Schloss Kartlow

Das Schloss Kartlow ist ein Herrenhaus im Landkreis Demmin im Kruckower Ortsteil Kartlow. Woldemar von Heyden gab in der Mitte des 19. Jahrhunderts den Auftrag zum Bau des Herrenhauses nach Plänen Friedrich Hitzigs. Der Entwurf des Landschaftsparks stammt von Peter Joseph Lenné.
Geschichte
Vorgängerbauten
Bereits zur Zeit der urkundlichen Ersterwähnung 1245 befand sich in Kartlow ein festes Haus der Herzöge von Pommern-Demmin. Barnim I. oder sein Sohn Bogislaw IV. belehnte zwischen 1274 und 1294 die Ritter von Heyden zur Gesamthand mit dieser fürstlichen Burg und dem zugehörigen Landbesitz. Die Burg wurde 1630 im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Noch in den Matrikelkarten der schwedischen Landesaufnahme von 1698 ist die Burgruine westlich der im Park gelegenen Teiche eingezeichnet.
Die Familie von Heyden bewohnte bis ins 19. Jahrhundert ein größeres eingeschossiges aus drei Gebäuden bestehendes Wohnhaus in Fachwerkbauweise. Es bildete den östlichen Abschluss des Wirtschaftshofes und befand sich etwa 50 Meter östlich des heutigen Gebäudes. Vor 1852 hatten noch Umbauarbeiten am alten Herrenhaus stattgefunden. Die Zahl der Fenster am Hauptgebäude war vergrößert worden und das südliche Nebengebäude wurde entfernt.
Bau des Herrenhauses

zum Park
Woldemar von Heyden (1809–1871) ließ in der Mitte des 19. Jahrhunderts das alte Wohngebäude abreißen. Woldemar war Generallandschaftsrat der Provinz Pommern und wirtschaftlich äußerst erfolgreich. Seine Frau Athalie, geborene Fränkel, entstammte einer wohlhabenden bürgerlichen Familie und brachte eine hohe Mitgift in die Ehe. Woldemar erweiterte den Grundbesitz des Gutes, betrieb eine Bank und wollte mit einem eigenen Schiff Getreide nach Großbritannien exportieren. Er hegte den Wunsch, seinen Besitz nach Art einer englischen Grafschaft zu gestalten. So erfolgte zwischen 1853 und 1859 der Bau des neuen Herrenhauses nach Plänen des Schinkel-Schülers Friedrich Hitzig. Nur wenige Einzelheiten über den Bau des Schlosses sind bekannt. So beliefen sich die Kosten für den „Cartlower Hausbau" auf 43.821 Taler. Zur gleichen Zeit wurde der Park nach Plänen Lennés gestaltet. Am 15. November 1856 wurde das neue Haus bezogen.

Neuere Entwicklungen
Die Familie von Heyden blieb bis 1945 Eigentümer des Gutes, dann ging das Gut Kartlow zusammen mit dem Herrenhaus durch die Bodenreform in den Besitz der Gemeinde über. Nach dem Krieg dienten Schloss und Park zunächst als Erholungseinrichtung für Offiziere der Sowjetarmee. Ab Herbst 1945 wurden zahlreiche Flüchtlinge einquartiert. Später wurden im Haus Wohnungen eingerichtet, die noch bis in die 1990er Jahre bewohnt waren. Weitere Räume beherbergten einen Schulsaal, einen Konsum sowie das Gemeindebüro.
Heute ist Schloss Kartlow in Privatbesitz. Nach der Sanierung der Dächer und Fassaden wurden im Obergeschoss Ferienwohnungen eingerichtet. Die Restaurierung des Erdgeschosses war 2007 noch in Arbeit.
Anlage

südlicher Turm
Schloss
In Nachlass des Architekten Friedrich Hitzig fehlen Hinweise auf das Kartlower Schloss. Vergleiche mit anderen Herrenhäusern, wie dem Schloss Bredenfelde, das nachweislich von Hitzig entworfen wurde, zeigen allerdings einen hohen Grad an Übereinstimmung.
Architektur
Als architektonisches Vorbild gilt Schloss Chambord in Frankreich. Jedoch ist im Unterschied dazu das herausragende Merkmal des im Renaissancestil mit neogotischen Elementen errichteten Herrenhauses seine Asymmetrie. Diese steht auch im Gegensatz zur Symmetrie der überwiegenden Zahl der Gutshäuser, die oft im Stil des Klassizismus gebaut wurden. Interessant ist die Kombination unterschiedlicher Bauteile mit verschiedenen Dekorationselementen, die trotzdem zu einer geschlossenen Gesamtwirkung führen.
Kennzeichnend für das Herrenhaus sind die drei Türme und die verschiedenen Giebel. Besonders der große südwestliche Turm mit achteckigem Grundriss dominiert das Gebäude. Der rechteckige nordöstliche Turm, der oberhalb des Daches ebenfalls einen oktogonalen Grundriss besitzt, enthält eine vom Wirtschaftshof sichtbare Uhr. Der kleinste, nordwestliche Turm besitzt einen kreisförmigen Querschnitt.
Auf der westlichen, zum Park gelegenen Seite befindet sich eine Terrasse, die fast die gesamte Breite einnimmt. Der hier früher vorhandene Wintergarten, der sich vor den westlichen Fenstern des Festsaales befand, existiert nicht mehr.

Inneneinrichtung
Der Haupteingang befindet sich auf der Ostseite zum ehemaligen Wirtschaftshof und wurde in Form einer Portikushalle errichtet, deren obere Etage als Altan begehbar ist. Im Inneren der Eingangshalle sind mehrere Wandgemälde erhalten. Dazu gehören eine Darstellung des Moses mit dem goldenen Kalb zu seinen Füßen und des Bonifatius im Bischofsgewand. Bei diesen handelt es sich um die Kopien von zwei Bildern des Malers Wilhelm von Kaulbach, deren Originale während des Zweiten Weltkriegs in Berlin zerstört wurden. Ein drittes Bild gegenüber dem Eingang zeigt Martin Luther. Auf acht Medaillons sind Porträts bedeutender Personen der Reformationszeit dargestellt. Das vierte Wandbild ist eine Allegorie der Sage.
Weitere Wandgemälde mit Darstellungen von Frauen in verschiedenen Lebensphasen befinden sich im Damenzimmer. Die Figuren sind an Werke von Moritz von Schwind angelehnt. Erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts waren die Bilder unter alten Tapeten wiederentdeckt worden.

Park
Vom Entwurf des Parks durch Lenné ist eine Durchzeichnung erhalten geblieben. Sie stammt von seinem Mitarbeiter Gerhard Koeber und ist auf 1840 datiert. Die Gestaltung des Parks erfolgte in einem Zeitraum von zwei Jahrzehnten. Zu dieser Zeit erhielten auch die im Park gelegenen Teiche ihre heutige Gestalt. Der heute hochgewachsene Buchen- und Ahornbestand westlich der Teiche gehörte nicht zum Entwurf Lennés, er wurde wahrscheinlich in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts angelegt. Auch das südlich des Herrenhauses gelegene Areal, auf dem zu DDR-Zeiten ein Sportplatz errichtet wurde, war zu dieser Zeit bepflanzt worden. Im Gegensatz zu heute blieb das Schloss den Durchreisenden weitgehend verborgen.
In den Nachkriegsjahren wurde im Park Brennholz gewonnen und viele Schlossbewohner errichteten sich Schuppen zur Lagerung ihrer Habe. In den 60er Jahren wurde eine Freilichtbühne gebaut, von der noch Reste vorhanden sind. In der Schlossgärtnerei wurden Kartoffeln gezüchtet. Zu dieser Zeit durchgeführte Meliorationsmaßnahmen verminderten die Frischwasserzufuhr zu den früher auch zur Karpfenzucht genutzten Teichen, so dass diese verschlammten.

Gutshof
Ein Brand zerstörte 1800 den alten Wirtschaftshof, damals noch westlich zwischen den Teichen und dem alten Herrenhaus gelegen. Bis 1820 wurde er östlich des Hauses neu errichtet. Ende des 19. Jahrhunderts kam ein Sägewerk dazu. Nach der Gründung der LPG 1949 wurden hier die Büroräume eingerichtet. Eine Scheune wurde zur Baumaterialgewinnung für Neubauernhäuser abgetragen, zwei weitere Gebäude fielen Bränden zum Opfer. Mehrere Stallgebäude sind noch vorhanden, aber zum Teil stark baufällig.
Siehe auch
Literatur
- Petra Gersonde: Schloß und Park Kartlow, Regionalmuseum Neubrandenburg
- Eberhard Rodenberg, Horst Dassow: Cartlow - Kartlow, 1245-1995, Chronik einer vorpommerschen Gemeinde, Eigenverlag Eberhard Rodenberg, Kartlow 1999
- Hubertus Neuschäffer: Vorpommerns Schlösser und Herrenhäuser. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, 1993, ISBN 3-88042-636-8