Zum Inhalt springen

Bühnenbild

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 31. Mai 2007 um 15:40 Uhr durch Thorbjoern (Diskussion | Beiträge) (Änderung 32569260 von 89.13.56.167 (Diskussion) wurde rückgängig gemacht.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Alexander Jawkowlewitsch Golowin: Maskeraden-Saal, Bühnenbild zu einer Szene aus Lermontows Maskerade, 1917

Als Bühnenbild bezeichnet man einerseits die optische Gestaltung eines szenischen Raumes, andererseits dessen Material, also sämtliche Einrichtungen, Malereien und Kulissen sowie die Bühnenmaschinerie, aus denen das Bühnenbild besteht. Sie werden für Theater- und Opernaufführungen, Musicals, Choreographien, Performances und Filme eingesetzt.

Je nach Bedarf und Form der Aufführung haben sie verschiedene Funktionen: von illustrierender Dekoration, die oft Texte bebildert, über subjektive Architektur, die szenische Vorgänge befördert und beeinflusst, bis zur Rauminstallation, die eine szenische Anordnung ermöglicht. Dabei kann ein Bühnenbild die szenische Handlung räumlich (Zimmer, Stadtplatz, Landschaft etc.) und zeitlich (historisch, zeitgenössisch etc.) definieren.

Bühnenbilder werden von Bühnenbildnern entworfen und in der Ausführung überwacht. An größeren Spielstätten werden sie von den hauseigenen Werkstätten hergestellt, für kleine Theater, die über keine eigenen Werkstätten verfügen, oder besondere Aufführungen wie Installationen im öffentlichen Raum arbeiten eigens zusammengestellte Handwerkerteams.

Arbeitsbeschreibung eines Bühnenbildners

Entwurf

Der Bühnenbildner arbeitet zunächst eng mit dem Regisseur zusammen. Dieser hat in Abstimmung mit der Theaterleitung ein Stück ausgewählt, das er dann mit dem Bühnen- und Kostümbildner und dem Dramaturgen inhaltlich bearbeitet.

Nach Textanalyse und Recherchen erstellen Bühnenbildner Entwürfe. Diese Skizzen werden oft in maßstabsgetreue Modelle umgesetzt, in denen zuverlässig die Raumwirkung und die technischen und szenischen Vorgänge simuliert werden können. In weiterer Zusammenarbeit mit Regieteam, Kostümbildner und Dramaturgen wächst ein visuelles Konzept heran, das die vom Regisseur beabsichtigte Wirkung der Inszenierung stützt. Diese Phase der Vorbereitung kann zuweilen länger als ein Jahr vor der Premiere beginnen.

Umsetzung

Für die Umsetzung trifft sich der Bühnenbildner mit dem technischen Stab des Theaters und stellt seine Zeichnungen und Modelle vor. Es beginnt ein längerer Prozess der Abstimmung bezüglich technischer und finanzieller Machbarkeit.

Um die Originalmaße, den Eindruck und die Umbauten während der Aufführung vor Ort zu diskutieren, wird überwiegend im deutschsprachigen Raum eine Bauprobe durchgeführt: mit alten Dekorationsteilen, Stoffen, Latten und Standardbauteilen werden auf der Bühne die Grundmaße des Entwurfes improvisiert. Proportionen, Farben, Beleuchtung etc. können so in Originalgröße überprüft und technische Details geklärt werden.

Nach den letzten Änderungen des Entwurfs werden vom Bühnenbildner, seinem Assistenten und vom technischen Stab (Technischer Leiter bzw. Konstruktionsbüro) technische Zeichnungen erstellt, nach denen Werkstätten die Dekorationsteile herstellen können.

Die Werkstätten teilen sich üblicherweise ein in Schreinerei und Schlosserei, zuständig für tragende Unterbauten; Maler und Theaterplastiker, die bildliche Darstellungen, Oberflächen und plastische Objekte herstellen sowie Tapezierer oder Dekorateure, die Stoff-, und Polsterarbeiten erledigen.

Der Bühnenbildner betreut zusammen mit seinem Assistenten, dem Bühnenmeister, der technischen Leitung und dem für die Koordination zuständigen Werkstattleiter den jetzt beginnenden Umsetzungsprozess. Gleichzeitig muss er – in Zusammenarbeit mit dem Requisiteur – Möbel und Requisiten aussuchen oder entwerfen und herstellen lassen.

Zu Beginn der Probenarbeit stellt der Bühnenbildner mit den übrigen Mitgliedern des Regieteams dem Ensemble das Aufführungskonzept vor, üblicherweise anhand des Modells.

Sind die Dekorationsteile fertig, werden sie in der Technischen Einrichtung auf der Bühne zusammengesetzt. Bei diesem ersten Aufbau werden Details angepasst und der Bühnenbildner sieht zum ersten Mal die komplette Dekoration auf der Bühne. Nach der Einrichtung können in Ausnahmefällen Änderungen vorgenommen werden. Hier spielen die zeitliche Planung, die finanziellen Mittel, die Werkstattkapazität des Theaters sowie die Qualität der Planung und das Vorstellungsvermögen des Bühnenbildners eine wesentliche Rolle.

Meist direkt im Anschluss folgen die Beleuchtungsproben.

Der Bühnenbildner hat vorher in Abstimmung mit dem Regisseur (manchmal zusammen mit einem Lichtgestalter) ein Beleuchtungskonzept entworfen. Dies geschieht mit Hilfe des Modells oder zunehmend mit dreidimensional arbeitenden, die Beleuchtung präzise simulierenden Computerprogrammen. Oft dauert es mehrere Tage, bis alle Lichtstimmungen eingeleuchtet sind.

Der Bühnenbildner benötigt sehr gute Kenntnisse der Beleuchtungstechnik und Farblichtmischung, denn der optische Eindruck wird damit stark beeinflusst und die psychologische Wirkung eines Bühnenbildes auf den Zuschauer durch die Beleuchtung entscheidend bestimmt.

Endproben

Anschließend folgen die Bühnenproben in Originaldekoration, zu denen der Bühnenbildner oft anwesend sein muss, da jetzt Feinabstimmungen nötig sind: Die Darsteller, die bisher in einer Probendekoration mit teilweise abweichenden Dimensionen gearbeitet haben, müssen den „neuen“ Raum erobern, ihn mit Leben füllen und erfahren, wie er selbst ihre Spielweise definiert. Im Musiktheater finden nun erste Proben mit Orchester statt, in denen die akustische Wirkung des Raums beurteilt wird.

Im Rahmen dieser Proben macht sich das bühnentechnische Personal mit den Auf-, und Umbauarbeiten vertraut und hat erste Gelegenheit, die für den Zuschauer unsichtbaren, manchmal komplexen Vorgänge zu üben.

Die Entstehung einer Theateraufführung ist ein ständig in Bewegung befindlicher schöpferischer Vorgang vieler Künstler, dessen durch den Regisseur bestimmte Richtung niemals abschließend planbar ist. Die Phase der Zusammenführung aller szenischen Elemente kann daher für alle Beteiligten ein schöner oder schmerzhafter Prozess werden.

Zu den meist zwei Hauptproben sollen alle Dekorationen, Requisiten und Kostüme sowie die Beleuchtung komplett fertiggestellt sein. Jetzt wird alles auf den reibungslosen Ablauf des Abends eingerichtet, wobei im Musiktheater die erste Hauptprobe mit Klavier stattfindet und im Allgemeinen letzter Regiearbeit und technischen Vorgängen gewidmet ist, während die zweite mit Orchester dem musikalischen Schliff dient. Bei diesen Proben werden noch Detailänderungen an Bühnenbild, Kostüm und Licht vorgenommen, im Schauspiel sogar noch am Text. Es ist üblich nach der nun folgenden Generalprobe die exakt wie eine Vorstellung abläuft, weitere Veränderungen zu vermeiden.

Der schon auf vielen Proben anwesende Inspizient ist jetzt unsichtbarer Koordinator der Inszenierung. Nach seinen Signalen laufen alle technischen und szenischen Vorgänge und treten die Darsteller auf und ab. Hier ist Fingerspitzengefühl nötig, um das Konzept der Ausstattung und die Inszenierung zu einer schlüssigen Form zusammen zu führen und für den sicheren Ablauf der Vorstellung zu sorgen.

Erst der Abend der Premiere erweist durch die Reaktion von Publikum und Kritik, wieweit die künstlerische Energie von Werk, Ensemble und Regie im Bühnenbild tatsächlich einen wirkungsvollen Platz gefunden haben.

Bekannte Bühnenbildner

Einige bekannte Bühnenbildner des 20. Jahrhunderts waren/sind Karl von Appen, Adolphe Appia, Benno von Arent, Achim Freyer, Karl-Ernst Herrmann, Emil Pirchan, Axel Manthey, Wilfried Minks, Caspar Neher, Teo Otto, Emil Preetorius, Jürgen Rose, Günther Schneider-Siemssen, Anna Viebrock, Erich Wonder, etc.

Ausbildung

Die meisten Bühnenbildner haben nach Praktika und Hospitanzen an Theatern drei bis fünf Jahre Bühnenbild an einer Kunsthochschule studiert. Es gibt aber auch Autodidakten und Quereinsteiger (z. B. Architekten).

Einige Studiengänge in Deutschland und Österreich, die zum Bühnenbildner ausbilden:

Siehe auch