Christoph Rothmann
Christoph Rothmann (* zwischen 1550 und 1560 in Bernburg, † vermutlich um 1600 in Bernburg) war ein deutscher Mathematiker und einer der wenigen bekannten Astronomen seiner Zeit, geriet aber im Lauf des 17. Jahrhunderts in Vergessenheit. Seine Forschungen trugen wesentlich dazu bei, dass Kassel im 16. Jahrhundert zu einem europäischen Zentrum der Astronomie wurde.
Leben
Es ist bis heute nicht bekannt, wann Rothmann geboren wurde. Bekannt ist jedoch sein Geburtsort Bernburg an der Saale. Man schätzt dass es zwischen 1550 und 1560 gewesen sein müsste. Nach heimischer Schulbildung studierte er mit Unterstützung des Fürsten, Joachim Ernst von Anhalt, in Wittenberg Theologie und Mathematik. Dabei wurde Rothmanns Begeisterung für die Astronomie ausgeprägt. Christoph Rothmann wurde 1577 von dem Landgrafen Wilhelm IV. von Hessen in Kassel als Hofmathematiker in Dienst gestellt. Von 1584 bis 1590 war er an der Sternwarte des für Astronomie begeisterten Landgrafen tätig. Seine Forschungen trugen wesentlich dazu bei, daß Kassel zu einem Zentrum der Himmelsforschung wurde. 1590 besuchte Rothmann Tycho Brahe in Uranienburg auf der Insel Ven, kehrte aber von da nicht mehr nach Kassel zurück. Nach seiner Rückkehr von Uranienburg lebte er bis zu seinem Tod in Bernburg und verfasste dort noch einige unbekanntere theologische Schriften, die aber ohne Bedeutung blieben.
Bedeutung
Christoph Rothmann hat den Kasseler Sternkatalog zwischen 1585 und 1587 fast ausschließlich berechnet und ausgeführt, allerdings unter dem fachlichen Beistand des Landgrafen Wilhelm IV. Der ließ sich täglich von Rothmann Bericht erstatten. Rothmann war ein überzeugter Anhänger von Nikolaus Kopernikus, der das heliozentrische Weltbild begründete. Im Unterschied zu seinen prominenten astronomischen Kollegen geriet er aber im 17. Jahrhundert in Vergessenheit.
Im 16. Jahrhundert hatten sich in Europa zwei Forschergruppen mit der Aufstellung neuer genauerer Sternkataloge hervorgetan. Auf der einen Seite der bekannte Däne Tycho Brahe, der die berühmte Sternwarte Uranienburg auf der Insel Ven errichtet hatte, und eine Beobachtungsgruppe in Kassel am Hof des Landgrafen. Hier arbeitete Rothmann und Jost Bürgi, ein schweizerischer Mathematiker und Uhrmacher. Die beiden Arbeitsgruppen pflegten einen regen wissenschaftlichen Austausch wie ein umfangreicher Briefwechsel zwischen Kassel und Ven belegt.
Dabei bekannt wurde ein später oft zitierter Brief zwischen Rothmann und Brahe, der das ganze Dilemma der Physik der damaligen Zeit aufzeigte. Brahe der dem heliozentrischen Weltbild des Nikolaus Kopernikus misstraute, erhob in einem Brief an Rothmann folgenden Einwand gegen die Erdbewegung: „Wenn sich die Erde tatsächlich von West nach Ost dreht, dann muss eine Kanonenkugel, die in Richtung der Erddrehung geschossen wird, viel weiter fliegen als ein in entgegengesetzter Richtung abgefeuertes Geschoss.“ Rothmann antwortete, dass sowohl Geschoss als auch Kanone an der Erdbewegung teilnähmen und damit sein Einwand hinfällig sei. Dies widersprach aber der damals in Europa geltenden aristotelischen Bewegungsauffassung. Der damals so grundlegende Widerspruch konnte erst in der Mitte des 17. Jahrhundert mit der Entdeckung der Schwerkraft beseitigt werden.
Nach Christoph Rothmann wurde ein Krater des Erdmondes mit 42 km Durchmesser benannt.
Schriften
Observatorium stellarum liber primus, Kassel 1589 (Handbuch der Astronomie und Christoph Rothmanns bekanntestes Buch
Literatur
Christoph Rothmann, Miguel A. Granada, Jürgen Hamel, Ludolf von Mackensen: Christoph Rothmanns Handbuch der Astronomie von 1589. Verlag Harri Deutsch 2003, ISBN 978-3-81711-718-5