Keramikfliese
Fliesen sind künstlich hergestellte mineralische Platten, die als Wand- und Bodenbeläge verwandt werden.
Herstellung
Der Rohstoff für gebrannte Fliesen ist Ton als Bindemittel. Zum Teil wird auch Porzellanerde (Kaolin) - ein feiner, eisenfreier, weißer Ton - als Bindemittel beigemengt. Zum Ton kommen weitere mineralische Zuschlagsstoffe wie Feldspat, Dolomit, Kalzit, Schamottemehl, Quarz, Sand oder gemahlenes Glas.
Die Rohmasse wird entweder als Trockenpreßmasse zu keramischen Fliesen (Feinkeramik) oder als plastische Masse mit höherem Wassergehalt in Strängen gepresst und anschließend zu Spalt- oder Bodenklinkerplatten (Grobkeramik) geschnitten. Anschließend werden die Rohlinge getrocknet, teilweise glasiert und gebrannt.
Beim Brennen bei Temperaturen von 900 bis 1200°C bekommen die Rohlinge ihre endgültigen Eigenschaften und Gütemerkmale. Für eine farbige Glasur werden Metalloxide mit eingebrannt.
Qualitätsmerkmale
Fliesen werden im Wesentlichen nach ihrer Wasseraufnahmefähigkeit und der Beständigkeit ihrer Oberfläche gegenüber Abrieb (Abriebfestigkeit) klassifiziert. Ferner wird die Rutschhemmung ihrer Oberfläche bei Feuchte kategorisiert.
Fliesen die diese und etliche weitere Qualitätsprüfungen bestehen, kommen als 1. Wahl in den Handel. Wenn nur eine der vielen Qualitätsanforderungen nicht erfüllt wird, werden die Fliesen als 2. Wahl vertrieben. Fliesen mit groben Fehlern werden als Ausschuß ausgesondert.
Ferner unterscheidet man in Steingut (glasiert, nur auf der Oberfläche gefärbt) und Feinsteinzeug (unglasiert, komplett durchgesintert und durchgefärbt), sowie in Frostbeständigkeit (für die Verwendung im Außenbereich). Ausschlaggebend für letztere ist das Wasseraufnahmevermögen (s. u.).
Wasseraufnahmevermögen
In der europäischen Norm EN 87 werden keramische Fliesen und Platten nach ihrem Wasseraufnahmevermögen in vier Gruppen unterteilt.
- Gruppe I: <= 3 Massen-% Wasseraufnahmevermögen
- Gruppe IIa: > 3 % <= 6%
- Gruppe IIb: > 6 % <= 10 %
- Gruppe III: > 10 %
Frostbeständig und somit für den Außenbereich geeignet sind nur Fliesen und Platten der Gruppe I. Auch Fliesen, die auf überdachten Flächen - z.B. auf Balkonen - vor Niederschlägen geschützt verlegt werden, müssen der Gruppe I zugeordnet sein, da sie dort nicht frostgeschützt liegen.
Abriebfestigkeit
Die Widerstandsfähigkeit glasierter Fliesen und Platten gegen Abrieb wird durch Schleif- und Sandstrahlprüfung bestimmt. Anhand der Prüfungsergebnisse werden die Fliesen und Platten in fünf Klasseneingeteilt.
- Klasse 1: für wenig beanspruchte Wandflächen, eingeschränkt auch für Barfuß- und Hausschuhbereiche in Bädern und Schlafzimmern
- Klasse 2: für eine leichte Beanspruchung in allen Wohnbereichen
- Klasse 3: für mittlere Beanspruchung in allen Wohnbereichen außer Küche, Diele, Terrasse
- Klasse 4: für hohe Beanspruchung in Hauseingängen, auf Terrassen, in Küchen, Arbeits- und in Wirtschaftsräumen;
- Klasse 5: für höchste Beanspruchung in allen Räumen und auf allen Flächen, die extrem belastet werden, z.B. in Garagen oder in der Industrie
Bei der Boden-"Beanspruchung" im Wohnbereich spricht man auch von Gehbelastung und viel bzw. wenig begangenen Flächen.
Trittsicherheits-Bewertungsgruppen
Nach DIN 51130 unterscheidet man in sogenannte R-Klassen. Je höher die hinter dem R stehende Zahl, desto rutschhemmender. Für den gewerblichen Bereich sind Klassen von R9 - R13 vorgeschrieben. Für den privaten Bereich empfehlen sich Klassen von mindestens R9. Ferner unterscheidet man je nach Anwendungsfall in die Klassen A, B und C. In Bereichen wo fettige oder "pastöse" oder faserig-zähe Stoffe auf den Boden gelangen, müssen Fliesen auch noch einen "Verdrängungsraum" besitzen, der nach vier V-Klassen bewertet wird. Werden Fliesen mit zu geringer Rutschhemmung eingebaut, drohen im Unglücksfall hohe Schadenersatzansprüche.
Formate (in Deutschland)
Wandfliesen: 10 x 10 cm, 18 x 18 cm, 13,5 x 19 cm, 15 x 22,5 cm, 20 x 25 cm, 15 x 20 cm, 20 x 33,3 cm, 28,4 x 40,8 cm, 30 x 60 cm
Bodenfliesen: 20 x 20 cm, 20 x 25 cm, 25 x 25 cm, 30 x 30 cm, 30,5 x 30,5 cm, 32 x 32 cm, 33 x 33 cm, 40 x 40 cm, 41 x 41 cm, 30 x 60 cm
Überdies existieren Formstücke für Sockelausbildungen, Bordüren, Treppenstufen, Ecken etc. Auch spezielle Arten von Schienen für Anschlüsse an andere Bodenbeläge, Ecken etc. sind erhältlich.
Boden fliesen
Folgendes brauchen Sie zum Boden fliesen:
Material Grundierung Bodenfliesen Fliesenkleber Fugenmörtel Fliesenkreuze
Werkzeug Gummihammer Zahnspachtel und -kelle Gummiwischer Kunststoffeimer und Rührquirl Zollstock und Bleistift Kartuschenpresse Wasserwaage
1. Wichtig: die Einteilung der Bodenfläche. Bei einem rechtwinkligen Raum wird mittig und parallel zu den Seitenwänden eine Richtschnur gespannt. An dieser Linie mit der Mitte einer Fliese oder einer Fuge beginnen. Spannen bzw. zeichnen Sie besser parallel dazu sowie im rechten Winkel weitere Schnüre oder Linien und teilen Sie sich so die Bodenfläche in mehrere zu bearbeitende Abschnitte ein. Bevor Sie nun den Fliesenkleber anrühren, sollten Sie nochmals genau Maß nehmen, gerade bei großformatigen Platten sollten auch Fliesen aus verschiedenen Paketen gemischt werden, da außer Farbabweichungen auch Abstandstoleranzen auftreten können.
2. Legen Sie eventuell die Fliesen erst einmal "trocken", d.h. ohne zu kleben aus, und arbeiten Sie sich dann Abschnitt für Abschnitt vor (die Fugen beim Messen und auslegen nicht vergessen!). Nun den Fliesenkleber entsprechend der Angaben auf dem Sack anmachen, und zwar immer nur soviel, wie Sie in der angegebenen Zeit verarbeiten können. Ziehen Sie den Kleber mit einem Zahnspachtel auf und kämmen Sie ihn gut durch. Die Zahnung des Spachtels richtet sich nach der von Ihnen gewählten Fliese.
3. Fliese um Fliese wird nun in das Mörtelbett eingeschoben, angedrückt und mit einem Gummihammer leicht festgeklopft. Die Fliese darf nie "knirsch" auf dem Untergrund aufliegen.
4. Damit Sie leichter gleichmäßige Fugenabstände einhalten können, werden zwischen die Platten Fugenkreuze eingelegt. Immer wieder - und lieber einmal öfter - mit der Wasserwaage die Maßhaltigkeit überprüfen, in ca. der ersten ½ Stunde (s. Pakkungsangabe) kann noch korrigiert werden.
5. Bevor der fertig verklebte Fliesenbelag ausgefugt werden kann, müssen 2-3 Tage vergehen. Dann den Fugenmörtel anmachen, ausgießen und mit einem Gummischieber verteilen. Dabei immer diagonal zum Fugenverlauf arbeiten und den Fugenmörtel gut in die Fugen einbringen. Dann die Fugen mit trockenem Fugenmörtel abstreuen. Das dient der gleichmäßigen Abtrocknung und damit der Farbkontinuität.
6. Nach ein paar Minuten wird das ausgestreute Material mit dem Gummischaber zusammen geschoben, "ganz nebenbei" werden die ausgeschlämmten Fliesen hierbei schon vorgereinigt. Anschließend wird mit einem Schwammbrett feucht nachgewischt, wobei letzte Mörtelreste gut in die Fugen eingedrückt werden können und gleichzeitig endgereinigt wird. Nun noch die Anschlußfugen abdichten - fertig.