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Christi Himmelfahrt

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Darstellung der Himmelfahrt im Rabbula-Evangeliar (Folio 13v)

Christi Himmelfahrt (in der Schweiz: Auffahrt) bezeichnet bei Christen den Glauben an die Rückkehr des Jesus von Nazareth als Sohn Gottes zu seinem Vater in den Himmel und zugleich einen christlichen Feiertag, bzw. ein katholisches Hochfest. Christi Himmelfahrt wird am 40. Tag nach dem Ostersonntag gefeiert, wobei wie in alter Zeit üblich der Ostersonntag und der Himmelfahrtstag selbst beide mitgezählt werden. Deshalb fällt das Fest immer auf einen Donnerstag. Der früheste Termin ist der 30. April; der späteste Termin der 3. Juni.

Himmelfahrt nach der Auferstehung

Wichtig ist die Abgrenzung zum Osterfest, an dem die Auferstehung Jesu Christi am dritten Tag nach seinem Tode gefeiert wird. Dies ist die zentrale Botschaft des christlichen Glaubens: der Tod wurde überwunden und somit den Menschen ewiges Leben geoffenbart.

Herkunft und Bedeutung

Himmelfahrtszene von Andrea Mantegna, Tempera auf Holz, um 1461
Himmelfahrtskapelle auf dem Ölberg, Jerusalem

In den Schriften des Neuen Testamentes wird in Lukas 24,50-53 EU und Apostelgeschichte 1,1-11 EU dargestellt, der auferstandene Christus habe sich während vierzig Tagen nach seiner Auferstehung vor seinen Jüngern gezeigt und sei dann in den Himmel auf den Platz zur Rechten Gottes erhoben worden (der Platz rechts vom Hausherrn gebührte seit der Antike dem Thronfolger oder dem Ehrengast). Die Himmelfahrt findet ferner Erwähnung in Mk 16,19 EU, 1 Petr 3,22 EU, Heb 4,14 EU und 9,24 EU und – aus christlicher Perspektive – Ps 68,19 EU.

Die Himmelfahrt Christi hat enorme Bedeutung für die christliche Eschatologie. Bei der Himmelfahrt Jesu geht es (in der westkirchlichen Theologie) um den Lohn seiner Mittlerschaft und um die Vollendung seines Sieges (in den Ostkirchen spielen die Begriffe Lohn und Verdienst insgesamt keine große Rolle). Ihn, der sich selbst erniedrigt hat und gehorsam geworden ist bis zum Tode am Kreuz, hat Gott erhöht und ihm einen Namen gegeben, der über allen Namen ist ([[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|Phi]] 2,8-9 EU).

Der Glaube an die Himmelfahrt wird in frühchristlichen Texten und Glaubensbekenntnissen bezeugt, z.B. bei Polykarp von Smyrna, Justin und Irenäus von Lyon. Der Glaube an die Himmelfahrt wird auch ausgedrückt in dem alten römischen Glaubensbekenntnis des dritten Jahrhunderts, dem Vorläufer des Apostolischen Glaubensbekenntnisses von 325 und des nicänischen Bekenntnisses von 381:

er ist am dritten Tag auferstanden nach der Schrift
und aufgefahren in den Himmel.
Er sitzt zur Rechten des Vaters
und wird wiederkommen in Herrlichkeit
zu Richten die Lebenden und die Toten;
seiner Herrschaft wird kein Ende sein.

Das liturgische Fest der Himmelfahrt Christi ist seit 383/384 bezeugt, und zwar durch den Pilgerbericht der Nonne Egeria in Jerusalem. Mit ihr haben wir das erste Zeugnis einer liturgischen Gestaltung des Himmelfahrtsfestes für den Jerusalemer Raum des 4. Jh. vorliegen. Gemäß den lukanischen Texten ist der Termin vierzig Tage nach Ostern, also der Donnerstag nach dem 5. Sonntag nach Ostern bzw. zehn Tage vor Pfingsten.

Die neun Tage zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten sind die Zeit der Pfingstnovene, in der besonders um die Herabkunft des Heiligen Geistes gebetet wird.

Drei Tage vor Christi Himmelfahrt finden in katholischen Gegenden die Bitttage statt. An diesen Tagen finden die sogenannten "Bittprozessionen" statt. Diese Prozessionen dienten früher dazu, für eine gute Ernte zu bitten, weshalb sie um die Felder der Gemeinden oder von Ort zu Ort führten.

Im katholischen barocken Brauchtum, das in einigen Gegenden (z. B. im bayerischen Mittenwald oder im Stift Neustift in Südtirol) noch ausgeübt wird, wurde die Statue des Auferstandenen an Christi Himmelfahrt durch das „Heiliggeistloch“ auf den Kirchenspeicher gezogen.

Der früheste Termin für Christi Himmelfahrt ist der 30. April, der späteste Termin der 3. Juni. Im Jahre 2008 fällt Christi Himmelfahrt mit dem Feiertag "Tag der Arbeit" (1. Mai) zusammen. Diese Konstellation tritt aber nur sehr selten ein, letztmalig im Jahr 1913 und nach 2008 erst wieder 2160.

Feiertag

An Christi Himmelfahrt sind die Geschäfte in Deutschland geschlossen

Christi Himmelfahrt ist gesetzlicher Feiertag in Deutschland, der Schweiz, Österreich sowie Schweden, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Grönland, Haiti, Indonesien, Island, Kolumbien, Liechtenstein, Luxemburg, Madagaskar, Namibia, Niederlande und Norwegen. In Italien (Ascensione), Polen und Ungarn wurde das Fest als gesetzlicher Feiertag vor einigen Jahren abgeschafft und wird nun am darauffolgenden Sonntag kirchlich gefeiert.

Christi Himmelfahrt in Deutschland

Christi Himmelfahrt ist in Deutschland seit 1936 ein gesetzlicher Feiertag. In der DDR war der Tag nur bis 1966 und im Jahr 1990 ein gesetzlicher Feiertag.

Im weltlichen Bereich entwickelte sich in Deutschland der Feiertag zum Vatertag, auch als Männertag oder Herrentag bezeichnet. An diesem Tag gibt es Bräuche wie die Herrenpartie (eine Kutschfahrt oder Wanderung in die Natur mit Konsum von Alkohol) oder Tagesausflüge mit der ganzen Familie.

Außerdem wird jährlich an Christi Himmelfahrt in Aachen der Karlspreis verliehen.

Siehe auch

Literatur

Neutestamentlich und theologisch

  • Alfons Weiser, Horst G. Pöhlmann: Art. Himmelfahrt Christi I. Neues Testament II. Kirchengeschichtlich/Systematisch-theologisch. In: Theologische Realenzyklopädie 15 (1986), S. 330-341 (mit weiterer Lit.)
  • A. W. Zwiep: The Ascension of the Messiah in Lukan Christology. Supplements to Novum Testamentum 87. Brill, Leiden u.a. 1997 ISBN 90-04-10897-1
  • Thomas Marschler: Auferstehung und Himmelfahrt Christi in der scholastischen Theologie bis zu Thomas von Aquin. Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters N.F. 64,1-2. Aschendorff, Münster 2003 ISBN 3-402-04017-4
  • Douglas Farrow: Ascension and Ecclesia. On the Significance of the Doctrine of the Ascension for Ecclesiology and Christian Cosmology. T. & T. Clark, Edinburgh 1999 ISBN 0-567-08676-3
  • Jens Herzer: Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, Weihnachten. Was wissen wir über die Ursprünge des Christentums? Brennpunkt: Die Bibel 4. Evang. Haupt-Bibelges. und von Cansteinsche Bibelanst., Berlin 2000 ISBN 3-7461-0144-1 (allgemeinverständlich und wissenschaftlich fundiert)
  • Rienecker (Hg): Lexikon zur Bibel. R. Brockhaus Verlag Wuppertal

Christlicher Festkalender

  • Hans-Christoph Schmidt-Lauber: Art. Himmelfahrtsfest. In: Theologische Realenzyklopädie 15 (1986), S. 341-344 (mit weiterer Lit.)
  • Hans Jürgen Milchner (Hrsg.): Himmelfahrt - die Nähe Christi feiern. Predigten und liturgische Entwürfe. Dienst am Wort 72. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1996 ISBN 3-525-59337-6
  • Hermann Ühlein: Kirchenlied und Textgeschichte. Literarische Traditionsbildung am Beispiel des deutschen Himmelfahrtsliedes von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Pietas liturgica, Studia 10. Königshausen & Neumann, Würzburg; EOS-Verl., St. Ottilien 1995 ISBN 3-8260-1081-7
  • Friedrich Benesch: Das Ereignis der Himmelfahrt Christi. Die vierzig Tage. Urachhaus, 1997, ISBN 3878382855
  • Hermann Kirchhoff: Christi Himmelfahrt bis Sankt Martin im christlichen Brauchtum. Kösel, München, 1986, ISBN 3466362563
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Wiktionary: Christi Himmelfahrt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen