Mittellandkanal



Der Mittellandkanal (MLK) ist mit 325,7 km die längste künstliche Wasserstraße in Deutschland. Er verbindet den Dortmund-Ems-Kanal mit der Elbe und dem Elbe-Havel-Kanal. Im weitern Sinne ist er Teil einer Verbindung zwischen den Flüssen Rhein und Oder. Im Westen wird die Verbindung zum Rhein über Dortmund-Ems-Kanal und Rhein-Herne-Kanal oder Wesel-Datteln-Kanal hergestellt. Im Osten verbinden Elbe-Havel-Kanal, Havel und Havel-Oder-Wasserstraße den MLK mit der Oder. In europäischer Dimension sorgt er für eine Verbindung zwischen den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Frankreich und der Schweiz auf der einen Seite mit Polen und Tschechien, auf der anderen Seite.
Der Kanal ist auch unter den Namen Ems-Weser-Kanal, Weser-Elbe-Kanal oder Ems-Weser-Elbe-Kanal bekannt. Diese regionalen Bezeichnungen werden heute nur noch selten verwendet.
Verlauf
Der Mittellandkanal zweigt im Westen vom Dortmund-Ems-Kanal am sogenannten Nassen Dreieck bei Hörstel ab, führt nördlich des Teutoburger Waldes und des Wiehengebirges nach Osten entlang, überquert mit dem Wasserstraßenkreuz Minden die Weser, durchquert Hannover und trifft beim Wasserstraßenkreuz Magdeburg auf die Elbe.
Dort führt der Mittellandkanal in einer Kanalbrücke über den Fluss, bevor er bei der Schleuse Hohenwarthe in den Elbe-Havel-Kanal übergeht, womit die Wasserstraße noch wesentlich länger ist. Über die Schleuse Rothensee, das Schiffshebewerk Rothensee oder die Schleuse Niegripp bestehen dort auch mehrere schiffbare Verbindungen zur Elbe.
Bei Minden überquert der Kanal in zwei Brücken (zweite Brücke seit 1998) die Weser. Hier wird über ein Pumpwerk mit Wasser aus der Weser der Wasserstand im Kanal konstant gehalten. Drei Schleusen bilden zwei Verbindungen zwischen Weser und Mittellandkanal, die Schachtschleuse am Nordabstieg und der Südabstieg mit der Oberen und Unteren Schleuse. Im weiteren Verlauf des Kanals bestehen über Zweigkanäle Anschlüsse zu den Industriestandorten in Osnabrück, Hannover-Linden, Hannover-Misburg, Hildesheim und Salzgitter. Bei Hannover-Anderten passiert der Kanal die Hindenburgschleuse. Sie war bei Ihrer Einweihung 1928 die größte Binnenschleuse Europas. Nahe von Edesbüttel westlich von Wolfsburg zweigt der Elbe-Seitenkanal ab, über den (in Verbindung mit dem Elbe-Lübeck-Kanal) eine Verbindung zur Ostsee besteht. Kurz dahinter senkt die Schleuse Sülfeld das Kanalniveau von der Scheitelhöhe von 65 m ü. NN auf 56 m ab.
Bau und Geschichte


Beschlossen wurde der Bau des Kanals mit dem Inkrafttreten des preußischen Wassergesetzes vom 1. April 1905. Um den Kanalbau wurde im Reich erbittert debattiert, da die Ostelbischen Agrarier ein Eindringen billiger Produkte aus dem Westen befürchteten. Als Kompromiss wurde schließlich der Bau bis Hannover festgelegt.
- 1856 - Erste Pläne zum Bau eines Kanals vom Ruhrgebiet zur Elbe
- 1906 - Baubeginn des Abschnitts Bergeshövede - Hannover
- 1915 - Inbetriebnahme des ersten Abschnittes bis Minden (damals noch Ems-Weser-Kanal)
- 1916 - Fertigstellung des Bauabschnitts bis Hannover
- 1928 - Einweihung der Hindenburgschleuse bei Hannover-Anderten
- 1929 - Anbindung an den Hafen Peine
- 1933 - Anbindung an den Hafen Braunschweig
- 1938 - Wird mit Vollendung der Schleuse Sülfeld sowie des Schiffshebewerks Rothensee bei Magdeburg die Verbindung zur Elbe fertiggestellt
- 1942 - Die Bauarbeiten an der teilweise fertiggestellten Elbeüberführung werden eingestellt
- 1993 - Im Rahmen des „Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr.17“ werden, unter anderem, die Bauruinen der Kanalbrücke und des Hebewerks Hohenwarthe abgerissen
- 2003 - Mit Einweihung des Wasserstraßenkreuzes Magdeburg und der Schleuse Hohenwarthe ist der Kanal erstmals auf ganzer Länge befahrbar
Während der Bauzeit wurden noch viele nicht näher aufgeführte Verbindungs- und Stichkanäle gebaut, die vielfach auch der Freizeitschifffahrt dienen
Ausbau und Abmessungen

Auf der Strecke Bergeshövede-Hannover wurde die Kanaltrasse für 600 t-Schiffe bemessen, es wurde aber bereits die Möglichkeit vorgesehen durch Erhöhung des Wasserspiegels um 50 cm den Kanal für 1000 t-Schiffe befahrbar zu machen. Westlich von Hannover wurde der Mittellankanal für das 1000 t-Schiff bemessen. Ab den 50er Jahren verdrängten selbstfahrende Motorschiffe die Schleppschifffahrt vollständig, außerdem machten die immer größeren Schiffe einen Ausbau unumgänglich. 1965 wurde der Ausbau des MLK für das Europaschiff (1350 t, Länge 85 m, Breite 9,5 m, Tiefgang 2,5 m) beschlossen, das entsprach der Wasserstraßenklasse IV. Während des Ausbau entwickelten sich die Schiffsgrößen weiter, sodass das Großmotorgüterschiff(GMS) (2300 t, Länge 110 m, Breite 11,40 m Tiefgang 2,8 m) zur Bemessungsgrundlage wurde. In Anlehnung an den Kanalquerschnitt für das Europaschiff wurde 1994 das bis heute gültige Regelprofil entwickelt, es entspricht der heutigen Wasserstraßenklasse V.
Der Ausbau der Kanaltrasse ist zwischen Dortmund-Ems-Kanal und der Schleuse Sülfeld fertiggestellt. Derzeit wird die Schleuse Sülfeld durch den Neubau der Südkammer an die erforderlichen Abmessungen für moderne Binnenschiffe angepasst. Zwischen Sülfeld und der Elbe laufen die Ausbauarbeiten noch. Auf dem Gebiet der ehemaligen DDR wurden zwischen 1976 und 1987 bereits Teilstrecken ausgebaut. Allerdings entsprachen auch diese Stecken nicht den heutigen Anforderungen, so das die gesammte Strecke erneuert wird. Zum jetzigen Zeitpunkt finden noch Ausbauarbeiten im Bereich Wolfsburg-Vorsfelde und Rühen sowie zwischen Haldensleben und Magdeburg-Rothensee statt. In den ersten Jahren des Ausbau wurden lange Strecken im Rechteckprofil, mit Spundwänden erstellt. Aus Gründen des Tierschutzes mussten diese Strecken nachträglich eingezäunt werden, um Tiere vor dem Ertrinken zu bewahren. Heute wird deshalb das Trapezprofil bevorzugt. Mit Spundwänden wird nur noch im Bereich von Häfen oder Schleusen ausgebaut. Wenn der Einsatz von Spundwänden auf freier Strecke unumgänglich ist, beispielsweise bei der Stadtstrecke Hannover aus Platzgründen, lässt man die senkrechte Spundwand unter der Wasseroberfläche enden, damit Kleintiere das Wasser verlassen können.
Regelquerschnitt des Mittellandkanal
- Trapezprofil (schräge Uferböschung): Breite 55 m, Tiefe 4 m, Durchfahrtshöhe 5,25 m
- Rechteckprofil (Spundwand): Breite 42 m
Die genannten Profile werden an vielen Stellen miteinander kombiniert, dadurch ergeben sich abweichende Wasserspiegelbreiten.
Regelschiff auf dem Mittellandkanal (Ausgebauter Streckenabschnitt)
- Schubverband: Länge 185 m, Breite 11,40 m, Tiefgang 2,80 m, Tragfähigkeit 4500 t
- Großmotorgüterschiff (GMS): Länge 110 m, Tiefgang 2,80 m, Breite 11,45 m, Tragfähigkeit 2300 t
Schleusen und Schiffshebewerke
Im Hauptkanal
Schleuse Anderten (Hindenburgschleuse)
- Lage: Km 174,2 (Hannover-Anderten)
- Hubhöhe: 14,70 m
- 2 Schleusenkammern mit 220 m Länge und 12 m Breite
Schleuse Sülfeld
- Lage: Km 236,9
- Hubhöhe: 9 m
- 1 Schleusenkammer mit 224 m Länge und 12 m Breite
- 1 Schleusenkammer in Bau
Schleuse Hohenwarthe
- Lage: Km 325,0
- Hubhöhe: ca. 18 m
- 2 Schleusenkammern mit 190 m Länge und 12,50 m Breite
In den Sichkanälen
Schleuse Hollage
- Lage: Km 7,2 Stichkanal Osnabrück
- Hubhöhe: 4,75 m
- 1 Schleusenkammer mit 82 m Länge und 10 m Breite
Schleuse Haste
- Lage: Km 12,7 Stichkanal Osnabrück
- Hubhöhe: 4,75 m
- 1 Schleusenkammer mit 82 m Länge und 10 m Breite
Hafenschleuse Hannover Linden
- Lage: Km 9,6 Stichkanal Hannover-Linden
- Hubhöhe: 7,80 m
- 1 Schleusenkammer mit 83 m Länge und 10 m Breite
Schleuse Bolzum
- Lage: Km 0,6 Stichkanal Hildesheim
- Hubhöhe: 8 m
- 1 Schleusenkammer mit 82 m Länge und 12 m Breite
Schleuse Wedlenstedt
- Lage: Km 4,6 Stichkanal Salzgitter
- Hubhöhe: 9,30 m
- 1 Schleusenkammer mit 223 m Länge, 12 m Breite; max. Tiefgang: 2,10 m, max. Höhe: 4,10 m
- 1 Schleusenkammer mit 220 m Länge, 12 m Breite; max. Tiefgang: 2,70 m, max. Höhe; 5,25 m
Schleuse Üfingen
- Lage: Km 10,7 Stichkanal Salzgitter
- Hubhöhe: 9 m
- 1 Schleusenkammer mit 223 m Länge, 12 m Breite; max. Tiefgang: 2,20 m; max. Höhe 3,80 m
- 1 Schleusenkammer mit 220 m Länge, 12 m Breite; max. Tiefgang: 2,70 m, max. Höhe 5,25 m
In den Verbindungskanälen
Schachtschleuse Minden
- Lage: Km 0,5 Nordabstieg
- Hubhöhe: max. 13,20
- 1 Schleusenkammer mit 85 m Länge und 10 m Breite
Oberschleuse Minden
- Lage Km 0,2 Südabstieg
- Hubhöhe: 6,30 m
- 1 Schleusenkammer mit 82 m Länge und 10 m Breite
Unterschleuse Minden
- Lage: Km 1 Südabstieg
- Hubhöhe: max. 7 m
- 1 Schleusenkammer mit 82 m Länge und 12,50 m Breite
Leineabstiegsschleuse
- Lage: im Verbindungskanal zu Leine
- Hubhöhe:
- 1 Schleusenkammer mit 82m Länge und 10m Breite
- Lage: Km 0,5 Verbindungskanal Rothensee
- Hubhöhe: max. 18 m
- 1 Schleusenkammer mit 190 m Länge und 12,50 m Breite
- 3 Sparbecken
- Lage: Km 0,5 Verbindungskanal Rothensee
- Hubhöhe: max. 18 m
- 1 Trog mit 85 m Länge und 12 m Breite
- Das Hebewerk ist seit Ende 2006 außer Betrieb. Eine Wiederinbetriebnahme ist nicht absehbar.
Stichkanäle
Der Mittellandkanal verfügt über ein sehr günstiges Längsprofil, mit nur drei Schleusenanlagen auf einer Länge von 325,7 km. Dies wäre nicht möglich gewesen hätte man den Kanal direkt durch Osnabrück, Hildesheim und Salzgitter geführt. Stattdessen wurden diese Städte über Stichkanäle an den Hauptkanal angeschlossen. Eine Ausnahme ist der Stichkanal Ibbenbüren, er entstand im Zuge des Ausbaus des Hauptkanals. Dabei erhielt der ausgebaute MLK auf 4,0 Kilometern eine neue Trasse, die alte Trasse wurde aus Richtung Osten aufgelassen um die Verladestelle Ibbenbüren anzuschließen.

- Stichkanal Ibbenbüren (km 3,94) in Ibbenbüren, 1,1 km lang
- Stichkanal Osnabrück (km 30,39) in Bramsche, 14,5 km lang
- Stichkanal Hannover-Linden (km 149,59) in Seelze, 11,2 km lang
- Stichkanal Misburg (km 171,14) in Hannover, 3,4 km lang
- Stichkanal Hildesheim (km 183,25) in Sehnde, 15,1 km lang
- Stichkanal Salzgitter (km 213,50) in Wendeburg, 18,1 km lang
Verbindungskanäle
Der Mittellandkanal kreuzt in seinem Verlauf die Weser, die Leine und die Elbe. Der Kanal wird in Trogbrücken über diese Bundeswasserstraßen geführt, und durch Verbindungskanäle mit dem kreuzenden Fluß verbunden.
- Verbindungskanal Nord zur Weser (km 101,56) in Minden
- Verbindungskanal Süd zur Weser (km 102,93) in Minden
- Verbindungskanal zur Leine (km 8,32 Stichkanal Linden) in Hannover
- Rothenseer Verbindungskanal (km 319,92) in Wolmirstedt
Freizeit und Erholung
Der überwiegende Teil des Mittellandkanals besitzt an mindestens einem Ufer einen begleitenden Betriebsweg. Dieser ist für Fußgänger und Radfahrer freigegeben. Hierdurch ist es auch für Untrainierte möglich, große Strecken zurückzulegen, da keine Steigungen vorhanden sind (Ausnahmen bei den Schleusen). Außerdem ist man nicht auf Straßen mit Autoverkehr angewiesen. An einigen Stellen muss das Ufer über eine Brücke gewechselt werden, z.B. bei Hafenanlagen.
In manchen Städten (z.B. Hannover) fungiert der Kanal mit seinen Ufern auch als Naherholungsgebiet. Schwimmen/Baden ist aber nicht erlaubt.
Städte und Gemeinden am Mittellandkanal
- Nordrhein-Westfalen
- Niedersachsen
- Nordrhein-Westfalen
- Niedersachsen
- Landkreis Schaumburg
- Region Hannover
- Landkreis Peine
- Stadt Braunschweig
- Landkreis Gifhorn
- Stadt Wolfsburg
- Landkreis Gifhorn
- Sachsen-Anhalt
Weblinks
- Mittellandkanal
- http://www.blaues-band.de/kanal/
- http://www.wasserstrassenkreuz.de/mittellandkanal.html