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Siedlung am Fischtalgrund

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Siedlung am Fischtalgrund [[Bild:|thumb|Lageplan_fischtalgrund.jpg]] Anlass für die Bauausstellung 1928 war das zehnjährige Bestehen der GAGFAH im August 1928. Die Gemeinnützige Aktiengesellschaft für Angestellten-Heimstätten war unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkrieges von den Angestellten-Gewerkschaften und der Reichsversicherungsanstalt für Angestellten gegründet worden.

Die Architekten der Siedlung waren Hans Gerlach, Ernst Grabbe, Wilhelm Jost, Fritz Keller, Alexander Klein, Arnold Knoblauch, Paul Mebes und Paul Emmerich, Hans Poelzig, Erich Richter, Emil Rüster, Fritz Schopohl, Paul Schmitthenner, Georg Steinmetz, Karl Weißhaupt und Gustav Wolf sowie Heinrich Tessenow.

Zum Koordinator der Siedlung und Ausstellung wurde Heinrich Tessenow bestellt, der auch Mitglied der Reichsforschungsanstalt für Wirtschaftlichkeit im Bau- und Wohnungswesen war. Die Veranstalterin stellte ihr Unternehmen in eine Reihe mit den zwei anderen bedeutenden Bauausstellungen in Deutschland – mit der Mathildenhöhe um 1901 und der Weißenhofsiedlung von 1927-, um zugleich deutlich zu machen, dass anders als in Darmstadt und Stuttgart nicht „im Wesentlichen ästhetische Zwecke“ verfolgt werden sollte. Die konkret gebauten Häuser sollten auch dem interessierten Laien, dem zukünftigen Bauherrn und breiten Bevölkerungs-kreisen das Wohnungsproblem anschaulich nahe bringen. Unter Mitwirkung der Reichsforschungsgesellschaft wurde den Architekten ein genaues Programm hinsichtlich Kosten und Größe der Häuser vorgegeben, wobei das offizielle Ziel darin bestehen sollte, mit verkleinerten Baukörpern die Zins- und Mietsbelastung der Bewohner in Grenzen zu halten und dabei gleichwohl die „kulturellen Bedürfnisse des Mittelstandes“ zu wahren. Lösungen für unterschiedliche Bedürfnisse sollten ausgearbeitet werden: Einzel-, Gruppen-, Reihen-, Einfamilien-, Etagenwohnhäuser und Wohnungen für Alleinstehende. Für die Einfamilienhäuser wurde für den umbauten Raum eine Obergrenze gesetzt, bei den Etagenwohnungen die Quadratmeterzahl limitiert.

Für kleine kinderarme Familien wurde eine Zweiraum-Wohnung als ausreichend bezeichnet, für die kinderreiche Angestelltenfamilie wurde eine Dreiraum-Wohnung vorgesehen. „Die Häuser sind kein Wettrennen um nie gesehene künstlerische Einfälle, sondern möchten zur Lösung einer wirtschaftlich-technischen Aufgabe – der Befriedigung mittlerer Wohnbedürfnisse – einen Beitrag liefern.“ (Bauwelt 1928)

Auf dem Gelände der Ausstellung, das sich in geschwungener Form als schmaler Streifen am Fischtalpark entlangzieht, entstanden 120 Wohnungen in Form von Einfamilienhäusern, Doppelhäusern und kleinen Mietwohnungshäusern. Der lang gestreckten Grundstücksform folgend stehen die Bauten in einer Reihe. Nur im südlichen und etwas breiteren Teil des Grundstücks, zwischen der Riemeister Straße und der Onkel-Tom-Straße, stehen die Doppelhäuser von Gerlach, Mebes/ Emmerich, Steinmetz und Schmitthenner sowie das Einfamilienhaus von Poelzig freigestellter und außerhalb der Reihe. Die 29 individuell gestalteten Hausgruppen, stehen in starkem Gegensatz zur seriellen Bauweise der GEHAG. In der Gestaltung wird auf Einfachheit und traditionelle Materialwahl Wert gelegt und auch in traditioneller Bauweise errichtet. Die Fassaden sind glatt verputzt, teilweise nur leicht überschlemmt. Klappläden, Spaliere und Pergolen prägen die meisten Fassaden der regelmäßigen und symmetrischen Häuser. Formal fällt nur das Einfamilien-Doppelhaus von Poelzig mit den über das Dach hochgezogenen, mit Klinkern im Sichtmauerwerk und betont asymmetrischen Giebel aus dem Rahmen.