozialistengesetzes hielten der Staat und die ihn tragenden Gruppen an der Ablehnung des Sozialdemokraten fest. Zeitweise waren wie 1894 mit der Umsturzvorlage oder 1899 mit der Zuchthausvorlage neue Ausnahmegesetze geplant. Bis auf das Lex Arons scheiterten diese zwar an der Reichstagsmehrheit, bestärkten aber ebenso wie die Gründung des Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie (1904) die Sozialdemokraten in ihrer Fundamentalopposition.[18]

Protokoll des Erfurter Parteitages von 1891

Erfurter Programm

Im Inneren der Partei hat sich der Marxismus während des Sozialistengesetzes als herrschende Ideologie gegenüber etwa Vorstellungen Lasalles durchgesetzt. Den offiziellen Kurs der SPD formulierte 1891 das auf dem Parteitag in Erfurt verabschiedete Erfurter Programm. Dieses war zuvor von einer Kommission vorbereitet worden. Karl Kautzky hat dabei vor allem den grundsätzlichen Teil geprägt, während Eduard Bernstein für den praktischen Teil zuständig war. Dieser letzte Teil mit den Forderungen nach einer gesamtgesellschaftlichen Demokratisierung und sozialen Reformen waren zwar deutlich als in den Vorgängerprogrammen formuliert, unterschied sich aber nicht grundsätzlich von diesen. Dagegen war der erste Teil, der skizzenhaft auch eine knappe Gesellschaftsanalyse enthielt, klarer als früher marxistisch orientiert. Das Programm gipfelte in Formulierung: „Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands kämpft also nicht für neue Klassenprivilegien und Vorrechte, sondern für die Abschaffung der Klassenherrschaft und Klassen selbst und für gleiche Rechte und Pflichten aller ohne Unterschied des Geschlechts oder der Abstammung. Von diesen Anschauungen ausgehend bekämpft sie in der heutigen Gesellschaft nicht bloß die Ausbeutung und Unterdrückung der Lohnarbeiter, sondern jede Art von Ausbeutung und Unterdrückung, richte sie sich gegen eine Klasse, eine Partei, ein Geschlecht oder eine Rasse.[19]

Innere Kritik - „Die Jungen“ und der Reformismusstreit

Die Durchsetzung des Marxismus bedeutete jedoch keineswegs ein Ende des inneren Pluralismus oder der Auseinandersetzungen über den richtigen Kurs. Ohne den Druck der Verfolgung einerseits und das Wachsen der Mitgliederzahlen andererseits bildeten sich innerhalb der Partei unterschiedliche Strömungen heraus. Dabei wurde die nunmehr marxistisch argumentierende Parteiführung grundsätzlich von zwei Seiten kritisiert. In den frühen 1890er Jahren kam die linke Opposition von den so genannten „Jungen.“ Diese kritisierten etwa das Verhalten der Parteiführung zum 1. Mai 1890 nicht zu Arbeitsniederlegungen zur Durchsetzung des 8-Stundentages aufgerufen zu haben. Andere Kritik richtete sich gegen die noch immer starke Stellung der Reichstagsfraktion und die Reformisten. Weil sich ihre Ziele innerhalb der SPD nicht durchsetzen ließ, spaltete sich ein Teil der Jungen ab und gründete den Verein unabhängiger Sozialisten, der sich bald unter dem Einfluss von Gustav Landauer anarchistischen Tendenzen zuwandte.[20] Auf der anderen Seite des innerparteilichen Spektrums standen die reformistische Kräfte insbesondere aus Süddeutschland. So hat Georg von Vollmar bereits 1891 Reformpolitik auf der Grundlage der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung und die Zusammenarbeit mit allen progressiven Kräften gefordert. „Dem guten Willen die offene Hand, dem Schlechten die Faust.[21] Bereits in den frühen 1890er Jahren stimmte die bayerische Landtagsfraktion dem anstehenden Haushaltsentwurf zu und die Reformisten drängten zur Verbreiterung der Wählerbasis auf ein Agrarprogramm. Beides stieß während des so genannten Reformismusstreits in der Gesamtpartei auf heftigen Widerstand. Letztlich setzte sich dabei Karl Kautzky mit seiner strikt marxistischen Haltung durch. Eine Folge der Entscheidung war, dass sich das Wählerpotential der Partei immer mehr auf die Industriearbeiterschaft verengte.[22]

Der Revisionismusstreit

Rosa Luxemburg

Teilweise an die ältere Diskussion anknüpfend, teilweise auf eigenen theoretischen Überlegungen fußend, fachte Eduard Bernstein in der zweiten Hälfte der 1890er Jahre den Revisionismusstreit in der Partei an. Ein zentraler Ausgangspunkt war die These, dass die wirtschaftliche und politische Entwicklung keineswegs automatisch auf den Zusammenbruch des Systems hinauslaufen würden. Auch die einfache Reduktion der Gesellschaft auf den Gegensatz von Kapital und Arbeit stand Bernstein angesichts der sozialen Differenzierung skeptisch gegenüber. Stattdessen strebte auch er ein Bündnis mit den progressiven Kräften des Bürgertums an. „Ihr Einfluss würde ein viel größerer sein als er heute ist, wenn die Sozialdemokratie den Mut fände, sich von der Phraseologie zu emanzipieren, die tatsächlich überlebt ist, und das scheinen zu wollen, was sie heute in Wirklichkeit ist: eine demokratisch-sozialistische Reformpartei.[23] Ignaz Auer sprach in vielen Teilen für die Parteiführung insgesamt, wenn er den Charakter einer sozialdemokratischen Reformpartei anerkannte, aber mit Blick auf die Einheit der Partei davor warnte, die für die Identität der Parteimitglieder wichtigen ideologischen Zukunftshoffnungen zu zerstören. „Mein lieber Ede, das was du verlangst, so etwas sagt man nicht, so etwas tut man.[24] Die entschiedene Gegenposition zu Bernstein formulierte Rosa Luxemburg. Sie verteidigte dabei nicht dem heimlichen Revisionismus der Parteiführung, sondern verlangte eine Revision der Parteilinie in Richtung eines revolutionären Aktivismus. Reformarbeit im bestehenden System lehnte sie ab, da dies das Überleben des bürgerlichen Systems nur verlängern würde. Gegen diese linke Position wehrten sich insbesondere die Funktionäre der erstarkten Gewerkschaftsbewegung. Carl Legien äußerte 1899 „gerade wir gewerkschaftlich organisierten Arbeiter wünschen nicht, dass es zum so genannten Kladderadatsch kommt. (…) Wir wünschen den Zustand der ruhigen Entwicklung.[25] Wichtiger als theoretische Überlegungen waren für diese Gruppe der weitere Ausbau der Organisation. Sowohl die revolutionäre wie die reformistische Perspektive waren in sich durchaus schlüssig, entsprachen aber nicht der politischen Wirklichkeit im Kaiserreich. Gegen einen möglichen gewaltsamen Umsturzversuch stand ein wohlorganisierter Staat, der notfalls auf die Armee zurückgreifen konnte. Auf der anderen Seite stand Bündnissen mit anderen Parteien, die tief verwurzelte antisozialdemokratische Haltung in weiten Teilen des Bürgertums gegenüber. Das Ende der letztlich fruchtlosen Debatte erfolgte auf dem Parteitag von 1903 als dieser unter Einschluss der Revisionisten beschloss die „bisherige bewährte und siegesgekrönte auf dem Klassenkampf beruhende Taktik.[26] fortzusetzen.[27]

Massenstreikdebatte und Mannheimer Abkommen

Veranstaltungsplakat zur Forderung nach dem Frauenwahlrecht (um 1908)

Ausgelöst insbesondere von dem Streik der Bergleute im Ruhrbergbau und der russischen Revolution im Jahr 1905 kam es zu Auseinandersetzungen darüber, ob ein Generalstreik, wie er bereits in anderen europäischen Ländern zur Durchsetzung von politischen Forderungen erfolgreich angewandt worden war, auch in Deutschland etwa beim Kampf gegen das preußische Dreiklassenwahlrecht übernommen werden sollte. Als Kontrahenten standen sich in der Massenstreikdebatte die freien Gewerkschaften beziehungsweise der Gewerkschaftsflügel in der SPD auf der einen Seite und eine bemerkenswerte Koalition aus Parteivorstand, Revisionisten und Linken gegenüber. Die Gewerkschaften lehnten politische Streiks vollständig ab. Der Gewerkschaftskongress von 1905 beschloss mit breitester Mehrheit: „Den Generalstreik, wie er von Anarchisten und Leuten ohne jegliche Erfahrung auf dem Gebiete des wirtschaftlichen Kampfes vertreten wird, hält der Kongress für indiskutabel; er warnt die Arbeiterschaft, sich durch die Aufnahme und Verbreitung solcher Ideen von der täglichen Kleinarbeit zur Stärkung der Arbeiterorganisationen abhalten zu lassen.“[28] Dagegen verabschiedete der Parteitag der SPD im selben Jahr einen Antrag in dem der Massenstreik einerseits als wirksames Kampfmittel gewertet wurde, um mögliche politische Angriffe auf die Arbeiterklasse abzuwehren und andererseits ein Mittel zu deren Befreiung zu tun.

Um den Bruch zwischen Gewerkschaften und Partei zu vermeiden suchten beide Seiten nach einem Kompromiss. Auf dem Mannheimer Parteitag von 1906 wurde beschlossen, dass ein Massenstreik ohne Unterstützung der Gewerkschaften keine Aussicht auf Erfolg haben könnte. Dies bedeutete letztlich das Ende des politischen Massenstreikkonzepts für Deutschland. In dem so genannten Mannheimer Abkommen wurde zudem die Rolle von Gewerkschaften und Partei neu definiert. Das mittlerweile organisatorische Gewicht zwang die SPD die alte Vorstellung von den Gewerkschaften als Rekrutenschule für die Partei zu revidieren und die Arbeitnehmerorganisationen einen gleichberechtigten Status zuzuerkennen. „Um bei Aktionen, die die Interessen der Gewerkschaften und Partei gleichermaßen berühren, ein einheitliches Vorgehen herbeizuführen, sollen die Zentralleitungen der beiden Organisationen sich zu verständigen suchen.“[29]

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Nach dem Tode Bebels 1913, der als Integrationsfigur und Vermittler zwischen dem revolutionären und dem reformistischen Flügel der SPD galt, übernahm der deutlich gemäßigte Friedrich Ebert die Führung der Partei, die er sich mit Hugo Haase teilte.

Trotz der Weisungsbefugnis der Parteitage hatten Vorstand und Reichstagsfraktion in der Praxis ein erhebliches Eigengewicht. So konnte die Fraktion ihren unter dem Sozialistengesetz gewonnenen Einfluss weitgehend behaupten. Allerdings gab es kaum zu überwindenden Grenzen. Zwar versuchten die Abgeordneten im Interesse der Wähler an der Gesetzgebung mitzuwirken, ihre stetige Verweigerung etwa dem Budget zuzustimmen und der Absage der Zusammenarbeit mit den „bürgerlichen“ Parteien bedeutete aber auch, dass die Fraktion ihre durch die hohe Mandatszahl potentiell starke Stellung kaum ausnutzen konnte. Ein erster Wandel weg von der reinen Oppositionsrolle im Parlament stellte ein Stichwahlabkommen mit der Fortschrittlichen Volkspartei bei der Reichstagswahl von 1912 dar. Aber letztlich blieb bis 1914 ungeklärt, ob und wie die Partei ihre parlamentarische Macht einsetzen sollte. [30]

Spaltung, Krise und Verfolgung - die Sozialdemokratie von 1914 bis 1945

1914 bis 1919: Erster Weltkrieg, Novemberrevolution, Spaltung der SPD

Als der Erste Weltkrieg ausbrach, stimmte die SPD-Reichstagsfraktion der Gewährung von Kriegskrediten zu. Einzig Karl Liebknecht (Sohn Wilhelm Liebknechts) und Otto Rühle, die für die SPD mit im Reichstag saßen, stimmten 1915 gegen die Kredite. Nach einer Antikriegsdemonstration wurde Liebknecht 1916 verhaftet und zu Zuchthaus verurteilt, aus dem er erst unmittelbar vor Kriegsende wieder entlassen wurde. Viele Mitglieder der SPD waren im Verlauf des Krieges zunehmend mit der kriegsbilligenden Haltung ihrer Partei, der so genannten Burgfriedenspolitik, nicht einverstanden und gründeten die USPD (Unabhängige SPD).

Der linksrevolutionäre Spartakusbund, der 1916 unter Federführung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg nach dem Ausschluss Liebknechts und anderer aus der SPD als „Gruppe Internationale“ gegründet worden war und gegen den Krieg agitiert hatte, schloss sich ebenfalls der USPD an und bildete deren linken Flügel.

Zur USPD wanderten nicht nur die linken „Antirevisionisten“ um Rosa Luxemburg ab, sowie Karl Kautsky, der langjährige Herausgeber der Zeitschrift „Die Neue Zeit“, sondern auch führende Theoretiker des Reformflügels wie der Vater des Revisionismus, Eduard Bernstein. Statt Kautsky und Bernstein beeinflussten ab 1915 die ehemaligen linken Antirevisionisten der Lensch-Cunow-Haenisch-Gruppe, die dem deutsch-russischen Publizisten Alexander Parvus nahestanden, die theoretischen Debatten in der verbliebenen MSPD. Ihr Ziel war, den erhofften deutschen Sieg im Ersten Weltkrieg zur Durchsetzung der sozialistischen Gesellschaftsordnung in Europa und zur Befreiung der osteuropäischen Völker vom Joch des Zarismus zu nutzen. Heinrich Cunow, Völkerkundler und Dozent an der Parteischule der SPD, löste 1917 Kautsky als Herausgeber der „Neuen Zeit“ ab, und sollte später Mitautor des Görlitzer und Heidelberger Programms der SPD sein. Konrad Haenisch war nach 1918 preußischer Kultusminister und später Regierungspräsident in Wiesbaden und einer der Begründer des Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Ab 1917 schwand der Einfluss dieser Gruppe, als den meisten Sozialdemokraten bewusst wurde, dass der Krieg in eine Niederlage führen würde.

Zum Ende des Krieges, als die militärische Führung des Kaiserreichs die deutsche Niederlage schon eingeräumt hatte, kam es 1918 im Anschluss an die Meuterei der Matrosen in Wilhelmshaven und Kiel zur Novemberrevolution, in deren Folge der Kaiser abdankte und nach Holland floh. Die MSPD unter Friedrich Ebert, dem im Zuge der revolutionären Ereignisse die Regierung von Prinz Max von Baden übergeben worden war, gab mehr dem Druck der Ereignisse nach, als dass sie auf eine Regierungsübernahme vorbereitet gewesen wäre. Überlegungen Eberts, auf eine Abschaffung der Monarchie zunächst zu verzichten, um einen Bürgerkrieg zu verhindern, erwiesen sich als illusorisch.

Datei:Karl Liebknacht 1918 Berlin in Tiergarten.jpg
Karl Liebknecht 1918 als Redner im Tiergarten in Berlin

Der Spartakusbund und Teile der USPD verfochten die Bildung einer Räterepublik, wie sie ein Jahr zuvor in Russland durchgesetzt worden war. Doch von den die Revolution tragenden aktiven revolutionären Soldaten- und Arbeiterräten hatte nur eine Minderheit das Vorbild der russischen Oktoberrevolution im Auge. Sie strebten mehrheitlich vor allem ein Ende des Krieges und die Entmachtung der Militärherrschaft an. Mit diesem Ziel stellten sie sich zuerst hinter die SPD-Führung, der sie vertrauten, und forderten die Wiedervereinigung der Mehrheits-SPD mit der unabhängigen SPD. Die SPD-Führung bot daraufhin der USPD die Bildung eines Rates der Volksbeauftragten als neuer Regierung an. Diese paritätisch mit MSPD- und USPD-Mitgliedern besetzte Revolutionsregierung unter der Führung von Ebert und Haase verstand sich als Provisorium für die revolutionäre Umbruchphase und legte sich auf eine aus baldigen allgemeinen Wahlen hervorgehende Nationalversammlung als verfassungsgebendes Organ fest.

Schon Ende 1918 scheiterte die Koalition zwischen Mehrheits- und Minderheits-Sozialdemokratie am Streit um den Einsatz von Militär gegen revoltierende Matrosen. Die nun allein die Regierung stellende MSPD empfand das eigenmächtige Vorgehen einzelner Räte als Verrat an den demokratischen Prinzipien der Arbeiterbewegung. Versuche, eine demokratische Volkswehr aufzubauen oder mehrheitssozialdemokratischen Freiwilligenverbänden eine Chance zu geben, scheiterten. Als während des Spartakusaufstandes im Januar 1919 die Volksbeauftragtenregierung angegriffen wurde, fiel die Entscheidung, dem Militär der alten Offiziere und den neuen Freikorpsführern zu vertrauen.

Mit der blutigen Niederschlagung des Spartakusaufstandes und der Münchner Räterepublik durch von Gustav Noske rekrutierte rechtsnationalistische Freikorps bis Mitte 1919 setzten sich die Mehrheitssozialdemokraten durch. Dabei erhielt der spätere erste Reichswehrminister der Weimarer Republik Gustav Noske den Beinamen „Bluthund“, den er sich im Grunde selber gab, als er bei der Anforderung, die Revolution niederzuschlagen, sagte: „Einer muss den Bluthund abgeben“. Unter seiner politischen Verantwortung standen zahlreiche Morde, die von den Freikorps an vielen bekannten und unbekannten auch vermeintlichen Revolutionären begangen wurden, darunter auch der Mord an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht am 15. Januar 1919, ausgeführt von Freikorpssoldaten unter Führung von Waldemar Pabst.

Die Rolle Eberts, Noskes und Scheidemanns während der Monate der Novemberrevolution und ihrer Niederschlagung führte bis in die Gegenwart zum historischen Vorwurf verschiedener parlamentarisch und vor allem auch außerparlamentarisch aktiver „linker“ Gruppen und Parteien an die SPD, die Revolution und damit zu einem großen Teil gerade auch ihre eigenen Anhänger verraten zu haben. Aus dem Spartakusbund und weiteren linksrevolutionären Gruppierungen wurde bis zum 1. Januar 1919 die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) gegründet. Damit war es zur endgültigen Trennung zwischen dem revolutionären und reformistischen Flügel der Sozialdemokratie gekommen.

Die zunächst noch relativ einflussreiche USPD, die bei der Reichstagswahl 1920 noch 17,9 Prozent der Wählerstimmen erreichen konnte, schloss sich wenige Monate nach dieser Wahl mit ihrem starken linksrevolutionären Flügel der KPD an, und wurde in den Folgejahren zwischen der KPD und der SPD weiter zerrieben. Sie spielte nach 1922, als nach einer weiteren Parteispaltung ein großer Teil der USPD in die SPD zurück gekehrt war, bis zu ihrem Aufgehen in der 1931 gegründeten SAP nurmehr eine marginale Rolle als Splitterpartei in der Weimarer Republik.

1919 bis 1933: In der Weimarer Republik

Friedrich Ebert, 1921
Datei:Philipp Scheidemann.jpg
Philipp Scheidemann
SPD Wahlplakat 1919
Plakat der SPD zur Reichstagswahl 1928
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SPD-Plakat der 30er Jahre

In der jungen Weimarer Republik stellte die SPD von 1919 bis 1925 mit Friedrich Ebert den Reichspräsidenten und war bis 1920 in allen Reichsregierungen (Friedrich Ebert, Philipp Scheidemann, Gustav Bauer, Hermann Müller) vertreten. Danach – insbesondere nach dem Linksruck infolge der Wiedervereinigung mit der Rest-USPD 1922 – beteiligte sich die SPD nur noch an wenigen Reichsregierungen, zuletzt 1928 bis 1930 am Kabinett Müller II (Große Koalition) unter Reichskanzler Hermann Müller, während sie in Preußen mit Otto Braun von 1920 bis 1932 fast durchgehend den Ministerpräsidenten stellte.

Die SPD versuchte als „konstruktive Opposition“ ihren Einfluss auf die Reichspolitik zu wahren, da sie fürchtete, durch häufige Regierungsbeteiligungen noch mehr enttäuschte Arbeiter-Wähler an die KPD zu verlieren. Ihre soziale Basis während der Weimarer Republik stellten vor allem die gewerkschaftlich organisierten Facharbeiter dar.

Während des Aufstiegs der NSDAP konnte die SPD zwar ihren Wählerstamm halten, den Stimmengewinnen der Nationalsozialisten, die zu einem Gutteil auch aus dem Nicht- und Jungwählerreservoir kamen, hatte sie allerdings wenig entgegenzusetzen. Aufgrund ihrer organisatorischen Verkrustung, der Unmöglichkeit einer Zusammenarbeit mit der KPD, von der die SPD als „sozialfaschistisch“ bezeichnet wurde, und – mit Ausnahme des Zentrums – der Marginalisierung der bürgerlichen Parteien fand sie für den Widerstand gegen den heraufziehenden Nationalsozialismus keine Bündnispartner.

Stimmenanteil der SPD bei der Wahl zur Nationalver-
sammlung 1919 und den Reichstagswahlen 1920–1933[31]
Jahr Stimmen
Januar 1919 37,9 %
Juni 1920 21,7 %
Mai 1924 20,5 %
Dezember 1924 26 %
Mai 1928 29,8 %
September 1930 24,5 %
Juli 1932 21,6 %
November 1932 20,4 %
März 1933 18,3 %

Die Tolerierungspolitik der SPD-Reichstagsfraktion gegenüber der Regierung Brüning 1930 bis 1932 führte vor allem bei Teilen der Parteijugend und beim linken Parteiflügel zu anwachsender Kritik an Partei- und Fraktionsführung und mündete 1931 in der Abspaltung eines Teils der Parteilinken, welche sich als Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) formierte.

Durch den „Preußenschlag“ ihrer letzten Bastion beraubt, konnten ihre Nein-Stimmen bei der Abstimmung über das Ermächtigungsgesetz symbolischen Widerstand darstellen und die Ehre der demokratischen Parteien wahren, nach dem alle anderen bürgerlichen Parteien diesem Gesetz zustimmten.

Nachdem die Einrichtungen der Partei bereits beschlagnahmt waren und ein großer Teil des Parteivorstandes emigriert war, stimmte am 17. Mai 1933 eine Rumpfgruppe der SPD-Reichstagsfraktion unter dem Eindruck von Morddrohungen für die außenpolitische Erklärung Hitlers. Am 21. Juni wurde der SPD ein Betätigungsverbot erlassen, am 14. Juli wurde die Partei verboten.

1933 bis 1949: Zeit des Nationalsozialismus bis Gründung der Bundesrepublik Deutschland

Datei:Briefmarke Otto Wels 1973.jpg
Briefmarke zum 100. Geburtstag von Otto Wels 1973 (Entwurf Karl Oskar Blase)

Am 22.März 1933 - wenige Wochen nach seiner Amtsübernahme als Reichskanzler des Deutschen Reiches - stellte Adolf Hitler sein Ermächtigungsgesetz dem Reichstag vor. Diesen entscheidenden Schlag gegen die Verfassung und somit den Schritt zur Ausschaltung des Reichtags erkannte auch Otto Wels (Vorsitzender der SPD). Dieser kritisierte Hitler scharf und warf ihm Verfassungsbruch vor. Trotz des Wahlterrors durch die SA entschieden sich die 94 (von 538) SPD-Abgeordneten gegen die Umsetzung der Gesetzesvorlage. Trotz des persönlichen Mutes weniger konnte Hitler sein Ziel erreichen und die Parteien formell aus der Legislativen entfernen.

Die Sozialdemokraten gehörten während der Zeit des Nationalsozialismus zu den ersten Gruppierungen, die von den Nazis verfolgt wurden. Viele Mitglieder, die sich nicht ins Exil flüchten konnten oder wollten, starben in Konzentrationslagern und Zuchthäusern. Eine Minderheit der Mitglieder der SPD leistete, teilweise als Mitglieder illegal weiter geführter Partei- oder Reichsbannerstrukturen, teilweise in sich kritisch vom Parteivorstand abgrenzenden Gruppen wie Neu Beginnen, den Revolutionären Sozialisten Deutschlands, der Sozialistischen Front oder dem Roten Stoßtrupp Widerstand gegen das NS-Regime. Einzelne bekannte SPD-Mitglieder wie Julius Leber, Adolf Reichwein oder Wilhelm Leuschner waren an den Planungen, die zum Aufstandsversuch am 20. Juli 1944 führten, beteiligt oder gehörtem dem Kreisauer Kreis an. Das Gros der Parteimitglieder blieb gegenüber der nationalsozialistischen Ideologie resistent und bewahrte einen Zusammenhalt untereinander, war aber nicht an direkten Widerstandsaktivitäten beteiligt. Die Exilorganisation SoPaDe wurde in Prag gegründet und verlegte ihren Sitz später nach Paris, danach nach London.

Nach dem Krieg begann der Wiederaufbau der Partei mit der Gründung eines Zentralausschusses am 15. Juni 1945 in Berlin und örtlichen Initiativen in allen Landesteilen. Vorsitzender des Zentralausschusses war Otto Grotewohl, andere prominente Vertreter waren Gustav Dahrendorf, Erich W. Gniffke und Max Fechner. Kurt Schumacher arbeitete von Hannover aus gegen die Anerkennung des Zentralausschusses in Berlin als nationalem Sammelpunkt und strebte eine ausschließlich auf die Westzonen beschränkte SPD an; Kontakte mit Sozialdemokraten in der SBZ hatte sein Büro nicht. Auf der Wennigser Konferenz in Wennigsen vom 5. bis 8. Oktober 1945 setzte Schumacher durch, dass der Zentralausschuss nur für die Sowjetische Besatzungszone zuständig sein solle, und er als „Beauftragter für die Westzonen“ eingesetzt wurde. Nach Unterredungen und Briefwechseln zwischen Schumacher einerseits und Otto Brenner und Willi Eichler andererseits, schlossen sich in den Westzonen weiterhin die meisten Mitglieder der von diesen repräsentierten Gruppen Sozialistische Arbeiterpartei (SAP) und Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK) der SPD an.

Die KPD, deren neue, aus Moskau heimgekehrte Führung zunächst scharf gegen die spontanen Initiativen zur Bildung einer einheitlichen Arbeiterpartei vorgegangen war, änderte gegen Ende 1945 ihre Haltung und drängte die SPD zu einer Vereinigung der beiden Parteien, was durch Repressalien seitens der sowjetischen Besatzungsmacht bestärkt wurde. Die KPD wollte die Macht in Ostdeutschland, und die SPD hatte die erforderliche Basis von 600.000 Mitgliedern dazu. Otto Grotewohls Bemühen um einen deutschlandweiten Parteitag der SPD, der über dies Ansinnen einer Vereinigung beraten und entscheiden sollte, wurde von Schumacher entschieden zurückgewiesen. Die Wiedererrichtung der Partei im nationalen Rahmen sei erst möglich, nachdem eine gesamtdeutsche Regierung gebildet worden sei, so Schumacher. Stattdessen forderte er den Zentralausschuss auf, die SPD in der Sowjetischen Besatzungszone aufzulösen, und eine separate SPD in den Westsektoren von Berlin zu bilden. Ersteres erreichte er nicht, letzteres organisierte er dann selber zusammen mit einigen Kreisvorsitzenden aus den Westsektoren.

Datei:2 DM Kopseite Kurt Schumacher.jpg
Kurt Schumacher, erster Nachkriegsvorsitzender der SPD auf der zwei DM-Münze

Am 21. April 1946 kam es zu einer Zwangsvereinigung zwischen SPD und KPD zur SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) in der SBZ. Dies geschah auf einem so genannten „Vereinigungsparteitag“, auf dem manche Delegierte der SPD aus der SBZ und Delegierte der KPD aus ganz Deutschland unter Kontrolle der Sowjets standen. Zahlreiche ostdeutsche Sozialdemokraten, die sich dem Druck nicht beugen wollten, flohen in die Westzonen. Gemäß den Anordnungen der Westalliierten durfte die SED in den Westzonen nicht unter diesem Namen antreten, es wurde weiterhin der Name KPD benutzt. Im Zuge der Umwandlung der SED in eine „Partei neuen Typs“, bei der die nicht im Statut des SED vorgesehenen „Parteikonferenzen“ eine entscheidende Rolle spielten, wurden die in der SED verbliebenen Sozialdemokraten immer weiter in den Hintergrund gedrängt. Viele fielen den von Josef W. Stalin angeordneten Säuberungen zum Opfer.

Vom 9. bis 11. Mai 1946, trat auf Einladung Kurt Schumachers in Hannover ein Parteitag der SPD zusammen, der als Reaktion auf die Gründung der SED eine auf die Westzonen beschränkte Partei unter dem alten Namen SPD gründete.

Die Sozialdemokratie in der Bundesrepublik

1949 bis 1966: Regierungen Adenauer, Erhardt und Kiesinger (Opposition im Bundestag)

Bei den ersten Bundestagswahlen 1949 in der westdeutschen Bundesrepublik Deutschland lag die SPD unter Führung Kurt Schumachers nur knapp hinter der CDU/CSU unter der Führung Konrad Adenauers, ging jedoch als Konsequenz aus diesem Ergebnis in die Opposition.

In Westdeutschland stand die SPD der von der Bundesregierung entworfenen sozialen Marktwirtschaft zunächst äußerst kritisch gegenüber und forderte die Verstaatlichung aller Grundstoffindustrien. Im Gegensatz zu Adenauers Politik der Westbindung stellte die SPD das Ziel der Wiedervereinigung über eine zu enge Anlehnung an die USA und Westeuropa. SPD-Konzeptionen zur Deutschlandpolitik aus dieser Zeit halten eine politische Neutralität Deutschlands für möglich und sprechen sich strikt gegen eine Wiederbewaffnung des Landes aus.

Nach für die Sozialdemokraten enttäuschenden Wahlergebnissen bei den Bundestagswahlen 1953 und 1957, bei welchen Erich Ollenhauer beide Male als Kanzlerkandidat Bundeskanzler Adenauer unterlag, deutete sich ein Politikwechsel an. Die SPD akzeptierte und befürwortete schließlich die Westbindung und setzte sich 1957 mit dem Deutschlandplan verstärkt für die deutsche Wiedervereinigung ein. Das Godesberger Programm von 1959 markierte auch programmatisch den praktisch längst vollzogenen Wandel von einer marxistischen Arbeiterpartei zur Volkspartei.

Diese Öffnung wirkte sich bei den Bundestagswahlen 1961 und 1965 positiv auf die Ergebnisse aus; ein weiterer Grund war, dass mit Berlins Regierendem Bürgermeister Willy Brandt ein neuer Kanzlerkandidat aufgestellt wurde.

1966 bis 1969: Regierung Kiesinger (In der großen Koalition)

Im Rahmen der großen Koalition von 1966 bis 1969 stellte die SPD erstmals in der Nachkriegszeit Regierungsmitglieder, sie war unter Bundeskanzler Kiesinger Juniorpartner mit Willy Brandt als Außenminister und Vizekanzler. Da die FDP zu dieser Zeit schon auf Grund ihrer geringen Sitzzahl kaum Oppositionsarbeit leisten konnte, entwickelte sich die zunehmend sozialistisch-revolutionär gesinnte außerparlamentarische Opposition der Studentenbewegung, die organisatorisch vor allem vom Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) getragen wurde. Vor allem in den Jahren 1967 und 1968 kam es im Zuge der studentischen Proteste unter anderem gegen die geplante Notstandsgesetzgebung zu massiven Demonstrationen und teilweise auch militanten Krawallen gegen die Regierung der großen Koalition.

1969 bis 1982: Bundeskanzler Willy Brandt und Helmut Schmidt (sozialliberale Koalition)

Willy Brandt (links im Bild)
Helmut Schmidt

Auf Grund des Ergebnisses der Bundestagswahl 1969 konnte die SPD zum ersten mal den Bundeskanzler stellen. Willy Brandt bildete unter dem Motto „Mehr Demokratie wagen“ eine sozialliberale Koalition mit der FDP und wurde daraufhin zum Bundeskanzler gewählt. Unter Willy Brandt und, nach dessen Rücktritt 1974 in Folge der Guillaume-Affäre, unter Helmut Schmidt folgte im Rahmen der Ostverträge eine Entspannungspolitik mit den Staaten des Warschauer Paktes sowie ein umfangreiches Reformprogramm in der Rechtspolitik, der Bildungspolitik und der Familienpolitik.

Die Ostpolitik stieß bei einem Teil der Abgeordneten der Regierungskoalition auf Widerspruch. Einige von ihnen wechselten zur oppositionellen CDU/CSU, die Koalition verlor dadurch ihre Mehrheit. Der Versuch der Opposition, Willy Brandt 1972 mittels eines konstruktiven Misstrauensvotums durch Rainer Barzel abzulösen, misslang allerdings überraschend. Heute weiß man, dass zwei Bundestagsmitglieder der Union durch die ostdeutsche Stasi bestochen worden waren. Bei den darauf folgenden Neuwahlen errang die SPD den höchsten Stimmenanteil ihrer Geschichte und wurde erstmals stärkste Bundestagsfraktion.

Aufgrund der Guillaume-Affäre, in der der enge Brandt-Mitarbeiter Günter Guillaume als DDR-Spion im Kanzleramt enttarnt wurde, trat Willy Brandt 1974 als Kanzler zugunsten Helmut Schmidts zurück, blieb aber Parteivorsitzender.

Schmidt setzte sich bei den Bundestagswahlen 1976 gegen Helmut Kohl und 1980 gegen Franz-Josef Strauß durch.

Aufgrund einer wirtschaftlichen Krise in der Bundesrepublik, steigenden Arbeitslosenzahlen und weil Helmut Schmidt seine eigene Fraktion nicht mehr geschlossen hinter sich bringen konnte (zum Beispiel beim NATO-Doppelbeschluss), kündigte die FDP jedoch 1982 die Koalition auf.

1982 bis 1998: Regierung Kohl (Wieder in der Opposition)

Mit Hilfe eines konstruktiven Misstrauensvotums wählten große Teile der FDP zusammen mit der CDU/CSU Helmut Kohl zum neuen Bundeskanzler.

Die folgenden Jahre verbrachte die SPD in innerer Zerstrittenheit und dem Versuch, sich inhaltlich an die neue Zeit anzupassen.

Bei den Bundestagswahlen 1983 und 1987 unterlagen ihre Kanzlerkandidaten Hans-Jochen Vogel und Johannes Rau gegen Helmut Kohl.

Am 7. Oktober 1989 wurde in Schwante bei Berlin eine Sozialdemokratische Partei der DDR (SDP) gegründet, die am Vereinigungsparteitag am 26./27. September 1990, also noch vor der Vereinigung der beiden deutschen Staaten, in der SPD aufging. So konnte sich die SPD leichter im Osten etablieren. Zu den Gründungsmitgliedern der SDP gehörten Angelika Barbe, Martin Gutzeit, Markus Meckel, Stephan Hilsberg und Ibrahim Böhme. Bei den Volkskammerwahlen am 18. März 1990 erhielt sie entgegen den Prognosen jedoch nur 21,7 Prozent der Stimmen.

Auf Grund ihrer uneinheitlichen Linie in Bezug auf die deutsche Einheit unterlag die SPD mit ihrem Spitzenkandidaten Oskar Lafontaine bei der Bundestagswahl 1990 deutlich. Insbesondere Lafontaines skeptische wirtschaftliche Prognosen und Einschätzungen zur Notwendigkeit von Steuererhöhungen fanden beim Wähler keinen Anklang, obwohl sich selbige nach der Wahl als richtig erweisen sollten.

Der zwischenzeitliche Kanzlerkandidat und Parteivorsitzende Björn Engholm musste vorzeitig von seinen Ämtern zurücktreten, da er in der Schubladen-Affäre verstrickt war. Infolgedessen wurde das erste Mal eine Urabstimmung über den Parteivorsitz unter den Mitgliedern durchgeführt, die Rudolf Scharping deutlich vor Gerhard Schröder gewann.

Auch 1994 schaffte es Kanzlerkandidat Rudolf Scharping, der zusammen mit Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine als sog. Troika antrat trotz deutlicher Stimmengewinne nicht, Helmut Kohl abzulösen.

1998 bis 2005: Bundeskanzler Gerhard Schröder (rot-grüne Koalition)

Gerhard Schröder bei einer Wahlkampfrede zur Bundestagswahl 2005
Datei:Spdplakat.JPG
SPD-Plakat zur Bundestagswahl 2005

Erst bei der Bundestagswahl 1998 gelang der SPD mit dem damaligen Ministerpräsidenten Niedersachsens, Gerhard Schröder, als Kanzlerkandidat die Rückkehr an die Regierung, diesmal in einer Rot-Grünen Koalition mit Bündnis 90/Die Grünen.

Bei der Bundestagswahl 2002 konnte sich Bundeskanzler Schröder gegen Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) durchsetzen. Die Koalition gewann mit nur noch 1,2 Prozentpunkten Vorsprung gegenüber der Union und der FDP, die SPD stellt auf Grund von Überhangmandaten knapp die stärkste Bundestagsfraktion.

Nach verlorenen Landtagswahlen erhielt die SPD bei der Europawahl am 13. Juni 2004 mit 21,5 Prozent das niedrigste Ergebnis in einer bundesweiten Wahl seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland. Stammwähler fühlten sich durch die Politik der „Agenda 2010“ verprellt und blieben der Wahl fern, da es der Bundesregierung bislang nicht gelungen war, ihre entsprechenden Maßnahmen so zu vermitteln, dass sie positiv oder auch nur als notwendig angenommen wurden. Viele andere nehmen den Kurs der SPD, der nicht nur in anderen Parteien, sondern auch in der Mitgliederschaft der SPD selbst auf Kritik stieß, als zerstritten wahr. Der seit Anfang der 1980er anhaltende Mitgliederschwund beschleunigte sich.

Am 25. Mai 2005, unmittelbar nach der von der SPD verlorenen Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen (NRW), trat der ehemalige Parteivorsitzende Oskar Lafontaine wegen der nach seiner Auffassung mit den Grundsätzen der Sozialdemokratie nicht zu vereinbarenden Regierungspolitik (Agenda 2010, Hartz IV) aus der SPD aus und wurde wenige Wochen später Mitglied der WASG, nachdem diese ein Linksbündnis mit der PDS für die Bundestagswahl im Herbst 2005 eingegangen war. Die WASG (Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit) ihrerseits, eine Abspaltung der SPD, hatte sich schon mehrere Monate zuvor als eigene Partei konstituiert.

Eine vorzeitige Bundestagswahl war vom Bundeskanzler und der SPD-Parteispitze nach der Niederlage bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen angekündigt worden. Die Ziele der SPD für die Wahlen am 18. September 2005 waren: Weiterführung der Reformen unter Berücksichtigung sozialer Aspekte und der Verbleib in der Regierung.

Seit 2005: Die SPD geht eine zweite große Koalition ein

Franz Müntefering (Vizekanzler und Bundesminister für Arbeit und Soziales)

Nachdem die SPD bei der herbeigeführten Bundestagswahl annähernd so stark wie die Unionsparteien geworden ist und die Union zusammen mit der FDP keine Koalition bilden konnte, haben sich CDU, CSU und SPD nach langen Sondierungsgesprächen auf eine große Koalition unter einer Kanzlerin Angela Merkel geeinigt.

Zuvor waren auch andere Koalitionen im Gespräch. So wurde eine Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP sowie die so genannte Jamaika-Koalition zwischen CDU, FDP und den Grünen diskutiert. Eine rot-rot-grüne Koalition aus SPD, Linkspartei und Bündnis 90/Die Grünen wurde von allen Parteien ausgeschlossen.

Nach der erfolgreichen Unterzeichnung des Koalitionsvertrages wurden von der von 397 Abgeordneten des deutschen Bundestages gewählten Kanzlerin Angela Merkel acht Minister der SPD vorgeschlagen, die in die Große Koalition gingen, darunter Franz Müntefering als Arbeitsminister und Vizekanzler. Nach der Ernennung durch Bundespräsident Horst Köhler bilden die 8 Bundesminister der SPD nun mit den 7 anderen Bundesministern der Union und der Bundeskanzlerin Merkel das Kabinett Merkel.

Nachdem Franz Müntefering das Amt des Parteivorstzenden nach einem parteiinternen Streit um die Wahl des Generalsekretärs zurückgetreten war, folgte ihm der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck nach. Dieser trat am 10. April 2006 nach 5 Monaten aus gesundheitlichen Gründen als Vorsitzender der SPD zurück. Sein Nachfolger ist der bisherige stellvertretende Vorsitzende, der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck.

Bundestagswahlergebnisse der SPD seit 1949

Die SPD ist eine der beiden bei den Bundestagswahlen erfolgreichsten Parteien, neben der CDU. So wurde sie seit 1949 immer mindestens zweitstärkste Kraft im Bundestag und stellte 20 Jahre lang den Bundeskanzler.

Bundestagswahlergebnisse[32]
Jahr Stimmen Sitze Kanzlerkandidat
1949 29,2 % 131 Kurt Schumacher
1953 28,8 % 151 Erich Ollenhauer
1957 31,8 % 169 Erich Ollenhauer
1961 36,2 % 190 Willy Brandt
1965 39,3 % 202 Willy Brandt
1969 42,7 % 224 Willy Brandt
1972 45,8 % 230 Willy Brandt
1976 42,6 % 214 Helmut Schmidt
1980 42,9 % 218 Helmut Schmidt
1983 38,2 % 193 Hans-Jochen Vogel
1987 37,0 % 186 Johannes Rau
1990 33,5 % 239 Oskar Lafontaine
1994 36,4 % 252 Rudolf Scharping
1998 40,9 % 298 Gerhard Schröder
2002 38,5 % 251 Gerhard Schröder
2005 34,2 % 222 Gerhard Schröder

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Engelmann, Vorwärts und nicht vergessen, S.128, Lehnert, S.58f.
  2. Lehnert, S.65f.
  3. vergl. Christof Rieber: Das Sozialistengesetz : die Kriminalisierung einer Partei, Nipperdey, Deutsche Geschichte 1866-1918, Bd.2, S.356.
  4. Chronik, S.61f., S.65.
  5. Chronik, S.69
  6. Chronik, S.67-75, Nipperdey, Deutsche Geschichte 1866-1918, Bd.2, S.356
  7. Chronik, S.62f., S.67, S.70, S.74, Lehnert, Sozialdemokratie, S.73f., S.76
  8. Chronik, S.75, S.76
  9. vergl. Willy Albrecht "Ende der Illegalität - Das Auslaufen des Sozialistengesetzes und die deutsche Sozialdemokratie im Jahre 1890"
  10. Chronik, S.78, Grebing, Arbeiterbewegung, S.107f.,
  11. Grebing, Arbeiterbewegung, S.107, Lehnert, S.81
  12. Lehnert, S.100
  13. Klaus Schönhoven: Die Gewerkschaften als Massenbewegung im Wilhelminischen Kaiserreich. In: Ulrich Borsdorf (Hrsg.): Geschichte der deutschen Gewerkschaftsbewegung. Von den Anfängen bis 1945. Köln, 1987. ISBN 3.7663-0861-0 S.202, S.225.
  14. Grebing, Geschichte, S.107
  15. Grebing, Arbeiterbewegung, S.111
  16. dazu etwa: Klaus Tenfelde. Historische Milieus - Erblichkeit und Konkurrenz. In: Manfred Hettling / Paul Nolte (Hrsg.). Nation und Gesellschaft in Deutschland. München, 1996. S.247-268
  17. Gerd Hohorst, Jürgen Kocka und Gerhard A. Richter: Sozialgeschichtliches Arbeitsbuch II: Materialien zur Statistik des Kaiserreichs 1870–1914. München, 1978. S. 173–175.
  18. Grebing, Arbeiterbewegung, S.110
  19. Lehnert, S.83f.
  20. dazu ausführlich: Hans Manfred Bock: Geschichte des linken Radikalismus. Ein Versuch. Frankfurt, 1976. S.38-73
  21. Chronik, S.81
  22. Lehnert, S.87-92
  23. Lehnert, S.93
  24. Lehnert, S.95
  25. Lehnert, S.97
  26. Lehnert, S.99
  27. Lehnert, S.92-99
  28. zit nach Lehnert, S.102
  29. zit. nach Gebing, S.121
  30. Grebing, Arbeiterbewegung, S.108-109
  31. D. Petzina, W. Abelshauser, A. Faust: Sozialgeschichtliches Arbeitsbuch III: Materialien zur Statistik des Deutschen Reiches 1914–1945. München, 1978. S. 174.
  32. http://www.btw05.de/hist_brd.html

Literatur

  • Bernd Engelmann: Vorwärts und nicht vergessen. Vom verfolgten Geheimbund zur Kanzlerpartei: Wege und Irrwege der deutschen Sozialdemokratie. München, 1984. ISBN 3-442-08953-0
  • Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Bd. 2. Vom Ausgang des 19. Jahrhunderts bis 1917. Hrsg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Dietz, Berlin (O) 1966.
  • Helga Grebing: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Ein Überblick. München, 1966. [Grundlegend überarbeitete Neuausg. ist in Vorbereitung - müsste in den nächsten Wochen kommen - dann hier ändern]
  • Helga Grebing: Arbeiterbewegung. Sozialer Protest und kollektive Interessenvertretung bis 1914 (Deutsche Geschichte der neuesten Zeit vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart) 2. Auflage, München 1987. ISBN 3-423-04507-8
  • Dieter Groh: Negative Integration und revolutionärer Attentismus. Die deutsche Sozialdemokratie am Vorabend des Ersten Weltkriegs, Frankfurt am Main 1973 ISBN 3549072813* Franz Walter Die SPD ISBN 3828601731
  • Detlef Lehnert: Sozialdemokratie zwischen Protestbewegung und Regierungspartei 1848-1983. Frankfurt, 1983. ISBN 3-518-11248-1
  • Susanne Miller: Burgfrieden und Klassenkampf. Die deutsche Sozialdemokratie im Ersten Weltkrieg. (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Bd. 53), Droste, Düsseldorf 1974.
  • Susanne Miller: Die Bürde der Macht. Die deutsche Sozialdemokratie 1918-1920. (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Bd. 63), Droste, Düsseldorf 1978. ISBN 3-7700-5095-9
  • Franz Osterroth, Dieter Schuster: Chronik der deutschen Sozialdemokratie; Verlag J.H. Dietz Nachf., Hannover, 1963. ISBN 3-8012-1084-7
  • Heinrich Potthoff, Susanne Miller Kleine Geschichte der SPD 1848-2002 Dietz, Bonn ISBN 3801203204
  • Carl E. Schorske: Die Große Spaltung. Die deutsche Sozialdemokratie von 1905-1917, aus dem Amerikanischen, Harvard University Press, 1955, von Harry Maor, mit einem Vorwort zur Deutschen Erstausgabe, Verlag Olle & Wolter, Berlin 1981, ISBN 3-88395-407-1
  • Heinrich August Winkler: Der Weg in die Katastrophe. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1930-1933. 2. Aufl. Bonn, 1990. ISBN 3-8012-0095-7