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Thoraxdrainage

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Eine Thoraxdrainage ist ein medizinischer Eingriff in den Brustkorb (Thorax). Die Thoraxdrainage dient zum Ableiten von Luft oder Flüssigkeiten aus dem Pleuraraum. Dabei wird der Pleuraspalt eröffnet, ein Drainageschlauch eingeführt und an eine Saugpumpe bzw. ein Ventil angeschlossen.

Dringlich wird eine Thoraxdrainage bei Ansammlung von Luft im Pleuraspalt, die als Pneumothorax bezeichnet wird. Sie tritt in erster Linie bei Unfällen, aber auch spontan auf. Führt ein Ventilmechanismus zu einer laufenden und dann lebensbedrohlichen Zunahme des Druckes im Pleuraspalt mit einer Lungenflügelkompression und Verschiebung des Mediastinums zur (gesunden) Gegenseite, so spricht man vom Spannungspneumothorax. Weiterhin ist eine Drainage auch bei großen Flüssigkeitsansammlungen im Pleuraraum indiziert. Je nach Art des angetroffenen Sekretes spricht man vom Hämatothorax, Serothorax, Chylothorax oder auch Infusionsthorax, wobei seröse Flüssigkeiten im Pleuraspalt wie auch anderswo nach ursächlicher Herkunft und Dichte in Transsudat oder Exsudat unterschieden werden. Der Hämatopneumothorax ist eine Mischform, bei welcher sowohl Blut als auch Luft vorgefunden werden. Er wird besonders oft bei Brustkorbquetschungen vorgefunden.

Typische Platzierungen dieser Drainage sind bei Ansammlung von Luft der zweite Zwischenrippenraum in Höhe einer Linie durch die Mitte des Schlüsselbeins (Medioklavikularlinie) (Monaldi-Drainage) oder von Flüssigkeiten der fünfte Zwischenrippenraum in der vorderen bis mittleren Axillarlinie (Bülaudrainage).

Wurde die Thoraxdrainage historisch vor allem bei schweren Entzündungen ausschließlich im Krankenhaus durchgeführt, so wird sie heute im modernen Rettungsdienst bei den häufigen schweren Verkehrsunfällen auch präklinisch angewendet. In der ambulanten Praxis wird sie bei fehlenden sterilen Arbeitsbedingungen (OP) tunlichst vermieden.

In der Regel wird die Thoraxdrainage mittels einer Minithorakotomie durchgeführt. Das alternative Anlegen der Drainage mittels Punktion mithilfe eines Trokars birgt die Gefahr von Verletzungen des Lungengewebes und nachfolgenden Blutungen in sich.


Geschichte

Ausgang des 19. Jahrhunderts war es zwar bereits möglich, Operationen am offenen Pleuraraum durchzuführen, jedoch musste der Operateur wiederholt mit ernsten Komplikationen rechnen, nachdem der Pleuraraum wieder verschlossen war. Erst die Erfindung von Dr. Gotthard Bülau (1835-1900) Internist und Oberarzt am Hamburgischen St. Georg Krankenhaus ermöglichte den „physiologischen“ Unterdruck im Pleuraraum auch nach der Operation wiederherzustellen und vor allem auch aufrechtzuerhalten. Er verwendete ein so genanntes (Unter-)Wasserschloss.

Drainagesysteme

Thoraxdrainagen entwickelten sich vom Einflaschensystem (Unterwasserschloss und Sekretkammer in einer Kammer) hin zum Dreiflaschensystem (mit oder ohne aktiver Saugung). Die Funktionsweise der heutzutage häufigsten Einwegsysteme ist an das Dreiflaschensystem angelehnt.

Einflaschen - Drainage Das erste und einfachste Thoraxdrainagesystem bestand aus einer Flasche mit Flüssigkeit, in die der Drainageschlauch eintauchte. Das Ziel, sowohl Luft als auch Sekret aus dem Pleuraspalt zu entfernen und zu verhindern, dass die Luft wieder zurück in den Pleuraspalt gelangte, erreichte man mittel „Unterwasserschloss“. Ein spontan atmender Patient drückt in der Exspiration Luft aus dem Pleuraspalt durch das Unterwasserschloss. Das Einflaschensystem war dann gut zu gebrauchen, solange keine große Sekretmengen die Sogkonstanz verhinderten. Hieraus entwickelte man die

Zweiflaschen - Drainage Diese Form der Thoraxdrainage besteht aus dem o.g. Wasserschloss und vorgeschalteter Flasche, in der das Sekret aufgefangen wird ohne die Funktion des Wasserschlosses zu beeinträchtigen.

Häufig reicht die Sogwirkung des Wasserschlosses nicht aus, um den Pleuraraum wieder ausreichend zur Entfaltung zu bringen. In diesem Fall muss zusätzlicher Sog aufgebracht werden. Hierfür ist die

Dreiflaschen - Drainage gedacht. Die dritte Kammer dient der Regulierung des Sogs. Durch individuelle Befüllung einer Wassersäule in der dritten Kammer kann verhindert werden, dass zu starker Sog schädigend auf die Gewebe des Thorax einwirken können. Ist der Sog (gemessen in Zentimeter Wassersäule, cmH2O) stärker als erwünscht, d.h. höher als die Gewichtskraft der zuvor gefüllten Wassersäule, so wird diese in die Ausgleichskammer niedergesaugt, und Luft kann nachströmen. So wird der maximal erwünschte Sog stets beibehalten. Typisch für diese Systeme ist das stete "Blubbern".