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Evangelisch-Lutherische Kirche in Russland, der Ukraine, in Kasachstan und Mittelasien

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Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Russland, der Ukraine, in Kasachstan und Mittelasien, kurz: ELKRAS, ist eine Gemeinschaft lutherischer regionaler Kirchen und Gemeinden auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion.

Geschichte

Die ELKRAS ist die rechtliche Nachfolgerin der Evangelisch-Lutherischen Kirche (ELK) im Russischen Reich.

Die erste lutherischen Gemeinden auf russischem Boden gab es bereits im 16. Jahrhundert. Im Jahre 1576 gestattete Iwan IV. den Bau einer Kirche (St. Michaelis) in Moskau. In der Folgezeit breitete sich die Kirche im russischen Reich aus, und ihre verfassungsmäßigen Rechte wurden durch die Verabschiedung der Satzung von 1832 gesichert.

Damals war die Kirche in die beiden Konsistorialgebiete Moskau und St. Petersburg unterteilt, die sich wiederum in Propsteien untergliederten, die sich ihrerseits aus mehreren Kirchenkreisen zusammensetzten. Ein Kirchenkreis bestand aus mehreren Gemeinden.

Die Kirche gründete seither eigene Bildungseinrichtungen sowie Institutionen der Diakonie.

Obwohl im jahre 1924 eine neue Kirchenordnung verabschiedet und vom sowjetischen Staat anerkannt wurde, nahmen die Repressionen auf die Kirche in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu. Anfang der 30-ger Jahre wurden zahlreiche Kirchengebäude enteignet, Pastoren hingerichtet oder verbannt, so dass zentrale Verwaltungsstrukturen gar nicht mehr aufrechterhalten werden konnten. In der Schließung der Moskauer St. Petri-Pauli-Kirche im Jahre 1938 wird auch das Ende der ELK als Organisation gesehen. Zuletzt hatten Theophil Meyer (1924-1934) und Arthur Malmgren (1924-1936) gemeinsam das Amt des Bischofs innegehabt.

Einzelne Gläubige und Gruppen blieben bestehen. Der eigentliche Wiederaufbau der Kirche begann im Jahre 1989. Erster Bischof der ELKRAS (damals Superintendent der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Sowjetunion) wurde Pfarrer Harald Kalnins aus Riga, der schon seit 1969 die deutschen lutherischen Gemeinden in den Republiken der Sowjetunion besucht hatte.

In der Folgezeit wurden die Strukturen in den regionalen Kirchen der ELKRAS eingeführt und personell besetzt. Nach Verabschiedung einer neuen innerkirchlichen Ordnung bestätigte am 25. August 1999 das Justizministerium der Russischen Föderation die Registrierung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, der Ukraine, in Kasachstan und Mittelasien gemäß dem Gesetz der Russischen Föderation vom 1. Oktober 1997 "Über die Religionsfreiheit und religiöse Vereinigungen".

Struktur

Das Zentrale Kirchenamt hat seinen Sitz seit 1992 in St. Petersburg (Leningrad, Petrograd). Dort residiert auch der Erzbischof. Haupt- und Bischofskirche ist die St.-Petri-Kirche.

Die Leiter der Regionalen Kirchen bilden zusammen mit dem Erzbischof und seinem Stellvertreter den Bischofsrat. Die Geistliche Leitung der Gesamtkirche ist dem Erzbischof übertragen.

Das oberste beschlußfassende Gremium in der Gesamtkirche ist die Generalsynode, die alle 5 Jahre zusammentritt.

Die Kirchenleitung, das Konsistorium, wird aus dem Präsidium der Generalsynode, 2 Mitgliedern des Bischofsrates, dem Erzbischof, seinem Stellvertreter und dem Leiter des Zentralen Kirchenamtes gebildet. Der Vorsitz liegt beim Erzbischof. Das Konsistorium kommt in der Regel 2 bis 3 Mal im Jahr zusammen.

Regionalkirchen

Der Bund der evangelisch-lutherischen Gemeinden in der Republik Weißrussland ist am 22. April 2006 aus der ELKRAS ausgeschieden.

Zentrales Kirchenamt

Das Zentrale Kirchenamt befindet sich in St. Petersburg 191186, St. Petri-Kirche, Newskij Prospekt 22-24.
Leiter: Hans Schwahn

Erzbischof

(bis 1999 lautete die Amtsbezeichnung "Bischof")

Einrichtungen

Siehe auch

Literatur

  • Graßmann, Walter, Geschichte der evangelisch-lutherischen Rußlanddeutschen in der Sowjetunion, der GUS und in Deutschland in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Gemeinde, Kirche, Sprache und Tradition, München 2006.
  • Joachim Willems, Lutheraner und lutherische Gemeinden in Russland. Eine empirische Studie über Religion im postsowjetischen Kontext, Erlangen, 2005