Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger


Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) ist eine Seenotrettungsorganisation. Im Seenotfall ist sie zuständig für den Such- und Rettungsdienst (SAR: Search and Rescue). Die nicht-staatliche DGzRS finanziert sich ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen und ohne Steuergelder[1].
Aufgaben und Organisation der DGzRS
Die DGzRG führt ihre Aufgaben eigenverantwortlich und unabhängig durch. Einsatzzentrale für alle Maßnahmen im maritimen SAR-Dienst der Bundesrepublik ist die Seenotleitung Bremen (MRCC Bremen: Maritime Rescue Co-ordination Centre) der DGzRS (siehe Bremen Rescue Radio). Der Überwachungsbereich umfasst im Wesentlichen die deutschen Hoheitsgewässer und die deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszonen in Nord- und Ostsee.
Zur Erfüllung ihrer vielfältigen Aufgaben verfügt die Gesellschaft heute über eine Rettungsflotte von 61 modernen, leistungsstarken Seenotkreuzern und Seenotrettungsbooten auf 54 Stationen zwischen der Emsmündung im Westen (westlichste Station ist Borkum) und der Pommerschen Bucht im Osten (östlichste Station ist Ueckermünde). Zusätzlich zu den 54 Stationen unterhält die DGzRS eine SAR-Schule in Bremen mit Außenstelle in Neustadt (Holstein).
Die Gesellschaft kann auf 185 festangestellte und rund 800 freiwillige Mitglieder zurückgreifen. Im Jahr 2006 rettete die DGzRS bei 2.001 Einsatzfahrten in Nord- und Ostsee insgesamt 91 Personen aus Seenot. 510 Personen wurden aus kritischen Gefahrensituationen befreit. Weiterhin führte die DGzRS 549 Krankentransporte von Inseln oder Halligen auf das Festland durch. Ferner wurden 32 Schiffe vor dem Totalverlust bewahrt und 859 Hilfeleistungen aller Art erbracht. Zusätzlich wurden 437 Einsatzanläufe, Such-, Schlepp- und Sicherungsfahrten absolviert.
In der Gesamtbilanz seit dem Bestehen der Gesellschaft 1865 bis Anfang 2007 sind über 73.478 Menschen aus Seenot gerettet oder aus lebensbedrohenden Situationen befreit worden.
Geschichte

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In der Mitte des 19. Jahrhunderts verunglückten jährlich ca. 50 Schiffe vor den deutschen Nordseeinseln. Mangelnde Ausrüstung und das noch geltende Strandrecht verhinderten oft Rettungsmaßnahmen. Eines der fürchterlichsten Unglücke war dabei der Untergang der Johanne 1854 vor Spiekeroog, das 84 Auswanderern das Leben kostete. Von solchen Katastrophen bewegt, folgten Aufrufe zur Bildung eines nationalen Rettungswerkes. Aber erst 1861 wurden unabhängig voneinander in Emden, Bremerhaven und Hamburg Rettungsvereine gegründet. Die ersten Rettungsstationen wurden auf Juist und Langeoog eingerichtet.
Am 29. Mai 1865 vereinigten sich in Kiel diese Gesellschaften in der DGzRS mit dem gemeinsamen Ziel, Menschen aus Seenot zu retten.
Sitz der Gesellschaft ist Bremen. Sie ist eine gemeinnützige Hilfsorganisation, die vollständig ohne staatliche Gelder auskommt. Einnahmen stammen z. B. aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden (ca. 74−76 %), Nachlässen, Kondolenzen u. Ä. (ca. 7−8 %), Beiträgen aus der Schifffahrt (ca. 7−9 %), Sammelschiffchen – gewissermaßen die kleinste Bootsklasse der DGzRS, deren Form an die alten Ruderrettungsboote erinnert − (ca. 6 %) sowie Zuwendungen aus Bußgeldern (ca. 3−5 %). 2006 beliefen sich die Einnahmen auf 30,3 Mio. Euro.
Zu den Initiatoren der DGzRS gehörten Adolph Bermpohl, Georg Breusing und Arwed Emminghaus. Erster Vorsitzender war der Mitbegründer des Norddeutschen Lloyds Konsul H. H. Meier. Schirmherr ist das jeweils amtierende Staatsoberhaupt Deutschlands, also seit dem Zweiten Weltkrieg der jeweilige Bundespräsident.
Die Seenotretter der DGzRS arbeiten teils ehrenamtlich, teils als festangestellte Mitarbeiter, jedoch immer unter dem Grundsatz der Freiwilligkeit. Vom Bremer Senat wurde die DGzRS 1872 als juristische Person anerkannt. Die Verpflichtungen der Bundesrepublik Deutschland nach dem internationalen Übereinkommen von 1979 über Suche und Rettung auf See (SAR) werden durch die DGzRS offiziell wahrgenommen.
Die Ausrüstung bestand zunächst aus offenen Ruderrettungsbooten (RRB) und Korkschwimmwesten, später kamen einfache Raketenapparate mit Hosenbojen hinzu. Ab 1911 gab es die ersten Motorrettungsboote, die jedoch zunächst noch sehr unzuverlässig waren. Erst mit der Entwicklung kompakter und robuster Dieselmotoren erfolgte nach dem Ersten Weltkrieg die Umstellung auf gedeckte Motorboote, ab 1955 als Küstenrettungsboote (KR) bzw. -schiffe (KRS) bezeichnet.

Mit der Indienststellung des Seenotkreuzers „Theodor Heuss“ im Jahre 1957 begann eine neue, wegweisende Ära im Bau moderner, vielseitig einsetzbarer Rettungsboote, die hin bis zum derzeit (2005) größten und modernsten Seenotkreuzer, der „Hermann Marwede“ führte, einem 46 m langen Schiff.
Die Anforderungen an die Seenotrettung werden in diesem Jahrhundert stark ansteigen, zum einen durch eine zu erwartende Wetterverschlechterung, verursacht durch die Klimaerwärmung, und andererseits durch den stark steigenden Verkehr, vor allem in der Ostsee (z. B. der Ölverkehr aus Russland und dem Baltikum, aber auch durch steigenden Passagierverkehr). Dem trug die DGzRS mit dem Neubau des bisher größten Rettungskreuzers, der „Hermann Marwede“ und einem umfangreichen Umstationierungsprogramm Rechnung.
Die Flotte der DGzRS


Die DGzRS unterhält auf 54 Stationen in Nord- und Ostsee zur Zeit 61 Rettungseinheiten (20 Kreuzer und 41 Rettungsboote). Unterschieden wird dabei zwischen Seenotkreuzern (SK) und Seenotrettungsbooten (SRB). Während die Seenotkreuzer von hauptberuflichen Seenotrettern besetzt sind, wird der Hauptteil der Rettungsarbeit auf den Seenotrettungsbooten von Freiwilligen getragen. Sie üben ähnlich wie z.B. Angehörige der Freiwilligen Feuerwehren andere reguläre Berufe aus und besetzen im Notfall umgehend die Seenotrettungsboote, um in Not Geratenen zu helfen.
Zur Zeit unterhält die DGzRS Einheiten aus 9 verschiedenen Typen:
- Seenotkreuzer der 46-m-Klasse: HERMANN MARWEDE, Station Helgoland
- Seenotkreuzer der 44-m-Klasse: WILHELM KAISEN, Station Sassnitz; JOHN T. ESSBERGER, Station Großenbrode
- Seenotkreuzer der 27-m-Klasse: BERLIN, Station Laboe; HERMANN HELMS, Station Cuxhaven; ALFRIED KRUPP, Station Borkum; VORMANN STEFFENS, Station Hooksiel; ARKONA, Station Warnemünde; BREMEN, Station Grömitz
- Seenotkreuzer der 23,3-m-Klasse: EISWETTE, Station Amrum; FRITZ BEHRENS, Station Greifswalder Oie; MINDEN, Station List/Sylt; VORMANN LEISS, Station Nordstrand; NIS RANDERS, Station Maasholm; VORMANN JANTZEN, Reservekreuzer Ostsee; HANNES GLOGNER, Reservekreuzer Nordsee
- Seenotkreuzer der 23,1-m-Klasse: HERMANN RUDOLF MEYER, Station Bremerhaven; HANS HACKMACK, Station Büsum; THEO FISCHER, Station Darßer Ort; BERNHARD GRUBEN, Station Norderney
- Seenotrettungsboote der 9,50 (10,1)-m-Klasse: HANS INGWERSEN, Station Travemünde; EMIL ZIMMERMANN, Station Puttgarden; NEUHARLINGERSIEL, Station Neuharlingersiel; HEILIGENHAFEN, Station Heiligenhafen; CASPER OTTEN, Station Langeoog; GILLIS GULLBRANSSON, Station Brunsbüttel; WILMA SIKORSKI, Station Wangerooge; WERNER KUNTZE, Station Langballigau; HEINZ ORTH, Station Freest; HORST HEINER KNETEN, Station Hörnum; KONRAD-OTTO, Station Kühlungsborn; HERTHA JEEP, Station Stralsund; KURT HOFFMANN, Station Station Glowe; NAUSIKAA, Station Vitte/Hiddensee; [SRB Paul Neisse|PAUL NEISSE]], Station Eiderdamm; ECKERNFÖRDE, Station Eckernförde; ELLI HOFFMANN-RÖSER, Station Baltrum, WOLTERA, Station Juist
- Seenotrettungsboote der 8,5-m-Klasse: ASMUS BREMER, Station Schilksee; MARIE LUISE RENDTE, Station Schilksee; FRANZ STAPELFELDT, Station Maasholm; GÜNTHER SCHÖPS, Station Timmendorf auf Poel; GERHARD TEN DOORNKAAT, Station Ueckermünde; KARL VAN WELL, Station Damp; DORNBUSCH, Station Breege; CASSEN KNIGGE, Station Norddeich; OTTO BEHR, Station Wilhelmshaven; HELLMUT MANTHEY, Station Lippe; HERMANN ONKEN, Station Fedderwardersiel JENS FÜERSCHIPP, Station Gelting; PUTBUS, Station Lauterbach;JUIST, Station Schleswig; CREMPE, Station Neustadt; BALTRUM, Station Horumersiel; BOTTSAND, Station Laboe; STRALSUND, Station Wiek am Darss (bei Prerow)
- Boddenboote der 7-m-Klasse: ZANDER, Station Zingst; HECHT, Station Zinnowitz; BUTT, Station Zinnowitz; BARSCH, Station Wustrow
- Festrumpfschlauchboot (RIB): RESCUE UECKER, Station Ueckermuende
Seenotrettungsorganisationen in anderen Ländern
- Vereinigtes Königreich: Royal National Lifeboat Institution (RNLI): http://www.rnli.org.uk/
- Frankreich: Société Nationale de Sauvetage en Mer (SNSM): http://www.snsm.net/accueil.php
- Niederlande: Koninklijke Nederlandse Redding Maatschappij (KNRM): http://www.knrm.nl/
- Schweden: Svenska Sällskapet för Räddning av Skeppsbrutne (SSRS): http://www.ssrs.se
- Norwegen: Norsk Selskab til Skibbrudnes Redning (NSSR): http://www.nssr.no
- Finnland: Suomen Meripelastusseura (SMPS): http://www.meripelastus.fi
- Island: ICE-SAR (Icelandic Association for Search And Rescue): http://www.icesar.com
- Polen: Morska Służba Poszukiwania i Ratownictwa: www.sar.gov.pl (in engl. Sprache)
- Uruguay: Asociation Honoraria de Salvamentos Maritimos y Fluviales (ADES): http://www.ades.net.uy
- USA Association for Rescue at Sea (AFRAS): http://www.afras.org
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ lt. DGzRS-Homepage, abgerufen am 1. Juni 2007