Pummerin
Die Pummerin ist die größte Glocke des Stephansdoms in Wien.
Die alte Pummerin wurde im Jahr 1711 unter Bischof Franz Ferdinand Freiherr von Rummel von Johannes Achamer gegossen (der Guss war am 21. Juli 1711 um 12.17 Uhr beendet). Die Glocke wurde am 26. Januar 1712 zum ersten Mal geläutet. 16 Mann mussten zusammen am Glockenstrang ziehen, und es dauerte eine Viertelstunde bis der Klöppel das erste Mal anschlug. Sie wird nur an zehn Tagen im Jahr geläutet. Als Ausgangsmaterial wurden 160 (von insgesamt 300) Kanonen verwendet, die von den Türken in der Zweiten Türkenbelagerung im Jahre 1683 vor Wien zurückgelassen worden waren. Sie hatte eine Masse von 22.511 kg und einen Durchmesser von 316 cm. Die Glocke hing im Südturm. Ursprünglich hieß sie Josephinische Glocke, wurde aber bald von der Bevölkerung, wegen ihres tiefen Tones, die Pummerin genannt. Nach einem schweren Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg begann der Stephansdom am 8. April 1945 zu brennen und die Glocke stürzte am 12. April 1945 um 12.44 Uhr ab und zerbrach.
Im Jahre 1951 wurde, als Geschenk des Bundeslands Oberösterreich, aus dem Material der alten Glocke in Sankt Florian eine neue gegossen. Der erste Guss misslang zwar, aber der zweite wurde am 5. September 1951 fertiggestellt. Die „Stimme Österreichs“[1], wie sie auch genannt wird, erklingt im Nominal/Schlagton c°. Mit einem Durchmesser von 314 cm, einer Höhe von 294 cm und einem Gewicht von 20.570 kg (der dazugehörige Klöppel wiegt nochmals 813 kg) ist sie nach der St. Petersglocke im Kölner Dom und Maria Dolens (23.000 kg) die drittgrößte Glocke Westeuropas und fünftgrößte der Welt. In ihren Reliefs zeigt sie Motive von der Türkenbelagerung und vom Brand des Stephansdoms 1945.
Das erste Mal wurde sie am 27. April 1952 geläutet, allerdings am Boden, denn der Nordturm war noch nicht wieder aufgebaut. Erst 1957 konnte sie im Nordturm aufgehängt werden. Nach einer veralteten elektromechanischen Steuerung bekam sie 2003 eine elektronische, die ein gleichmäßigeres Einschwingen der Glocke erlaubt und damit nicht eine so große Belastung für das Glockengestühl darstellt.
Sie wird nur zu hohen katholischen Festtagen wie Ostern, Pfingsten, Fronleichnam, Mariä Himmelfahrt, Heiliger Abend, Stefanitag und dem Jahreswechsel geläutet, außerdem bei Inthronisation oder Tod eines Papstes oder des Erzbischofs von Wien, sowie beim Begräbnis eines Bundespräsidenten und zu Allerseelen zum Angedenken der Gefallenen des Zweiten Weltkrieges. Eine Ausnahme, als sie auch zu einem staatlichen Festtag geläutet wurde, war der 15. Mai 1955 anlässlich der Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrages.
2004 hat sie zweimal zusätzlich geläutet, und zwar bei den Begräbnissen von Franz Kardinal König und Bundespräsident Thomas Klestil.
Am 12. April 2005 erklang sie zum Gedenken an die Zerstörung der alten Glocke vor 60 Jahren.
Auch vom Turm des Liebfrauenmünsters in Donauwörth erklingt eine „Pummerin“ genannte Glocke, die aus dem Jahr 1512 stammt und mit ihren 131 Zentnern (6,55 Tonnen) als die größte Glocke in Schwaben gilt.
Am 23. April 2007 um 18:00 Uhr wurde die Wiener Pummerin im Zuge eines Belastungstests 5 Minuten lang geläutet. Dieses Spektakel ließen sich hunderte von Menschen nicht entgehen und waren zu dieser Zeit am Stephansplatz anwesend.