Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit (erschienen 1913–27) ist das Hauptwerk von Marcel Proust und einer der wichtigsten Romane des 20. Jahrhunderts.

Das Werk besteht aus 7 Bänden
- Unterwegs zu Swann, ISBN 3-518-02778-6
- Im Schatten junger Mädchenblüte, ISBN 3-518-02780-8
- Guermantes, ISBN 3-518-02783-2
- Sodom und Gomorrha, ISBN 3-518-41088-1
- Die Gefangene, ISBN 3-518-41192-6
- Die Entflohene, ISBN 3-518-41292-2
- Die wiedergefundene Zeit, ISBN 3-518-41376-
Handlung
Ein Ich-Erzähler (der wie der Autor Marcel heißt und ihm auch sonst in Vielem ähnelt) berichtet - im Grunde sogar recht chronologisch - von seinem Leben und vom Vorgang des Erinnerns. Der Roman spielt im Frankreich der gehobenen Gesellschaft. Marcel erkennt am Ende seines Lebens, dass er über seinen Liebesaffären und Kontakten zu belanglosen Menschen nie die Zeit und die Mühe aufgebracht das Kunstwerk
zu schaffen, das er sich vorgenommen hat. Die letzte Möglichkeit ist, den Roman seiner Erinnerungen zu schreiben, die mit
seinem Tod sonst unwiederbringlich verloren gingen. Und so endet das Buch indem es von neuem beginnt.
"Verlorene Zeit" ist damit mehrdeutig:
- Zeit, die der Erzähler vergeudet hat
- Zeit, die unwiederbringlich verloren ist, wenn sie nicht in der Erinnerung (oder in einem Kunstwerk konserviert wurde)
- die Erinnerung oder Imagination, die Namen oder Gegenstände hervorrufen
Strukturen
Inhaltlich ist der Roman wie ein großes Labyrinth in dem Personen und Themen immer wieder auftauchen um dann wieder vergessen zu werden. Es gibt aber einige Prinzipien, die den Roman strukturieren.
Erinnerung
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit ist ein Roman der Erinnerung. Dabei unterscheidet der Autor zwischen freiwilliger Erinnerung, die immer unvollständig und oft beängstigend ist und unfreiwilliger Erinnerung. Berühmtestes Beispiel ist dabei die Madeleine (ein kleiner Kuchen), die dem Erwachsenen Marcel von seiner Mutter serviert wird und deren Geschmack ihm die Fülle seiner Kindheitserlebnisse mit allen Bildern, Klängen, Geschmäckern und Gerüchen wieder vor Augen führt. Die unfreiwillige Erinnerung ist dabei kein psychologisches Erlebnis (so plausibel sie auch erscheint) sondern ein literarischer Kniff, der es dem Autor erlaubt, Assoziationsketten zu beginnen.
Das auffälligste Strukturprinzip sind wie gesagt die ständige Wiederholung von Themen und Motiven. Am auffälligsten sind dabei die Liebesgeschichten des Erzählers, die immer nach dem gleichen Prinzip ablaufen. Ein anderes Beispiel ist eine bestimmte Eisenbahnstrecke. Als Kind liest Marcel im Fahrplan die Namen der Städte an dieser Strecke und macht sich Vorstellungen anhand dieser Ortsnamen. Später fährt er selbst mit diesem Zug und ein Bekannter macht etymologische Bemerkungen über die Namen der Orte, wobei die scheinbare wissenschaftliche Exaktheit kaum kaschiert, dass es sich auch hier um reine Phantasie handelt.
Prosagedichte
Besonders die Naturschilderungen sind oft so ausgearbeitet, dass sie sich zu Prosagedichten gesteigert haben.
Pastiches
In den sogenannten Pastiches parodiert Proust Passagenweise den Stil anderer Autoren.
Beschreibungen
Proust gibt sich viel Mühe mit seinen Beschreibungen. Er kann sich seitenlang über die Kleider einer Frau oder über eine Blüte auslassen. Da er ja die Vergangenheit im Kunstwerk bewahren will, ist das auch nötig. Es kann auch als Schule für den Leser verstanden werden, selbst durch genauestes Beobachten Schönheit in seinem scheinbar grauen Alltag zu entdecken.
Stil
Proust ist berüchtigt für seine langen Sätze und die exzessive Verwendung des Konjunktivs. Außerdem erfordert das Netz von Anspielungen und Motivwiederholungen, das Proust ausbreitet, sehr viel Aufmerksamkeit von seinen Lesern.
Verfilmungen
Trotz der Komplexität des Romanes gab es inzwischen Versuche, zumindest Teilbereiche des Zyklus' zu verfilmen: Volker Schlöndorffs Eine Liebe von Schwann mit Jeremy Irons und Ornela Muti sowie der portugisische Kinofilm Die wiedergefundene Zeit von Raoul Ruiz, in den Catherine Deneuve eine Hauptrolle spielte. Weitere Darsteller sind Emmanuelle Béart, Vincent Perez, John Malkovich und Chiara Mastroianni.