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Westerwald

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Datei:Herkersdorf Ottoturm Westerwald.jpg
Blick auf den Nordteil des Westerwalds vom Ottoturm bei Kirchen-Herkersdorf

Der Westerwald ist ein rechtsrheinisch gelegenes Mittelgebirge in den deutschen Bundesländern Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Die höchste Erhebung ist auf dem Hochplateau des "Hohen Westerwaldes" mit 657 m ü NHN gelegen und unter der Bezeichnung "Fuchskaute" bekannt.

Das geologisch alte Rumpfgebirge des Westerwalds wird in seinem nördlichen Teil von vulkanischem Hochland aus tertiären Basaltdecken überlagert. Es überdeckt ein Gebiet von etwa 50 × 70 km, woraus sich rund 3.000 km² ergeben, womit der Westerwald zu den flächenmäßig größeren Gebirgen Deutschlands gehört. Im Bereich von Senkungsräumen hat er in seinem flacheren Westteil („Vorderer“ oder „Unterer Westerwald“) den Charakter eines Hügellands. Typisch für die Wirtschaft des zu etwa 40 % bewaldeten „Oberen Westerwalds“ ist der traditionelle Abbau von Schiefer, Ton, Diabas und Basalt, die Töpferei und die Eisenindustrie. Der Westerwald hat trotz seiner relativ geringen Höhe ein für Mittelgebirge typisches Reiz-Klima. Wirtschaftlich-kulturell gehört er zu den bekanntesten Gebirgen Deutschlands.

Der Name „Westerwald“ wurde erstmals 1048 in einer kurtrierischen Urkunde erwähnt und bezeichnete damals nur die Waldgebiete westlich des Königshofs Herborn. Erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde er allgemein gebräuchlich für das gesamte Mittelgebirge.

Der „Hohe Westerwald“ bildete seit dem Mittelalter das Kerngebiet der Herrschaft auf dem (auch: zum oder vom) Westerwald. Diese umfasste die drei „Gerichte“ (Amtsbezirke) Marienberg, Emmerichenhain und Neukirch. Die Herrschaft auf dem Westerwald kam später unter die Verwaltung der Herrschaft bzw. Grafschaft Beilstein.

Geografie

Lage

Der Westerwald liegt insbesondere südwestlich des Dreiländerecks Rheinland-Pfalz–Hessen–Nordrhein-Westfalen im Landkreis Altenkirchen, Lahn-Dill-Kreis, Landkreis Limburg-Weilburg, Landkreis Neuwied, Rhein-Lahn-Kreis, Kreis Siegen-Wittgenstein und Westerwaldkreis. Er befindet sich südlich des Rothaargebirges, südwestlich des Lahn-Dill-Berglands, nördlich des Taunus und östlich des Mittelrheins und erstreckt sich etwa südlich von Siegen, südwestlich Haiger, nordwestlich von Weilburg, nördlich von Limburg an der Lahn, nordöstlich von Koblenz, östlich von Linz am Rhein, südöstlich von Wissen und südlich von Betzdorf. In seinem Zentrum liegen Bad Marienberg (Westerwald) und Hachenburg.

Im Uhrzeigersinn wird der Westerwald durch die Tallandschaften dieser Fließgewässer begrenzt: das untere Mittel-Rheintal zwischen Koblenz und Linz, die Sieg bis Betzdorf, die Heller, den Oberlauf der Dill und ab deren Mündung bei Wetzlar den Unterlauf der Lahn.

Geomorphologisch gehört der Westerwald zum Rheinischen Schiefergebirge und bildet den Großteil von dessen östlicher, rechtsrheinischer Hälfte. Es gehört allerdings auch das östlich der Dill gelegene Gladenbacher Bergland zum Westerwald, während die bis 680 m hohen Berge beim Haiger Sattel und östlich von Siegen schon zum Rothaargebirge gezählt werden.

Aufteilung

Höhenmäßig gliedert sich der Westerwald in diese drei Regionen:

  • Unterer bzw. Vorderer Westerwald oder Vorderwesterwald:
Der „Untere Westerwald“ grenzt an die Tallandschaften von Rhein und Lahn und stellt den West- und Südwestteil des Westerwalds als zertaltes Rumpfgebirge in Höhenlagen von 200 bis 400 m dar. Darin eingelagerte Senkungsräume (Dierdorfer Senke, Montabaurer Senke) sind für ihre Tonvorkommen bekannt (Kannenbäckerland). Im Südwesten befindet sich mit der waldreichen Montabaurer Höhe (545 m) ein Härtlingszug aus Quarzit. Das nordwestlich anschließende Siebengebirge bei Bonn (bis 464 m) wird naturräumlich schon dem unteren Mittelrheingebiet zugerechnet.
Weiters liegt hier das Naturschutzgebiet Malberg.
  • Oberer Westerwald:
Der „Oberer Westerwald“ liegt als teils bewaldetes vulkanisches Kuppenland mit größeren Basaltdecken vor allem im Bereich der Westerwälder Seenplatte auf etwa 350 bis 500 m Höhe. Südlich schließt sich als Teil des Lahntals das Hügelland des Limburger Beckens an.
  • Hoher Westerwald:
Der „Hohe Westerwald“ ist eine mit Wäldern versehene, wellige und zugleich basalthaltige Hochfläche mit ausgeprägtem Reizklima auf rund 450 bis 657 m Höhe. Hier befindet sich mit der Fuchskaute der höchste Berg des Westerwalds.

Ortschaften

Kreisstädte im Westerwald sind: Altenkirchen (AK), Montabaur (WW) und Neuwied (NR). Darüber hinaus haben der Lahn-Dill-Kreis (LDK), der Landkreis Mayen-Koblenz (MYK), der Rhein-Lahn-Kreis (EMS) und der Landkreis Limburg-Weilburg (LM) Anteile am Westerwald. Nimmt man die Sieg als nördliche geografische Begrenzung des Westerwaldes an, so gehört ebenfalls der rechtsrheinische Rhein-Sieg-Kreis (SU, NRW) zu Teilen (z. B. das Siebengebirge und die Gemeinden Eitorf und Windeck) dazu.

Verkehrsanbindung

Der Westerwald und seine Randgebiete werden von Abschnitten der Bundesstraßen 8, 42, 49, 54, 62, 255, 256, 277, 413 und 414 durchzogen, über die Verbindung zu den Bundesautobahnen 3, 45 und 48 besteht.

Es führen auch mehrere Eisenbahnstrecken durch den Westerwald, der über den nördlich des „Hohen Westerwalds“ südlich von Burbach gelegenen Siegerlandflughafen auch per Flugzeug zu erreichen ist. Ebenfalls durchkreuzt die ICE Neubaustrecke zwischen Köln und Frankfurt den Westerwald mit Stopps in Montabaur und Limburg an der Lahn.

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Geologie

Geologisch ist der Westerwald Teil des Rheinischen Schiefergebirges und stellt wie dieses einen stark erodierten Rest des großen variszischen Gebirgssystems dar, welches in der Vorzeit große Teile Europas prägte.

Das devonische Grundgebirge wird von vulkanischen Massen aus dem Tertiär überlagert, insbesondere Basalten und Tuffen. Wirtschaftlich bedeutend war und ist neben der Gewinnung von Schiefer, Kalk und Ton auch das Eisen und seine verarbeitende Industrie zwischen Rheintal (Unkel, Linz) und Unterer Wied, der Bimskies im Neuwieder Becken, verschiedene Mineralquellen und früher der Abbau von Braunkohle.

Das gesamte Gebiet des Westerwalds lag im Erdaltertum (vor 600 bis 270 Mill. Jahren) unter einem tropisch warmen Meeresarm. Dieses Meer lagerte viele Kilometer dicke Sedimente in die variszische Geosynklinale ab, die bei der folgenden Gebirgsbildung stark gefaltet wurden. Die am Nord- und Südwestrand des Westerwalds gelegenen Städte Siegen und Koblenz gaben auch zwei Schichten des Unter-Devon mit ihren bunten Schiefern ihre Namen. Den oberen Gebirgsstock bilden ausgedehnte vulkanische Decken aus Basalt mit eingelagerten Tuffen.

In einigen Gebieten baut man seit langem Schiefer und Ton ab, der im so genannten Kannenbäckerland, aber auch an einigen anderen Orten in Töpfereien weiterverarbeitet wird. Auch der Export, insbesondere nach Italien, ist bedeutend (über eine Million Tonnen pro Jahr). Im östlichsten Westerwald (hessischer Teil) finden sich interessante Kalksteinvorkommen aus unterschiedlichsten geologischen Zeiträumen. Der Erdbacher Kalk aus dem Unterkarbon gab einer kleinen Zeitstufe den Namen „Erdbachium“.

Bei Breitscheid finden sich Reste eines Atolls aus dem subtropischen Devonmeer vor 380 Millionen Jahren. Teile dieser Kalkformation werden im Tagebau gewonnen; bei Enspel wurde ein Fossilien-Schutzgebiet eingerichtet, in dem Institute mehrerer Hochschulen Forschungen und Exkursionen betreiben. Einige Karsthöhlen sind Forschungsthemen der Speläologie und bewirken das zeitweilige Verschwinden und Wiederauftauchen des Erdbachs.

Berge

Der höchste Berg des Westerwalds ist die im „Hohen Westerwald“ befindliche Fuchskaute, die sich mit 657 m ü. NN um etwa 400 m Höhe über das Tal der ein paar Kilometer nordöstlich vorbei fließenden Dill erhebt. Mehrere Dutzend weitere Berggipfel und -kuppen übersteigen die 600-Meter-Grenze. Diese und weitere Berge des Westerwalds sind:

  • Fuchskaute (657 m; früher mit Aussichtsturm), Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz
  • Stegskopf (654 m; früher mit Aussichtsturm; Quelle der Daade), Landkreis Altenkirchen, Rheinland-Pfalz
  • Salzburger Kopf (653 m), zwi. Salzburg/Stein-Neukirch, Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz
  • Galgenberg (649 m), bei Salzburg, Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz
  • Höllberg (643 m; mit Fernsehturm), Lahn-Dill-Kreis, Hessen
  • Kühlfelder Stein (638 m; nahe: Siegerlandflughafen), Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz
  • Homberg (634 m), Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz
  • Großefeld (619 m), Lahn-Dill-Kreis, Hessen
  • Auf der Baar (618 m), Lahn-Dill-Kreis, Hessen
  • Barstein (614 m), Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz
  • Alsberg (613 m), Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz
  • Nenkersberg (610 m), Kreis Siegen-Wittgenstein, Nordrhein-Westfalen
  • Hahn (607 m), Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz
  • Knoten (605 m), Lahn-Dill-Kreis, Hessen
  • Backofen (602 m), zwi. dem Ort Hof und dem Stegskopf, Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz
  • Heimerich (601 m), Landkreis Altenkirchen, Rheinland-Pfalz
  • Großer Wolfstein (563 m), Steinformation bei Bad Marienberg, Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz
  • Montabaurer Höhe (545 m; mit Fernsehturm), Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz
  • Köppel (540 m; mit Aussichtsturm), Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz
  • Hohenseelbachskopf (530 m), Kreis Siegen-Wittgenstein, Nordrhein-Westfalen und Landkreis Altenkirchen, Rheinland-Pfalz
  • Großer Weißenstein (516 m), Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz
  • Hinstein (515 m), Greifenstein, Lahn-Dill-Kreis, Hessen
  • Mahlscheid (509 m), Kreis Siegen-Wittgenstein, Nordrhein-Westfalen und Landkreis Altenkirchen, Rheinland-Pfalz
  • Götzenberg (501 m), Stockum-Püschen, Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz
  • Stöffel (498 m), Stockum-Püschen, Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz
  • Beulsstein (483 m), Oberahr, Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz
  • Watzenhahn (475 m), Berzhahn/Willmenrod, Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz
  • Asberg (441 m), Unkel, Landkreis Neuwied, Rheinland-Pfalz
  • Malberg (422 m), Moschheim/Leuterod/Ötzingen, Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz
  • Dornburg (393 m), Gemeinde Dornburg, Kreis Limburg/Weilburg, Hessen
  • Beulskopf (388 m; mit Aussichtsturm), Landkreis Altenkirchen, Rheinland-Pfalz
  • Heernlay (385 m), Gemeinde Dausenau, Rhein-Lahn-Kreis, Rheinland-Pfalz
  • Pfahlberg (346 m), Nauort, Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz
  • Wacht (303 m) Stadt Selters, Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz

Gewässer

Fließgewässer

Zu den Fließgewässern des Westerwalds gehören:

Stillgewässer

Zu den Stillgewässern des Westerwalds gehören:

Persönlichkeiten

Westerwaldlied

International bekannt ist der Westerwald auch durch zahlreiche, vor allem volkstümliche Lieder, insbesondere das Westerwaldlied, auch Westerwald-Marsch, Westerwald, du bist so schön, das „neue Westerwaldlied“ des Liedermachers Ulrik Remy: Ich bin aus 'm Westerwald und Das schönste Mädchen vom Westerwald.

Text des Westerwaldlieds

Heute wollen wir marschier'n
Einen neuen Marsch probier'n
|:In dem schönen Westerwald
Ja da pfeift der Wind so kalt:|
Refrain:
Oh, Du schöner Westerwald
Über Deine Höhen pfeift der Wind so kalt
Jedoch der kleinste Sonnenschein
Dringt tief ins Herz hinein
Und die Gretel und der Hans
Gehn des Sonntags gern zum Tanz
|:Weil das Tanzen Freude macht
Und das Herz im Leibe lacht:|
Wiederhole Refrain
Ist das Tanzen dann vorbei
Gibt es meistens Keilerei
|:Und den Bursch den das nicht freut
Ja, man sagt der hat kein Schneid:|
Wiederhole Refrain

Dies und das

Die Westerwälder werden im Volksmund oft als „Basaltköpp“ bezeichnet, da sie als dickköpfig gelten und in einer sehr basaltreichen Region leben.

Literatur

  • Hellmuth Gensicke: Landesgeschichte des Westerwaldes. 2., ergänzter Nachdruck der Ausgabe von 1958. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau, Nr. 13. Gemeinsam mit der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz herausgegeben von der Historischen Kommission für Nassau. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1987, XVIII/659 S., ISBN 3-922244-80-7
  • Markus Müller: Gemeinden und Staat in der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg 1652-1799. Wiesbaden 2005, Verlag der Historischen Kommission für Nassau. Beiträge zur Geschichte Nassaus und des Landes Hessen, Bd. 3/561 S. ISBN 3-930221-14-4
  • Heiner Feldhoff: Westerwald. in: Literarischer Reiseführer Rheinland-Pfalz. Herausgegeben von Josef Zierden. Frankfurt 2001
  • Oliver Greifendorf: Kriegsschauplatz Westerwald - Einmarsch der Amerikaner im Frühjahr 1945, Aachen 2003, Helios-Verlag, ISBN 3-938208-05-8
  • Ulrich Fliess: Volkskundliche Abteilung. Ausstellungskatalog des Historischen Museum am Hohen Ufer Hannover II. Hannover 1972. Seite 99-102: "Westerwälder Steinzeug" und "Wandvitrine 142" nebst Tafel 15.
Wiktionary: Westerwald – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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